Tagebuch Josef Reiß – das Jahr 1918 – Teil I

Tagebuch eines Heilbronner Landsturm-Mannes im Weltkrieg

Weg des Josef Reiß – Gesnes en Argonne- OpenStreetMap
Weg des Josef Reiß – Pouilly-sur-Meuse, Ferme de la Wame – OpenStreetMap
Weg des Josef Reiß – Viéville, St. Maurice, Tranchee-de-la-Calonne, Bouillonville – OpenStreetMap

Lesezeit: 107 Min
Erster Eintrag im Tagebuch
Gesnes-en-Argonne, nordwestlich von Verdun in den Argonnen
01. Januar 1918 – Ruhelager

Mit Gott im Jahre 1918

– 1. Januar, Dienstag

Nach ruhigem Schlafe um 9 Uhr aufgestanden. Meine Sachen zum Ausgang gerichtet & dann gesehen, ob kein Gottesdienst statt findet, konnte leider nichts erfahren. Mittagessen: Gulasch & Kartoffeln, war reichlich. Dann den lb. Eltern & der lb. Schwägerin einen Brief geschrieben, sowie mein Tagebuch. Ging um ½ 1 Uhr zur Komp., ist eine halbe Stunde zum Gehen (Anm. Exmorieux-Ferme), hatte meine Löhnung & 2,60 Mark Kriegskontributionsgeld vom Nov. & Dez. Mit der Post ein Päckchen von Heinsheim & einen Brief von den lb. Eltern bekommen. Blieb bei den Kameraden bis 5 Uhr & machte mich dann auf den Heimweg. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen bis 9 Uhr. Der Tag war schön & auch ordentlich warm. War müde & ging um ½ 10 Uhr zur Ruhe.

– 3. Januar, Donnerstag

Nach ordentlichem Schlafe um 9 Uhr aufgestanden. Dann Brennholz gemacht & gelesen. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann meine Leibwäsche gewaschen, daß ich mal von den Läusen meine Ruhe bekomme, denn es hat hier ziemlich viel von dem Lumpengeziefer, so daß man nicht schlafen kann. Mit der Post leider nichts erhalten. Nach dem Abendbrot gelesen & um 7 Uhr ins Kino gegangen. Das Stück war schön, aber die Halle war recht kalt. Nach Rückkehr gleich zur Ruhe gegangen, denn mich fror von innen raus. War heute auch recht kalt & alles so dusig.

– 4. Januar, Freitag

Nach schlechtem Schlafe um ½ 10 Uhr aufgestanden. Dann an Frau Generalmajor Triebig einen Brief geschrieben, da von ihr mein Weihnachtspaket gefüllt & gestiftet war. Mittagessen: Gulasch & Kartoffeln, es gab ziemlich. Von 2 Uhr ab hatten wir die Aufsicht beim Patronengurten. War aber keine rechte Arbeit, denn die Leute haben keine Interessen. Heute war so recht kalt wie noch nie & mich fror ordentlich. Ging nach dem Abendbrot bald zur Ruhe, denn mir ist heute nicht wohl. Mit der Post auch wieder nichts erhalten.

Fritz von Triebig
Kommandeur 222. Infanterie-Division

– 5. Januar, Samstag

Nach recht schlechtem Schlafe um ½ 9 Uhr aufgestanden, hatte die Nacht über so recht Atemnot & Kopfschmerzen. Ging heute mal zum Friseur hin, war sauber eingerichtet. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Mußte zum M.G.-Reinigung runter gehen, denn heute Morgen wurde scharf geschossen. War aber gleich so müde, daß ich mich in die Falle legen mußte. Mit der Post nichts erhalten, als eine Zeitung, es kam heute die Nachricht, daß die Friedensverhandlungen zwischen Russland & Deutschland vorläufig abgebrochen sind. Hatte eine solche Hitze im Kopf, daß ich bis Mitternacht nicht einschlafen konnte.

– 9. Januar, Mittwoch

Nach schlechtem Schlafe nach Mitternacht aufgewacht, hatte gestern vor dem zur Ruhe gehen zwei Tabletten Aspirin & zwei Stück Solvenzki (?) genommen. Die brachten mich so recht in Schweiß, leider war es in der Bude zu kalt, um das Hemd wechseln zu können. Blieb dann in der Falle liegen bis ½ 11 Uhr & der Sanitäts-U’offz. besuchte mich. Mittagessen: Sauerkraut, Kartoffeln & Rindfleisch. Dann wieder bis 3 Uhr auf die Falle gelegt, ist mir nicht wohl. Dann Tagebuch geschrieben & die Gewehre, die beim Scharfschießen waren, reinigen lassen. Ging nach dem Abendbrot bald zur Ruhe. Uffz. Roye brachte mir heute meine Post. 2 Päckchen vom lb. Bräutchen, Brief von den lb. Eltern, lb. Bruder, Karten vom Talheimer Hugo, Möckmühler Eugen & vom lb. Bruder. Es schneite heute wieder den ganzen Tag.

– 12. Januar, Samstag

Nach unruhigem Schlafe um 9 Uhr aufgestanden, war mir heute etwas besser. Dann meine Leibwäsche gewaschen, die lausig war. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch. Legte mich dann etwas zur Ruhe, denn mein Katarr ist noch nicht vorbei. Mit der Post leider nichts erhalten. Heute machte der Franzmann in unserem Abschnitt 3 Vorstöße & holte sich von die 186er 23 Gefangene, denn er schaffte stark mit giftigem Gasfeuer. Legte mich bald zur Ruhe.

Gesnes-en-Argonne

– 15. Januar, Dienstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Machte mal die Quartiere der 68er durch & fand verschiedene brauchbare Sachen, darunter ein Sitzpolster von einer Kutsche, das mit Leder überzogen war. Mittagessen: Reissuppe & Büchsenfleisch, war nicht so gut gekocht bei der 2./ Batterie 56 wie bei den 68er. Dann mein Polster zertrennt & Tagebuch geschrieben, es regnete heute den ganzen Tag nur einmal & man war froh, nicht aus der Bude zu müssen. Nach dem Abendbrot noch Zeitung gelesen, mit der Post leider nichts erhalten.

– 17. Januar, Donnerstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 9 Uhr aufgestanden. Die ganze Gesellschaft ging heute um ¾ 8 Uhr hier weg zum Gefechtsschießen nach Pouilly (Anm. -sur-Meuse). Wir waren nur noch drei Mann auf der Bude. Schrieb am lb. Bräutchen & am lb. Bruder einen Brief. Mittagessen: Sauerkraut & Rindfleisch, Kartoffeln waren darunter gekocht. Dann einige Paketchen zum nach Hause schicken fertig gemacht. Eines mit Zigarren durch unsere Ordonanz mit zur Komp. geschickt. Legte mich um 7 Uhr in die Klappe & hatte schon gut geschlafen, als die Gesellschaft um 11 Uhr aus Pouilly zurück kam. Heute war es auf der Bude recht ordentlich, mit der Post leider nichts erhalten.

Kirche in Gesnes

– 18. Januar, Freitag

Nach ordentlichem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden. Holte heute mal selbst Kaffee bei der 2./ Batt. 56, aber ach, welch ein Getränk, das reinste Cichoriewasser. Die anderen standen erst um 10 Uhr auf. Dienst war diesen Vormittag keiner. Mittagessen: Kartoffel-Gemüse & Büchsenfleisch, war nicht gerade schmackhaft gekocht. Fragte heute Mittag den Lt. Starke, wann ich weggehen sollte mit meinem M.G. & Geräte. Er sagte der Kursus wird um acht Tage verlängert & ich bleibe bis dorthin selbstverständlich noch hier. Nach dem Abendessen noch gelesen. Mit der Post leider nichts erhalten. Das Wetter war schlecht heute immer Regen den ganzen Tag.

– 19. Januar, Samstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 9 Uhr aufgestanden. Ging heute mal in die Badeanstalt wegen einem Wannen-Bad. Mit U’offz. Diel mal den hiesigen Friedhof besehen, waren sehr viel Landw. 120er & 125er hier beerdigt. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann zwei Päckelchen für die Eltern zusammen gemacht. Ging dann zu der Comp. & nahm die Pakete mit. Es war recht schön warm heute. Mit der Post zwei Pakete vom lb. Bräutchen erhalten, sowie eine Karte von Pfarrer Lipp (Anm. Pfarrer in Salach) & eine von Karl Leger. Auf dem Rückweg wurde ich gut naß. Ging nach dem Abendessen bald zur Ruhe, denn ich war recht müde.

Epinonville
Soldatenfriedhof Epinonville

– 21. Januar, Montag

Nach gutem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden. Dann zum Baden & Entlausen gegangen & anschließend meine Leibwäsche gewaschen. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Büchsenfleisch. Dann meine Wäsche gewaschen & Socken geflickt. Nach dem Abendbrot mein Tagebuch geschrieben. Um 8 Uhr erhielt ich die Nachricht, daß ich Morgen abgelöst werde, da unsere Comp. von der Division ausscheide, weiterer Befehl folge. Dann noch meine Sachen in Ordnung gebracht & gepackt. Um 11 Uhr zur Ruhe gegangen.

– 23. Januar, Mittwoch

Nach gutem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden, um 3 Uhr heute früh ging es bei den Argonnen recht lebhaft zu, da war nur noch ein Rollen zu hören. Nach dem Frühstück meine Teppiche wieder zus. gemacht. Dann zum Mittagessen Kartoffelsuppe mit Büchsenfleisch gekocht, holte mir im Lazarettgarten Lauch & Petersilie dazu. Ging um ½ 12 Uhr nach der Emervouz-Ferme. Es waren aber nur noch drei Wagen von der Komp. da. Die Komp. ist gestern Morgen um 8 Uhr von hier abgerückt, die Schützen gingen von hier gleich in Stellung bei Montfaucon & die Fahrer kamen wieder in die Madeleine-Ferme. Ging dann wieder beruhigt nach Gesnes zurück. Dann am lb. Bräutchen einen Brief geschrieben & eine Photographiekarte von unserer hiesigen Aufnahme beigelegt, sowie ein Geburtstagsgeschenk (Anm. sie hat am 28. Jan.). Dann noch den lb. Eltern einen Brief geschrieben. Um ½ 7 Uhr kam der Fahrer Köhler & holte mich ab, was mir aber nicht recht passte, konnte leider nichts machen & mußte halt mit bei Nacht & Regen. Der Weg war schlecht & wir kamen erst um 10 Uhr im Lager an. War recht froh, daß ich meinen Strohsack mitgenommen hatte, denn die Fallen in unserer Baracke waren recht lumpig & verzogen. Kam neben Freund Gomm zu liegen. Mit der Post leider nichts erhalten.

– 24. Januar, Donnerstag – Unbekanntes Lager

Nach ruhigem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden. Meldete mich nach dem Morgenkaffee beim Feldwebel zurück. Dann mit den Waffenmeistern die M.G. samt Geräte abgeladen. Dann gelegentlich beim Komp.-Führer zurückgemeldet. Mittagessen: Gerstensuppe & Büchsenfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Von 2 Uhr an mit drei Mann Kartoffel für die Küche geschält. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. An der Front war es heute recht lebhaft, besonders schwere Artillerie.

– 27. Januar, Sonntag

Heute Sonntag & Kaisers Geburtstag. Um 7 Uhr aufgestanden, hatte Dienst heute & mußte Patronen entgurten lassen. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch, war gut gekocht. Mußte dann meine Sachen zus. packen & verladen, denn ich soll als Quartiermacher mit dem Zug nach Stenay & Cervizy. Fasste dann für einen Tag Verpflegung & zwar eine Büchse Conservenfleisch & Kaffee. Dann meine Sachen auf den Lebensmittelwagen verpackt, der mit Munition nach Romagne fuhr. Konnte auf eine Strecke aufsitzen, wos bergab ging. Hatte in Romagne noch genügend Zeit, denn der Zug fuhr erst um 3.55 Uhr ab. Kam um 5.35 Uhr in Stenay an & machte mich mit meinem Affen gleich auf den Weg nach Cervizy, hatte bis 6.20 Uhr zu gehen & wurde recht müde. Der Ortskommandant, ein Offz. Stellv. von der Art No. ? war sehr entgegenkommend, so daß ich um 7 Uhr schon an Feldwebel Schiller telefonieren konnte, daß die Sache in Ordnung sei, bis auf das Offz. Quartier, das wir wahrscheinlich im Offiziersheim in Stenay besorgen müssen. Ich selbst wurde bei zwei Landsleuten untergebracht, die von der Genesungsabteilung Stenay hierher kommandiert sind. Haben ein nettes Zimmer & drei Fallen mit Strohsäcken darinnen. Nach dem Abendkaffee mein Tagebuch & am lb. Bräutchen ein Brieflein geschrieben. Dann noch gelesen, denn meine Schlafkameraden waren zur Kaisers Geburtstagsfeier gegangen. Ging um 11 Uhr zur Ruhe.

– 28. Januar, MontagCervizy

Nach ruhigen Schlafe um 8 Uhr aufgestanden, dann meinen Anzug gereinigt, der es nötig hatte & gefrühstückt. Dann holte mich der Quartier-U’ffz. von der Ortskommandantur ab zum Quartier suchen, waren um ½ 12 Uhr fertig. Auf zureden des U’ffz. Krebs erhielt ich auch in der Küche Nudelsuppe & Rindfleisch, was recht gut gekocht war. Dann meine Quartierliste geschrieben & mein Tagebuch. Machte dann die Quartiere in Ordnung & sorgte für Brennholz. Um 4.15 Uhr kam die Feldküche, die in Stenay Wasser gefaßt zum Kaffee. Die anderen Fahrzeuge hatten nochmals Halt gemacht & kamen erst um 5 Uhr. Hatten gleich einen Kranken mitgebracht, für den ich ein Fuhrwerk von der Kolonne erbat, daß man ihn ins Lazarett nach Stenay überführte. Der Lt. Schütz & die Mannschaft war mit den Quartieren sehr zufrieden. Ich war um ½ 7 Uhr mit dem Dienst fertig & legte mich um 8 Uhr zur Ruhe in meinem alten Quartier.

Seuchenlazarett Inor

– 29. Januar, Dienstag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, meine Sachen gepackt, gefrühstückt. Dann meine Quartiere nachgesehen & die Schlüssel auf der Kommandantur abgegeben. Rückten dann mit den Fahrzeugen um ½ 8 Uhr ab, über Martincourt (Anm. -sur-Meuse), Inor nach Pouilly & kamen dort um 10 Uhr an. Kam im Pfarrhaus ins Quartier, wo ich schon am 8. Juni 1915 eine Nacht schlief. Mittagessen: Gerstensuppe & Rindfleisch. Dann meine Sachen ausgepackt. Um 2 Uhr Komp. einteilen in 10 Gewehrbedienungen. Erhielt wieder das erste Gewehr & dazu Schütze Fuhs, Fauser, Hartmann, Ehrat & Dautel. Dann im Quartier eingerichtet sowie eine Karte am lieben Bräutchen & den lb. Eltern geschrieben & einen Brief am lb. Bruder, sowie mein Tagebuch. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen, legte mich um 10 Uhr zur Ruhe. Mit der Post eine Karte von Lui Gramling erhalten. Die Quartiere sind hier alle gut & auch ordentlich warm. An Brennholz fehlt es hier nicht, da hier ein Sägewerk ist.

– 31. Januar, Donnerstag – Pouilly

Nach gutem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden & gefrühstückt. Der Margierte (Anm. imaginäre) Feind mußte um ¼ 8 Uhr Abmarschieren & wir saßen dann noch 1 Stunde in der Bude, da wir durch Mißverständnis eine Stunde zu früh geweckt wurden. ¼ 8 Uhr Abmarsch gegen Moulin, machten dort ein Gefecht mit der Inf.-Komp. Nr. 17 für den Komp.-Führer-Kursus. Ging langsam von statten & wir froren auf dem gefrorenen Boden. Rückkehr um ½ 11 Uhr. Mittagessen: Bohnen & Rindfleisch, war recht gut gekocht. Dann mein Tagebuch geschrieben & gelesen. Mit der Post einen Brief vom lb. Bräutchen einen Brief, einen von Joh. Abt & eine Karte von Rudolf Uebelhör erhalten. Dann gelesen bis 10 Uhr.

Pouilly-sur-Meuse

– 01. Februar, Freitag

Nach gutem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, meldete mich zum Arzt. Ging um ½ 9 Uhr in die Revierstunde & ließ mir einen Ausweis zum Zahnarzt nach Stenay ausstellen. Mittagessen: Dörrgemüse & Rindfleisch. Um 12 Uhr auf den Bahnhof gegangen, mit U’offz. Hartmann, der auch nach Stenay ging. Auf dem Bahnhof traf ich den Bahnhof-Vorsteher Oesterreicher, der schon vor zwei Jahren hier war. Ging in sein Zimmer & las Zeitung, bis der Zug kam. Waren um ½ 12 Uhr in Stenay & ich ging sogleich in die Zahnstation, es ist Sprechstunde von 9 – 12 & von 2 – 5 Uhr, war der erste Mann & konnte um ½ 3 Uhr wieder gehen. Dann noch Pilo (Schuhcreme) gesucht aber nirgends eines bekommen. Ging dann ins U’offz.-Heim & trank einige Glas Bier, dabei am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben. Hartmann kam auch hierher & wir gingen um 5 Uhr auf den Bahnhof. Auf der Rückfahrt kam ich in einen Wagen, wo einige Fensterscheiben fehlten & mich fror darinnen bis Pouilly. Mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen & mein Tagebuch geschrieben. Von der Front nicht viel zu hören als Artilleriefeuer.

– 02. Februar, Samstag

Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr durch Feueralarm geweckt. Unsere Herren vom Kursus saßen bis ½ 3 Uhr im Kasino & tranken tüchtig bis zu Affen. Um 6 Uhr brannte dann das Kasino schon im Dachstock, unsere Komp. war alles beim Löschen, aber das Wasser fehlte. Die Möbel & der Hausrat kam alles raus, auch Wein & Limonaden. Die Schützen ließen auch davon im Quartier verschwinden, ich errang auch eine Flasche Wein. War heute Morgen recht kalt & man fror mit samt dem Mantel. Um 7 Uhr ging die Hälfte der Komp. zum Kaffee & nachher die anderen mußten dann eine Absperrwache stellen um den ganzen Brandplatz. Um 8 Uhr kam die Feuerwehr von Stenay, der Brand war aber schon zu weit fortgeschritten, so daß nichts mehr zu ändern war, als alles ausbrennen lassen. Mittagessen: Bohnen & Büchsenfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & gelesen. Um ½ 1 Uhr rückte die Feuerwehr von Stenay wieder ab. Von 1 Uhr ab erhielt ich Komp.-Dienst & Wache zugleich. Die Mannschaft hatte von 2-3 Uhr M.G. reinigen, von 3 Uhr ab Quartier reinigen & Brennholz zerkleinern. Mit der Post leider nichts erhalten. Nach dem Abendbrot gelesen, um ½ 10 Uhr abgezählt & dann zur Ruhe gegangen.

– 03. Februar, Sonntag

Heute Sonntag. Wecken um ½ 8 Uhr, ¾ 8 Uhr Kaffee fassen. 8.10 Uhr Antreten der kath. Mannschaft zum Kirchgang. Wollte auch zu den Sakramenten gehen, aber der Feldgeistliche mußte noch in Mouzon zum Gottesdienst & versprach uns ein ander mal zu kommen, solange wir noch hier sind. 11.30 Uhr Appell im Tuchanzug umgeschnallt mit Mütze. Mittagessen: Erbsen & Büchsenfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Um 2 Uhr Appell im Ausgangsanzug & Parole verlesen. Ging dann mit Fuß, Erath & Heer nach Inor zum Lazarett & besuchten Karl Schenk. Wurden gut bewirtet & in der Kantine tranken wir zwei Flaschen guten Wein. Gingen um 8 Uhr nach Pouilly zurück, mit der Post leider nichts erhalten. Legte mich um 9 Uhr zur Ruhe.

