Die Schlacht um Verdun ist eine der bekanntesten Schlachten zwischen Deutschland und Frankreich im Ersten Weltkrieg.
Kategorie:Heimgeholt
Unzählige Gefallene aus den Kämpfen um Verdun und dem Argonnerwald ruhen in französischer Erde. Sei es auf den dort angelegten Soldatenfriedhöfen, die vom Volksbund betreut und gepflegt werden oder in noch unbekannter Grablage an ihren Todesorten.
Nicht wenige fanden den Weg nach Hause, wenn auch nicht lebend. Dort wurden sie oftmals auf Soldatenfriedhöfen oder in sogenannten Ehrenhainen auf größeren Friedhofsanlagen umgebettet.
Für die Rückführung von Gefallenen während des Krieges galten zahlreiche Regelungen und Vorschriften. Dazu legte der Generalquartiermeister West, General der Infanterie Adolf Wild von Hohenborn, im Januar 1915 folgendes fest:
Der Gefallene sollte ehrenvoll in einem Soldatengrab, dort wo er stritt und fiel, im Kreise seiner Kameraden ruhen. Dort wurden bereits harmonisch wirkende Anlagen geschaffen, die erhalten bleiben sollten.
Generell sollte eine Rückführung vermieden werden, nur in Ausnahmefällen sollte dieses gestattet werden.
Gesuche für eine Rückführung mussten an das Generalkommando gerichtet werden, welches für den Wohnort des Antragstellers zuständig war.
Nur Einzelgräber durften geöffnet werden, Massen- und Reihengräber waren unantastbar, eine genaue Angabe der Lage, möglichst mit Skizze und Ortsbeschreibung war beizufügen.
Bei der Überführung hatte ein Angehöriger oder Freund bei der Identifizierung mitzuwirken, beauftragte Begräbnisanstalten mussten vertrauenswürdig sein.
Alle Regeln die von der Militärbehörde auferlegt wurden, hatten vom Antragssteller eingehalten zu werden.
Die Etappenispektionen, in dessen Bereich das Grab lag und welche die Anträge bearbeiteten, prüften mit den Etappen-Kommandanturen ob das Grab in der Etappe lag, ein Einzelgrab war, der gesuchte Tote darin ruhte und ob es die hygienischen Voraussetzungen zuließen, diesen zu exhumieren. Nebenbei war ausreichende Transportmöglichkeit Bedingung.
Lag das Grab im Frontgebiet, war für diesen Vorgang das Armee-Oberkommando zuständig.
Die Exhumierung hatte innerhalb eines Monats zu erfolgen und wurde verwehrt, sobald sich die Verhältnisse geändert haben. Ebenso übernahm die Militärbehörde keinerlei Haftpflicht.
Der Weg in das Etappengebiet mit Meldung bei der zuständigen Stelle, das Mitführen von Särgen die den Vorschriften des Leichentransports auf Eisenbahnen entsprachen, das Aufnehmen eines Protokolls der Exhumierung durch einen Kriegsgerichtsrat oder mindestens Offizier, sowie die Nutzung eines geeigneten Transportmittels mussten in Einzelbestimmungen geregelt werden.
Der Transport durfte nur mit danach, durch das stellvertretende Generalkommando, ausgestellten Geleitschein erfolgen.
Die Rückführung des Gefallenen hatte mit der Eisenbahn oder einem Pferdefuhrwerk zu erfolgen, Kraftwagen waren nicht zugelassen. Der Transport auf militärischen Zügen war frachtfrei, auf den übrigen Bahnen nach der Bestimmung der Verkehrsordnung geregelt. Sollte der Tote an ansteckenden Krankheiten verstorben sein, galten die gleichen Regelungen wie im Frieden.
Trotz dieses komplexen, bürokratischen und auferlegten Vorgangs schafften es unzählige Familien, ihre Angehörigen in die Heimat zu verbringen.
Einige Schicksale möchten wir Ihnen hier vorstellen.
Schleswig-Holsteinisches Fußartillerie-Regiment Nr. 9 1./ Batterie
Leutnant Helmuth Kabisch war der Sohn des Generalleutnants Ernst Kabisch.
Helmuth Kabisch fiel als Artillerie-Verbindungsoffizier beim IR 87 am 22. Februar 1916 zu Beginn der Verdun-Schlacht (Verlustliste 899/11528). Seine Batterie befand sich in Feuerstellung südwestlich von Crepion und bekämpfte 3 feindliche Batterien im Bereich Caures-Wald. Die Feuerbeobachtung fand vom Westhang der Côte d’Horgne statt. Kabisch wurde am 21. Februar 1916 bei Flabas durch Granatsplitter am Kopf verwundet und verstarb tags darauf in Gibercy.
