Beginn der Kämpfe in den Argonnen 1914
Im September 1914, als sich der Bewegungskrieg zum Stellungskrieg entwickelte, bedrohte zwischen der Champagne und Verdun die offene Flanke der Argonnen die deutsche Kriegsführung im Westen.
Man wusste nicht, ob und wie stark die Franzosen den dichten Wald, in dem man Kampfhandlungen für unmöglich hielt, besetzt hatten. Deutsche Truppen hatten ihn nicht besetzt, so dass zwischen der 4. Armee in der Champagne und der 5. Armee vor Verdun eine Lücke von 12 km klaffte. Wie wir heute wissen, besetzten die Franzosen Mitte September fast ungestört den Wald mit zwei vollen Armeekorps und zogen Verstärkungen an Pionieren, sowie die mit Wald- und Gebirgskämpfen besonders vertrauten Alpenjäger und Forstleute heran. Sie schufen ein gewaltiges System von Verteidigungsstellungen mit sogenannten Blockhäusern, Barrikaden, Astverhauen und vielem mehr.
Ende September hatte sich General von Falkenhayn, der den Oberbefehl innehatte, entschlossen, den Schwerpunkt der Kämpfe auf die Westseite der Argonnen zu legen. Die Leitung des neuen Angriffs war dem Oberkommando der 5. Armee übertragen worden. Dieses bildete aus den Kräften, die ihm westlich der Argonnen zur Verfügung standen, zwei neue Kampfgruppen. Das durch Teile des VI. Armeekorps, aus der Kampffront östlich der Argonnen, abgelöste und nördlich Varennes bereitgestellte XVI. Armeekorps wurde angewiesen, quer durch das Wald- und Bergland in der Richtung auf Servon und Vienne le Château vorzugehen. General von Mudra ordnete den Vormarsch gemischter Abteilungen auf den Straßen nach Servon und Le Four de Paris an, um den Angriff, der mit dem linken Flügel über Toter-Mann-Mühle (Moulin de l’homme mort) auf La Placardelle angesetzten 27. Infanterie-Division, zu unterstützen und zugleich den Weg für die Masse des XVI. Armeekorps freizumachen.
Auf Grund dieser Anordnungen entstanden die Argonnenkämpfe, die sich zeitlich in ungeahnter Weise ausdehnen und besonders schwer wie auch hartnäckig gestalten sollten. Der Grund hierfür lag vornehmlich in der Eigenart des Kampfgeländes. Die Argonnen waren durch zahlreiche Geländeeinschnitte geteilt, was eine zähe, abschnittsweise Verteidigung begünstigte. Das für Truppenbewegungen in Frage kommende Wegenetz war sehr beschränkt. Die einzige Längsverbindung von Norden nach Süden bis zur Chaussée Le Four de Paris – Varennes, die Römerstraße, war stellenweise völlig zugewachsen, nur für Fußgänger benutzbar und bedurfte eines gründlichen Ausbaus. An Querverbindungen genügte nur der ausgebesserte Weg von Apremont nach Binarville und die gute Chaussée von Varennes über le Four de Paris nach Vienne le Château den Anforderungen gesteigerten Truppenverkehrs.
Die größten Schwierigkeiten in den Waldkämpfen bereitete aber der Bodenbewuchs. Weit auseinanderstehende, hochstämmige Bäume überschatten ein Gewirr von niedrigem Stangen- und Unterholz, das in den Argonnen besonders üppig gedieh. Es war im Allgemeinen so dicht, dass außerhalb der Wege und der vielfach verwachsenen Schneisen die Übersicht ganz, die Bewegung auf das äußerste behindert wurde. Die deutschen Soldaten mussten unter diesen Verhältnissen völlig umlernen. Es entwickelte sich eine ganz neue Kampfart, die ihren besonderen Charakter durch die Gefechtsführung der Franzosen erhielt. Diese stellten den deutschen Angriffen Schützengräben hinter Schützengräben entgegen, die meist so angelegt waren, dass sie sich gegenseitig flankierten. Das Gewirr des Unterholzes, dass mit Stacheldraht durchflochten war, ergab ein kaum überwindbares Hindernis. Die beiden Gegner lagen einander ganz dicht gegenüber, oft teilten sie denselben Schützengraben. Immer mehr war man gezwungen, sich mittels der Sappe vorzuarbeiten. Bald stellten sich die Kampfmittel des Festungskrieges, wie Minenwerfer jeder Art, Handgranaten, Revolverkanonen und Schützenblenden, ein. Die Tätigkeit der Pioniere trat in den Vordergrund. Die Artillerie sah sich zu einem neuen, genauerem Schießverfahren genötigt. Alles in allem lag der Vorteil bei den Waldkämpfen entschieden auf der Seite der Verteidiger.
Diese eigenartigen Verhältnisse des Kampfgeländes stellten Führung und Truppe vor ganz neue Aufgaben. In der Tat sind im Argonnerwalde sehr bald neue Angriffsformen und -mittel erfunden worden, die von hier ihren Weg über die ganze Westfront nahmen.
Eine Antwort auf „Beginn der Kämpfe in den Argonnen“
Als Kind (1950 geboren) habe ich in meinem Heimatdorf einen “alten Mann” gekannt, der beim Stichwort Argonnen Wald von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt wurde. Er hatte die Hölle überlebt und war seither schwer traumatisiert.
Es rührt mich noch heute an.