– 03. Februar, Sonntag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 bis 9 Uhr Unterricht über M.G. 9.15 Uhr bis 11 Uhr Gefechtsexerzieren im Gelände bei Moulin. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Büchsenfleisch. Dann am lb. Bräutchen einen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Mußte von 2 Uhr an Feuerschau gehen in sämtlichen Quartieren von Komp. & fand auch einige Anstände & Kamindefekte. Holte mir um 7 Uhr bei der Ortskommandantur Kartoffeln. Mit der Post leider nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Dann unterhielten wir uns auf dem Zimmer. Durch Erlebnisse über den Krieg, wo jeder etwas beitrug.

– 04. Februar, Montag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über die beweglichen Teile des M.G. Um 9 Uhr Abmarsch zum Sturmwerk. Die M.G. wurden verladen. Am Werk hatten wir Übung bis ½ 11 Uhr & waren um ¼ 12 Uhr wieder im Quartier. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann bei einem Ehinger Kameraden der bei der Wirtschafts-Komp. hier ist einen Besuch gemacht & Apfelmost getrunken. Um ¾ 2 Uhr Abmarsch zu Schulschießen: 25 Schuß Punktfeuer, hatte dabei in 4 Rechtecken 17 cm lang & 9 cm Höhe 19 Treffer, 16 Treffer waren verlangt. Rückkehr um 9 Uhr, anschließend M.G. reinigen. Nach dem Abendbrot gelesen & am lb. Bruder einen Brief geschrieben, sowie mein Tagebuch. Mit der Post einen Brief vom lb. Bruder erhalten. Um 10 Uhr zur Ruhe gegangen.

– 05. Februar, Dienstag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über die beweglichen Teile des M.G. Um 9 Uhr Abmarsch zum Sturmwerk. Die M.G. wurden verladen. Am Werk hatten wir Übung bis ½ 11 Uhr & waren um ¼ 12 Uhr wieder im Quartier. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann bei einem Ehinger Kameraden der bei der Wirtschafts-Komp. hier ist einen Besuch gemacht & Apfelmost getrunken. Um ¾ 2 Uhr Abmarsch zu Schulschießen: 25 Schuß Punktfeuer, hatte dabei in 4 Rechtecken 17 cm lang & 9 cm Höhe 19 Treffer, 16 Treffer waren verlangt. Rückkehr um 9 Uhr, anschließend M.G. reinigen. Nach dem Abendbrot gelesen & am lb. Bruder einen Brief geschrieben, sowie mein Tagebuch. Mit der Post einen Brief vom lb. Bruder erhalten. Um 10 Uhr zur Ruhe gegangen.

– 06. Februar, Mittwoch

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, da meine Gewehrbedienung mit den Infanteristen des Kursus um ½ 8 Uhr ausrücken mußte, so fragte ich den Feldwebel: Ob ich meine Kameraden von der 1./ Komp. Ehingen in Mouzon heute besuchen könne, da dieselben am Freitag weg kommen in die Gegend von Reims. Um ½ 9 Uhr ging ich hier weg & war um 11 Uhr in Mouzon, ging über die Ferme Alma. Besuchte Feldw. Esig & Krauss, Uffz. Kolb, Almendinger, Mai & Tempel. Kolb machte mir zum Mittagessen geröstete Kartoffel. Dann Max Braun, Schilling & den Feldküchenfahrer Christian besucht & Kaffee getrunken. Machte dann eine Besuchung in der Kirche, in der das Allerheiligste noch aufbewahrt wird. Die Kirche ist recht schön. Ging um ¾ 7 Uhr auf den Bahnhof, der Zug hatte eine Stunde Verspätung & ich war um 9 Uhr in Pouilly. Hatte mit der Post einen Brief von den lieben Eltern erhalten mit Glückwunsch zum Geburtstage. Die Kameraden erzählten mir, daß es heute beim Exerzieren windig zugegangen sei. Beim Handwaffen-Appell sei meine Bedienung zu spät gekommen & Vizfw. Casper habe sie zur Meldung gebracht. Der Feldw. Schiller habe nachher gesagt, ich hätte einen Ersetzenden bestimmen sollen. Es regnete den ganzen Nachmittag & war auch kalt dabei.

Kirche in Mouzon

– 07. Februar, Donnerstag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, meine Sachen gereinigt, denn gestern mochte ich auch nichts tun. Von 8 – 9 Uhr Unterricht durch Lt. Schüz über Rückstoßverstärker & Gurtfüllen. Dann von 9.15 bis 11.15 Uhr Gefechtsexerzieren, trotz Regen & Dreck. Kamen wie mit Dreck überzogen zurück. U’offz. Diehm sagte während dem Exerzieren: Lausbuberei & wurde vom Komp.-Führer deswegen zur Rede gestellt. Ich habe auch ein paarmal laut geschimpft & wurde auch deswegen hochgenommen. Es war heute wieder eine richtige erbitterte maßlose Stimmung unter den U’offz. & Mannschaften, die zu nichts Gutem führt. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Rindfleisch. Bekam heute Dienst, mußte aber um ½ 2 Uhr auch mit zum Schulschießen. Nach Rückkehr M.G. reinigen 5-6 Uhr Unterricht durch Lt. Schüz über Fliegerbeschuß. Nach dem Abendessen das Stuttgarter Sonntagsblatt gelesen, daß man wieder das Elend vergißt. Mit der Post eine Karte von der lb. Schwägerin & eine von Tante Anna erhalten. War heute recht müde & legte mich trotz Wache & Dienst um ½ 10 Uhr zur Ruhe. Es regnete heute den ganzen Tag nur einmal. Von der Front hört man hier aber nichts, nicht mal Artillerief.

– 08. Februar, Freitag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, 7 Uhr wecken & anschließend Kaffee fassen. Von 8 – 9 Uhr Unterricht durch Lt. Schüz über Schießlehre. 9.15 – 10 Uhr Exerzieren in einem Strohschuppen. Die Gewehr- & Zugführer gingen um ¾ 11 Uhr nach Mouzon als Zuschauer bei einer Besichtigung des Sturmtrupp. Mittagessen: Griessuppe & Büchsenfleisch. In meiner Freizeit meine Leibwäsche gewaschen, nachdem ich vorher Hemd, Unterhose & ein paar Socken gefaßt hatte & umgezogen. Will doch sehen, ob ich die Läuse & Flöhe jetzt in Ruhe mal los werde. Die Mannschaft hat heute Nachmittag Arbeitsdienst. Mußte den ganzen Mittag immer wieder andere Mannschaften kommandieren, man meinte, es müßte heute noch alles fertig werden. Bei der Postausgabe einen Brief vom lb. Bräutchen erhalten. Denn sämtlich U’offz. & Gefreite in Mouzon sind, so mußte ich den Dienst samt Wache bis morgen behalten. Um 9 Uhr kamen die Kameraden von Mouzon zurück, waren recht müde. Schrieb dann am lb. Bräutchen noch einen Kartenbrief & mein Tagebuch. Dann um ½ 10 Uhr abgezählt, war alles in Ordnung. Heute kam U’offz. Köhler von Feldlazarett Aincreville zurück. War heute recht müde geworden von lauter hin & her springen & Leute kommandieren, war recht froh, als ich in die Falle konnte liegen.

– 09. Februar, Samstag

Nach gutem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden, ¼ 7 Uhr wecken der Mannschaft, ½ 7 Uhr Kaffee fassen. Um 7.15 Uhr Antreten der Komp. & Einteilen für beide Parteien Blau & Rot je drei M.G. der Rest kam mit Karabinern zu der Infanterie. Kamen um ¾ 11 Uhr zurück & war ordentlich naß. Ich richtete in der Zeit meine gewaschene Leibwäsche. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Rindfleisch. Dann den lb. Eltern einen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Dann M.G. reinigen & das Quartier. War heute recht müde den ganzen Tag. Nach dem Abendbrot bald zur Ruhe gegangen, das Wetter war trocken. Mit der Post leider nichts erhalten.

– 10. Februar, Sonntag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 ½ Uhr aufgestanden. Weil heute Sonntag mußte die Mannschaft den sämtlichen Dreck vom Antritts Platz der Komp. wegräumen. Um 10 Uhr Appell mit Leibwäsche & Umtausch der schlechten Hemden, Unterhosen & Socken. Mittagessen: Bohnen & Büchsenfleisch, war recht gut gekocht & auch reichlich. Schrieb dann Briefe an: Jos. Bayer, Joh. Abt, Pfarrer Lipp, einen dem lb. Bruder & einen der lb. Schwägerin, sowie mein Tagebuch. Ging dann mal zu meinen Quartierleuten, wo ich früher nebenan wohnte. Die alten Leuten freuten sich & Sie erkannten mich auch sogleich wieder. Wir unterhielten uns über die Kameraden, die nach mir noch hiergeblieben sind. Ihr Enkelkind Susana machte den Dolmetscher & sie spricht recht gut Deutsch & ist recht groß geworden zu Ihren 12 Jahren. Mit der Post eine Karte von Joh. Abt erhalten. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen bis 10 Uhr, der Tag war trocken, aber recht neblig. Von der Front nichts zu hören, mit Ukraine heute Frieden.

– 11. Februar, Montag

Nach unruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. 8 – ½ 9 Uhr Unterricht über Schießlehre durch Lt. Schüz. 9.30 – 11 Uhr Uebung am Sturmwerk bei Ferme De La Wame (Pouilly-sur-Meuse). Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Von 2- 5 Uhr Schulschießen II. Uebung, hatte ordentlich geschossen, aber dennoch die Uebung nicht erfüllt. Von 5 – 6 Uhr M.G. reinigen im Zimmer. Mit der Post eine Karte von den lb. Eltern erhalten. Dann Zeitung gelesen, ging bald zur Ruhe, denn es ist mir aber nie so ganz wohl, es steckt eine Krankheit in mir. Es kam heute vom Batl. die Nachricht, daß wir mit ganz Russland Frieden geschlossen haben. Der Tag war trocken & warm wie im Frühling.

Ferme de la Wame

– 12. Februar, Dienstag

Nach gutem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, von 8 Uhr ab Arbeitsdienst. Um 9 Uhr mit dem Komp.-Führer zum indirekten Schießverfahren ins Gelände gegangen. Es war recht interessant & wir kamen erst um 12 Uhr zurück. Mittagessen: Reissuppe & Büchsenfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Um ¾ 2 Uhr Abmarsch zum Schulschießen. Geschossen wurde die vierte Uebung 90 Schuß mit Hilfslafette 15 Rechtecke. Die meisten Mannschaften erfüllten die Übung, Rückkehr um 4 Uhr. Dann M.G. reinigen & anschließend Putzstunde. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Mit der Post ein Päckchen mit Eiern vom lb. Bräutchen erhalten. Der Tag war sehr schön & auch warm.

– 13. Februar, Mittwoch

Nach unruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über taktische Verwendung der M.G. durch Lt. Schüz. Ich kam zu spät zum Antreten & blieb dann ganz vom Unterricht weg. Machte in der Zeit ein Paket zus. das mir Votteler, der in Urlaub heute ging um ½ 11 Uhr mitnahm. Um 9 Uhr Abmarsch ins Gelände zu vorbereiteten Übungen zum Gefechtsschießen. Rückkehr um 11 Uhr. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann am lb. Bräutchen & W. Lepple einen Brief geschrieben, sowie mein Tagebuch. Von 2 – 5 Uhr trotz Regen zur indirekten Schießverfahren-Übung. Kamen recht naß zurück. Mit der Post einen Brief von Lene Gramling erhalten. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Heute regnete es den ganzen Tag nur einmal.

– 14. Februar, Donnerstag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. 8.30 Uhr Abmarsch zum Gefechtsschießen am Sturmwerk. Mußte mit meiner Bedienung beim ersten Zug Lt. Schüz schießen. Erhielten 1 M.G. & 6 Schützen am Waldrand & sahen beim Einschießen kein Einschlag. Mußten uns auf einen Steinriegel nochmals Einschießen, der rechts lag & dann war das Visieren gut. Nach 500 Schuß erhielten wir ein zweites Ziel & ich mußte Stellungswechsel vorwärts machen. Hier hatten wir bessere Beobachtung & die Garbe lag gut, nach 500 Schuß stopfen. Dann machten wir nochmals 700 Schuß im Komp.-Verband. An Tadel fehlte es mir auch, war mir aber alles ganz gleich. Hatten trotzdem guten Erfolg. Rückkehr um 1 Uhr, war recht müde geworden dabei. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch. Schrieb dann einen Brief an Lene Gramling. Mußte um 3 Uhr wieder zur Übung der Indirekten Schießlehre. Als ich zurück kam, mußte ich zum Zahlmeister, das Kursus bezweck Kantinen-Komission, zu der Sie mich ungefragt kommandierten. Mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. War heute hundsmüde wie schon lange nicht mehr.

Gelände bei Ferme de la Wame

– 15. Februar, Freitag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, um 7.30 Uhr Abmarsch nach Autreville (Anm. -Saint-Lambert). Um 8.30 Uhr begann das Gefecht von der Inf. Komp. & wir mußten überhöhend eingreifen. Mußten dann recht weit mit vor, aber im Schritt. Rückkehr um ½ 12 Uhr, war recht kalt heute früh. Mittagessen: Bohnen & Büchsenfleisch. Dann am lb. Vater meine übrigen Zigarren abgeschickt & mein Tagebuch geschrieben. Mußte dann mit zwei Flaschner in unseren Quartieren Ofenröhren & Wandhülzen einsetzen. Mit der Post nichts erhalten. Dann Zeitung gelesen bis 10 Uhr. Das Wetter war schön.

– 16. Februar, Samstag

Nach gutem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über Verhalten der Mannschaft während des Gefechts, Lt. Schüz. Von 9 ½ Uhr Unterricht im Indirekten Schießen im Gelände, es war dabei sehr kalt, fror in den Handschuhen. Mittagessen: Sauerkraut & Büchsenfleisch. Dann meine Leibwäsche gewaschen. Von 3 – ½ 5 Uhr Unterricht über Hemmungen am M.G. durch Lt. Schüz. Heute kam die Nachricht, daß Vizfw. Kaspar zum Lt. befördert worden ist & am Abend ritt er schon mit Feldw. Schiller aus. Mit der Post einen Brief vom lb. Bruder erhalten. Das Wetter war schön aber recht kalt.

– 17. Februar, Sonntag

Sonntag, um ½ 8 Uhr aufgestanden, 9 Uhr Gasmaskenprobe im Reizraum. Dann Fahrzeug reinigen. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Um Mittag kamen die Urlauber zurück, die 32 Tage zu Hause waren. Pfeiffer brachte mir auch zwei Pakete vom lb. Bräutchen mit Äpfel – Nüsse, Wein & Wurst sowie Weißbrot & Butter. Dann mit Oesterreicher & Heimgärtner Karten gespielt. Schrieb dann am lb. Bräutchen einen großen Brief & mein Tagebuch. Nach dem Abendessen wurde die Komp. durch Feuer alarmiert, es brande die Höhe 260 bei Pouilly. Mußte alles antreten mit Spaten, ich blieb aber im Quartier zurück & freute mich der Ruhe. Dann am lb. Bruder einen Brief geschrieben. Mit der Post nichts erhalten.

– 18. Februar, Montag

Nach unruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 10 Uhr Exerzieren im Gelände beim Bahnhof. Nach Rückkehr Quartier reinigen & den Hofraum. 11.15. Uhr Antreten im Exerzier-Anzug zur Begrüßung vom Batl. Kommandeur May. Mögling. Er sagte bei seiner Anrede, daß wir voraussichtlich nochmals 4 Wochen hierbleiben werden. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch. Um 1 Uhr Abmarsch nach Inor zum Baden & Entlausen. Als wir dort ankamen, war die Sache nicht bestellt & wir mußten ohne Bad wieder zurück. Dann M.G. reinigen. Gestern wollte Schütze Stuber einen Ausweis nach Inor, da der Feldw. weg war, sagte der Komp. Schreiber, er könne keinen ausstellen. Stuber ging aber ohne Ausweis & erhielt heute deshalb 5 Tage Mittelarrest. Mit der Post nichts erhalten als einen Brief von den lb. Eltern. Dangelmaier kam heute vom Urlaub zurück & brachte mir ein Paket von den lb. Eltern mit Äpfel, Zwiebel & Eiern mit, war alles noch gut. Legte mich um 8 Uhr schon zur Ruhe, denn es war mir nicht wohl heute, trotz dem der Tag schön war.

– 19. Februar, Dienstag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. 8 – 9 Uhr Unterricht durch Lt. Kasper über Verhalten im Gefecht. Von 9.15 – 11 Uhr Vorbereitete Übungen für Gefechtsschießen. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Bekam Komp.-Dienst & Wache. 1.30 Uhr Abmarsch zum Gefechtsschießen am Sturmwerk. Mußte auf Wunsch vom Lt. Dobler auch wieder mit trotz Komp.-Dienst. Bekam wieder das erste Gewehr & zum Zug Heimgärtner. Es ging natürlich auch wieder nicht ohne Fehler ab, ging schon mit der richtigen Gesinnung mit. Schossen aber im Vergleich zu den anderen Gewehren recht gut. Kamen um 6 Uhr zurück, anschließend M.G. Reinigung, um 6.45 Uhr Kaffee fassen. Mit der Post leider nichts erhalten. Dann noch den lb. Eltern ein Brieflein geschrieben. War so geärgert, daß ich nichts ansehen mochte. Um 9 Uhr Abgezählt & dann trotz Wache zur Ruhe gelegt.

– 20. Februar, Mittwoch

Nach ruhigem Schlafe um ¾ 7 Uhr aufgestanden, 7 Uhr Wecken, 7.15 Uhr Kaffee fassen & um 7.50 Uhr antreten zum Unterricht & Besprechung über das Gefechtsschießen von gestern, auch ich mußte auf Verlangen von Lt. Schüz dabei sein. Dann, solange die Kameraden exerzierten, der lb. Schwägerin einen Brief & mein Tagebuch geschrieben. Mittagessen: Kraut & Kartoffeln samt Büchsenfleisch. Um 1. 30 Uhr Abmarsch nach Inor ins Seuchen-Lazarett zum Baden & Entlausen. Die Sache ist aber schlecht eingerichtet & uns fror ordentlich bis wir fertig waren. Kamen um ½ 6 Uhr zurück. Von 6 Uhr an Beichtgelegenheit bis ½ 8 Uhr & ich ging auch hin. Mit der Post einen Brief von Joh. Abt erhalten. War heute recht müde & ging um ½ 9 Uhr zur Ruhe. Der Tag war schön & warm. Sah & sprach in Inor auch Karl Schenk.

– 21. Februar, Donnerstag

 Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. 7.30 Uhr Predigt, Amt & Kommunion der Katholiken, war recht erbaulich, der Feldgeistliche hatte eine sehr schöne Predigt. Rückkehr 8.45 Uhr, von 9 – 11 Uhr im Hof Zielen & Exerzieren. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann am lb. Bräutchen einen Brief geschrieben. Um 1.30 Uhr Löhnungsappell. Schrieb dann Karten an Eugen Reiß, Lui Gramling, Gregor Kiebler, Talheimer Hugo. Hatten nur Arbeitsdienst heute Mittag, um ½ 5 Uhr M.G. reinigen, dann singen im Hof bis 6 Uhr. Mit der Post einen Brief von der lb. Schwägerin & einen von Jos. Bayer, der noch beim Kursus in Gesnes ist, erhalten. Nach dem Abendbrot gelesen. Legte mich bald zur Ruhe. Das Wetter war recht naß.

