Leutnant der Reserve
Karl Schlüter
*19. Dezember 1886 (laut Regimentsgeschichte 19. Februar 1886)
+9. Mai 1916 bei Verdun
2./Kompagnie, Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 74
Karl Schlüter marschierte mit dem Regiment als Vizefeldwebel und Offiziers-Stellvertreter zu Beginn des Krieges aus. Er wurde bereits am 17. September 1914 verwundet, als sein Bataillon einen Bahndamm östlich von Reims gewinnen sollte.
Seine später tödliche Verletzung am Kopf und am linken Arm erhielt er am 22. April 1916 in der Albain-Schlucht, nachdem das Regiment am 18. April, aufgrund starken Artilleriefeuers aus dem Unterkunftsbereich “Minz-Schlucht” in die vordere Stellung, Abschnitt II/links (Führer Oblt. Engel), verlegt wurde.
Quelle: Das Antlitz von Verdun / von Hermann Ziese-Beringer. – Berlin : Frundsberg, [1936]
Leutnant d.R. Schlüter berichtet ab 10 Uhr vormittags nach hinten:
“In der Stellung des III. Batls. sieht es trostlos aus. Lt. Piller war letzte Nacht ½ Stunde verschüttet und ist krank zurück. Unsere Mannschaften haben Unglaubliches auszustehen, fortwährend im schweren Feuer, äußerst wenig Flüssigkeit. Baldige Ablösung ist dringend wünschenswert, zumal bei Nacht alles arbeitet. Die Schüsse kommen hauptsächlich aus südlicher Richtung, es ist seit gestern früh ebenso schlimm wie in der Minze-Schlucht am 17./18.4.”
Abgehende Meldung um 11 Uhr 30:
“Oberlt. Engel ist um 11 Uhr vorm. in der Stellung des Batls. schwer verwundet. Granate rechten Teil des Beckens zerschmettert. Ist sofort zurückgebracht worden, hatte starke Schmerzen, ich habe ihn noch gesprochen.”
Letzte Meldung um 5 Uhr 30 nachm.:
” Die Stellung der 2. Kp. ist total eingeebnet. Den ganzen Tag hat der Feind die 2. Kp. beschossen mit Kaliber 15,5 und einigen 22, nachdem gestern rechts neben mir die 11./ Kp. eingeebnet ist. Die sämtlichen Handgranaten sind verschüttet. Ein Verkehr in Stellung ist unmöglich.”
Die nächste Meldung der Kp. kommt nicht mehr von Lt. Schlüter. In später Abendstunde wird er schwer verwundet. Zahllose kleine Splitter durchdringen seinen Körper. Die Wunden scheinen zunächst nur oberflächlich zu sein, darum nimmt er sie auch mit kühlem Humor auf. Nach drei Wochen stirbt er daran.
(aus der Regimentsgeschichte RIR 74)
Leutnant d. R. Schlüter ruht auf dem Ehrenfeld des Zentralfriedhofs in Münster/Westfalen