Er wurde auf dem Invalidenfriedhof in Berlin beerdigt. Sein Grab wurde bei der Einebnung von Teilen des Friedhofs (Mauerstreifen) durch die DDR-Grenztruppen verschont.
Infanterie-Regiment von Keith (1. Oberschlesisches) Nr. 22
Geboren am 01. Januar 1873
Gefallen am 02. September 1914 (Verlustliste 21/129 vom 12. September 1914)
Oberleutnant Julius Freiherr Grote
Kompagnieführer 12./ Kp.
Infanterie-Regiment von Keith (1. Oberschlesisches) Nr. 22
Geboren am 21. August 1880
Gefallen am 02. September 1914
Hauptmann Helf und Oberleutnant Grote fielen in den Vormarschkämpfen der ersten Kriegswochen. Das Regiment ging entlang der Route Nationale gegen die feindlichen Hauptstellungen auf der Höhe von Montfaucon vor, mit dem Auftrag diese zu nehmen und dem Franzosen somit die Aufklärungsmöglichkeiten auf die Anmarschstraßen zu verwehren. Im Bereich Romagne-Cierges wurde das Regiment in ein Gefecht verwickelt, indessen Rahmen Helf und Freiherr Grote auf unbekannte Art und Weise den Soldatentod fanden.
Auszug aus der Regimentsgeschichte des IR 22:
…Etwa 12 Uhr mittags trat das III. Batl. in lichten Schützenlinien an; der Bach hart südlich Romagne wurde teils übersprungen, teils durchwatet. In den hohen Getreidefeldern verschwanden die Schützen fast vollständig. Als sie nach etwa einer halben Stunde den Höhenrücken 1 km südlich der Straßengabel Romagne-Cierges-Romagne-Charpentry erreichten, platzten über ihren Köpfen die ersten Schrappnells, denen sie sich durch schneidige Sprünge in die Mulde südlich des Rückens entzogen. Noch einige Sprünge weiter, da schlug ihnen Infanteriefeuer aus dem Waldstück hart links der Straße, westlich Gesnes entgegen. Nach kurzem Feuergefecht, das wie auf dem Schießplatz durch Befehl der Führer eröffnet wurde, gingen die Kompagnien erneut vor…
…Außerdem hatte das Regiment den Tod zweier seiner besten Offiziere zu beklagen. Hptm. Helf, Kompagniechef der 9. Komp. und Obltn. Freiherr Grote, Führer der 12. Komp. Beide fielen dicht vor Cierges an der Spitze ihrer Kompagnien.
…Als sich das Offizierkorps gerade versammelte, um seinen Kameraden Hptm. Helf und Oblt. Freiherr Grote das letzte Geleit zu geben, erhielt das Regiment Befehl, sich im Bois Emont bereitzustellen, um zur Unterstützung des XVI. Armeekorps, das südlich und südwestlich des noch immer brennenden Montfaucon im Kampfe stand, eingreifen zu können…
Das Grab von Julius Freiherr Grote findet sich heute auf dem Ehrenteil des Friedhofes der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis Gemeinde in Berlin-Charlottenburg.
Sein Bataillonskamerad Kurt Helf ist heute auf dem III. Städtischen Friedhof Stubenrauchstraße in Berlin bestattet.
Wilhelm Heinel fiel in den Wirren des Angriffes auf die Höhe 304 am 22. April 1916.
Diesem voraus erfolgte ein erfolgreicher französischer Angriff auf die Stellungen des RIR 208 im Rabenwald und auf Stellungen des RIR 201 auf dem Toten Mann. Zum Tode von Heinel gibt es verschiedene Versionen. Ob er während des Anmarsches oder beim Angriff fiel, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.
Aus der Geschichte des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 203, geschrieben in den 20er Jahren von einem Regimentsangehörigen:
…Bereits auf dem Abmarsch bekamen wir schweres Artilleriefeuer, besonders am Forges-Bach an einer zerschossenen Mühle…
…Durch heftigen Regen und dauerndes Artilleriefeuer war am Forges-Bach alles Sumpf geworden; es war kaum durchzukommen…
…Der Graben ohne Unterstände, vor uns die Höhen “Toter Mann” und “304”…
Punkt 5 Uhr legte unsere Artillerie das Feuer weiter nach vorn, und im selben Augenblick stieg unsere 1. Sturmwelle mit Sturmgepäck aus dem Graben heraus…
Aber kaum war die 1. Welle aus dem Graben heraus, als uns auch schon die wachsame frz. Artillerie mit einem mörderischen Trommelfeuer überschüttete. Gleich darauf wurden wir auch noch aus der Flanke mit Maschinengewehren beschossen…
…So stürmten wir mindestens 800 m vor, übersprangen einen Laufgraben und standen schließlich vor dem Drahthindernis der frz. Stellung…
…die Verluste wurden festgestellt. Vermisst wird weiter Lt. Heinel vom MG-SS-Trp 7 (Maschinengewehr-Scharfschützen-Trupp).