– 22. Februar, Freitag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. 7.30 Uhr Abmarsch zur Besichtigung des Komp.-Führer Kursus durch General Francois*. Machten zwei Gefechte & kamen um ½ 11 Uhr zurück. Mittagessen: Griessuppe & Rindfleisch. Dann meine Socken gestopft. Von 2- 3 Uhr Unterricht durch Zugführer. 3.15 Uhr Zielen & Ehrenbezeugungen. 4.15 Uhr M.G. reinigen & von 5.15 – 6 Uhr Putz- & Flickstunde. Es regnete den ganzen Nachmittag. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & Tagebuch geschrieben. Mit der Post leider nichts erhalten. Legte mich um ½ 9 Uhr zur Ruhe, denn ich war sehr müde.

* Anm. Hermann von François, preußischer General 1856 – 1933, Befehlshaber Maasgruppe West – Wikipedia

– 23. Februar, Samstag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Um 8 Uhr Abmarsch zum Karabinerschießen bei der Ferme de la Wame. Schoß mit 3 Schuß 25 Ringe & 27 sollte ich nach der Bedingung haben. Kamen um ½ 11 Uhr zurück. Mittagessen: Sauerkraut & Büchsenfleisch. Dann meine Socken geflickt. Von 2 – 3 Karabiner & Pistolen reinigen & dann Quartier reinigen. Dann kam Vizfw. Götz der II. M.G. Komp. & wir unterhielten uns über den Dienst. Die zweite Komp. hat es in Beaumont recht angenehm. Dann Quartier nachgesehen. Mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Heute kam Stuber vom Arrest zurück & Mansberger kam drei Tage rein wegen Urlaubsüberschreitung um zwei Tage. Legte mich um ½ 9 Uhr zur Ruhe, der Tag war recht naß.

Gelände bei Ferme de la Wame

– 24. Februar, Sonntag

Heute Sonntag, um 8 Uhr aufgestanden. 9.30 Uhr Appell mit Tornister, Kochgeschirr. Dann 4 Sandsacke gerichtet zum Exerzieren in die Patronenkasten. Mittagessen: Kartoffelsuppe & ein wenig Büchsenfleisch darinnen. Dann am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben. 1.30 Uhr Parole Appell. Dann den lb. Eltern einen Brief & einen an Lehrmeister geschrieben, sowie mein Tagebuch. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Mit der Post eine Karte vom lb. Bruder erhalten.

– 25. Februar, Montag

Um ½ 8 Uhr aufgestanden, weil Königs Geburtstag ist, heute Dienstfrei. 9.30 Antreten der ganzen Komp. Die Festrede des Komp.-Führers fiel sehr kurz aus. Dann wurden 23 Mann & 7 Unteroffz. zum Theater nach Cunel kommandiert, weil sich niemand freiwillig meldete. Als Festgabe erhielt jedermann 4 Brötchen & 2 Liter Bier, eins vom Lt. Kasper & eines vom Kantinenüberschuß. Mittagessen: Grützensuppe, Rindsbraten & Kartoffelbrei. Mit dem Zuge 12.28 Uhr in Pouilly abgefahren, kamen um 3 Uhr in Cunel an. Platz erhielten wir genügend, es war noch die 1./ & 2./ Inf.-Komp. anwesend. Die Leistungen vom Zirkus war minimal. Um 6 Uhr war die Sache fertig & wir marschierten gleich nach Romagne. Gingen um 7 Uhr ins Kino bis ½ 10 Uhr. Es wurde ein ordentliches Stück gespielt. Auf der Rückfahrt erwischten wir doch einen guten Eisenbahnwagen, wo wir ohne zu frieren nach Pouilly kamen & zwar um 12.15 Uhr morgens. Mit der Post nichts erhalten. Das Wetter war des nachts trocken & mondhell. Von der Front nichts zu hören.

– 26. Februar, Dienstag

Nach gutem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, von 8 – 9 Uhr Unterricht über Karabiner 98 durch die Zugführer. Von 9.15 bis 11 Uhr Exerzieren im Gelände, wurden recht mit Dreck dabei. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Von 2 -5 Uhr zu Übungen im Gelände für das Indirekte Schießen, anschließend M.G. reinigen. Mit der Post leider nichts erhalten. Das Wetter war heute recht schön & warm. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen, ging bald zur Ruhe, denn ich wollte das Versäumte von gestern nachholen. Von der Front nichts zu hören.

– 27. Februar, Mittwoch

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. 8 – 9 Uhr Unterricht über Handgranaten durch die Zugführer. Von 9.15 – 11 Uhr Exerzieren im Gelände, wurden dabei recht mit Dreck. Mittagessen: Gerstensuppe & Büchsenfleisch. Um 12.28 Uhr mit dem Zug nach Stenay gefahren, hatten gleich Glück & mußten aussen für den Wagen stehen trotz Regen. In Inor wollen wir in den Wagen für Zivil gehen, da niemand drinnen war. Doch der Schaffner wies uns raus & als wir nicht gingen, holte er den Feld-Gendarm herbei, es fehlte wenig, dann hätte es Schläge gegeben. Beim Zahnarzt war auch alles überfüllt & der schickte die wo zum ersten Mal da waren alle wieder weg. Bei mir machte er nicht viel, ein wenig gebohrt & dann das Loch ohne ausgespült zu haben, zugeschmiert. Wenn ich Schmerzen bekomme, soll ich wieder kommen, andernfalls sei ich fertig damit. Ging dann auf die Feldpost & holte mir Feldpostbriefe & Karten. Dann im Unteroffizier-Heim einen Kaffee getrunken & gevespert. Mit dem ½ 6 Uhr Zug zurückgefahren. Nach dem Abendbrot am lb. Bräutchen ein Brieflein geschrieben & mein Tagebuch. Mit der Post ein Brieflein von Frau Abt erhalten. Es hielt um 7 Uhr ein Feldwebel einen Vortrag über Vaterländische Gesinnung, ich ließ mich entschuldigen wegen Zahnschmerzen. Dann auf die Falle gelegen. Es regnete heute den ganzen Tag nur einmal.

– 28. Februar, Donnerstag

Nach gutem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über Hemmungen durch Zugführer, dann von 9.15 bis 11 Uhr Zielübungen mit Gasmasken & dann Handgranaten werfen. Dabei flog eine Übungshandgranate am Gleiser an den Kopf, der ein Loch davontrug. Mittagessen: Dürrgemüse & Büchsenfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Von 2 – 4 Uhr Ziel- & Turnübungen. 5.15 Uhr Singen im Hof. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern erhalten.

– 01. März, Freitag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. 8 – 9 Uhr Unterricht über das Schloß durch Lt. Schütz. 9.15 – 11 Uhr Exerzieren im Gelände, wurden dabei recht mit Dreck & naß bis auf die Haut. Mittagessen: Sauerkraut, Kartoffel & Büchsenfleisch. Dann mein Tagebuch & ein Brieflein an Frau Abt geschrieben. Um 1.30 Uhr Abmarsch zum Karabinerschießen bei der Ferme de la Wame. Schoß auf 150 Meter liegend aufgelegt 10, 5, 12, 12, 12, als ich auf die Pritsche lag, sagte der Komp.Führer: Das ist auch noch alter Dreck an ihrem Rock, haben sie keine Zeit gehabt heute Mittag. Ich sagte kein Wort & jagte meine fünf Schuß hinaus. Kamen um 5 Uhr zurück, dann M.G. reinigen. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen, mit der Post eine Karte von Hugo Danner erhalten. Legte mich bald zur Ruhe, denn ich war müde. Das Wetter war kalt & naß.

– 02. März, Samstag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Um 8 Uhr Abmarsch zum Sturmwerk, auf dem Weg sagte Lt. Schüz: Die Gewehrführer tragen den Wasserkessel & den Spaten selbst & nicht der Schütze fünf. Wenn euch die Sache zu schwer ist, lasse ich eben die Wasserkessel füllen. Das ist doch eine Gemeinheit, wie solche jung Leut die U’offz. behandeln, doch es wird auch mal Frieden werden. Kamen zu erst zum scharfen Handgranaten werfen & dann noch ¾ Stund Exerzieren in den Granat-Trichtern. Rückkehr um 11. 15 Uhr, es schneite den ganzen Vormittag nur einmal & war recht kalt dabei. Mittagessen: Gerstensuppe & Rindfleisch. Dann meine Leibwäsche gewaschen. Von 2 – 3 Uhr M.G. reinigen & dann Quartier reinigen. Machte dabei meine Wäsche fertig. Mit der Post leider nichts erhalten. Meine Gedanken waren heute oft in Heinsheim, mein lb. Bräutchen hat heute Namenstag. Ging um ½ 9 Uhr zur Ruhe.

Blick auf Pouilly-sur-Meuse

– 03. März, Sonntag

Nach ruhigem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden. 9.30 Uhr Unterricht über die Vaterländische Gesinnung durch Lt. Schüz, war nichts Berühmtes. 11 Uhr Stiefel & Pistolen Appell durch Komp.Führer. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch mit Mischobst. Bekam heute Komp.-Dienst & Wache zugleich. Gleinser kam heute ins Lazarett. Sagte heute am Feldw. Schiller wie eben die Unteroffiziere in der Komp. behandelt werden, besonders von Lt. Schüz. Sagte ihm, wie es die Woche mit den Wasserkesseln gegangen ist. Dann sagte er, daß dieser die längste Zeit bei uns gewesen sei. Schrieb dann Briefe am lb. Bräutchen & den lb. Eltern sowie mein Tagebuch. Um 5.30 Uhr gingen zirka 30 Mann nach Beaumont ins Theater. Nach dem Abendbrot Briefe geschrieben am lb. Bruder & Joh. Abt. Um 9 Uhr abgezählt & dann auch zur Ruhe gelegt. Die Mannschaft, die im Theater war, kam um ½ 12 Uhr im Dreck zurück. Mit der Post leider nichts erhalten.

– 04. März, Montag

Um ¾ 7 Uhr nach gutem Schlafe aufgestanden, 7 Uhr wecken der Mannschaften, dann Kaffee fassen. 8 – 9 Uhr Unterricht über taktische Verwendung der M.G. Lt. Schüz. 9.15 – 11 Uhr Exerzieren im Gelände, ich blieb daheim und flickte meine Leibwäsche. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Von 2 Uhr ab Schulschießen mit Gasmasken, fünf Schuß Einzelfeuer, fünf Treffer in fünf Figuren. Ich brachte selbst nur zwei bei drei Figuren, denn es regnete & die Gläser waren somit nicht hell. Erfüllten nur sehr wenig. Nach Rückkehr M.G. reinigen. Mit der Post leider nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & dann bis um ½ 10 Uhr Karten gespielt.

– 05. März, Dienstag

Nach gutem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. 8 Uhr Abmarsch zum Sturmwerk bei der Ferme de la Wame, auf dem Wege dorthin schon exerziert, zum Glück war der Dreck gefroren. Rückkehr um 11 Uhr, kamen noch ordentlich zurück. Mittagessen: Sauerkraut, Kartoffeln & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & die Zeitung gelesen. Von 2 – 4 Uhr Unterricht über indirektes Schießen im Gelände. 4.15 bis 5 Uhr M.G. reinigen. 5.15 bis 6 Uhr Singen im Hof der Quartiere. Nach dem Abendbrot Karten gespielt. Mit der Post leider nichts erhalten. Der Tag war heute trocken & warm am Nachmittag. Von der Front nur sehr leichtes Artilleriefeuer zu hören.

– 06. März, Mittwoch

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über Schießlehre durch Lt. Kasper. 9.15 – 11 Uhr Gefechtsexerzieren im Gelände bei Pouilly. Lt. Gix besuchte uns auch während des Exerzierens. Mittagessen: Gerstensuppe & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Von 2 – 3 Uhr Fahrzeugexerzieren am unbespannten Wagen. 3.15 Uhr Turnspiele bis 4 Uhr, 4.15 – 5 Uhr M.G. reinigen, 5 – 6 Uhr Putzstunde. Dazwischen tranken wir U’offz. ein Fäßchen Bier miteinander. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Mit der Post leider nichts erhalten. Weil heute unser Licht nicht in Ordnung war, ging alles um 8 Uhr in die Falle.

– 07. März, Donnerstag

Um 7 Uhr nach ordentlichem Schlafe aufgestanden. 8 Uhr Abmarsch zum Fahrzeug- Exerzieren im Gelände bei Inor, kamen um ½ 11 Uhr zurück, ging alles glatt von statten. Mittagessen: Dörrgemüse, machte mir noch gedämpfte Kartoffel dazu. Dann mein Tagebuch geschrieben & gelesen. Von 2 – 3 Uhr Infanterie-Exerzieren. 3.15 bis 4 Uhr Fahrzeug waschen in der Maas, 4.15. – 5 h M.G. reinigen, anschließend Putzstunde. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & dann bei Vizfw. Heimgärtner Karten gespielt bis 11 Uhr. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern erhalten. Das Wetter war heute recht schön & auch warm.

– 08. März, Freitag

Nach gutem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. 8 – 9 Uhr Unterricht über Hemmungen durch Lt. Kasper. 9 – 10 Uhr Gefechtsexerzieren im Gelände bei Moulins-(Saint-Hubert). Mittagessen: Grützensuppe & kein Fleisch. Dann den lb. Eltern einen Brief & Tante Anna eine Karte geschrieben. Von 2 – 3 Uhr Exerzieren, 3 – 4 Uhr Zielen & Entfernung schätzen, 4.15 – 5 Uhr M.G. reinigen, 5 – 6 Uhr Putzstunde. Mit der Post leider nichts erhalten. Das Wetter war heute recht schön & warm.

Gelände bei Moulins-Saint-Hubert

– 09. März, Samstag

Um 7 Uhr nach ruhigem Schlafe aufgestanden. 8 Uhr Abmarsch in die Gegend von Beaumont. Hatten eine Felddienst Übung mit der zweiten M.G. Komp., die dort in Stellung lag. Machten dann einen Angriff, der um 10.20 Uhr gewonnen war. Kamen mit den Fahrzeugen um 11.15 Uhr zurück. Mittagessen: Gerstensuppe & Rindfleisch. Um 2 Uhr Fahrzeug waschen an der Maas, dann M.G. reinigen & Reinigung & Arbeiten. Mit der Post einen Brief vom lb. Bräutchen & eine Karte von Alois Sprang & Eugen Reiß, der aber in Berlin im Lazarett sich befindet. Nach dem Abendbrot Karten gespielt mit Vizfw. Heimgärtner. Das Wetter ist aber sehr schön.

– 10. März, Sonntag

Sonntag. Nach gutem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. 9.30 Uhr Zimmer-revision, 11 Uhr Appell in Drillichanzug. Mittagessen: Griessuppe & Rindfleisch. Um 1 Uhr Parolen-Appell. Die U’offz. erhielten heute ein Faß Bier, das wir in unserer Bude tranken. Dann ein Brieflein am lb. Bräutchen geschrieben, sowie Karte an Eugen Reiß & Rudolf Übelhoer. Nach dem Abendbrot mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Mit der Post nichts erhalten, ging um 8 Uhr zur Ruhe, hatte heute keine Sonntagsstimmung.

– 11. März, Montag

Nach unruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über das Streichverfahren beim M.G. durch Lt. Schüz, 9.15 – 11 Uhr Gefechts-Exerzieren bei Oderville ( Anm: Autréville-Saint-Lambert). Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Von 2 – 3 Uhr im Hof Fahrzeug-Exerzieren am Unbespannten Fahrzeug. Um 4 Uhr Typhus-Impfung, trank gleich einen Wein als gegen Wirkung für das Impfen. Dann M.G. reinigen. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & Karten gespielt. Der Tag war schön & warm. Hatten heute auch wieder beim Zahlmeister die Kantinen Buchungen nachzusehen, als Kantinen-Komission. Ging um 10 Uhr zur Ruhe, war mir schon einige Zeit nicht recht gut.

– 12. März, Dienstag

Nach recht unruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, meldete mich krank. ½ 8 Uhr Revierstunde, der Arzt meinte, an der Lunge sei nichts, wahrscheinlich eine Erkältung. Bekam Schonung & soll mich Morgen wieder Vorstellen. Als die Kranken vom Revier kamen, mußte alles, was Schonung hat, auf die Schreibstube & der Feldwebel Schiller macht einen rechten Krach. Da könne er nicht mehr weitermachen, wenn sich jeder krank melde, dem ein Wind im Bauch rum fahre. Sämtliche Schonungskranke mußten dann im Hof Arbeitsdienst machen & bekam die Aufsicht bis ½ 12 Uhr. Mittagessen: Erbsen mit Rindfleisch. Von ½ 2 bis ½ 6 Uhr Arbeitsdienst, ich ließ die Leute um 4 weg zum Vesperbrot & Schiller ließ mich dann holen & sagte: Wenn ich Arbeitsdienst ansetze bis ½ 6 Uhr, dann wird auch solange gearbeitet & da hat auch niemand es was drein zu reden, richten Sie sich danach. Beim Appell fing dann der Feldwebel nochmals an, daß sich viel zu viel Leute krank melden & zwar oft wegen Kleinigkeiten. Er solle immer Leute zum Dienst stellen & sei niemand da. Mit der Post nichts erhalten. Machte einen Wickel nach dem Abendbrot & legte mich auf den Strohsack. Das Wetter war heute recht schön & auch warm.

– 13. März, Mittwoch

Nach unruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. Da es gestern hieß, daß heute alles ausrücke, so ging ich nicht zum Arzt. Um 7.05 Uhr Abmarsch nach Beaumont. Lt. Schüz führte die Abteilung & weil nicht gesungen wurde, ließ er fünf mal Laufschritt machen & kamen somit frühzeitig genug an den befohlenen Platz. Um 9 Uhr ging das Gefecht vom Komp.-Führer-Kursus an & um 11.20 Uhr wars aus. Kamen herüber bis zum Sturmwerk an der Ferme de la Wame. Waren um 12.15 Uhr im Quartier. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Um 1.30 Uhr mußten von der Mannschaft 1 U’offz. 20 Mann zur Treibjagd im Walde östlich von Beaumont für den Komp.-Führer. Lt. Gix, Oberarzt & ein Oberleutnant. Ich erhielt Dienst & Wache. In meiner Freizeit meine Leibwäsche gewaschen. Die Mannschaft kam um 6 Uhr von der Jagd zurück. Mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Um 9 Uhr abgezählt & dann zur Ruhe gelegt.

– 14. März, Donnerstag

Nach schlechtem Schlafe um ¾ 7 Uhr aufgestanden, 7 Uhr wecken der Mannschaft, dann Kaffee fassen lassen. Von 8 – 9 Uhr war Unterricht durch die Zugführer, 9.15 – 11 Uhr Exerzieren. Ich blieb zu Hause & flickte meine Leibwäsche. Mittagessen: Sauerkraut & Rindfleisch. Von 2 – 3 Uhr Fahrzeug waschen, 3 – 4 M.G. reinigen & anschließend Turnspiele. Mit der Post eine Karte vom Ernst Heller erhalten. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen & Karten gespielt. Der Tag war schön & warm.

