Das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 208 war ein infanteristischer Truppenteil (Fußtruppen) der kaiserlichen Armee im Ersten Weltkrieg 1914 – 1918.
Das Regiment wird vom X. Armeekorps am 01. September 1914 aufgestellt, und zwar I. Bataillon vom Ersatz-Bataillon 78 und II. 92 in Braunschweig, II. vom E.B. 78 in Soltau und 77 in Celle; III. vom E.B. 78 und 79 in Hildesheim. Außerdem werden Mannschaften von den Bezirkskommandos in Lüneburg, Harburg und Hildesheim überwiesen. Das I. Btl. bezieht in Braunschweig, das II. in Celle, das III. in Hildesheim Unterkunft.
Die Bataillone werden unter großen Schwierigkeiten eingekleidet und ausgerüstet; Waffen fehlen zunächst fast gänzlich. Innerhalb der Kompanie wird exerziert und Unterricht angehalten. Am 13.09. tritt der MG-Zug zum Regiment und wird dem II. Btl zugeteilt. Am folgenden Tag findet die Vereidigung der Rekruten statt. Am 19.09. wird das Regiment auf den Truppenübungsplatz Zossen (Brandenburg) verlegt. Das Regt. hat etwa 60 Offiziere und Offiziers-Stellvertreter, 250 Unteroffiziere und 2500 Mannschaften; Pferde und Fahrzeuge sind bis auf die Feldküchen vorhanden.
Am 20.09. besichtigt der Divisionskommandeur und am 01.10. der Kommandierende General das Regt. zum erstenmal. Im übrigen ist die Zeit ausgefüllt mit Exerzieren, Gefechts- und Schulschießen, Unterricht, Übungen im Bataillon, Regiment und in der Division; Waffenrevision wird abgehalten, die noch fehlende Ausrüstung ergänzt sowie Waffen und Munition empfangen. Da die Feldküchen nicht mehr rechtzeitig eintreffen, werden stattdessen Wagen und Kochkessel angeschafft. In der Nacht zum 14. wird das Regiment in Zossen verladen, um nach den Westen abtransportiert zu werden.
Bis zum Rabenwald in Verdun ist es noch ein weiter Weg:
Das Regiment kommt zuerst in Flandern zum Einsatz; Dixmuide, Bixschoote lauten die ersten Einsatzabschnitte. Im Sommer 1915 wird das Regiment nach dem Osten verlegt und in Polen und später in Serbien eingesetzt. Erst am 01. Februar 1916 erfolgt der Transport nach Westen. Hier liegt das Regiment zunächst für Ruhe und Ausbildung in Le Cateau bei Cambrai.
Aus der Regimentsgeschichte:
Mitte April 1916 werden die Regimenter dichter an die Kampffront herangezogen und der 5. Armee als Reserve unterstellt. Am 11.04. rücken der Stab, das I. und II. Bataillon nach Halles, die M.G.K., 9./ und 10./ nach Beauclair, der Stab des III., 11./ und 12./ nach Beaufort, um von dort am nächsten Tage den Weitermarsch anzutreten: Regimentsstab und II. Btl. nach Liny, I. nach Haraumont, III. nach Fontaines. In der Nacht zum 14. schanzt das I. Btl. an Batteriestellungen am Forgeswald, in der nächsten Nacht das III.. Am 15. wird das I. nach Murvaux, das III. nach Lion verlegt. Im übrigen werden die Tage mit kleinem Exerzierdienst und Sacheninstandsetzen ausgefüllt. Am Nachmittag des 17. rückt das I. mit 6 MG nach Sivry und geht von da zur Ablösung des III. R.I.R 71 nach Einweisung der 22. Reserve-Division südlich des Rabenwaldes in Stellung. Das III. rückt in das Waldlager Dannevoux und schanzt nachts an Reservestellungen in der Nähe von Gercourt, während das II. in Liny bleibt.