Das Reichsarchiv schreibt dazu: …Trotzdem stürmten mit prächtigem Schwunge die Wellen des III./ R. 203,
Major Frhr v. Barnekow, aus dem Graben über den Höhenkamm östl. 359 in die Mulde hinein, wo schwache französische Besatzung den hierher vorgeschobenen Graben fluchtartig verließ. Dann aber sah man sich vor dem unbeschädigten Drahthindernis der feindlichen Hauptstellung, und nun konzentrierte sich das Feuer der zahlreichen MG von vorn, auf die in Trichtern Deckung Suchenden…
…MG-Feuer von links rückwärts verhinderte hier trotz wiederholter Versuche jedes Herauskommen aus den Gräben. Da mußte auch vom RIR 203 was noch vorn lag, in den zuerst eroberten Graben zurück. Vermißt wurden Lt.d.R Engelhardt, Kp.F. der 9., sein Zugführer Lt.d.R Rietz und der Führer des MGSS-Trupps 7, Lt.d.R. Heinel, alle zweifellos am feindlichen Draht gefallen…
Heinel wurde auf dem Friedhof in Berlin-Dahlem beerdigt.
Zugführer 1. Maschinengewehr-Kompagnie Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 9
Friedenstruppenteil: Füsilier-Regiment (1. Hannoversches) Nr. 73
Träger des Eisernen Kreuzes II. Klasse
Geboren am: 30. September 1897 in Berlin-Lichterfelde Gefallen am: 23. Juni 1916 Verdun
Leutnant Robschinsky fiel beim Sturm des Regiments auf das Thiaumont-Werk und dem Dorf Fleury der eigenen Artillerie zum Opfer.
Am 17. April 1916 zeichnete sich Robschinsky bei der Erstürmung des Albainrückens aus.
Aus der Regimentsgeschichte des RIR 92:
…Die schwerste Aufgabe hatte die 4. Komp., die das tiefe Gewirr der Wabengräben zu nehmen hatte. Von ihrem Führer Lt. Kellinghusen, war gut vorgesorgt. Die beiden erkannten Maschinengewehre gleich gegenüber der Sappe sollte Lt. Robschinsky mit einigen Draufgängern überraschend stürmen, damit sie nicht erst zum Schuß kamen. Das glückte. Die wachsamen frz. Schützen sprangen gerade ans Gewehr, als Robschinsky und seine Begleiter mit Handgranaten beide Bedienungen erledigten. Das ersparte auch den anderen Kompagnien viel Blut.
Lt. Robschinsky wurde von seinem Kompagnieführer für die schneidige Tat zum E.K. I eingegeben…
…Unsere Artillerie setzte mit schwerem Feuer aus allen Kalibern ein.
Bedenklich nahe orgelte es bei der 8. Komp. über die Köpfe, und nicht lange, da gab ´s Kurzschüsse einer schweren Batterie in die Stellung der 7. Komp., die im Tal unten nahe des Franzosennest lag. Ein Kurzschuß tötete Leutnant Kruse, den beliebten Kompagnieführer, und Leutnant Robschinski von der MGK, den tapferen Stürmer vom 17. April…
Aus “Die Tragödie von Verdun 1916, 3. und 4. Teil” des Reichsarchives;
…Dazu waltete über dem Einsatz der 92er noch ein besonderer Unstern.
Schon beim Anmarsch am 22. und während der Bereitstellung fiel eine ungewöhnlich große Anzahl von Offizieren aus…
…Lt. d.R. Kruse, Kp.F. 7., Lt. Robschinsky, MGK,…
Da die bayerische Artillerie im Juni ständig die eigenen Stellungen unter Feuer nahmen, erhielten sie durch das RIR 92 den Spitznamen “Regiment Kaiser”, in Anlehnung an dessen Aussage vom 16. August 1914: “Ich kenne keine Parteien mehr”.
Die letzte Ruhestätte fand Robschinsky in seiner Heimat Berlin auf dem Parkfriedhof Lichterfelde.