– 15. März, Freitag

Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden. Um 6.45 Uhr Abmarsch mit den Fahrzeugen nach Beaumont, um ½ 9 Uhr begann das erste Gefecht. Wurde vom Komp.Führer verseckelt, weil mein M.G. kein Dauerfeuer abgab. Als das Gefecht zu Ende, schaute ich mal nach dem Rückstoßverstärker & fand, daß derselbe ganz ausgebrannt war & ich somit keine Schuld haben konnte. Um 10 Uhr ging das 2. Gefecht an & war um 11 Uhr zu Ende. Dann ging alles nach Pouilly, nur Zug Schüz mußte nochmals das M.G. vom Fahrzeug nehmen & im Marsch-Marsch einen Höhenzug besetzen & dann wieder im Marsch-Marsch das M.G. zurück zum Fahrzeug schleppen, nach dem stieg der Humor. Auf dem Heimweg mußten die Gewehrführer auch absitzen & laufen bis an den Ortseingang. Mittagessen: Gerstensuppe & Rindfleisch. Um ½ 2 Uhr Abmarsch zum Schulschießen mit Gasmaske. Nach Rückkehr M.G. reinigen & Putzstunde. Mit der Post eine Karte von Joh. Abt erhalten. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen & Karten gespielt. Das Wetter war heute recht schön & warm. Da sehnt man sich so recht nach der Heimat & den Lieben zu Hause.

– 16. März, Samstag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Unterricht der Mannschaft über Hemmungen, die U’offz. mußten mit dem Waffenmeister die Rückstoßverstärker für Platzpatronen anschießen. Von 9.15 – 11.15 Uhr Uhr Ex. im Gelände. Mittagessen: Gelberüben ohne Fleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Um 2 Uhr Fahrzeug waschen, dann M.G. reinigen & anschließend Quartier reinigen. Machten uns dann Brennholz für unsere Bude auf morgen. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Der Tag war recht schön & auch warm. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern erhalten. Der Komp.Führer sagte mir heute, daß wenn ich Ihm wie gestern nochmals widerspreche vor der Mannschaft, er mich sofort 5 Tage einsperren lasse.

– 17. März, Sonntag

Heute Sonntag, um ½ 8 Uhr aufgestanden, ½ 10 Uhr Kirchgang der evangel. Mannschaften. 11 Uhr der kath. Mannschaften. Hatten Amt mit Predigt & Gesang, was recht erhebend war. Mittagessen: Sauerkraut & Rindfleisch, als Beilage erhielt jeder Mann einen gebackenen Fisch. Um 1 Uhr Unterricht über Verhalten gegen die Vorgesetzten. Dann Karten geschrieben am lb. Bräutchen, den lb. Eltern, Hugo Danner & Joh. Abt, sowie mein Tagebuch. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Das Wetter war recht schön, doch die Stimmung ist aber recht schlecht. Mit der Post eine Karte von Wilh. Lepple erhalten. Ging um 10 Uhr zur Ruhe.

– 18. März, Montag

Nach gutem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. 7.45 Uhr Abmarsch mit den Fahrzeugen in die Gegend von Beaumont. Hatten dort ein Gefecht für den Komp.-Führer Kursus. Kamen um 12 Uhr ins Quartier zurück. Mittagessen: Griessuppe & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & gelesen. Von 2 – 3 Uhr Anschlags- & Zielübungen. 3 – 4 Uhr Ehrenbezeugungen & Entfernungsschätzen. Von 4 Uhr ab Fahrzeug & M.G. reinigen, dann Putzstunde. Mit der Post leider nichts erhalten. Das Wetter war schön & warm.

– 19. März, Dienstag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über Feuer-Disziplin beim Gefecht. Von 9.15 – 11 Uhr Gefechtsexerzieren. Lt. Gix war auch anwesend. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch. Um ¾ 1 Uhr die Geräte verladen zum Gefechtsschießen & dann Abmarsch zum Sturmwerk. Mußten uns einbauen & überhöhend schießen & M.G. & Kopfscheiben. Um 4.08 Uhr begann das Gefecht & dauerte bis 6 Uhr, kamen um ½ 7 Uhr zurück. Dann nach dem Abendbrot M.G. reinigen. Es hatte den ganzen Nachmittag kräftig geregnet & wir waren bis auf die Haut hinein naß. Dieser Namenstag wird mir noch lange denken. Ging bald zur Ruhe, denn es fror mich in den nassen Kleidern, obwohl wir im Zimmer sehr kräftig eingeheizt hatten. Mit der Post leider nichts erhalten.

– 20. März, Mittwoch

Nach unruhigem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Da heute nur 4 M.G. zur Übungs-Komp. mußten, blieb meine Bedienung zurück & wir hatten Arbeitsdienst beim Waffenmeister. Die anderen wurden auch heute wieder recht naß & kamen erst um 12 Uhr zurück. Mittagessen: Bohnen & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Von ½ 3 Uhr an Fahrzeug & M.G. reinigen, dann Putzstunde. Mit der Post leider nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Es regnete den ganzen Tag & war auch noch recht kalt dabei.

– 21. März, Donnerstag

Nach gutem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht durch die Zugführer. 9.15 – 11 Uhr Exerzieren & Entfernungsschätzen. Nach Rückkehr kam die Nachricht, daß wir sofort marschbereit sind. Mittagessen: Sternlessuppe & Rindfleisch. Dann die Fahrzeuge geladen & gepackt. Ging mit Kamerad Gomm um ½ 3 Uhr zur Beicht & Kommunion. Nach Rückkehr mein Tagebuch geschrieben. Das Wetter war heute wieder warm & trocken. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen, es war eine heitere Stimmung in der ganzen Mannschaft. Legte mich um ½ 10 ruhig nochmals in meine Falle, denn ich hatte noch keine Teppiche verpackt. Mit der Post leider nichts erhalten.

– 22. März, Freitag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Die Offiziere vom Kursus haben diese Nacht wieder ein rechtes Trinkgelage abgehalten. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über Verhalten auf dem Marsch & bei der Eisenbahnfahrt.
9.15 – 11 Uhr Inf.-Exerzieren, durch Lt. Kasper, der uns dabei noch hoch nehmen wollte, doch die Mannschaft tat kein Zug mehr. Als auf dem Rückweg nicht gesungen wurde, mußten wir wieder bis zum Exerzier-Platz zurück & dennoch war der Gesang noch nichts. Mittagessen: Kraut, Kartoffel & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Dann mußte jeder Mann seine Sachen richten, dann um 5.30 Uhr Appell Feldmarschmäßig. Mit der Post ein Päckchen vom lb. Bräutchen & eine Karte von Tante Anna erhalten. Ging um 9 Uhr zur Ruhe. Das Wetter war recht schön. Heute kam die Nachricht, daß die große Offensive begonnen habe & bis jetzt 2000 Mann Gefangene & über 200 Geschütze eingebracht wurden, der Angriff geht weiter. Dies ist der Anfang von der längst erwarteten Offensive. Vom Abmarsch noch nichts bekannt.

– 23. März, Samstag

Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden, 7 Uhr Abmarsch zum markierenden Feind in die Gegend von Beaumont. Um 11 Uhr war das erste Gefecht aus & wir mußten mit unseren Flaggen im Laufschritt zur zweiten Aufstellung in der Gegend bei den Denkmäler von 1870. Um 12.30 Uhr war auch diese Aufgabe beendet & wir gingen über Letanne zurück, war um ¾ 2 Uhr im Quartier, wo uns das Mittagsmahl gut schmeckte, trotzdem es nur Kartoffelbrei ohne Fleisch gab. Bekam heute auch noch Komp.-Di. & Wache. Von 3.30 Uhr ab M.G. reinigen & Arbeitsdienst. Mit der Post ein Päckchen von den lb. Eltern & eines vom lb. Bräutchen erhalten. Um 9 Uhr abgezählt & dann auch zur Ruhe gegangen. Das Wetter war heute recht schön & warm.

– 24. März, Sonntag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 5 Uhr aufgestanden, 5 Uhr wecken der Comp. 5 ¼ Uhr Kaffee fassen. Dann meine Sachen zusammengepackt & verladen auf dem Fahrzeug. Um ¾ 6 Uhr Antreten der ganzen Komp., 6 Uhr Abmarsch mit den Fahrzeugen. Die Mannschaft mußte ihren Tornister tragen. Es ging über Moulin (Anm. s. 9. März), auf der Höhe von Mouzon machte die ganze Komp. zum erstenmal Halt. Um ½ 9 Uhr waren wir auf dem Bahnhof Mouzon & um ½ 10 Uhr war alles fertig verladen. Dann faßte jeder Mann sein Kochgeschirr mit Bohnen & Büchsenfleisch als Mittagessen. Um ½ 11 Uhr kam die 3./ Inf.Komp. von Romagne-sous-Montfacon her & wir wurden an den gleichen Zug angekuppelt. Dann gings bis Carignan & hier erhielten wir auf der Verpflegungsstation um ½ 4 Uhr: Reissuppe & Büchsenfleisch, aber nicht gut gekocht. Dann noch ein Stückchen Brot, Büchsenwurst & Kaffee als Abendkost. Um ½ 5 Uhr gings weiter bis Montmédy hier kam die 3./ Inf.Komp. von uns weg in die Gegend von Virton (Anm. Belgien) auf Etappe. Wir fuhren noch weiter bis nach Longuyon, blieben hier in der Nähe auf einem Nebengeleise stehen bis nach Mitternacht. Wir holten uns von einem Holzwollwagen ein Ballen & streuten das  ganze Coupé ein damit. So konnte immer die halbe Mannschaft schlafen. Das Wetter war schön & warm & wir spielten während der Fahrt zum Zeitvertreib Karten. Das ist der Palmsonntag im Weltkrieg 1918.

– 25. März, Montag – Spincourt

Als wir bei Tagesanbruch die Gegend besahen, waren wir schon eine schöne Strecke weiter gekommen bis Spincourt. Von jetzt ab mußten wir auf jeder Station halten & es war 1 Uhr als wir nach Conflans (Anm. -en-Jarnisy) kamen. Erhielten hier an der Feldküche Grützensuppe & Büchsenfleisch. Kam dann mit 2 Mann auf Fliegerabwehr-Wache des Transportzuges bis wir um ½ 8 Uhr in Cl…ley ankamen. Das Ausladen ging rasch & glatt von statten. Mußten dann von hier noch 2 Stund fahren bis zum Hannoveraner-Lager. Hier war alles mit Truppen überfüllt, nach langem Warten bekamen wir eine Baracke für 20 Mann & alles verlaust & mit Dreck. Als wir ausgemistet hatten holte U’offz. Diehm einen Ballen Heu von den Fahrzeugen & wir legten uns darauf. Lagen aber noch keine Viertelstunde darauf als der Feldwebel Schiller kam & herein rief: Alles aufstehen, da haben wir es ja, holen die Kerls den armen Pferden ihr Futter weg. Diehm sagte dann, daß er den Ballen Heu in Conflans von einem Eisenbahnwagen aufgeladen habe. Es half aber alles nichts, wir mußten das Heu zu den Pferden tragen lassen & dort lagen dann die zwei lumpigen Geißen darauf. Wir lagen in einer kalten Baracke auf Bretter & Ofen & Holz. Es war gut, daß es schon Mitternacht war, als wir zur Ruhe kamen, denn die Nacht war kalt.

– 26. März, Dienstag

Nach recht schlechtem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden & nach Holz & einem Ofen geschaut. Diehm, Schwenk & Merker mußten wegen dem Heuballen zum Komp.-Führer zum Rapport. Der wollte aber nichts wissen & die Sache blieb beim Alten. Um 10 Uhr Antreten & Einteilen wie wir Morgen in Stellung kommen. Die Mannschaften mußten Brennholz machen für die Küche & eine Stallbaracke bauen. Mittagessen: Gerstensuppe & Rindfleisch. Packte meine Sachen für die Stellung zusammen. Um 2 Uhr M.G. reinigen & anschließend verladen derselben samt Geräte & Munition auf zwei Fahrzeuge. Diehm & ich kamen zum 1.Zug Lt. Casper. Lt. Schüz meldete sich heute krank & kam ins Lazarett. Gott lob & dank dafür, so dürften noch einige gehen. Nach dem Abendbrot Karten geschrieben am lb. Bräutchen, den lb. Eltern, dem lb. Bruder & der lb. Schwägerin. Der Tag war schön & warm. Von der Front nur wenig zu hören. Es liegen hier die 4. Bayr. Division, wohin auch Joh. Abt zählt. Mit den Bayern ist halt gut auskommen. Legte mich um 10 Uhr zu Ruhe, nach dem alles zusammen gerichtet war.

– 27. März, MittwochViéville-en-Haye

Nach ordentlichem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden & meine Sachen, die ich nicht mit in Stellung nehme, auf gen M.G.Wagen verpackt. Um 7 Uhr Abmarsch in die Stellung, das Geräte wurde bis zum Stollen geführt. Kamen in die Nähe des Ortes Wiville (Anm. Viéville-en-Haye) als Artillerie Deckung. Unser Stollen ist neben dem Walde & recht tief, aber es sind so cirka 25 bis 30 cbm Wasser darinnen. Arbeiteten bis Mittag an der Wasserpumpe, aber ohne Erfolg. Mittagessen wird mit dem Essenträger vom Lager aus geholt durch zwei Mann. Heute gab es Griessuppe & Rindfleisch. Es ist recht schönes Wetter & man kann alles im Freien liegen lassen. Ging dann nach Wiville & stauchte (Anm. klaute) in einem Stollen die Pumpe samt Schläuche. Um 5 Uhr konnten wir dann mit Wasserpumpen beginnen. Je zwei Mann pumpten dann, mit je 1 stündiger Ablösung ohne Unterbrechung bis Mitternacht. Wir anderen saßen derzeit auf den oberen Stufen des Stollens & Lt. Casper schlief im Lager. Mit der Post nichts erhalten. War recht müde & hatte Schlaf.

Vieville-en-Haye
Kirche in Viéville-en-Haye

– 28. März, Donnerstag

Gründonnerstag. Mußten um 1 Uhr die Pumpe reparieren, an Schlaf war vor lauter Frieren nicht zu denken. Die Mannschaft pumpte Wasser bis zum Tagesanbruch. Dann machten wir zum Frühstück 1 Stunde Pause. Hatten das Wasser bis auf 30cm Höhe weggebracht. Machte mit einem Schreiner vom Lager Drahtfallen zum Einbauen. Mittagessen: Riebelessuppe & Büchsenfleisch. Hatten mit dem Wasser noch bis 5 Uhr zu tun. Dann die Fallen eingebaut & einen Ofen. Hatten in Wiville Luftschläuche in Ermangelung von Ofenröhren. Arbeiteten bis 10 Uhr nachts, aber der Stollen wollte nicht warm werden. Trotzdem man recht müde war, konnte man vor Feuchtigkeit nicht schlafen. Um ½ 11 Uhr machten die Bayern eine gewaltsame Erkundigung vor unserem Abschnitt & unsere Artillerie tat ihr Bestes. Der Franzmann hatte aber beide Gräben leer gemacht & so konnten sie nur 2 Gefangene erwischen. Der Tag war schön & warm.

– 29. März, Freitag

Die Nacht war sehr unruhig & gegen Morgen regnete es, so daß unsere Sachen, die wir doch im Freien liegen hatten, naß wurden. So recht ein Karfreitagswetter & so ist auch mein Humor. Mußten den Stolleneingang reparieren & wurden ordentlich naß. Mittagessen: Grützensuppe mit ein wenig Büchsenfleisch. Dann 2 Stund Pause gemacht & dabei Karten geschrieben an Tante Anna, Möckmühler Onkel, Vetter Hugo, Lene Gramling, Alois Spang, Joh. Abt, Gregor Kiebler & Jos. Bayer, sowie mein Tagebuch, hatte viel nachzuholen. Ging dann mit meinen Mann nach Wiville um M…. Gerät zu holen. Auf dem Weg dorthin wurden wir aber schon durchnäßt bis auf die Haut. Blieben dann bei den Pionieren im Unterstand sitzen bis um 5 Uhr & gingen dann trocken aber ohne Gerät zurück, der Lt. Casper sagte aber zu meiner Verwunderung kein Wort. Nach dem Abendbrot sogleich zur Ruhe gelegt, denn wir hatten heute etwas wärmer wie die letzten Tage. Der heutige Tag war ein harter, den ich nicht leicht vergesse. Mit der Post nichts erhalten. Da kann man einem das Leben verleiden.

– 30. März, Samstag

Karsamstag, nach schlechtem Schlafe um 7 Uhr von der Falle. Ging mit 2 Mann nach dem Zwischenpionierpark 668 & mußten lange suchen, bis wir den Weg erfragten. Am Park sind meistens Garnisonsdienstfähige Leute vom Ersatz-Batl. 247 beschäftigt & wir erhielten alles was wir wollten. Kamen erst um ½ 12 Uhr zurück. Mittagessen: Riebelessuppe & Büchsenfleisch. Flochten dann unseren Stolleneingang mit Reisig ein. Dann Wasser von Stollen getragen, es ist halt immer alles naß & feucht. Arbeiteten trotz Regen bis 7 Uhr, jeder war naß & der Ofen wollte nicht brennen, ach ist das ein Leben. Mit der Post nichts erhalten & der Humor war schlecht. Heute kam die Bay. Division von hier weg & es kamen dafür Sachsen her.

– 31. März, Sonntag

Ostersonntag, das Fest des Friedens, doch leider nicht für uns. Mußten die Überdachung des Stolleneingangs machen & das Wellblech dazu in Wiville stehlen. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch, der Lt. Kasper ging zum Essen ins Lager. Wollte dann am lb. Bräutchen einen Brief schreiben, aber ich hatte über die heutige Arbeit einen solchen Zorn, daß ich unmöglich schreiben konnte zu dem man die Briefe doch offen abgeben muß. So ist man eben der reinste Sträfling in Königs Rock. Da am Lt. Kasper unsere Arbeit zu langsam ging, gab er einfach den Befehl, die Überdachung muß fertig werden & so arbeiteten wir zur Feier des Tages bis ½ 9 Uhr. Alle meine Leute schimpften was zum Hals raus ging, nur keine Ehrentitel. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern, einen vom lb. Bruder & Karte von Joh. Abt erhalten. Der Tag war rau aber trocken.

– 01. April, Montag

Nach schlechtem Schlafe um 7 Uhr von der Falle gekrochen, bekommen in dem naßen Stollen keinen warmen Fuß die Nacht über. Dann zuerst das Wasser aus dem Stollen geschafft & eine Türe an Eingang gezimmert. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Dann in der Mittagszeit einen Brief am lb. Bräutchen & eine Karte den lb. Eltern geschrieben, sowie mein Tagebuch. Dann die Überdachung mit Rasen überdeckt. Als wir dann zum Abendbrot den Ofen heizen wollten, ging kein Rauch mehr zum Rohr raus, denn es war alles naß, da es den ganzen Tag regnete. Mit der Post nichts erhalten, legte mich um 9 Uhr auf die Falle, konnte aber nicht schlafen vor lauter Rauch & Kälte. Stand um ¾ 12 Uhr wieder auf & sah die Ofenrohre nach, doch es war nichts zu machen, da dieselben überall kaputt sind. Es blieb mir nichts übrig, als das Feuer mit Wasser aus zu machen, um vor Rauch nicht zu ersticken.

