Der französische Schriftsteller Henri Alain Fournier fiel am am 22. September 1914 als Leutnant des 228. RI bei Grande Tranchée de Calonne.
Alain Fournier (1886-1914), Sohn eines Lehrerehepaares, brach die Ausbildung an der Schifffahrtsschule in Brest ab, um sich am Gymnasium Lakanal in Paris für die Aufnahmeprüfung der “Ecole Normale Superieure” vorzubereiten. Er bestand jedoch nicht. Nach einiger Zeit in London, wo er sich für Stevenson, Hardy und die Präraffaeliten begeisterte, arbeitete er als Literaturkritiker für die von seinem Schulfreund und Schwager Jacques Riviere herausgegebene “Nouvelle Revue Francaise” und schloss Bekanntschaft mit Gide, Charles Peguy und Paul Claudel. 1913 veröffentlichte er den Roman “Der große Meaulnes”.
Werke von Alain Fournier:
Le grand Meaulnes, 1913
Colombe Blanchet, 1914
Zweifellos war der frühe, so mysteriöse wie tragisch und gut glorifizierbare Tod Alain-Fourniers nicht unbeteiligt an der enormen Verbreitung, die “Der Grand Meaulnes” in der Zwischenkriegszeit und auch danach noch erfuhr, wo er zum Kultbuch von Generationen junger Leser avancierte. In Deutschland wurde er ebenfalls viel gelesen und ist er noch heute bei mehreren Verlagen erhältlich.
Jahrzehntelang galten Alain-Fournier und ein Teil seiner Soldaten als vermisst, nachdem sie am 22. September 1914 bei der Aufklärung am Grande Tranchée de Calonne in ein Gefecht mit deutschen Truppen verwickelt wurden. Vor Ort wurden sie beerdigt.
Spätere Versuche Fourniers Grab zu finden blieben allesamt erfolglos.
Erst Vergleiche von Aussagen der Kampfteilnehmer und der Darstellungen der Kampfhandlungen dieses Tages, welche man aus der Regimentsgeschichte des kurz vorher bekannt gewordenen deutschen Gegners (1. Westpreußisches Grenadier-Regiment Graf Kleist von Nollendorf Nr. 6) entnahm, ließen auf den näheren Bereich der Kämpfe schließen (Ostrand des Bois de St.-Rémy). Mit diesen Informationen begab man sich erneut auf die Suche.
1991 wurden daraufhin 21 gefallene Poilus in einem Massengrab entdeckt und identifiziert, darunter auch Alain Fournier. Sein Leichnam wurde auf dem französischen Soldatenfriedhof Saint-Remy-la-Calonne beigesetzt.
Bericht des Grenadier-Regiments Nr. 6
Am Ostrand des Bois de St.-Rémy hatte Stabsarzt Dr. Kahle den Verbandsplatz des F.-Bataillons eingerichtet. Er hatte alle Hände voll zu tun, um den vielen Verwundeten die ersten Verbände anzulegen. Aus allen Ecken pfiffen die feindlichen Geschosse aus dem Wald, man wußte überhaupt nicht, wo der Gegner in dem dichten Wald saß. Schrapnells und Granaten krepierten ganz in der Nähe, die Schwerverwundeten stöhnten. Mit eiserner Ruhe tat er seine Pflicht, verband jeden und schickte alle die, die noch laufen konnten, nach Dommartin zurück. Aber auf dem Weg dorthin bekamen die Verwundeten noch Feuer von versprengten Franzosen.
Nach Zurücknahme der Bataillone auf den Ostrand des Bois de St.-Rémy war eine Gefechtspause eingetreten. Ein Zug der 2./ Sanitätskompanie erhielt daher den Befehl, die Verwundeten auf dem Gefechtsfeld zu sammeln. Er erhält plötzlich aus dem Walde Feuer und als die “Sanitäter” Deckung suchten, stürzte sich ein Trupp von einigen 20 Franzosen, geführt von 2 Offizieren, unter dem Ruf: “Vive la France!” auf sie und schoß auf 50 m auf Krankenträger wie Verwundete. Und dies geschah durch reguläre französische Infanterie, die von Offizieren geführt wurde, und obgleich jeder Krankenträger deutlich sichtbar die weiße Binde mit dem roten Kreuz trug, auch an den Krankenwagen weithin sichtbar die Genfer Flagge flatterte. So wurden 8 Mann getötet und 16 verwundet. Das Personal des einen Wagens, indem gerade ein Verwundeter eingeladen werden sollte, wurde mit ihm niedergeschossen. Niemand wäre dem Blutbade entgangen, wenn nicht zufällig eine Streife der 4./ Kompanie unter Führung des Oberleutnants Nicolay, dem sich Leutnant von Frankenberg angeschlossen hatte – er wollte gerade eine Meldung nach rückwärts überbringen – dazu gekommen wäre.
Lt. v. Frankenberg schreibt:
“Bei einer Waldlichtung stießen wir auf etwa 40 Franzosen, die unser Sanitätspersonal überfallen hatten. Es gelang uns, sie durch Feuerüberfall auf 30 bis 40 Schritt zu überraschen und ihnen schwerste Verluste beizubringen. Der Rest floh.”
Ein ähnliches Vorkommnis hat sich noch an anderer Stelle zugetragen. Hptm. Koeppel berichtet:
“Als das Regiment an den Waldrand von St. Rémy zurückgenommen war, hörte ich durch Stabsarzt Dr. Kahle von einem unerhört feigen Überfall der Franzosen auf Sanitätspersonal. Ich sagte mir, daß, der Gefechtslage nach, dieser französische Trupp noch nicht entkommen seien könnte, nahm daher meinen Feldwebel Schädler und mehrere Gefreite mit und begab mich, da ja das Regiment zur Zeit ruhte, in den Wald auf die Suche. Nach längerer Zeit stieß ich auf zwei französische Offiziere und etwa zehn Mann, die sofort die Gewehre wegwarfen und um “Pardon” flehten. Da sie zugaben, Verwundete und Sanitäter überfallen zu haben, wurden sie erschossen. Nach Rückkehr meldete ich den Vorfall und erhielt die Zustimmung des Regiments- und Brigadekommandeurs.”
Im Jahr 1915 verschob sich die Front auf den Maashöhen weiter nach Westen und der Bereich wurde rückwärtige Front. Einige Betonbauten und Feldbahntrassen zeugen von der Nutzung als Artillerie-Abschnitt. Der Weg oder die alte Feldbahntrasse führen direkt zur Fundstelle Fourniers.