Geboren am 17. März 1894 in Ibbenbüren/Kreis Steinfurt Gefallen am 28. September 1918 in den Argonnen
4. Garde-Regiment zu Fuß 1./ Maschinengewehr-Kompagnie
Fritz Hinselmann, Sohn eines Postsekretärs, versah seinen Kriegsdienst bei den ”Moabiter Blauen Veilchen”; benannt nach ihrer Garnison Berlin-Moabit und ihren blauen Schulterklappen. Im Wintersemester 1914/1915 war er an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule zu Aachen für das Studienfach Bergbau/Hüttenkunde/Chemie/Elektrochemie immatrikuliert. Nebenbei war er Mitglied des Corps Montania Aachen.
Laut Stellenbesetzung des 4. GR z. F. wurde er ab Oktober 1917 als Vizefeldwebel und Zugführer in der 2./ Maschinen-Gewehr-Kompagnie M.G.K. eingesetzt. Sein Dienst vorher ist unbekannt. Zwischen Oktober 1917 und Februar 1918 wurde er zum Leutnant der Reserve ernannt und übernahm einen Zug in der 1./ M.G.K. Bis zum 20. September 1918 wechselte er mehrmals den Posten zwischen Kompagnieführer und Zugführer.
Hinselmann fiel bei der Wiedereinnahme des von Amerikanern gehaltenen Montrebeau-Waldes, gelegen zwischen Exermont und Apremont in den Argonnen.
Auszüge aus der Regimentsgeschichte des 4. Garde-Regimentes zu Fuß:
Passy, 1. Juni 1918 Ein Widerstandsnest am Wegeknick, 1 km nordwestlich Punkt 163, machte dem 1. Bataillon Schwierigkeiten. Die 4. Kp., unterstützt von den Zügen der 1. M.G.K., tritt zum Sturm an. Durch das Vorbild der Lts. d. R. Röhl, Hinselmann und Köhler fortgerissen, stürzen die Leute, erschöpft, wie sie waren auf den im Graben sitzenden, erst in nächster Nähe sichtbar werdenden Feind, der außer zahlreichen Toten und Verwundeten über 30 Gefangene in ihren Händen ließ…
La Ferte-Milon, 2. Juni 1918 Gegen Abend wurde Lt. Wagner bei einer Streife durch MG-Schuß am Unterschenkel verwundet. Lt. d. R. Hinselmann mußte die Führung der 3. Kp. übernehmen.
Montrebeau-Wald, 28. September 1918 Südlich Montrebeau-Wald leistete der Gegner erheblichen Widerstand, der sich von Stunde zu Stunde verstärkte. Im Laufe des Vormittages ging der Feind mit mehreren Divisionen von allen Seiten zum Angriff über. Hierbei wurden die beiden Bataillons-Führer, Hauptm. Lüdicke, der älteste 4. Gardist, und Hauptm. Frhr. v. Reißwitz, tödlich verwundet. Lt. d. R. Hermann, der in den letzten Tagen sich so vorzüglich geschlagen hatte, fiel gegen Tanks kämpfend, an der Spitze seiner 4. Kp., ebenso der tüchtige MG-Zugführer, Lt. d. R. Hinselmann, 1 M.G.K.
Fritz Hinselmann wurde in der Familiengruft auf dem ev. Friedhof Halterner Straße in Recklinghausen bestattet.
Träger des Militär-Max-Joseph Ordens und des Eisernen Kreuzes 2. Klasse Leutnant Hopffer erhielt am 02. Oktober 1914 seine erste militärische Auszeichnung während des Bewegungskrieges im Departement Somme.
Auszug aus der Regimentsgeschichte des K.B. 1. IR: 02.10. Im Angriff erreicht I. und II. Bataillon die Straße Dompierre – Foucaucourt. 09 Uhr 30 vormittags führt der Adjutant des III. Bataillons Leutnant Hopffer Teile des III.Bataillons vor und nimmt die Höhen südlich von Fontaine (les Cappy). Er wird später hierfür mit dem Militär-Max-Joseph Orden ausgezeichnet.
Aus der Regimentsgeschichte: Da beschlossen die Führer der 11. und 12. Kompagnie, Olt. von Eder und Lt.d.R. Lang auch ihrerseits das 150m vor ihnen liegende sehr stark befestigte frz. I-Werk und die anschließende Batteriestellung wegzunehmen. Die 10. Kp. schloß sich an. Im heftigsten Handgranatenkampf rollte ein Zug der 11. Kp. den feindl. Graben auf, schneidige Stoßtrupps aller drei Kompagnien drangen unterstützt von MG von allen Seiten gegen das I-Werk und die Batteriestellung vor und trieben die Besatzung von dem Eingang in das Innere. Handgranatensalven erzwangen die Übergabe der tapferen Verteidiger. Das gesamte frz. Bataillon, etwa 370 Mann einschließlich des Stabes wurde gefangen genommen, drei MG erbeutet. Die siegreichen Kompagnien stießen etwa 100m über das Werk vor und gruben sich dort ein. Zum Festhalten des Errungenen und zur Unterstützung der sehr schwachen Kompagnien schob sich auf eigenen Entschluß hin die bisherige Reservekompagnie (9.) durch heftigstes feindliches Sperrfeuer hindurch auf der ganzen Linie ein; kurz darauf wurde ihr tapferer Führer, Max-Joseph-Ritter Lt. von Hopffer, tödlich verwundet.