– 02. April, Dienstag

Nach schlecht verbrachter Nacht um 9.00 Uhr mit dem Treppen machen am Eingang begonnen. Als dann der Lt. Kasper um ½ 10 Uhr kam & fragte, wie es ging, sagte ich ihm: Es ist doch traurig, daß man in 7 Tagen nicht einmal einen Meter Ofen-Rohre hergebracht hätte. Er war dann beleidigt & sagte, gebt Euch zufrieden, denn die Kameraden bei der Offensive haben es noch schlechter & unsere zweite Komp., die in Thiaucourt liegt, müssen erst Ihre Stollen bauen & sind eben in Zeltlager untergebracht. Er wisse wohl, wo die Sache herkomme, dies ist wieder die schlechte Gesinnung, die im ersten Zuge stecke & Er verschwand hiermit im Stollen. Dann schrieb er eine Anweisung für 10 Meter Ofenrohr & drei Winkel, doch die beiden Mann kamen wieder leer, da im Pionierpark keine auf Lager sind & dieselben im Materialien Depot angefordert werden müssen. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Legte mich ob lauter Zorn auf die Falle & tat nichts mehr, ist mir jetzt alles ganz wurst. Mit der Post nichts erhalten. Bekamen heute mit dem Abendbrot zum erstenmal eine Zeitung vom heutigen Tag, die mit allem Interesse gelesen wurde. Dann in Ruhe auf die Falle gelegt. Aber mit schlafen war es nicht viel. Es war alles recht naß & kalt im Stollen.

Vieville-en-Haye
Waldfriedhof bei Kirche in Viéville-en-Haye

– 03. April, Mittwoch

Nach schlechtem Schlafe um ½ 7 Uhr von der Falle gekrochen, das Wetter hat sich über Nacht geändert & es ist heute Morgen recht helle. Meine Leute erbrachen ein leeres Offz.Quartier & holten daraus den Ofen samt den Ofenröhren. Ich wußte nichts davon & bekümmerte mich auch nicht um die Aufstellung desselben, ist mir alles gleich. Dann die Treppe vor dem Stolleneingang einschalen lassen. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Von 12 bis 1 Uhr schoß sich der Franzmann mit leichter Artillerie in unserem Gelände ein & zwar mit Beobachtung von Fesselballon. Die Armierer 164 hatten einen Toten, zu uns kamen sie bis auf 50 Meter ran. Als es etwas ruhiger geworden, ging ich zum Friseur ins Lager der Armierer. Nach Rückkehr die Treppe fertig gemacht & abgeblendet. Mit der Post nichts erhalten. Von heute ab soll wieder der Urlaub auf sein, aber bei uns will man noch nichts wissen davon. Nach dem Abendbrot die Zeitung von heute gelesen, die gut schreibt zur Offensive. Hatte heute gut warm im Stollen, aber immer noch auch viel Wasser, es ist eben zu ungesund.

– 04. April, Donnerstag

Nach schlechtem Schlafe um ½ 7 Uhr von der Falle gekrochen, mir taten alle Rippen weh & man ist froh, wenns Tag wird. Das Wetter ist trüb & regnerisch & wir konnten den Ofen brennen lassen, da der Franzmann keinen Ballon hoch hat. Dann einen Entwässerungsgraben ausgegraben vor dem Stolleneingang. Mittagessen: Grünkernsuppe & ein wenig Rindfleisch. Dann in der freien Zeit mein Tagebuch geschrieben, sowie einen Brief am lb. Bruder & Karte an Schwager Rudolf. Dann M.G. reinigen. Mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Das Wetter war heute trocken aber nicht hell. An unserer Front war es verhältnismäßig ruhig. Legte mich um ½ 10 Uhr auf die Falle, konnte aber nur schlecht schlafen.

– 05. April, Freitag

Nach schlechtem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Kaum hatten wir den Kaffee getrunken, als schon Lt. Dobler dastand. Er machte seine Angaben wo die M.G.-Stände hinkommen sollen. Dann sagte er Lt. Casper fühle sich unwohl & werde erst heute Mittag kommen. Arbeiteten dann aber auch nichts. Mittagessen: Dörrgemüse & Büchsenfleisch, war gut gekocht. Dann mein Tagebuch geschrieben & eine Karte an Wilh. Lepple. Da niemand zu uns raus kam, wurde auch mal nichts gearbeitet. Nach dem Abendbrot die Zeitung gelesen. Saßen gemütlich im Stollen beisammen bis 10 Uhr. Mit der Post nichts erhalten. An der Front war es bei uns heute sehr ruhig. Durch Funkerspruch kam die Nachricht, daß die Schlacht bei Amiens & in Flandern wieder neu entbrannt sei. In der Zeitung kamen bis jetzt 90000 Gefangene & 1300 Geschütze.

– 06. April, Samstag

Nach ordentlichem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden, die Nacht war ruhig & sehr neblig. Machten heute Morgen die M.G.-Stände bis ½ 12 Uhr. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch. Dann schlafen gelegt bis 3 Uhr, da es den ganzen Tag trüb war, hatten wir im Stollen recht warm. Dann mein Tagebuch geschrieben & gelesen. Die Artillerie wollte uns heute ein Geschütz an unseren Stolleneingang hinstellen. Heute wurde es den ganzen Tag nicht hell & es war vorne sehr ruhig. Mit der Post nichts erhalten & auch keine Zeitungen. Legte mich bald zur Ruhe, konnte aber nicht schlafen. Die Geschütze bei Wiville feuerten bis Mitternacht was zum Rohre raus ging.

– 07. April, Sonntag

Weißensonntag, aber wir spüren nichts davon. Um ½ 6 Uhr aus der Falle, der Schlaf war schlecht. Dann unsere Teppiche (Anm. Decken) zusammengepackt. Um ½ 7 Uhr kam unsere Ablösung & wir kamen um ¼ 8 Uhr ins Lager zurück. Hatten den ganzen Vormittag zu tun, um den Anzug in Ordnung zu bringen. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Bekam mit meiner Bedienung heute gleich wieder Wache & Dienst. Dann mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Es regnete heute nur einmal, sah in den schwarzen Baracken kaum bei Tage etwas. Mit der Post nichts erhalten. Meine Gedanken war heute nicht hier & ich mochte nichts Ansehen in der Baracke. Waren 14 Mann in einer Baracke mit kaum 32 Quadratmeter untergebracht. Legte mich trotz Wache um 9 Uhr in die Falle.

– 08. April, Montag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, 7 Uhr wecken, 7.15 Kaffeefassen, es ist Vormittag kein Dienst. Wir machten in unserer Baracke Drahtfallen rein & bekamen auch Strohsäcke mit Holzwolle. Mittagessen: Dörrgemüse & Büchsenfleisch. Dann meine Leibwäsche gewaschen & die Fallen fertig gemacht. Es regnete fast den ganzen Tag. Mit der Post leider nichts erhalten. Heute lebhafte Artillerietätigkeit an unserem Abschnitt. Legte mich nach dem Abendbrot bald zur Ruhe, konnte aber nicht gleich einschlafen, denn zuerst gab die elektr. Leitung Kurzschluß & nachher schickte der Franzmann eine Masse Granaten über unsere Baracken hinweg nach der Kleinbahn.

Vieville-en-Haye
Hauptstraße in Viéville-en-Haye

– 09. April, Dienstag

Nach unruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von ½ 8 Uhr ab hatte die Mannschaft Arbeitsdienst & wir U’offz. hatten dabei etwas Aufsicht, war aber meistens in der Baracke zu finden. Mittagessen: Griessuppe & Büchsenfleisch. Dann meine Leibwäsche geflickt, meine Bedienung mußte Brennholz machen für die Feldküche. Heute kam Gefr. Heer mit Blinddarmentzündung ins Lazarett & Schütze Stutz kam vom Lazarett zurück. Mit der Post eine Karte von Alois Sprang erhalten. Das Wetter war heute trocken & die Artillerie deshalb sehr lebhaft.

– 10. April, Mittwoch

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle gekrochen, die Nacht war ruhig, aber auch kalt. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über Flieger-Beschuß. Dabei wurde das ganze vom Spätjahr Gelernte wieder verworfen. Von 9.15 – 11.15 Uhr Exerzieren anschließend M.G. reinigen. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Dann gelesen & mein Tagebuch geschrieben. Von 1.30 – 5 Uhr Arbeitsdienst, Weg gebaut bei der Stallbaracke. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern erhalten. Nach dem Abendbrot einen Brief am lb. Bräutchen & einen den lb. Eltern geschrieben. Das Wetter war trübe, aber trocken. Legte mich um ½ 9 Uhr zur Ruhe.

– 11. April, Donnerstag

Nach schlechtem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, die Nacht war recht unruhig. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über Fliegerbeschuß mit den M.G. & Kreiskorn. Von 9.15 – 10.15 Uhr Exerzieren, anschließend M.G. reinigen. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch, war mal wieder gut. Dann meine Socken geflickt. Wir Unteroffiziere hatten heute Nachmittag auch mal keine Beschäftigung, da die Mannschaft so einzeln kommandiert war. Packte mal meine Zigarren, Zigaretten & Tabak zus. zum abschicken, sowie das Übrige, um im Gewehrwagen zu verstauen. Mit der Post leider nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Der Tag war schön hell & warm. Lebhafte Fliegertätigkeit.

– 12. April, Freitag

Nach schlechtem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, die Nacht war recht unruhig. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über Fliegerbeschuß mit den M.G. & Kreiskorn. Von 9.15 – 10.15 Uhr Exerzieren, anschließend M.G. reinigen. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch, war mal wieder gut. Dann meine Socken geflickt. Wir Unteroffiziere hatten heute Nachmittag auch mal keine Beschäftigung, da die Mannschaft so einzeln kommandiert war. Packte mal meine Zigarren, Zigaretten & Tabak zus. zum abschicken, sowie das Übrige, um im Gewehrwagen zu verstauen. Mit der Post leider nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Der Tag war schön hell & warm. Lebhafte Fliegertätigkeit.

– 13. April, Samstag

Nach unruhigem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden, die ganze Nacht Artilleriefeuer gegenseitig. Hatten heute früh keinen Dienst, da die ganze Mannschaft auf Lagerwache ist. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Bekam dann Wache & Komp.-Dienst. Dann den lb. Eltern einen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Es waren den ganzen Nachmittag franz. Flieger über unserem Lager & Gestern hat einer einen Fesselballon von uns in Brand geschossen. Mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendbrot gelesen bis 9 Uhr, dann abgezählt. Legte mich trotz Wache auch um ½ 10 Uhr zur Ruhe. Der Tag war trübe, aber trocken, lebhafte Artillerietätigkeit gegenseitig.

– 14. April, Sonntag

Heute Sonntag, konnte heute Nacht zum ersten Mal wieder ruhig schlafen. Um ¾ 7 Uhr wecken, dann Kaffee fassen. Um 8 Uhr mußte die Mannschaft Brennholz für die Küche sammeln & einen Fußweg zu der Kantine mit Steinen anlegen. Schrieb am lb. Bruder einen Kartenbrief. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Büchsenfleisch. Dann einen Brief am lb. Bräutchen & einen an Joh. Abt geschrieben, sowie eine Karte an Vetter Hugo & Alois Sprang. Dann Zeitung gelesen. Nach dem Abendbrot mein Tagebuch geschrieben. Heute eröffnete unsere Komp. eine kleine Kantine, konnten Flaschenbier haben, die Flasche zu 65 Pf, war recht gut. Der Tag war schön & warm, lebhaftes Artilleriefeuer auf der ganzen Front. Mit der Post ein Brieflein vom lb. Bräutchen erhalten, was mich recht freute.

Vieville-en-Haye
Kirche in Vieville-en-Haye

– 15. April, Montag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Die Nacht war ruhig an der Front. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über M.G. durch Zugführer, von 9.15 – 10.15 Uhr Exerzieren im Gelände, anschließend M.G. reinigen. Mittagessen: Gerstensuppe & Rindfleisch. Dann meine Socken geflickt. Von 2 – 5 Uhr Arbeitsdienst & Brennholz holen. Mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Der Tag war ruhig, denn es regnete den ganzen Nachmittag. Legte mich um 9 Uhr zur Ruhe, konnte leider nicht schlafen bis nach ½ 11 Uhr.

– 16. April, Dienstag

Nach schlechtem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, es regnete die ganze Nacht & heute wieder. Von 8 Uhr ab Arbeitsdienst & Holz für die Küche holen. Mittagessen: Grützensuppe & Salzfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Um 2 Uhr Antreten & Einteilen zum Ablösen in der Stellung. Packte dann meinen Krempel zus. & verstaute denselben im Gewehrwagen. Nach dem Abendbrot einen Strohsack in die Stellung geschafft, um diesmal die 10 Tage besser zu liegen. Nach Rückkehr die Zeitung gelesen. Der Tag war heute recht trübe & kalt, keine Gefechtstätigkeit an unserer Front. Richte ein Paket zus. von meinen übrigen Zigarren, Zigaretten & Tabak & schickte dies mit einem Saaturlauber dem lb. Vater. Heute fahren 5 Mann auf 5 Wochen in Urlaub zur Saat & die Anderen sind vergessen. Dies gibt böses Blut in die ganze Mannschaft, wo doch etliche schon 10 Monate nicht mehr zu Hause waren. Mit der Post nichts erhalten.

– 17. April, Mittwoch

Um ½ 2 Uhr brachten die Sachsen Ihrem Adjudanten ein Ständchen mit Streichmusik, das gut geschult war. Doch wir kamen dabei auch aus dem Schlafe. Um ¾ 5 Uhr aus der Falle gekrochen & meinen Tornister gepackt.
6 Uhr Abmarsch zur Ablösung, kamen wieder in Stollen I mit Vzfw. Heimgärtner. Die Übernahme ging glatt vonstatten & ich legte mich Schlafen bis ½ 10 Uhr. Wurde geweckt, da der Komp.-Führer da war, macht Meldung & Er verschwand wieder. Mittagessen: Dörrgemüse & Büchsenfleisch. Spielten dann unter dem Wellblech eine Stunde Karten. Dann einen Brief am lb. Bräutchen geschrieben & mein Tagebuch. Nach dem Abendbrot die Zeitung gelesen, es geht in der großen Schlacht immer etwas vorwärts. Hier war der Tag ruhig, an der Front nur geringe Fliegertätigkeit, der Tag war windig & kalt.

– 18. April, Donnerstag

Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden, hatte mich ganz ausgezogen gehabt, wie in der Baracke, es ist einem so leicht dadurch in der schwülen Stollenluft. Heute wieder mal den Stollen gereinigt, sonst nichts gearbeitet. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann geschlafen bis 2 Uhr, wurde dann geweckt, da Lt. Kaspar da war, den doch die Sache nichts mehr angeht, der aber noch was gelten möchte. Dann mein Tagebuch geschrieben & den lb. Eltern einen Brief. Machten dann Brennholz im Walde. Heute mal seit langem einen Roman gelesen, “Weggenossen”*, der gut geschrieben ist, keine so Schundliteratur wie gewöhnlich im Feld zu haben ist. Nach dem Abendbrot die Zeitung gelesen, immer vorwärts. Der Tag war ruhig & kalt, keine Fliegertätigkeit. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern erhalten.

Anm: *Sophie Charlotte von Sell: Weggenossen, 1911 erschienen

– 19. April, Freitag

Nach gutem, ruhigem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden. Um ½ 9 Uhr durch Lt. Dobler revidiert, der heute guter Laune war. Dann gelesen & einen feindlichen Flieger beobachtet, der aber außer Schußweite blieb. ¾ 9 Uhr kam Lt. Gix & fragte nach Lt. Dobler. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch, war heute sehr wenig Fleisch. Legte mich bis ½ 3 Uhr schlafen. Der Tag war heute so kalt, daß man nicht aus dem Stollen mochte. Trotzdem der Himmel ganz bewölkt war, surrte um ½ 4 Uhr ein franz. Flieger über uns, war aber für uns nicht erreichbar. Dann besuchte uns unser Zugführer, der zufrieden war. Dann mein Tagebuch & ein Brieflein an Jos. Beyer geschrieben. Mit der Post leider nichts erhalten. Nach dem Abendbrot die Zeitung gelesen & dann zur Ruhe gelegt.

– 20. April, Samstag

Nach schlechtem Schlafe um ½ 7 Uhr von der Falle gekrochen, die Nacht war sehr lebhaft, besonders rechts fiel Schuß auf Schuß & eine Menge Leuchtkugeln. Die Nacht & der Morgen ist sehr kalt, alles ist gefroren & ganz weiß vom Reif. Wir heizten kräftig ein & blieben im Stollen, obwohl immer wieder einige feindl. Flieger über die Gegend kommen, aber alle sehr hoch. Mittagessen: Kartoffelgemüse & ein wenig Büchsenfleisch darinnen. Dann geschlafen bis 3 Uhr, stand aber mit Kopfschmerzen auf. Dann am Fliegerstand eine Naturbank gezimmert & mein Tagebuch geschrieben. Es ist heute im Freien zu kalt zum Rumstehen. Mit der Post nichts erhalten. Es war mir heute nicht recht wohl, glaube daß ich die Influenza bekomme.

 Vieville-en-Haye
Vieville-en-Haye

– 21. April, Sonntag

Nach recht schlechtem Schlafe um 9 Uhr aufgestanden, hatte Fieber & konnte mich kaum auf den Füssen halten vor Mattigkeit. Legte mich dann wieder auf die Falle. Meine Graupensuppe samt Rindfleisch wollte mir nicht schmecken. Man sollte nicht meinen, daß man in einem Tag so runter kommen kann. Gegen Abend schickte der Feldwebel die Löhnung & ich ging dann ein wenig im Wald spazieren gelaufen, obwohl ich kaum konnte. Mit der Post nichts erhalten. Der Tag war rauh & neblig, von der Front war nichts zu hören als Gasgranaten rechts von uns zur Artilleriestellung. Legte mich bald zur Ruhe. Dies war wieder ein Sonntag in der Stellung.

– 22. April, Montag

Nach schlechtem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden, das Fieber hat doch etwas nachgelassen. Dann mal unseren Ofen umgebaut, der uns nur zu heiß machte. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann M.G. reinigen & Brennholz zerkleinert. Heute regnete es den ganzen Tag. Mit der Post ein Brieflein vom lb. Bräutchen erhalten. Dann mein Tagebuch geschrieben. Nach dem Abendbrot ein wenig Zeitung gelesen, was mir aber Kopfschmerzen verschaffte. Legte mich um 8 Uhr zur Ruhe, konnte aber nicht schlafen, obwohl es ganz ruhig war.

– 23. April, Dienstag

Nach schlechtem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden, habe über Nacht so einen richtigen Schnupfen bekommen, kaum zum Schnaufen. Um 10 ½ Uhr kamen all unsere Offiziere, es wurde uns eröffnet, daß jeden Tag jetzt von hier je 4 Mann abwechslungsweise zum Betonstollenbau müssen. Mittagessen: Dürrgemüse & Büchsenfleisch. Dann am lb. Bräutchen ein Brief & einen an Frau Abt geschrieben, sowie mein Tagebuch. Das Schreiben fällt mir noch recht schwer, habe immer Kopfschmerzen dabei. Nach dem Abendbrot die Zeitung gelesen. Das Wetter war heute ordentlich, konnte doch sich im Freien aufhalten, wenns auch noch kalt ist & rauh. Mit der Post das Sonntagsblatt, einen Brief vom lb. Bruder & eine Karte von Hugo Vetter erhalten.

– 24. April, Mittwoch

Nach schlechtem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden, bin eben froh, wenn die Nacht rum ist. Nach dem Frühstück das Sonntagsblatt gelesen & eine Flohjagd abgehalten. Zwei Mann müssen jeden Tag zum Schanzen, nach den III. Zug. Mittagessen: Kohlraben & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & eine Reisebeschreibung von Max Eid (Anm: Eyth) gelesen, die sehr interessant ist. Ging dann ins Wasserlust-Lager zum Friseur & in die Kantine. Kaufte 200 Gramm Büchsenleberwurst zu 4,50 M. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Der Tag war recht naß & kalt. Mit der Post nichts erhalten. Legte mich recht bald zur Ruhe, doch konnte lange nicht schlafen.