Vom 18. bis zum 21.04. bleiben das II. und das III. in ihren Quartieren und halten Exerzier- und inneren Dienst ab; das III. geht außerdem jede Nacht zum Schanzen an den Artilleriestellungen. Währenddessen hat das I. schwere Tage in seiner Stellung zu bestehen. In der Nacht zum 21. greifen die Franzosen an, dringen in den Graben ein und und nehmen einen Teil der 1./ Kompanie gefangen; jedoch wird in sofortigem Gegenstoß der verlorene Abschnitt fast gänzlich wiedergenommen, den Rest säuberte bald darauf die 2./Kompanie. Sie muss sich aber infolge des heftigen feindlichen Artillerie- und flankierenden MG-Feuers wieder zurück ziehen und hält nur 2 Sappen besetzt. In der darauf folgenden Nacht wird das I. Btl. von dem durch die 11./ Komp. verstärkten II. Btl. abgelöst und rückt in das Waldlager Dannevoux, während das III. als Brigadereserve in den Forgeswald und nach Consenvoye vorgezogen wird. Das Rgt. wird taktisch der 43. RD. unterstellt. Am 23. bezieht der Stab den Gefechtsstand im Forges- und die 10./ die Reservestellung im Rabenwald. Am folgenden Tag macht der Feind drei Angriffe. Während die ersten beiden abgeschlagen werden, gelingt es dem Gegner beim dritten, in die Stellung der 5./ Komp. einzudringen. Darauf begibt sich der Regts. Stab nach vorn und verlegt seinen Gefechtsstand hinter den Rabenwald. Dorthin werden die 9./ und 12./ Komp. in Bereitschaftsstellung vorgezogen. Indessen rückt das I./ Btl. anstelle des III. als Brigadereserve in den Forgeswald und die 3./ und 4./ Komp. als Regts.Res. weiter zum Gefechtsstand. 8 Uhr 15 abends wird nach Artillerievorbereitung die feindliche Stellung angegriffen, jedoch erfolglos.
In der Nacht zum 25.04. wird das III. Btl. neben dem II. eingesetzt, um gemeinsam den Angriff zu wiederholen. Dieser muß indessen unterbleiben, da bei Tagesanbruch die Vorbereitungen noch nicht beendet sind. Daher rückt das III. Btl wieder in seine alte Stellung hinter dem II. und arbeitet weiter an deren Ausbau. Den ganzen Nachmittag über finden heftige Artilleriekämpfe statt, dich auch noch die Nacht hindurch fortdauern. An Stelle des zum Kommandeur des R.I.R. 201 ernannten Major Hayner übernimmt Hauptmann Maltiß die Führung des I. Btl.
Am Nachmittag des 27. löst das III. Btl. das II. ab, das im Rabenwald und nördlich davon untergebracht wird. Das I. wird mit 2./ und 4./ in der vorderen Linie rechts vom III., mit der 3./ in Bereitschaft und mit 1./ als Regimentsreserve eingesetzt. 208 tritt unter den Befehl der 44. RD zurück. Am nächsten Abend wird ein feindlicher Angriff glatt abgewiesen. Am 29. morgens wird das II. Btl. als Brigadereserve in den Forgeswald zurückgezogen, rückt jedoch schon in der Nacht wieder unter Zurücklassen der 5./ zum “Toten Mann”, um die von 207 verlorenen Gräben wiederzunehmen. Es gelingt nicht; unter schweren Verlusten bricht der noch in der Nacht zum 30. ausgeführte Angriff zusammen. Der Bataillons-Kommandeur Major von Alt-Stutterheim fällt. An seine Stelle tritt Hauptmann Rudolph, während Hauptmann von Detten für den erkrankten Hauptmann Maltiß das I. Btl. übernimmt. Gegen Abend unternimmt R.I.R. 207 einen neuen Sturm, der durch einen Scheinangriff des III. Btl. unterstützt wird. Am 01.05. wird eine neue Gliederung durchgeführt. Das III. Btl. übernimmt die ganze 1. Linie im Regts. Abschnitt, ihm werden 3./ und 4./ als Reserve-Kp. zugeteilt, während die 1./ und 2./ als Regt.Res. die Gräben nördlich des Rabenwaldes besetzen; das II. rückt als Brigade-Res. in den Forgeswald. Jedoch schon am nächsten Tage tritt eine neue Änderung ein. Die 1./ und 2./ werden als rechter Flankenschutz in Höhe der 3./ und 4./ vorgezogen; an ihre Stelle treten als Regts.Res. die 5./ und 8./. Der 03.05. bringt eine abermalige Umgruppierung: 09./, 10./, 12./ in 1. Linie, 11./ Btl.Res. 2./, 3./ und 4./ als 2. Linie dahinter, 1./ und 8./ Regts., 5./ bis 07./ Brigadereserve. Die 88. Reserve-Infanterie-Brigade wird taktisch der 43. RD unterstellt. Schon am nächsten Tage muß die 2./ Kp. am rechten Flügel eingeschoben werden, da die Kp. des III. Btl., durch die Verluste zu schwach geworden, nicht