Kurt Ritter von Hopffer erleidet einen Schuss in den linken Arm und in das Gesicht, er verstirbt am 02. Juni 1916 um 11 Uhr 45. Seine Leiche wird kurze Zeit später in seinen Wohnort München überführt. Heute findet man sein Grab auf der erst 1960 errichteten Kriegsgräberstätte am Waldfriedhof-München.
Die Erinnerungstafel an seinen Bataillonskameraden Olt. von Eder (+13. Juni 1916, Chauffour-Schlucht), der für die Erstürmung von TD 3 posthum mit dem Militär-Max-Joseph Orden ausgezeichnet wurde, findet sich unweit am Familiengrab der von Eder. Eder selbst ruht auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt. “Mit Jubel in die Hölle” ist der Name einer ZDF Dokumentation anlässlich des 100. Jahrestags des Beginn des Ersten Weltkriegs, die anhand von Hopffers Tagebüchern sein Soldatenschicksal nachzeichnet.
Geboren am 28. September 1856 als Sohn eines Pastors in Mohrungen/Ostpreußen Korpsarzt im Sanitätsamt V. Armeekorps
Dr. Korsch studierte von 1877 – 1881 Medizin am „Medizinisch-Chir. Friedrich-Wilhelm-Institut”, (später Kaiser-Wilhelm-Akademie) in Berlin, wurde 1881 zur Nervenklinik der Charite kommandiert, 1882 zum Assistenzarzt und 1883 zum Stabsarzt ernannt. Auf dem Gebiet der Kriegschirurgie publizierte er über die Verbandlehre.
Von März 1891 – November1892 erhielt er ein Kommando an der Chirurgischen Klinik der Charité. Mit Beginn des Weltkrieges zog er ins Feld.
Dr. Korsch wurde am 23. September 1914 auf der Fahrt im Kraftwagen zum Hauptverbandplatz Dommartin auf den Maashöhen, ca. 35 km südöstlich von Verdun durch Granatsplitter tödlich verletzt (Verlustliste 94/1121 vom 10.11.1914). Er folgte der Meldung seines Adjutanten, nach der am vergangenen Tage Sanitätsmannschaften auf einer Verwundetensammelstelle von französischen Truppen zusammengeschossen und der Hauptverbandplatz mit Artillerie beschossen wurde. Er hatte, auf Anraten des kommandierenden Generals v. Oven, vorgesehen, den Hauptverbandplatz und das Feldlazarett Dommartin aus dem Bereich der vorderen Linie zurückzunehmen und dieses selbst zu überwachen.
Dr. W. Groth , Stabsarzt bei der Sanitäts- Kompagnie der 10. Infanterie-Division über Korpsarzt Dr. Korsch:
…Überall war auch unser K.A. (Gen-Arzt Korsch) zur Stelle, dem wir alle mit dem aus gemeinsamer Friedensarbeit gewonnenen hohen Vertrauen folgten; er griff persönlich ein, wo die Not am größten und die Aufgaben am schwersten waren. Wir denken an jene wildbewegte Nacht, als wir bei Notbeleuchtung, auf dem Stroh die Anzahl der noch unversorgten Verwundeten vor uns, mit Schrecken unser Verbandsmaterial zu Ende gehen sahen. Der K.A. erschien in der Not, in seinem Kraftwagen soviel Verbandmaterial, wie der Raum erlaubte. Als unser Korps sich dem Höhenzug der CÈte Lorraine näherte, sollten wir auf dem Vormarsch eine größere Anzahl Schwerverwundeter versorgen und mitnehmen, die als zurückgebliebene im Dorfe Woël-en-Woëvre vom K.A. aufgefunden waren. Noch einmal zeigte er uns den von ihm angegebenen, sehr zweckmäßigen und sehr schnell anzulegenden Gipsschienenverband für Oberschenkelbrüche, der einen schonenden Transport sicherte und dem wir während des ganzen Weltkrieges treu blieben. Unserm K.A. war es das Liebste, wenn er sich selbst ärztlich betätigen konnte; er dachte wie jener San.Offz., dem ein Marinegeneralarzt in China in die Gruft nachrief:
Arzt und Soldat- Von früh bis spat- Stets bereit zur Tat”
Wie sein Leben, war sein Heldentod. Nachdem wir seine sterblichen Überreste auf den Heldenfriedhof beim Dorf St. Maurice zunächst beigesetzt hatten, ruht er jetzt auf dem stillen Friedhof in Dahlem. In Stolz, in Verehrung, in Liebe halten wir sein Bild in uns lebendig.