– 25. April, Donnerstag

Nach schlechtem Schlafe um 4 Uhr aufgestanden. Die Division macht eine gewaltsame Erkundung & unsere Artillerie schoß, was zum Rohr rausging. Der Franzmann erwiederte nur die Hälfte davon. In unsere Gegend kamen nur wenige Granaten, aber schwere. Um ½ 7 Uhr war die Sache vorüber. Der Stoßtrupp brachte um ½ 10 Uhr 45 Gefangene Franzmänner, junge Leute. Wir hatten 1 Toten & zwei Verwundete davon getragen. Der Stoßtrupp brachte viele Gummistiefel & Esswaren zurück. Merker kaufte ein paar Stiefel für 15 Mark. Mittagessen: Griessuppe & Rindfleisch. Dann den lb. Eltern & am lb. Bruder ein Brieflein geschrieben, sowie mein Tagebuch. Das Wetter war naß und kalt, man kann nicht im Freien sein & muß Tag & Nacht in dem Stollen sein, wo die Luft oft recht schlecht ist. Nach dem Abendbrot die Zeitung gelesen. Heute kam die Nachricht vom Tode des Rittmeisters Freiherr v. Richthofen durch die Engländer. Dies war unser erfolgreichster Kampfflieger. Er hatte vor 2 Tagen seine 80. Gegner im Kampfe abgeschossen. Mit der Post nichts erhalten.

– 26. April, Freitag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, es ist mir heute zum erstenmal wieder etwas wohler zu Mute. Hatten dann untereinander eine Debatte wegen & über den Glauben. Dann ins Freie gegangen, denn das Wetter ist besser, wie in den letzten Tagen. Gegen Mittag kam Lt. Dobler mit Burschen zu Pferd & revidierte, Er sagte, wir werden morgen abgelöst. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann Briefe geschrieben an Joh. Abt, Gregor Kiebler & Lui Gramlling, sowie mein Tagebuch. Dann mein M.G. & die Munition zusammengerichtet zur Übergabe. Mit der Post einen Brief von Joh. Abt erhalten, der eben in Lothringen im Quartier ist. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Der Tag war naß & kalt.

– 27. April, Samstag

Nach schlechtem Schlafe um ½ 6 Uhr aufgestanden & meine Sachen zus. gepackt. Um ½ 8 Uhr kam die Ablösung, übergab meine Sachen an Gefr. Walter. Der Affen (Anm. Affe ist Tornister) machte mir bis ins Lager recht warm, bin doch das Tragen nicht mehr gewohnt. Nach dem Frühstück gleich meine Leibwäsche gewechselt & die schmutzige gewaschen. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch. Dann meine Wäsche fertig gemacht & Zeitung gelesen. Heute kam die Nachricht, daß der Kemmelberg von uns genommen worden ist. Mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendbrot gelesen. Das Wetter war heute schön & warm.

– 28. April, Sonntag

Heute Sonntag, nach ruhigem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden. Dann meine Wäsche zusammen gerichtet. Heute bekam jeder eine kleine Liebesgabe, ich erhielt ein Hemd. Mittagessen: Dürrgemüse & Büchsenfleisch. Dann am lb. Bräutchen einen Brief geschrieben, sowie mein Tagebuch. Bekam heute Wache & Komp.-Dienst, ging aber mit Freund Gomm trotzdem spazieren. Der Tag war bis ½ 5 Uhr schön & warm, dann aber regnete es wieder. Mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendbrot gelesen. Um ½ 10 Uhr abgezählt, die meisten waren noch im Kino. Legte mich dann auch zur Ruhe.

– 29. April, Montag

Nach ordentlichem Schlafe um ¼ 7 Uhr aufgestanden, ½ 7 Uhr wecken, anschließend Kaffee fassen. 8 Uhr Antreten zur Reizraumprobe, dann Arbeitsdienst bis ½ 11 Uhr. 11 ¾ Uhr Essenfassen: Kartoffelsuppe & ein wenig Büchsenfleisch. Mir war nach dem Essen ganz schlecht, so daß ich mich auf die Falle legen mußte. Mit der Post nichts erhalten. Das Wetter war recht ordentlich gegen Abend. Der Franzmann schoß heute ganz nahe zu unserem Ruhelager ein paar Granaten.

– 30. April, Dienstag

Nach schlechtem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden, hatte die ganze Nacht Atemnot. 8 Uhr Antreten zum Arbeitsdienst einteilen. Wir Unteroffz. hatten die Aufsicht. Mittagessen: Griessuppe & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Mußte um ½ 2 Uhr mit 5 Mann im Walde eine Fuhre Brennholz fällen & aufladen, kamen erst um 6 Uhr zurück & zwar recht müde. Nach dem Abendessen die Zeitung gelesen. Der Tag war trocken nur abends, als wir zur Ruhe gingen, regnete es was zum Himmel runterkam. Mit der Post leider wieder nichts erhalten.

– 01. Mai, Mittwoch

Nach schlechtem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Um 8 Uhr ging alles zum Baden & Entlausen hier im Lager. Mußte dann um 10 Uhr mit 6 Mann in unsere Stellung vor zum Stollenbau. Das Mittagessen wurde uns rausgeführt, es gab heute Grützensuppe & ein wenig Rindfleisch. Arbeiteten dann wieder von 2 – 6 Uhr. Kamen um ½ 8 Uhr ins Lager zurück & war recht müde. Mit der Post einen Brief von Frau Abt & einen von Lui Gramling erhalten. Das Wetter war heute schön & trocken. Legte mich um ½ 9 Uhr zur Ruhe.

– 02. Mai, Donnerstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. 8 Uhr antreten zum Arbeitsdienst einteilen. Mußte mit den Leuten Brennholz holen im Walde. Dann mein Tagebuch geschrieben. Mittagessen: Kartoffelsuppe & ein wenig Büchsenfleisch. Dann Brief geschrieben an die lb. Eltern & der lb. Schwägerin. Von 2 – ½ 6 Uhr Arbeitsdienst. Fassten heute unsere Verpflegung wieder nicht gewehrweise. Machte deshalb beim Feldwebel im Beisein der anderen U’offz. den Vorhalt, daß wir unsere Verpflegung jeden Tag erhalten & nicht auf drei Tage wie seither. Das gibt es nicht, daß wir den Preußen nachmachen & womöglich noch jedem Mann seine paar Gramm vorwägen, hieß es dann. Aber rot wurde er doch, also denke ich, daß wir einander verstanden haben. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen, der Tag war trocken & warm. Zwei franz. Flieger schossen bei Wiville ein Deutschen Flieger brennend ab. Beider Insassen, ein Lt. & OberLt. waren tot. Mit der Post leider wieder nichts erhalten.

– 03. Mai, Freitag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, meine Leute mußten alle zum Schanzen in die Stellung. Mußten dann unsere zweiten Teppiche, die Unterjacken & die Handschuhe abgeben. Dann mußte ich in einem Verzeichnis sämtlich Öfen & Ofenrohre von allen unseren Baracken & Stollen aufnehmen. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Bekam heute Wache & Komp.-Dienst. Um 2 Uhr Arbeitsdienst einteilen. In der Freizeit meine Wäsche geflickt. Mit der Post mal einen Brief von den lb. Eltern & einen vom lb. Bruder erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Das Wetter war heute so recht schön und warm & man sehnt sich nach der Heimat. Von der Front nicht viel zu hören.

– 04. Mai, Samstag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, geweckt, Kaffeefassen & um 8 Uhr Antreten zum Arbeitsdienst. Dann die Rentenquittungen ausgefüllt & den lb. Eltern eine Karte geschrieben. Mittagessen: Bohnen & etwas Büchsenfleisch. Dem lb. Bruder einen Brief & mein Tagebuch geschrieben. Dann meine Leibwäsche gewaschen. Mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Der Tag war schön & warm, von der Front nur gegenseitige Artillerietätigkeit.

– 05. Mai, Sonntag

Nach ruhigem Schlafe um 9 Uhr aufgestanden. 10.30 Uhr Amt & Predigt im Soldatenheim, hatte auch das Glück die hl. Sakramente zu empfangen. Da am Dienstag der König von Sachsen hier seine Truppen besichtigt, so mußten dieselben heute exerzieren & hatten somit keine Zeit zum Gottesdienst. Mittagessen: Mischobst, Büchsenfleisch & eine Nudel mit 200 Gramm, vom Bäcker gebacken. Dann am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Mit der Post einen Brief & ein Laible Weißbrot von Lene Gramling erhalten. Nach dem Abendbrot gelesen, es regnete heute fast den ganzen Tag. An der Front war es ganz ruhig. Es ist eben in der Komp. eine rechte Unzufriedenheit & dies meistens wegen dem Essen. Die Herren haben am Tag zweimal Fleisch & der Mannschaft langts nicht mal 1 Stückchen.

– 06. Mai, Montag

Nach ordentlichem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden, um ½ 4 Uhr schoß die franz. Artillerie unheimlich. Von 8 Uhr ab war Ausrüstung richten zur Wache. Kam aber dann nicht auf Wache, da dieselbe ausfiel. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Dann einen Kartenbrief an Lene Gramling sowie mein Tagebuch geschrieben. Ging dann mit Freund Gomm einwenig im Wald spazieren & pflückten Waldmeisterlen & Maiblümchen, die es hier in Masse gibt. Mit der Post eine Karte von Hugo Danner erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen, von der Front nichts zu hören als lebhafte Fliegertätigkeit.

– 07. Mai, Dienstag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, die Nacht war ruhig. Da alle Mannschaft auf Wache ist, so hatte ich keine Beschäftigung erhalten. Dann einen Kartenbrief geschrieben an Vetter Hugo. Mittagessen: Sauerkraut, Kartoffel & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch & einen Kartenbrief an Wilh. Lepple geschrieben. Packte dann mein Zeug zus. in Gewehr-Wagen, denn morgen geht’s wieder in Stellung. Mit der Post einen Brief von Joh. Abt erhalten. Dann Zeitung gelesen, nach dem Abendbrot einen Spaziergang gemacht. Der Tag war recht schön. Die Sachsen hatten heute Besichtigung durch ihren König August. Während derselben fand ein Fliegerkampf statt, der beim Stollen I durch Gleitflug der Amerikaner endete. Gefr. Hipp nahm denselben gefangen & ließ das Flugzeug bewachen. Von uns schossen 4 M.G. darauf & die Komp. machte Meldung, daß wir den Amerikaner runterholten. Der deutsche Flieger sagte: Er habe Ihn runtergedrückt & auch die Flakbatterie sprach sie hatten Treffer neben dem Flugzeug erzielt.

– 08. Mai, Mittwoch

Nach schlechtem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, die ganze Nacht waren Gewitter-Regen, Blitz & Donner. Dann meine Sachen zus. gepackt. Um 7 Uhr Abmarsch in Stollen I & U’offz. Walter abgelöst, der hier außen befördert wurde. Dann die eine Falle im Stollen herausgerissen, daß ich Platz erhielt. Dagegen wollte Fuss maulen, ließ mich aber kalt. Mittagessen: Dürrgemüse & Büchsenfleisch. Dann 2 Stund geschlafen, schrieb dann eine Karte an Tante Anna & mein Tagebuch. Mit der Post eine Karte von Gregor Kiebler erhalten. Es regnete heute den ganzen Tag. Flieger waren keine zu sehen & auch von der Front nichts als ein paar Artillerieschuß.

– 09. Mai, Donnerstag

Christi Himmelfahrt, nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. War dann im Wald spazieren gegangen & war in Gedanken bei den Lieben zu Haus bei der Prozession. Um ½ 11 Uhr kam die Nachricht, daß wir sofort unsere Sachen zus.packen sollen. Das Fuhrwerk komme sofort, denn es muß alles heute noch verladen werden. Kamen um ½ 1 Uhr ins Ruhelager. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann M.G. reinigen & Fahrzeuge verladen. Um 5 Uhr war alles erledigt. Nach dem Abendbrot mein Tagebuch geschrieben & am lb. Bräutchen ein Brieflein. Dann einen Spaziergang gemacht. Mit der Post eine Karte von Wilh. Lepple erhalten. Das Wetter war heute ordentlich. Von der Front nur Artilleriefeuer gegenseitig. Meine Gedanken sind heute viel beim Liebsten zu Hause. Fuss hängte heute auch den richtigen raus.

– 10. Mai, FreitagSt. Maurice-sous-le-Côtes

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 6 Uhr aufgestanden. Meine Sachen auf dem Fahrzeug verladen. Um 7 Uhr Abmarsch, die Gewehrführer konnten aufsitzen, die Mannschaft mußte Ihren Tornister tragen. Es ging über Thiaucourt – Hattonville, hier wurde Halt gemacht & es gab zum Mittagessen: Kartoffelgemüse & Rindfleisch. Von hier ab durfte die Mannschaft ihre Tornister auch verladen. In St. Maurice (Anm. Maurice-sous-le-Côtes) kamen wir um ½ 4 Uhr an & wurden so notdürftig einquartiert. Konnte mit List einen Strohsack bekommen & baute mir eine gute Lagerstatt. Die zweite M.G.-Komp. ist auch hier. Xaver Dangelmayer ist dann zu mir gekommen & Georg Nagel, erzählten dann von Salach die Neuigkeiten. Legte mich um 10 Uhr zur Ruhe, nachdem wir unsere Gewehre für in Stellung verladen hatten. Der Tag war heute schön & warm, gegen 3 Uhr kam dann ein Gewitterregen, dann war es wieder warm. War auch recht müde & konnte gleich schlafen.

St. Maurice-sous-le-Cotes
St. Maurice-sous-le-Côtes

– 11. Mai, Samstag

Nach gutem Schlafe um ½ 6 Uhr aufgestanden, meine übrigen Sachen auf den M.G.-Wagen verpackt. Um ½ 7 Uhr Abmarsch in Stellung, mußten den Affen mittragen & es ging immer Berg auf, Berg ab, so daß nur der Schweiß so ran. Acht Mann vom Regt. 217 & ein Hauptmann führten uns in die Stellung vor. Kam mit U’offz. Diehm zum 1. Zug Leutn. Götz. Kamen an die Straßenkreuzung Verdun – Nancy in einen Beton-Unterstand. Derselbe war aber schon von einem Ordonanz-Offz. bewohnt & wir mußten im Freien bleiben bis Nachmittag, dann zog er aus. Um 2 Uhr kam das Mittagessen: Dürrgemüse & Büchsenfleisch. Dann 8 Fallen eingebaut, mußte alles kräftig arbeiten bis 9 Uhr. Dann regnete es auch noch dazu. Ging um 10 Uhr recht müde in die Falle.

– 12. Mai, Sonntag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, die Nacht war ruhig. Um ½ 9 Uhr kam der Kaffee.  Dann Briefe geschrieben am lb. Bräutchen & den lb. Eltern, eine Karte am lb. Bruder & mein Tagebuch. Mittagessen: Griessuppe & Rindfleisch. Trotz Sonntag machten wir die Anfangsarbeiten zu einem Wohnstollen, denn es kann niemand in den Unterstand sitzen, da kein Platz ist neben den Fallen. Habe heute zur Sonntagsarbeit keinen Humor. Um 4 Uhr kam der Lt. Götz, U’offz. Diehm sagte ihm dann, daß sich jeder beklage wegen dem Fouragieren. Er gab uns Recht, sagte aber, daß die Sache wahrscheinlich keinen Wert habe bei dem Komp.-Führer. Nach dem Abendbrot gelesen. Mit der Post einen Brief von der lb. Schwägerin erhalten. Legte mich um 9 Uhr recht müde auf die Falle. Das Wetter war trübe & regnerisch. Der Franzmann schickte nur einige Schrapnell auf die Wegekreuzungen.

– 13. Mai, Montag

Nach unruhigem Schlafe um 7 Uhr von der Falle gekrochen. Nach dem Kaffee am Wohnstollen weitergearbeitet. Heute kam Lt. Caspar & löst Götz ab, da derselbe heute in Urlaub fährt. Unser Koch Götz kochte heute zum erstenmal hier in Stellung. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch, war gut. Dann wieder gearbeitet bis 8 Uhr, da wir unsere M.G. im trockenen haben wollten. Der Abschnitts-Kommandeur der Kampftruppen Mayor Schram kam heute Mittag auch zu uns & fragte nach unserer Aufgabe. Um 5 Uhr kam dann noch Lt. Caspar, aber ganz solide. Diehm & ich gingen um 9 Uhr vor in die erste Stellung & sahen uns das Gelände an. Der Tag war ruhig & schön. Mit der Post nichts erhalten.

St. Maurice-sous-le-Cotes
St. Maurice-sous-le-Côtes

– 14. Mai, Dienstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr von der Falle gekrochen, dann mal richtig gewaschen. Nach dem Frühstück den Gewehrstand für Tankabwehr gemacht. Um 10 Uhr kam der Komp.-Führer & Lt. Casper war alles recht. Er fragte auch wegen der Verpflegung. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Büchsenfleisch. Dann der lb. Schwägerin einen Kartenbrief geschrieben & mein Tagebuch. Ging mal in unsere Küche wegen einer Zeitung, bei der Komp. ist man ja zu bequem, um einem eine Zeitung zu besorgen. Unsere Verpflegung schickten Sie wieder ungeteilt am Koch, dies ist aber eine große Liederlichkeit vom Furier*. Mit der Post leider nichts erhalten. Der Tag war schön & warm. Nach dem Abendbrot gelesen, ging um ½ 10 Uhr zur Ruhe, ich war recht müde.

* Anm.: Bezeichnung für den mit Verpflegungsgeschäften beauftragten U’offz im Heer

– 15. Mai, Mittwoch

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, heute schien um diese Zeit schon die Sonn, dies ist das erstenmal so bald. Nach dem Frühstück eine Stelle im Wald gelichtet zu einem Fliegerabwehrstand mit Baumbeobachter. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Von 2 Uhr ab M.G. reinigen. Dann einen Brief an Joh. Abt & eine Karte an Wilh. Lepple geschrieben, sowie mein Tagebuch. Heute ist das Wetter recht schön & aber auch recht warm dabei, da gibt es bei der Arbeit Schweiß. Die Verpflegung kam auf zwei Tage & wieder alles ungeteilt. Heute nur geringe Fliegertätigkeit. Legte mich um ½ 10 Uhr zur Ruhe, denn ich war müde.

– 16. Mai, Donnerstag

Nach schlechtem Schlafe um 6 Uhr aus der Falle gekrochen. Nach dem Frühstück den Unterstand eingedeckt. Mittagessen: Griessuppe & Büchsenfleisch. Dann schlafen gelegt bis ½ 4 Uhr. Ging dann mal rüber in das Friedenstal zum Georg Nagel & zum Zug Gomm, der heute Stellungswechsel machen soll. Mit der Post ein Päckchen vom lb. Bräutchen erhalten, sowie eine Karte vom lb. Bruder & einige Ansichtskarten von Sennheim & Umgebung, die mir Vetter Hugo schickte. Erhielten heute auch wieder einige Zeitungen von der Komp. rausgeschickt. Dörrten heute Buchenlaub auf unseren Fallen, denn man liegt gar so hart. Das Wetter ist auch schön, nur geringe Fliegertätigkeit & sonst auch recht ruhig an der Front. Legte mich um ½ 11 Uhr auf die Falle.

St. Maurice-sous-le-Cotes
St. Maurice-sous-le-Côtes

– 17. Mai, Freitag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, die Nacht war ruhig. Dann kamen einige Flieger bis an die Front, hatten aber vom Wald aus kein Schußfeld. Dann einen Brief an Vetter Hugo & eine Karte an Gregor Kiebler geschrieben, sowie mein Tagebuch geschrieben. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch, war heute gut gekocht. Dann gelesen, denn Georg Nagel brachte mir das Sonntagsblatt. Um 4 Uhr kam Gefr. Frey & löste U’offz. Diehm ab, da seine Versetzung zum Regt. 478 genehmigt ist. Schade um ihn, denn er hatte was los & war ein guter Kamerad. Mit der Post einen Brief vom lb. Bräutchen erhalten. Dann Zeitung gelesen, das Wetter war recht schön. Nur geringe Fliegertätigkeit. Der Franzmann schickte auch uns einige Schrapnell in die Nähe.

