Oberleutnant und Regiments-Adjutant
Hans Richter
4. Unterelsässisches Infanterie-Regiment Nr. 143
*10. Juli 1890 in Roßlau/Zerbst
+29. April 1916 bei Hermeville
Laut Rangliste des IR 143 wurde Leutnant Hans Richter seit 1913 als Regiments-Adjutant geführt und marschierte zu Kriegsbeginn ins Feld.
Ein Auszug aus seinem Tagebuch über den Kampf bei Sitifort-Vallerysthal im August 1914:
…ging ein Zug der 11. /143 durch ein kleines Wäldchen gegen das Dorf vor. Wir folgten, da die Granaten sich von hinten näherten, und setzten uns am Waldrand in Deckung. Sehen konnte man keinen Schützen. Ich selbst versuchte von einem etwas vorgeschobenen Hügel aus zu erkunden, schoß auch auf etwas Verdächtiges. Plötzlich sagte ein Mann, der neben mir lag: “Der Oberst ist getroffen!” (Oberst von Petersdorff) Ich ging zurück und wirklich, das Furchtbare war geschehen. Mitten durch die Brust war das Geschoß gegangen...
Zwischen Mai und Juli 1915 traf die Beförderung zum Oberleutnant ein, am 7. September 1915 wurde Richter das Eiserne Kreuz I. Klasse verliehen.
Über den Tod von Oberleutnant Hans Richter schreibt die Regimentsgeschichte:
Am 29. April traf das Regiment ein ganz schwerer Schlag. Um 9 Uhr vormittags erhielt der Regimentsgefechtsstand an der Straße Abaucourt-Moranville einen Volltreffer. Der Regimentskommandeur, Major Pinder, wurde schwer verletzt, sein Adjutant, Oblt. Richter getötet. Außerdem erlitten Lt. Schmeil und mehrere Melder Verletzungen. Major Pinder wurde sofort ins Lazarett abtransportiert, wo er auch am 20. Mai seiner schweren Kopfverletzung erlag. In ihm hatte das Regiment einen fähigen Führer, Offiziere und Mannschaften einen väterlichen Freund verloren. Im März vom IR 136 zu uns kommandiert, hatte er sich durch sein gerades und offenes Wesen, durch seinen gerechten Sinn und durch seinen Mut und seine Unerschrockenheit bald die Herzen aller erobert. Er hatte alle Eigenschaften die den Deutschen Offizier auszeichnen sollen. Was von ihm galt, traf auch auf seinen Adjutanten Oblt. Richter zu. Es war eine selten glückliche militärische Ehe zwischen den beiden, sehr zum Nutzen unseres Regiments. Die Trauer um die beiden tüchtigen Offiziere war eine allgemeine.
Der Bericht eines Melders:
“Am 29. April gegen 07.15 Uhr vormittags erhielt der Unterstand der Offiziere einen Volltreffer.
Die Offiziere waren gerade bei der Morgentoilette, als die schwere Granate angefegt kam. Wir Melder wurden durch den Einschlag aus unserem Unterstand vertrieben. Als wir herauskamen, liefen uns direkt drei verwundete Kameraden entgegen: Lt. Schmeil, Gefr. Paschen und Gefr. Month. Da sahen wir auch den zertrümmerten Nachbarstollen! Herr Major Pinder lag schwerverwundet etwa 3 Meter davor. Er war gerade beim Waschen gewesen, als ihn ein Splitter am Kopf verletzte. Wir fragten dann sogleich nach Oblt. Richter, aber niemand hatte ihn gesehen. Auch er war bei der Toilette gewesen. Nach einigem Suchen fanden wir ihn etwa sieben Meter vom Unterstand entfernt. Er war bereits verschieden…
…Herr Major Pinder hatte uns auf dem Rücktransport nach Oblt. Richter befragt. Natürlich sagten wir ihm nicht die traurige Wahrheit.”
Hans Richters Leichnam wurde kurze Zeit später in die Heimat überführt und auf dem Ehrenfriedhof in Dessau beerdigt.
Nicht weit davon entfernt, ruht der Jagdflieger und Pour le Mérite Träger, Hauptmann Oswald Boelcke.
Vielen Dank an Thorsten Pietsch www.frontflieger.de für die Bereitstellung des Grabbildes.