Aus einem Feldpostbrief seines Adjutanten Dr. E. Müller:
…Am 23.9. hatte ich meinen Geburtstag, mein K.A., Gen.-Arzt Korsch, der tags vorher zum Armeearzt der Armee-Abtlg. von Strantz ernannt war, dachte daran und beglückwünschte mich…
…Der K.A. mußte also persönlich nach Dommartin hinaus! Kleinlichen Regungen war er unzugänglich, grade durch überlegte und ruhige Entschlossenheit wirkte er, wie im Frieden so auch hier. In aller Frühe des 23. Sept. fuhr er mit mir auf dem kleinen eroberten Auto hinaus auf die Maashöhen. Hinter uns die Woëvre-Ebene, in der Ferne im Morgennebel die Höhen von Metz und vor uns im lachenden Sonnenschein der Höhenweg, der von Nancy nach Verdun durch dichte Wälder führt. Plötzlich mußten wir halten. Infanteriefeuer von allen Seiten. Die Besatzung und die Sicherung der österreichischen Mörser waren angegriffen. Bald aber war der Angriff zurückgeworfen, es ging weiter. Dommartin kam in Sicht, einige einstöckige Lehmhäuschen an einem Abhang. Plötzlich gewaltiger Blitz und Donner, der Luftdruck trifft uns wie ein Schlag. Zur Rechten der Straße ein Hügel scheint zu einem feuerspeienden Berg verwandelt, gleich darauf zur Linken dieselbe Eruption eines feuerspeienden Kraters. Das sind ganz schwere Kaliber der Festungsgeschütze von Verdun, sogenannte Rimaglio-Granaten. Die Schrapnells gestern scheinen ein Spielzeug gegen diese heulend durch die Luft sausenden Massen.
Ohne Pause heult es in den Lüften und endet mit nervenzerrüttenden Krach, jetzt kurz vor uns ein Einschlag, der das Auto beschädigt. Wir müssen aussteigen. Der Gen.-Arzt steigt vom Wagen, gleich darauf ein neuer, ganz naher Einschlag und der schwer Getroffene, den ich meinen zweiten „Vater” nennen möchte, sinkt nieder. Eingeweide werden zwischen den Knöpfen des Waffenrockes sichtbar, ich fange ihn auf und trage ihn mit Hilfe des Sanitätsunteroffiziers, der zugleich unser Chauffeur ist, zu dem nächsten kleinen Häuschen, einer einstöckigen Lehmhütte. Der Sterbende ist Arzt, ein guter Arzt, dessen Name jedem Chirurgen bekannt ist. Er kennt sein Schicksal und hat keine Hoffnung, nur um Morphium bittet er. Ich suche Morphium heraus, die letzte Liebesgabe, die ich meinem väterlichen Freunde geben kann, er dankt aufatmend und spricht dann die letzten Worte „Grüßen sie meine Lieben im Felde und in der Heimat!”-(seine beiden Söhne standen in unmittelbarer Nähe bei der 9. Und 10. Division im Felde).
Noch immer dauert die schwere Beschießung an, die wir bisher im Bewegungskriege nicht derart erlebt. Wehrlos und ohne Deckung steht man dem unsichtbaren Feind gegenüber. Kein lebendes menschliches Wesen ist mehr sichtbar, seitdem der Chauffeur – alias -Sanitätsunteroffizier- versucht, den Hauptverbandsplatz am anderen Dorfende zu benachrichtigen. Er ist aber nicht hingekommen. Ein Telephonist wollte mir helfen, den Gen.-Arzt weiter zu tragen, er fiel im Hausflur von einem Granatsplitter getroffen. Seither war ich allein mit dem Sterbenden, der den Eindruck eines ruhig Schlafenden machte. Der Puls ließ an Stärke nach, äußerlich war keine Blutung zu finden, trotzdem mußte eine innerliche Verblutung eingetreten sein, wie ja bei der Art der Verletzung keine Hoffnung auf Rettung bestand. Trotzdem mußte alles versucht werden, der Hauptverbandsplatz muß erreicht werden und zwar schnellstens. Da endlich kommt Hilfe. Ein deutscher Flieger erscheint über uns und bringt die feindlichen Batterien zum Schweigen. Der Feind weiß, daß der deutsche Flieger die Batteriestellungen am Mündungsfeuer erspäht und photografiert, daher läßt er das Feuer einstellen, solange das deutsche Flugzeug in der Nähe ist. Gleich darauf erscheinen Krankenträger der San.Komp. und brachten den K.A. zum H.V.Pl., wo nur noch der Tod festgestellt werden konnte; die große Bauchschlagader war getroffen und somit jede Hilfe ausgeschlossen. Der Tod war schnell und leicht gekommen – nach etwa 12 Minuten.