– 18. Mai, Samstag

Nach unruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. Nach dem Frühstück kam der M.G. Offizier vom II./ Batl. 361, dem wir unterstellt sind & sah sich unsere M.G-.Stände an. Er fragte Schütze Mercker über das Kreiskorn & dessen Handhabung. Die Besichtigung fiel zu seiner vollen Zufriedenheit aus & Er sagte beim Weggehen: sagen sie Ihren Zugführer der Zug sei sehr gut eingearbeitet, war ein Leutnant von ca. 30 Jahren. Mittagessen: Dürrgemüse & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & Karten gespielt. Bei unseren Kameraden, die im Brigadetal in Reserve liegen & in Holzbaracken untergebracht sind, schlug ein Schrapnell mit Aufschlagzünder in die Baracke, Schütze Imhof tot, Schütze Markward & Schütze Scheffler verwundet, die Anderen kamen mit dem Schrecken davon. Mit dem Essen wollte es heute keinem schmecken nach dieser Nachricht. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern erhalten. Ging dann noch zum Friseur in das Friedenstal & ließ die Haare glatt vom Kopf wegscheren. Heute lebhafte Fliegertätigkeit & der Franzmann schoß sehr viele Schrapnell in unseren Abschnitt, so daß wir oft im Unterstand Deckung nehmen mußten. Das Wetter war heiter & sehr warm. Um ½ 7 Uhr kam ein Gewitter, aber es regnete nur sehr wenig.

– 19. Mai, Sonntag

Heute Pfingsten, die Nacht war sehr ruhig. Um ½ 7 Uhr aus der Falle, um 7 Uhr kam Lt. Caspar & sah die M.G. & die Munition nach, hatte halt wie immer an Kleinigkeiten rum zu nörgeln. Dann meine Andacht gebetet, mein Gedenken war bei den Lieben in der Kirche zu Hause. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Dann einen großen Brief am lb. Bräutchen & einen Kartenbrief den lb. Eltern geschrieben, sowie mein Tagebuch. Dann gelesen, mit der Post kam heute nichts. Nach dem Abendbrot Karten gespielt bis 10 Uhr. Der Tag war heute sehr ruhig, nur ganz geringe Fliegertätigkeit. Auf der Kleinfeldbahn führten die Armierungstruppen Betonkies, ich glaube das ist auch heute am hl. Pfingsttag nicht gerade nötig. Da sieht der Unglauben unseren Herrn heraus.

St. Maurice-sous-le-Cotes
St. Maurice-sous-le-Côtes

– 20. Mai, Montag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 5 Uhr durch Artilleriefeuer geweckt. Der Franzmann machte eine Erkundung 1 km rechts von unserer Stellung. Ich saß auf den Baum & sah dem Feuer zu, um 6 Uhr war alles wieder in alter Ruhe. Um ½ 8 Uhr kam der Brigade Kommandeur & sah sich unsere Stellung an. Er ging befriedigt von dannen. Verrichtete, weil Feiertag, eine kurze Andacht. Dann Karten gespielt. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Mischobst, war heute gut gekocht. Dann kam unser Komp.-Führer, Er sagte wir müssen nochmals 10 Tage hierbleiben. Sollen aber in der Zeit auch Waldmeisterlen sammeln & an der Küche für Tee abliefern. Dann mein Tagebuch geschrieben & Karten gespielt. Backte mir zum Abendbrot zwei Eier, weil heute Pfingstmontag ist. Dann gelesen, mit der Post nichts erhalten. Das Wetter war recht schön & warm.

– 21. Mai, Dienstag

Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr aus der Falle gekrochen. Es kam um 7 Uhr der Batl.-Adjudant vom 361 & ein Minenwerfer Lt. die vor unserer M.G.-Stellung einen Minenwerfer einbauen wollen. Sie wollten für Ihre Leute Unterkunft bei uns haben. Dann kam Lt. Kasper & sprach wieder einen rechten Mist, als ich ihm dann erwiderte, wollte er mir anhängen. Mittagessen: Graupensuppe & ein paar Brocken Rindfleisch. Dann am lb. Bruder einen Kartenbrief geschrieben & mein Tagebuch. Dann gelesen & politisiert mit den Kameraden. Mit der Post nichts erhalten, es wurde heute auf zwei Tage Verpflegung gefasst. Nur geringe Fliegertätigkeit & einige Schrapnell in unsere Nähe.

– 22. Mai, Mittwoch

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr von der Falle gekrochen. Dann eine Cice (Anm.: Skizze) von unserer Stellung angefertigt. Um 8 Uhr kam Lt. Casper. Er hatte halt wie jeden Tag etwas zu kritisieren, so recht Knabenhaftes. Dann die Stellungen angesehen. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann gelesen & mein Tagebuch geschrieben. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern erhalten. Das Wetter war recht schön & warm. Der Franzmann verhielt sich heute auch ruhig.

St. Maurice-sous-les-Cotes
Denkmal in St. Maurice-sous-les-Côtes

– 23. Mai, Donnerstag

Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden. Dann etwas Waldmeisterlen gesammelt zu Teemischung. Um 8 Uhr kam Lt. Casper & um 8.30 Uhr der Feldwebel & der Komp.-Führer. Ersterer brachte die Löhnung & Lt. Dobler fragte mich, ob ich etwas von einem Briefe wisse, den U’offz. Diehm an den Batl.-Kommandeur Major Mögling geschrieben habe, ich wußte nichts davon. Um 11.45 Uhr beschossen wir mit beiden M.G. ein feindl. Flugzeug, das dann kehrt machte & wieder über die Stellung zurück. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Mischobst mit Rindfleisch. Dann eine Karte an die lb. Eltern & eine an R. Uebelhör geschrieben, sowie mein Tagebuch. Dann meine Hefte gelesen von der Mission, die ich von Georg Nagel erhielt. Nach dem Abendbrot ein wenig Karten gespielt. Mit der Post ein Päckchen mit Waffeln vom lb. Bräutchen erhalten. Gegen Abend kam ein Gewitter & es wurde dann recht kühl, ohne das es regnete.

– 24. Mai, Freitag

Nach gutem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden. Nach dem Morgenessen die M.-Gewehrstände gerichtet & eingedeckt. Dann Zeitung gelesen. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Dann Karten gespielt, um 3 Uhr kam Lt. Kasper & hatte wieder verschiedene Vorschläge betreff Posten einteilen. Ich widerlegte ihm aber alle glatt & Er zog unverrichteter Sache wieder ab. Von 4 Uhr ab hatten wir Regen & kalt dabei, machten kräftig Feuer in die Bude. Mit der Post leider nichts erhalten. Legte mich heute schon um 9 Uhr zur Ruhe, denn im Freien wars zu kalt zum rum stehen. Als ich so recht im Schlafe war, kam Lt. Casper & ließ Alarm ansagen, es klappte alles, bis auf die Bauchpistole, die ich hängen ließ. Dann predigte er wieder den alten Mist: mit hundert (nicht-wahr) dazwischen. Konnte dann lange nicht mehr einschlafen.

– 25. Mai, Samstag

Nach schlechtem Schlafe um 6 Uhr aus der Falle gegangen, dann meine Wäsche gewechselt & mich gewaschen von Kopf bis zu den Füssen. Nach dem Morgenkaffee meine Leibwäsche gewaschen. Mittagessen: Dörrgemüse & Büchsenfleisch. Dann meine Wäsche im Ulanental am Brunnen ausgewaschen, ist ne schwere Arbeit in Stellung. Dann kam Lt. Caspar mit Feldwebel Renz, ich laß ihn aber reden, Gruß bekommt er aber keinen mehr von mir. Dann am lb. Bräutchen einen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Mit der Post leider nichts erhalten. Erhielt heute von Gg. Nagel das Sonntagsblatt. Der Tag war schön & recht warm dabei. Legte mich um ½ 10 Uhr zur Ruhe & konnte gleich schlafen, denn ich will das Versäumte nachholen.

 St. Maurice-sous-les-Cotes
Hauptstraße in St. Maurice-sous-les-Côtes

– 26. Mai, Sonntag

Heute Sonntag, nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. Nach dem Frühstück meine Sonntagsandacht verrichtet. Um 10 Uhr kam Lt. Caspar & brachte die Posten-Vorschriften mit & hielt gleich darüber Unterricht. Mittagessen: Nudelsuppe, Rindfleisch & Mischobst. Dann das Sonntagsblatt gelesen & mein Tagebuch geschrieben. Nach dem Abendbrot mit Kamerad Ehrler einen Spaziergang zu unseren sämtlichen M.G.-Stellungen gemacht, gingen um ½ 8 Uhr weg & kamen um ½ 11 Uhr wieder zurück. In der Zeit alarmierte Lt. Caspar den Zug & ließ mit Gasmaske in Stellung gehen. Wegen uns beiden sagte er scheints nichts weiter. Unsere M.G.-Bedienungen sind teils recht schlecht untergebracht, meistens nur in Wellblechbuden. Mit der Post eine Karte von lb. Bruder erhalten. War recht müde & legte mich sogleich auf die Falle.

– 27. Mai, Montag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle gekrochen. Dann meine Socken geflickt & meine Leibwäsche. Um 11.30 Uhr kam ein franz. Flieger über unsere Stellung, den nahmen wir aber kräftig unter Feuer. Kaum hatten wir 500 Patronen draußen so war er auch schon wieder zurück & außer Schußweite. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann die Zeitung gelesen & mein Tagebuch geschrieben. Gegen Abend die M.G. gereinigt. Mit der Post einige Ansichtskarten von Hugo-Vetter erhalten. Dann gelesen & mit den Kameraden unterhalten über den Allerweltsschwindel, den man Krieg heißt. Heute sehr rege Fliegertätigkeit gegenseitig.

– 28. Mai, Dienstag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. Als wir unsere M.G. aufgebaut hatten kam ein Lt. von den 361ern & sagte uns, daß wir heute Vormittag noch von Ihnen abgelöst werden. Dann kam unser Komp.-Führer & sagte uns, daß ein Fahrzeug komme & wir zur Ruhe in Quartier nach St. Maurice kommen, sobald die Ablösung da sei. Dann alles gepackt & verladen, um ½ 11 Uhr marschierten wir ab & um 1 Uhr waren wir in unserem Quartier, das gut gerichtet war. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Dann ein großes Paket zusammen gemacht, das mir Gleinser morgen mit nach Deutschland nimmt für die lb. Eltern. Mit der Post ein Päckchen mit Weißbrot vom lb. Bräutchen erhalten.

St. Maurice-sous-les-Cotes
St. Maurice-sous-les-Côtes

– 29. Mai, Mittwoch

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 aufgestanden. Dann M.G. reinigen, um ½ 11 Uhr war die Beerdigung des Schützen Raab, der II. M.G.Komp. Derselbe hat sich vor 2 Tagen selbst mit der Pistole erschossen, aus Zivilgründen. Er war aus Kuchen gebürtig & kath., doch der evang. Feldgeistliche hielt die Leichenrede. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Bekam von heute Mittag ab Dienst & Wache. Dann den lb. Eltern ein Brieflein geschrieben & mein Tagebuch. Mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen, unsere Offensive geht bei Laon schnell weiter, es wurden heute 15000 Gefangene gemeldet. Das Wetter war heute recht schön, es waren auch 2 Franz. Flieger hier in St. Maurice, während der Beerdigung.

– 30. Mai, Donnerstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, da heute Fronleichnamsfest ist haben wir dienstfrei. Um 9.30 Uhr Predigt & Hochamt, dabei sangen die Zivil-Bewohner von St. Maurice die Segenslieder & wir während dem Amt einige Lieder. Es war recht erhebend, hatte dann noch das Glück, die hl. Sakramente zu empfangen. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Rindfleisch. Dann am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Dann die Zeitung gelesen, die Offensive macht gute Fortschritte, bis jetzt 35000 Gefangene & 2000 Geschütze. Um 8 Uhr Segensandacht, ging mit Gomm auch hin & es war recht erhebend dabei. Gingen dann im Dorfe einwenig spazieren. Mit der Post eine Photographie von Karl Gutörle erhalten, das Wetter war recht schön & sehr warm dabei.

– 31. Mai, Freitag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aus der Falle gekrochen. Um 8 Uhr Gasmaskenprobe im Reizraum, kamen um 10 Uhr zurück. Dann ein Päckchen für mein Bräutchen gerichtet. Mittagessen: Grüne-Schnittbohnen & Rindfleisch. Dann meine Sachen zusammen gerichtet, die ich nächstens mit einem Urlauber nach Hause schicke, da ich über Sommer leicht haben will. Dann am lb. Bruder ein Brieflein geschrieben. Ging um 5 Uhr zu Leutn. Gix, der eben jemanden seine Zahnbehandlung betreibt. Er bohrte mir vier Stück aus & zwei machte er gleich Plompen rein. In den beiden anderen kam eine Einlage zum Nerv abtöten, da dies Wurzelbehandlung ist. Er hatte mich 1 ½ Stunden in der Kur & mir tat der ganze Kopf weh. Das Abendessen ließ ich ausfallen, hatte keinen Hunger. Von der Offensive kam heute, daß unsere Truppen & der Marne stehen & bis jetzt 45000 Gefangene eingebracht sind.        

St. Maurice-sous-les-Cotes
Feldbahntrasse bei St. Maurice-sous-les-Côtes

– 01. Juni, Samstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, um 8 Uhr wurde eingeteilt in die Stellung. Mußten dann die Munition packen & unser Werkzeug richten. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Rindfleisch. Mußte um 1 Uhr nochmals zu Lt. Gix wegen den Zähnen, war diesmal bald fertig & auch fast schmerzlos. Um 3 Uhr marschierten wir ab in Stellung, unsere Tornister wurden geführt. Kamen um ½ 6 Uhr am Riedelkreuz an, wo ich mit Dautel, Erath, Fauser & Votteler den U’offz. Lanz ablöste. Gefr. Frey kam mit Bernhardt, Merker, Schwenk & Stuber ebenfalls in gleichen Unterstand, da er U’offz. Miorin ablöste. War im Unterstand noch nichts eingerichtet & wir mußten erst wieder Fallen bauen bis 11 Uhr, um wenigstens liegen zu können. Der Tag war sehr warm & es ging auf dem Marsche durstig her. Mit der Post nichts erhalten. Der Franzmann verhielt sich heute sehr ruhig. Legte mich um ½ 12 Uhr zur Ruhe.

– 02. Juni, Sonntag

Nach schlechtem Schlafe um ½ 4 Uhr durch Artilleriefeuer geweckt, da rechts von uns eine gewaltsame Erkundung gemacht wurde. Stand dann auf & sah den Leuchtsignalen zu. Unsere Artillerie feuerte sehr kräftig, der Franzmann antwortete nur sehr wenig. Zu uns zurück kam kein Schuß, obwohl hinter uns Artillerie massig stand. Um 5 Uhr war alles wieder ruhig & ich legte mich wieder auf die Falle, bis 7 Uhr. Nach dem Frühstück einen Fliegerstand gebaut & zwei Mann mußten beim Zugführer arbeiten an den Res.-Ständen der Komp. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann Zeitung gelesen bis 3 Uhr, hatten dann durch Zugführer Instruktion über die Lage & unseren Anschluß. Dann Tische & Bänke gemacht zum Hausrat für den Unterstand. Nach dem Abendbrot, weil Sonntag, eine kleine Andacht für mich gehalten. Post erhielt ich heute keine. Um ¼ 11 Uhr machte unsere Division eine gewaltsame Erkundung. Als dieselbe fertig war, schickte der Franzmann ganz schwere Granaten zu uns her, der Artillerie hinter uns zugedacht waren. Um ½ 12 Uhr wurde es ruhig & ich legte mich zur Ruhe.

– 03. Juni, Montag

Nach ordentlichem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden & sämtliche Munition nachgesehen. Um 8 Uhr kam Leutn. Gix mit dem Komp.Führer, wollte nichts von uns. Dann in Unterstand ein Fenster gezimmert. Mittagessen: Dürrgemüse & Rindfleisch. Legte mich dann bis 3 Uhr schlafen. Dann einen Brief geschrieben an Karl Gutöhrle & mein Tagebuch. Dann gelesen & Damenbrett gespielt. Das Wetter war heute recht warm & hell, nur geringe Fliegertätigkeit & alle sehr hoch. Unsere Artillerie schoß nur einige Schuß Störungsfeuer, der Franzmann antwortete nicht darauf. Mit der Post leider nichts erhalten. Legte mich um 10 Uhr auf die Falle & konnte sehr lange nicht einschlafen.

Regimentsmusik in St. Maurice

– 04. Juni, Dienstag

Nach schlechtem Schlafe um 6 Uhr aus der Falle gestiegen, mich plagten diese Nacht die Flöhe unheimlich. Vier Mann mußten wieder zum Schanzen einer & einer zum Zugführerstollenbau. Um 9 Uhr kam Lt. Götz unser Zugführer von heute ab, was uns alle freut. Dann mal meine Falle ausgeräumt & gesonnt. Mittagessen: Graupensuppe & Büchsenfleisch. Dann der lb. Schwägerin einen Kartenbrief & mein Tagebuch, sowie Tante Anna eine Karte geschrieben. Nach dem Abendbrot ein wenig Karten gespielt & Zeitung gelesen. Heute nur sehr geringe Fliegertätigkeit, trotz schönem Wetter. Legte mich um 10 Uhr zur Ruhe, mit der Post nichts erhalten, weiß nicht, was ich denken soll.

– 05. Juni, Mittwoch

Nach ordentlichem Schlafe um 6 Uhr aus der Falle gekrochen, um ¼ 7 Uhr kam Lt. Gix, es stimmte bei uns. Beschossen um ½ 7 Uhr einen franz. Flieger auf 900 – 1000 Meter Höhe mein M.G. schoß aber zu langsam & wir schossen deshalb in unserem Steinbruch neu an & wechselten das Schloß, dann gings. Dann meine Leibwäsche gewaschen. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann meine Wäsche fertig gemacht. Um 3 Uhr holten wir jeder 2 Liter Bier (für den Hunger), war gut. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern erhalten. Dann mein Tagebuch geschrieben. Nach dem Abendbrot M.G. reinigen, dann Zeitung gelesen.

– 06. Juni, Donnerstag

Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden & die M.G. nachgesehen & aufgebaut. Um 9 Uhr kam der Komp.-Führer, es stimmte alles bei uns. Dann meine Socken geflickt & einen Erkundungsgang gemacht zum Miorin & Köhler, fand dabei auch einige Erdbeeren. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Dann mit 6 Mann zum Stollenbau für unsere M.G.-Bedienungen von 1 – 6 ½ Uhr. Georg Nagel besuchte mich bei der Arbeit & brachte mir 2 Nr. des Sonntagsblattes. Jeder Mann erhielt heute 1 Liter Bayrisch Bier. Nach dem Abendessen mein Tagebuch geschrieben & Damenbrett gespielt. Der Franzmann war heute sehr ruhig. Eine Flakpatrouille mit Lastauto ließ heute 30 Papierballone mit Flugschriften zum Gegner hinüber.