mehr zur Besetzung der ganzen Linie ausreichen. Im übrigen wird wie immer an dem weiteren Ausbau der Stellung gearbeitet. Hptm. Rudolph kehrt zu 207 zurück, Lt Clahes übernimmt das II. Btl. Am 07.05. wird das I. herausgezogen und rückt nach Liny. Die 2./ Komp. wird durch die 5./, die 3./ und 4./ durch die 6./ und die 1./ durch die 7./ abgelöst. Der 11. bringt wieder eine Änderung in der Besetzung der Stellung. Von 8 Uhr vorm. bis 2 Uhr nachm. wird das III. Btl. durch das II. und dieses durch das I. abgelöst. Das II. wird dem Kommandeur des I. als dem Abschnittskommandeur unterstellt, das III. rückt nach Liny. Drei Tage später wird das Regiment komplett herausgezogen. Am 14. 05 Uhr vormittags werden I. und II. Btl. durch I./RIR 94 und durch 2 Komp. des RIR 71 abgelöst. Das I. bezieht mit Stab, 2./ und 4./ Unterkunft in Milly, mit 1./ und 3./ in Dun, das II. in Vilosnes, MGK und Regt.Stab in Liny. Solange das Regt. in Stellung gelegen hat, ist die Tätigkeit des Gegners verhältnismäßig gering gewesen, nur an wenigen Tagen zeigt sich seine Artillerie lebhaftter. Der lange, ununterbrochene Einsatz ist ermöglicht worden durch die günstige Lage: Der vordere Graben läuft unmittelbar hinter dem Gipfel des Berges entlang und ist für die feindlichen Geschosse kaum erreichbar.
Drei Tage dauerte die Ruhezeit für das Regt., die mit Sacheninstandsetzen, Entlausen und innerem Dienst ausgefüllt wird. Am 18.05. geht es wieder in Stellung, diesmal auf den “Toten Mann“, wo Teile von 201 und 207 abgelöst werden. Der Weg bei den Ablösungen geht über Vilosnes nach Bahnhof Consenvoye und von dort im Bereich des feindlichen Artilleriefeuers durch den Obstgarten bei Forges, durch den ständig stark beschossenen und häufig vergasten Forgesgrund auf der Kriegsbrücke über den Forgesbach zum Rabenwald, von dem nur noch Stümpfe graueneregend gen Himmel ragen. Diese Baumwüste wird im Laufgraben durchschritten. Ein anderer Weg, der bei dem jetzigen Gang benutzt wird, führt über Dannevoux, Gercourt, Drillancourt, wo die deutschen Langrohrgeschütze stehen, durch den Forgeswald, der auch häufig unter Feuer liegt. Auf dem Granatenweg geht es in den Grund hinab zur Kriegsbrücke über den Forgesbach zur Kriegsbrücke, dem gefährlichsten Punkt des ganzen Anmarschweges, an dem schon manche Munitionskolonne von ihrem Schicksal ereilt worden ist. In vorderster Linie werden das III. Btl. rechts und die 5./ und 7./ Kp. links eingesetzt. Den Befehl hat der Kommandeur des III. Btls. Das I. liegt unmittelbar dahinter in Reserve, während die 6./ und 8./Kp. Brigaderes. im Forgeswald bilden. Der Gipfel des “Toten Mannes” liegt zwischen den Linien, die deutsche Stellung läuft dicht hinter dem Rücken entlang und ist auch hier schwer für die feindliche Artillerie zu erreichen. Am 20. soll der “Toten Mann” ganz in unseren Besitz gebracht werden. Der vorhergehende Tag wird zum Ausbau der Ausgangsstellung für den Sturm benutzt, Sappen werden vorgetrieben und deren Köpfe zu einem neuen ersten Graben verbunden. Gegen Abend setzt lebhaftes Feuer der feindlichen Artillerie ein. In der Nacht vom 19. zum 20.05. beginnt 01.30 Uhr das Vorbreitungsfeuer der eigenen Artillerie, das sofort das Sperrfeuer des Gegners auslöst. Unsere Vorbereitung währt den ganzen Vormittag hindurch und steigert sich gegen Mittag bis zum Trommelfeuer, an dem sich von 2 Uhr ab auch die schweren Mörser beteiligen, nachdem die ersten Gräben geräumt sind. Zwei Stunden später bricht das III. Btl. unter Hauptmann Wiegand mit Pionieren und Flammenwerfern zum Angriff vor, überrennt im ersten Anlauf sämtliche feindliche Gräben und macht erst kurz vor Chattancourt halt, als es wegen des eigenen Artilleriefeuers nicht weiter vorgehen kann. 6 Uhr nachmittags ist die befohlene Stellung fest in der Hand des Regiments und wird vom III. Btl. rechts und vom I. links besetzt, während das II. Verbindungswege herstellt und Material für den Ausbau der eroberten Stellung, an dem sich auch II./207 beteiligt nach vorn bringt. Die Beute des Tages sind 5 Offiziere, 600 Mann und 8 M.G.; die Verluste 50 Tote 234 Verwundete und 24 Vermißte.