Unser Gen.-Arzt Korsch war nicht nur ein vorbildlicher Arzt, nicht nur Offizier im besten Sinne des Wortes, er war ein Charakter, an dem man sich aufrichten konnte, ritterlich, streng und doch wohlwollend und edel in seiner Denkungsart. Vielleicht gehörte dieser Heldentod bei mutiger Pflichterfüllung zum Bilde dieses seltenen Menschen, das wir alle, die wir ihn kannten, von ihm im Herzen tragen.
Seine letzten Anordnungen zur Entlastung und Zurückziehung der San.-Formationen aus Dommartin wurden von mir weitergegeben und ihre restlose Durchführung brachte den Verwundeten die lang ersehnte Hilfe…
Dr. Korsch wurde auf dem Friedhof bei St. Maurice erstbestattet, später begrub man ihn auf dem Friedhof in Berlin-Dahlem.
Major und Batallionskommandeur Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 51 Friedenstruppenteil Infanterie-Regiment von Winterfeldt ( 2. Oberschl.) Nr. 23 *10. März 1872 in Exin/Schubin (Posen) Verwundet am 02. September 1914 bei Cierges-sous-Montfaucon +16. September 1914 im Lazarett Saarburg
Witte unterstellte man zur Mobilmachung das I. Bataillon/RIR 51. Mit diesem trat er wenige Tage später den Vormarsch ins Kriegsgebiet an. Nachdem durch die 11. und 12. Reserve-Division am 01. September 1914 kämpfend bei Dun-sur-Meuse die Maas überschritten wurde kam es am 02./03. September 1914 zur Schlacht Varennes- Montfaucon. Das RIR 51 lag in Clery-Le-Petit und trat mit der 12. Reserve-Division die Verfolgung der Franzosen in Richtung Cunel an und erreichte schließlich den Bois de Cunel nordöstlich von Cierges. Hier stoppte es den Vormarsch und ging zur Verteidigung gegen einen zahlenmäßig überlegenen Gegner über.
Auszüge aus der Regimentsgeschichte des RIR 51: “Gegen Mittag hielt Oberstleutnant v. Kameke den Einsatz des I. Bataillons für notwendig. Der Bataillonskommandeur Major Witte zog die Kompagnien, Reihenfolge 2./, 3./, 4./ in Reihenkolonne gedeckt an das schmale Waldstück 500 m südwestlich des Bois de Ogon entlang heran. An der südöstlichen Ecke des Waldstückes befahl Witte der 2./ Kp. in Richtung auf Bois de Beuge die linke Flanke des Bataillons, gleichzeitig Regimentes zu decken.” Es war inzwischen gegen 3 Uhr nachmittags geworden. Schwer verwundet wird zu dieser Zeit Major Witte durch Infanterie-Geschoß (Halsschuß und Verletzung der Wirbelsäule). Sein treuer Adjutant Lt. d. R. Ritzka leiste ihn die erste Hilfe in schwerem feindlichem Feuer!! Der Kdr. des I. Btl. Major Witte wurde an Armen und Beinen infolge der Schußverletzung gelähmt, in einer Zeltbahn zurückgetragen.”
Wittes Grabstätte befindet sich heute auf dem „Alten Garnisonsfriedhof” in Berlin.
Geboren am: 26. August 1885 in Rastenburg/Ostpreußen
Artillerie-Flieger-Abteilung 211
Bevor der Beamtenanwärter zur Fliegertruppe wechselte war er Angehöriger der 2./ Schlesisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 42. Leutnant d. R. Kuthe verlor sein Leben im Luftkampf als er sich am 03. April 1916 nach einem Aufklärungseinsatz über der Front auf dem Rückflug befand (Verlustliste 947/12192 vom 19.4.1916).