St. Maurice-sous-les-Côtes

– 07. Juni, Freitag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. Machte nach dem Morgenkaffee einen Erkundungsgang nach unserer Artilleriestellung. Um 11 Uhr kam ein franz. Flieger, der ein deutsches Flugzeug führte auf 500 Mtr. Höhe über uns weg. Bis wir Ihre Nation erkannten, war er schon hinter den Bäumen verschwunden. Gleich schoßen die franz. M.G. darauf von der Stellung aus, da dieselben Ihn auch für einen Deutschen hielten & bei uns niemand darauf geschossen hat. Mittagessen: Bohnen & ein paar Brocken Fleisch. Dann den lb. Eltern einen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Erhielten heute wieder das 1. M.G. heraus, da das 9. nicht recht funktionierte. Mit der Post leider wieder nichts erhalten. Frey, Boger & Benzinger erhielten heute die Württ. Verdienstmedaille. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen.

– 08. Juni, Samstag

Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden & die M.G. aufgebaut. Nach dem Morgenessen Erdbeeren geholt, es ist aber noch ein wenig früh, da noch nicht viel reif sind. Mittagessen: Kartoffelgemüse & zähes Kuhfleisch. Dann am lb. Bräutchen einen Kartenbrief geschrieben & mein Tagebuch. Von 1 – ½ 7 Uhr mit 6 Mann Stollen gegraben, sprengten zwei mal. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & Damenbrett gespielt. Mit der Post leider nur eine Karte von Joh. Abt bekommen. Gegenseitige Artillerietätigkeit, der Tag war sehr heiß.

– 09. Juni, Sonntag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. Weil Sonntag, kein Arbeitsdienst. Wir gingen abwechselnd zum Erdbeer suchen, die mit jedem Tag reifer wurden. Dann meine Sonntagsandacht gehalten, in Gottes freier Natur & meine Gedanken wanderten in die Heimat, wie es da ehedem war. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann Briefe geschrieben an Frau Abt, Joh. Abt, eine Karte an Alois Sprang & mein Tagebuch. Hatten um 4 Uhr Handwaffen-Appell, der glatt ablief. Dann spielten wir roten Gaigel zu sechst. Nach dem Abendbrot das Sonntagsblatt gelesen. Mit der Post nichts erhalten. Das Wetter war schön & recht warm dabei. Gegen 11 Uhr wurden von uns aus die Leuchtsignale probiert.

St. Maurice-sous-les-Côtes im Jahr 1918

– 10. Juni, Montag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, es hatte die Nacht geregnet, aber um 8 Uhr früh ließ es schon wieder nach, was recht schade ist, denn der Regen wäre so recht von Nöten, da alles so trocken ist. Gegen 11 Uhr beschossen wir 2 feindliche Flieger, dieselben machten schnell kehrt & wir brachten nur 500 Schuß los. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Dann geschlafen bis 4 Uhr & anschließend gelesen. Nach dem Abendbrot Damenbrett gespielt mit den Kameraden. Mit der Post einen Brief vom Schwager Rudolf erhalten, der im Lazarett zu Guten-Hirten in Straßburg ist. Dann M.G. reinigen, das Wetter war nur schon wieder zu warm auf das Regnen hin.

– 11. Juni, Dienstag

Nach schlechtem Schlafe um ½ 6 Uhr aufgestanden & meine Sachen gepackt, dann um 8 Uhr wurden wir abgelöst. U’offz. Seitel übernahm mein Gewehr samt Zubehör. Marschierten um ½ 9 Uhr ab & kamen um ½ 11 Uhr in St. Maurice an. Die Mannschaft sang auf dem ganzen Weg heimwärts & der Weg wurde keinem lang. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann Löhnungsappell, bekam Dienst & Wache, legte mich aber trotzdem schlafen bis ½ 6 Uhr. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Es kamen wieder 10000 Gefangene bei Noyon in die Hand der Deutschen. War recht müde & legte mich um 9 Uhr zu ruhe. Mit der Post nichts erhalten.

– 12. Juni, Mittwoch

Nach gutem Schlafe um ½ 7 Uhr aus der Falle gekrochen. Dann wecken & Kaffee fassen, von 8 – 9 Uhr Lade- & Zielübungen, ich ging aber nicht mit. Wasch derzeit meine Leibwäsche & Socken. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Dann meine Wäsche fertig gemacht, die in ein paar Stunden trocken war. Dann mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Nach dem Abendessen mußte ich zu Lt. Gix wegen meinen Zähnen. Ließ mir ein Stumpen ziehen, an dem er 5 mal anfassen mußte, es wurde mir ganz dumm davon trotz dem Einspritzen. Mit der Post drei Pakete vom lb. Bräutchen erhalten, mit Weißbrot, Rauchfleisch & Schnitz (Anm. Wahrsch. getrocknetes Obst). Legte mich um 10 Uhr zur Ruhe, konnte aber nicht einschlafen ob lauter Zahnschmerzen. Der ganze Kopf tat mir weh & das Gesicht ist aufgeschwollen.

Gefechtsstand in St. Maurice im Herbst 1918

– 13. Juni, Donnerstag

Nach recht schlechtem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Konnt zum Kaffee kaum ein wenig Weißbrot essen, so weh tat mir noch der Mund. Um ½ 8 Uhr Gasmaskenprobe in Stinkraum. Dann Reinigungsarbeiten, verpaßte mir ein paar Schnürschuhe. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Büchsenfleisch. Dann meine leeren Schachteln zusammen geflickt. Mußten dann mit vier Mann den Schießstand richten zum M.G. schießen. Mit der Post einen Brief vom lb. Bruder & einen von der lb. Schwägerin erhalten. Mußte nach dem Abendbrot nochmals zum Zahnarzt betreffs ausspritzen der Zahnwunde von gestern. Dann mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Das Wetter war recht schön & warm, man könnte so nötig Regen brauchen.

– 14. Juni, Freitag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, nach dem Kaffee das Gerät zum Schulschießen hergeschafft. Um ¾ 8 Uhr Abmarsch auf den Schießstand. Lt. Gix hatte die Aufsicht. Es wurde gut geschossen. Ich hatte mit 60 Schuß 56 Treffer in 27 Rechtecken. Dann M.G. reinigen, anschließend am lb. Bräutchen einen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann am lb. Bruder einen Brief geschrieben, sowie einen der lb. Schwägerin. Heute kam Gleinser vom Urlaub zurück, Er brachte Gurken & Rettiche mit, die wir gleich fertig machten, was mal unserem Magen was Neues war. Nach dem Abendessen mit den Kameraden einen Spaziergang gemacht. Mit der Post leider nichts erhalten.

– 15. Juni, Samstag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aus der Falle gekrochen. Mußte nach dem Morgenkaffee ein wenig vorbereiten, den ich mußte von ¼ 10 – ¼ 11 Uhr Unterricht halten über das Zusammenwirken aller beweglichen Teile vom M.G. Machte alles glatt durch. Mittagessen: Graupensuppe & ein paar Brocken Rindfleisch. Dann meine Wäsche & Socken geflickt. Die Mannschaft hatte Patronen gurten, ich las die Zeitung dabei. Nach dem Abendbrot in der Kirche der Abendandacht beigewohnt. Das Wetter war recht schön & auch heiß über Mittag. Mit der Post leider nichts erhalten. Von der Front nichts Neues. Die Division wird abgelöst in den nächsten Tagen.

St. Maurice
Batteriestellung bei St. Maurice

– 16. Juni, Sonntag

Heute Sonntag, nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden, ging zur Beicht & hl. Kommunion, Messe war leider heute hier keine. Um 9 Uhr holte ich mir einen Ausweis & ging über Billy ( Anm.: sous Mangiennes) nach dem Buschlager (Anm. östlich Peuvillers). Habe erfahren, daß hier Karl Pazius in einem Pferdelazarett ist. Fand ihn gleich in der Cantine, wo er beschäftigt ist. Wir unterhielten uns sehr gut & mußte zum Mittagessen da bleiben. Es gab: Gulasch & geröstete Kartoffeln, auch für den Durst war Vorsorge getroffen. Um 4 Uhr machte ich mich auf den Rückweg, nach dem wir unseren Eltern je eine Karte geschrieben mit gegenseitiger Unterschrift. Es war 2 Stund zu gehen & es wurde mir dabei sehr warm. Nach dem Abendbrot mußte ich zu Lt. Gix wegen meinen Zähnen. Um 8 Uhr wurden wir noch eingeteilt in Stellung. Dann war noch Herz-Jesu-Andacht in der Kirche, war auch Zivil anwesend. Mit der Post leider nichts erhalten. Ging bald zur Ruhe, denn ich war müde. Von der Front nichts Neues.

– 17. Juni, MontagGrande-Tranchée-de-la-Calonne

Nach ruhigem Schlafe um 5 Uhr aufgestanden & meine Sachen gepackt zum in Stellung. Um 6 Uhr Abmarsch, unsere Tornister wurden geführt. Kamen als Sicherheitsbesatzung an die Grand-Trausche (Tranchée) beim Toten-Weg. M.G. Hilda & Hulda, Zugführer, Vizfw. Renz. Als Schützen: Dautel, Fauser, Schwenk & Votteler, II. Gewehr: G.Haar, Fink, Schlecht, Schrade & Böhmler. Sind in einer Bretterbaracke untergebracht, also vogelfrei gegen Granaten & Schrapnell. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Dann einen Ofen geholt, da es schon den ganzen Vormittag Regenwetter ist. Hatten bis zum Abend die Bude in Ordnung. Mit der Post nichts erhalten. Die Österreicher nahmen 10000 Italiener gefangen & die Front an 2 Stellen durchbrochen.

– 18. Juni, Dienstag

Nach schlechtem Schlafe um 6 Uhr aus der Falle gekrochen. Dann unsere M.G.-Stände umgebaut. Mittagessen: Bohnen & Büchsenfleisch. Dann den lb. Eltern einen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Dann Zeitung gelesen & Karten gespielt. Nach dem Abendbrot ein Spaziergang gemacht zum Dast & Kraußhaar, Georg Nagel gab mir das Stuttgarter Sonntagsblatt & wir unterhielten uns recht gut. Mit der Post einen Brief vom lb. Bräutchen & einen vom Talheimer Hugo erhalten. Legte mich bald zur Ruhe, denn ich war heute recht müde vom Laufen.

– 19. Juni, Mittwoch

Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr aus der Falle gekrochen, dann gleich Gras gesammelt für meine Falle. Nach dem Kaffee mußten 4 Mann Drahtverhau ziehen vor unseren M.G.-Ständen. Mittagessen: Bohnen & Büchsenfleisch, war recht gut gekocht. Dann am lb. Bräutchen einen Brief & mein Tagebuch geschrieben. Es regnet den Nachmittag & wir schlugen die Zeit mit Karten & Damenbrettspiel aus. Mit der Post ein Brieflein von Frau Abt erhalten. Dann Zeitung gelesen, die Österreicher haben bis jetzt 30000 Italiener samt 120 Geschütze erbeutet, die Offensive im Gang. Es regnete den ganzen Nachmittag & ich ging bald zur Ruhe.

– 20. Juni, Donnerstag

Nach ordentlichem Schlafe um 6 Uhr aus der Falle, es regnete immer noch ganz wenig. Nach dem Kaffee mit 4 Mann Draht geholt & am ziehen weitergemacht. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Mischobst, sowie etwas Büchsenfleisch. Dann gelesen, von 2 – 4 Uhr Drahtverhau gezogen. Dann mein Tagebuch geschrieben & gelesen. Nach dem Abendbrot Karten gespielt. Mit der Post leider nichts erhalten. Das Wetter war gegen Abend schön & warm, an der Front ruhig.

– 21. Juni, Freitag

Nach ordentlichem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden, es regnete halt wieder. Nach dem Morgenessen mußten die meisten auf die Falle legen, denn es hat kein Platz in der Baracke & im Freien konnte vor Nässe sich niemand aufhalten. Schwenk machte mir Vorwürfe. Er werde beim erst Gewehr benachteiligt, bin mir aber keiner Schuld bewußt. Mittagessen: Griessuppe & ein wenig Rindfleisch reingeschnitten. Dann einen Brief an Vetter Hugo & Karte an Alois Sprang geschrieben, sowie mein Tagebuch. Zeitung gelesen & Erdbeeren gepflückt. Nach dem Abendbrot Damebrett gespielt. Der Tag war recht ruhig, mit der Post leider nichts erhalten.

– 22. Juni, Samstag

Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr aus der Falle, es regnet die Nacht wieder bis 9 Uhr vormittags. Gingen von 10 – 12 zum Drahtverhau ziehen. Mittagessen: Dürrgemüse & Büchsenfleisch. Dann die Löhnung geholt bei Lt. Götz & ausbezahlt. Von 2 – 4 Uhr Draht gezogen vor unserer Stellung. Mit der Post leider wieder nichts erhalten. Nach dem Abendbrot gelesen. Kaum lagen wir um ½ 11 Uhr auf der Klappe kam Vizfw. Renz & ließ alarmieren. Kamen sehr rasch in Stellung & er ließ sofort wieder abbauen. Dar Tag war sonst ruhig.

– 23. Juni, Sonntag

Nach ordentlichem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden, heute Sonntag, deshalb kein Drahtverhau gezogen wird heute. Von 8 Uhr ab Handwaffen & M.G. reinigen. Dann eine Sonntagsandacht gehalten für mich. Mittagessen: Graupensuppe & Büchsenfleisch. Dann am lb. Bräutchen & Lene Gramling einen Brief, sowie mein Tagebuch geschrieben. Dann Zeitung gelesen. Mußte zum Lt. Caspar & erhielt die Verdienstmedaille III. Klasse für IX. Jährige Dienstzeit. Mit der Post nichts erhalten. Der Tag war ruhig an der Front & schön Wetter.

– 24. Juni, Montag

Um 2 Uhr machte der Franzmann einen Vorstoß in Komp.-Stärke, wir wurden alarmiert & besetzten die Stellung bis 3 Uhr. Unsere M.G. & die Artillerie arbeiteten sehr gut. Der Franzmann holte drei Gefangene, er soll schwere Verluste erhalten haben. Dann noch geschlafen bis 7 Uhr. Da heute die II. M.G.-Komp. abgelöst wird, so hatten wir auch keinen Arbeitsdienst, da man glaubt, daß wir auch bald wegkommen. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch. Dann meine Leibwäsche gewaschen. Schossen heute auf einen Flieger, hatten aber wegen schlechtem zuführen Hemmung. Dann M.G. reinigen. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern erhalten, sowie einen von Joh. Abt zurückbekommen, da er im Lazarett sei. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Der Tag war sonst ruhig.

– 25. Juni, Dienstag

Nach schlechtem Schlafe um ½ 7 Uhr aus der Falle gekrochen. Fand heute seit langer Zeit mal wieder zwei Läuse. Dann die Patronen nachgesehen. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch. Dann den lb. Eltern einen Brief geschrieben & mein Tagebuch & einen Kartenbrief am lb. Bruder. Von 3 – 5 Patronen nachgesehen & gereinigt. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Mit der Post einen Brief vom lb. Bruder erhalten. Der Tag war an der Front ruhig & recht warm.

– 26. Juni, Mittwoch

Nach ordentlichem Schlafe um 6 Uhr aus der Falle gekrochen. Hatten dann von 8- 12 Patronen reinigen & einfetten. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Während dem Essen kam der Befehl zum Abrücken nach St. Maurice. Dann alles zus. gerichtet & abgebaut, um 2 ½ kam das Fuhrwerk & es wurde alles verladen. Waren um ½ 6 Uhr im Ruhelager. Nach dem Abendbrot die Munition & M.G. verladen. Dann eine Lagerstätte gerichtet. Mit der Post nichts erhalten. Schickte heute noch zwei ½ Pfund Päckchen mit Zigarren am lb. Vater. War recht müde & legte mich um 10 Uhr zur Ruhe. Der Tag war recht schön & warm.

– 27. Juni, Donnerstag

Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden. Von 7 – 8 Uhr M.G. reinigen, anschließend baden. Ging dann zu Leutnant Gix & ließ einen Zahn plombieren. Die 2./ M.G.K. rückte aber ab zu Fuß nach Pannes. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Rindfleisch. Nach dem meine Sachen gepackt & um ½ 2 Antreten zum Abmarsch. Weil wir aber auch ein Gespann von der Fuhrpark-Kolonne brauchen, mußten wir warten bis um 4 Uhr. Dann gings über Billy*, Hattonville, St. Benoit, Beney**, Thiaucourt nach Bouillonville. Bekamen auf einem Heuboden Quartier für 48 Mann. Ich mußte noch Holzwolle fassen auf der Ortkommandantur & dann legte ich mich schlafen, denn ich war recht müde vom Marsche.

* Anm. Billy sous les cotes; ** Beney-en-woëvre

– 28. Juni, FreitagBouillonville

Nach ordentlichem Schlafe um 8 Uhr von der Klappe. Dann sich im Ort ein wenig umgesehen, ist nicht wie in St. Maurice. Dienst war den Vormittag keiner. Mittagessen: Maissuppe & Rindfleisch. Dann Quartierwechsel & reinigen derselben. Es mußte von jeder Gewehrbedienung 1 Mann in Stellung als Vorkommando. Nach dem Abendbrot einen Brief den lb. Eltern geschrieben & mein Tagebuch. Dann ein wenig Bouillionville angesehen & Zeitung gelesen. Legte mich um ½ 10 Uhr zur Ruhe, denn ich war müde.

Lager bei Bouillonville in 1918

– 29. Juni, Samstag

Heute Peter- & Paul-Tag. Nach schlechtem Schlafe um ½ 8 Uhr aus der Falle, konnte vor den Flöhen recht schlecht schlafen. Dann M.G. reinigen & Einteilen in die Stellung. Mittagessen: Graupensuppe & Büchsenfleisch. Dann am lb. Bräutchen ein Brieflein geschrieben & mein Tagebuch. Um 3 Uhr Instruktion über die zu beziehende Stellung durch Lt. Götz. Dann war um 5 Uhr Appell Feldmarschmäßig durch Lt. Gix, da er noch bei Verschiedenen Staub auf der Ausrüstung fand, richtete er uns alle her. Dann war um 6 Uhr nochmals Antreten, wo er dann die Gewehrführer recht in Senkel stellte. Nach dem Abendbrot meine Sachen gepackt für in Stellung sowie ein 1 lb Paket für die lb. Eltern mit Lederstücken & Zigarren. Um ½ 9 Uhr verladen der M.G. & Geräte & anschließend um 9 Uhr Abmarsch, Tornister wurden geführt. Es ging über Essey (Anm. -et-Maizerais) & kamen rechts von Baussant (Anm. Saint-B)in Stellung, war so zirka 2 Stund zu laufen. Das Vorkommando hatte schon alles übernommen, sind in einer Bretterbaracke untergebracht, da der Stollen mit Wasser voll ist. Hatten Doppelposten ausgestellt & ich legte mich um Mitternacht schlafen.

– 30. Juni, Samstag Saint Baussant

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, machte mit Walter eine Aufklärungspatrouille wegen dem Anschluß rechts. Dann als wir um 8 Uhr zurückkamen, war Lt. Caspar da. Dann meine Sonntagsandacht verrichtet & das Sonntagsblatt gelesen. Mittagessen: Kohlkraut & ein wenig Büchsenfleisch. Dann am lb. Bruder einen Brief & mein Tagebuch geschrieben. Spielten dann Karten. Nach dem Abendbrot Damenbrett gespielt & gelesen. Den ganzen Tag feindliche Fliegertätigkeit, sonst ruhig an der Front. Mit der Post nichts erhalten. Um ½ 11 Uhr kam die Nachricht, daß wir gegen Morgen abgelöst werden. Dann unseren Krempel zusammen gerichtet zur Übergabe. Legte mich dann schlafen, denn ich war müde.