Vilosnes, der Maaskanal Waldlager in Vilosnes
Infolge des heftigen feindlichen Artilleriefeuers entstehen so große Verluste, daß es unmöglich ist, die gewonnenen Gräben zu halten. Daher geht das III. Btl am 21.05. auf seine Ausgangsstellung zurück. Nur die 1./, 2./ und 4./ Kp. bleiben liegen. Am nächsten Tag trifft der Befehl für einen neuen Angriff am 23. abends ein, zu dem II./ 207 zur Verfügung gestellt wird. Anstelle des erkrankten Hptm. v. Detten übernimmt Lt. Olderog das I. Btl. Infolge des heftigen Artilleriefeuers treten große Verluste ein, auch ist eine Ausbesserung der stark beschädigten Gräben unmöglich. Am 23. 4 Uhr nachm. erfolgt die Bereitstellung. 06 Uhr 30 bricht die Sturmkompanie vor, kommt jedoch im Feuer der in Blockhäusern aufgestellten M.G. und der Artillerie nicht vorwärts. Da auch das Vorgehen des rechts anschließenden RIR 207 stockt, wird der Angriff abgebrochen. Ein abermaliger, für den 24. 03 Uhr 30 vorm. angesetzter Sturm kann nicht ausgeführt werden, da die Bereitstellung in den unter heftigen Feuer liegenden Gräben unmöglich ist. Zudem sind die Verbände in vollkommener Unordnung und die Gefechtsstärken äußerst gering. Am Mittag kommt der Befehl für die Ablösung. II./ 207 tritt zu seinem Regiment zurück.
In der Nacht zum 25. wird 208 vom Jägerbataillon 16 und einer Komp. 206 abgelöst und rückt in die Ruhequartiere: Stab, II. Bat. und MG-ScharfschützenTrupp 5 nach Vilosnes, I. in das Waldlager Vilosnes, III. und MGK nach Liny. Das I. und II. Btl. erhalten je 100, III. 300 Mann Ersatz; die Führung des I. übernimmt Hptm. Schulz-Briesen. Der Gesundheitszustand ist schlecht.
Am 26.05. wird auf Divisionsbefehl unter Heranziehung des neuen Ersatzes ein Sturmbataillon aufgestellt, um den am 23. unterbliebenen Angriff auszuführen. Zu diesem Btl., dessen Führung Hptm. Jordan von RIR 206 übernimmt, stellt jede Komp. einen Zug von 72 Mann. Die 1./ Komp. führt Lt. Reese, die 2./ Lt. Cromme, die 3./ Lt. Wöhrmann, die 4./ Lt. Barth. Adjutant wird Feldwebel-Leutnant Glaser. Ferner treten 14 MG unter Leutnant Hundt hinzu.
Am Abend des 28. rückt das Sturmbtl. über Dannevoux, wo Verpflegung empfangen wird, und Gercourt in Stellung. Am folgenden Tage wird nach längerer Artillerievorbereitung 4 Uhr 50 nachm. der Angriff ausgeführt und die befohlene Stellung erreicht und sofort zur Verteidigung eingerichtet. Gemäß Divisionsbefehl werden die Reste des Regiments zu einem weiteren Btl., bestehend aus 3 Komp., unter Oberstleutnant Ehrhardt, der nach Hptm. Haase, dem Nachfolger von Lt. Clahes, am 28. das II. Btl. übernommen hat, formiert, das im Fall eines feindlichen Angriffs eingesetzt werden soll, und halten sich marschbereit in ihren Quartieren. Die Bereitschaft wird jedoch schon am nächsten Tage wieder aufgehoben. In der Nacht zum 01.06. wird das Sturmbataillon durch III./ 206 abgelöst, nachdem es vorher noch einen Angriff der Franzosen abgewiesen hat, und bezieht die alte deutsche Stellung im Forgeswalde, wo es bis zum 02.06. vorm. liegen bleibt, um dann in die Ruhequartiere abzurücken. Die Mannschaften treten zu ihren Komp. zurück. Die Verluste des Btls. betragen 24 Tote und 191 Verwundete. Am 03. kommt der Befehl zum Abtransport in die Ruhequartiere.