Ein Auszug aus dem Kriegstagebuch der Abteilung: (mit frdl. Genehmigung von T.Pietsch)
Leider trifft die Abteilung ein schwerer Verlust. Mit Flugzeug C 110 fliegen am 3. April Vfw. Becker / Lt. d. R. Kuthe zur Front, um eine schwere Feldhaubitze gegen eine fdl. Batterie einzuschießen und eine Lichtbilderkundung durchzuführen. Das Einschießen gelingt, ein Volltreffer im Ziel kann beobachtet werden. Ferner macht Lt. Kuthe noch 16 ausgezeichnete Aufnahmen. Nach Beendigung der gestellten Aufgaben wird die Besatzung auf dem Rückflug von Nieuport-Jagdeinsitzern angegriffen, wobei Lt. Kuthe durch einen Hals- und einen Kopfschuß tödlich verwundet wird.
Als Todesort wird die Chassogne-Ferme angegeben. Diese befand sich an der Grenze Meuse/Champagne-Ardenne ca. 6 km nördlich Romagne-sous-Montfaucon sowie 6 km westlich von Dun-sur-Meuse und war Standort eines Flugfeldes.
Kuthe wurde schon wenige Tage nach seinem Tod am 13. April 1916 auf dem Ehrenhain in Stahnsdorf bei Berlin beigesetzt.
Friedenstruppenteil: Adjutantur VII. Armee-Korps, Uniform Infanterie-Regiment 26 Kommandeur 8. Lothringisches Infanterie-Regiment Nr. 159 (Garnison Mülheim a. d. Ruhr)
Geboren am 10. November 1867 in Pietzkendorf/Danzig Gefallen am 15. März 1916 auf dem Pfefferrücken/Verdun
Otto v. D. Gablentz übernahm die Führung des IR 159 am 09. Juli 1915. „Major v. D. Gablentz gewann als Mensch und als Soldat rasch die Achtung der 159er. Er war ein Edelmann im besten Sinne des Wortes, ein wahrer Vater seines Regiments. Rastlos tätig, ununterbrochen unterwegs, sah, hörte und übersah er alles; seine Maßnahmen waren klar und bestimmt, so gewissenhaft und von solch soldatischem Ernst getragen, dass ihn das Vertrauen aller trug. Nicht nur sorgte er für jeden, er lud auch in der Ruhezeit seine Offiziere zu sich, wo er sich mit ihnen nicht nur als Vorgesetzter, sondern auch ganz als Mensch gab und mit Geschick und Erfolg daran arbeitete, das Offizierkorps, das bereits im Sommer 1915 zum großen Teil aus Kriegsoffizieren bestand, zusammenzuschweißen und in ihm den Geist großzuziehen, der nötig war, um in einen mehrere Jahre währenden Krieg durchzuhalten. Das er den Kompanieführern Gelegenheit gab und sie verpflichtete, sich die Anfangsgründe der Reitkunst anzueignen, verstand sich von selbst, und mancher von ihnen mag sich noch mit Weh und Wonne der schönen Bilder entsinnen, die die Reitbahn in Chermizy unter der sicheren Aufsicht von Oblt Zehnpfennig sah. Auch des Offiziernachwuchses nahm sich der neue Regimentskommandeur eifrig an, indem er die Aspiranten zusammenfassen und theoretisch und praktisch unterweisen ließ.”
Am Chemin des Dames 1915, Major von der Gablentz besichtigt den Kampfgraben
„Wie der Regimentskommandeur bei dem Angriff auf Haumont unmittelbar hinter den Stürmenden schritt, so beabsichtigte er auch jetzt, sogleich am 15. März sein Regiment in der neuen Stellung aufzusuchen. Er mochte wohl den sehr bescheidenen Annäherungsgraben, der über den Rücken führte, nicht benutzen wollen, um sich einen Gang durch knietiefen, zähen Morast und ebenso hohes Schlammwasser zu ersparen. So traf ihn denn auf dem Weg zur zur Stellung über das freie Feld gegen 4 Uhr nachm. das tödliche Geschoß.Seine letzten Worte, bevor er das Bewusstsein verlor, waren an seine Ordonnanz, den Gefreiten Brill gerichtet. Sein Tod war ein überaus harter Verlust nicht nur für das Regiment. Man hatte, solange er an der Spitze stand, bis zum letzten Mann das Gefühl gehabt, von sicherer, überlegener Einsicht geführt zu sein. Nun war uns dieser tapfere, edle Kommandeur für immer genommen.” (Aus der Regimentsgeschichte IR 159)
Das schlichte Grab Otto v. der Gablentz findet sich heute auf dem Invalidenfriedhof in Berlin, nur wenige Meter neben der Ruhestätte der Familie Kabisch. Sein Sohn Otto-Heinrich von der Gablentz diente bis zu seiner Verwundung 1917 als Fahnenjunker im Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiments 3 und schloss sich während der NS-Diktatur dem Kreisauer Kreis an.