Zugführer 1. Maschinengewehr-Kompagnie Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 9
Friedenstruppenteil: Füsilier-Regiment (1. Hannoversches) Nr. 73
Träger des Eisernen Kreuzes II. Klasse
Geboren am: 30. September 1897 in Berlin-Lichterfelde Gefallen am: 23. Juni 1916 Verdun
Leutnant Robschinsky fiel beim Sturm des Regiments auf das Thiaumont-Werk und dem Dorf Fleury der eigenen Artillerie zum Opfer.
Am 17. April 1916 zeichnete sich Robschinsky bei der Erstürmung des Albainrückens aus.
Aus der Regimentsgeschichte des RIR 92:
…Die schwerste Aufgabe hatte die 4. Komp., die das tiefe Gewirr der Wabengräben zu nehmen hatte. Von ihrem Führer Lt. Kellinghusen, war gut vorgesorgt. Die beiden erkannten Maschinengewehre gleich gegenüber der Sappe sollte Lt. Robschinsky mit einigen Draufgängern überraschend stürmen, damit sie nicht erst zum Schuß kamen. Das glückte. Die wachsamen frz. Schützen sprangen gerade ans Gewehr, als Robschinsky und seine Begleiter mit Handgranaten beide Bedienungen erledigten. Das ersparte auch den anderen Kompagnien viel Blut.
Lt. Robschinsky wurde von seinem Kompagnieführer für die schneidige Tat zum E.K. I eingegeben…
…Unsere Artillerie setzte mit schwerem Feuer aus allen Kalibern ein.
Bedenklich nahe orgelte es bei der 8. Komp. über die Köpfe, und nicht lange, da gab ´s Kurzschüsse einer schweren Batterie in die Stellung der 7. Komp., die im Tal unten nahe des Franzosennest lag. Ein Kurzschuß tötete Leutnant Kruse, den beliebten Kompagnieführer, und Leutnant Robschinski von der MGK, den tapferen Stürmer vom 17. April…
Aus “Die Tragödie von Verdun 1916, 3. und 4. Teil” des Reichsarchives;
…Dazu waltete über dem Einsatz der 92er noch ein besonderer Unstern.
Schon beim Anmarsch am 22. und während der Bereitstellung fiel eine ungewöhnlich große Anzahl von Offizieren aus…
…Lt. d.R. Kruse, Kp.F. 7., Lt. Robschinsky, MGK,…
Da die bayerische Artillerie im Juni ständig die eigenen Stellungen unter Feuer nahmen, erhielten sie durch das RIR 92 den Spitznamen “Regiment Kaiser”, in Anlehnung an dessen Aussage vom 16. August 1914: “Ich kenne keine Parteien mehr”.
Die letzte Ruhestätte fand Robschinsky in seiner Heimat Berlin auf dem Parkfriedhof Lichterfelde.
Geboren am 17. März 1894 in Ibbenbüren/Kreis Steinfurt Gefallen am 28. September 1918 in den Argonnen
4. Garde-Regiment zu Fuß 1./ Maschinengewehr-Kompagnie
Fritz Hinselmann, Sohn eines Postsekretärs, versah seinen Kriegsdienst bei den ”Moabiter Blauen Veilchen”; benannt nach ihrer Garnison Berlin-Moabit und ihren blauen Schulterklappen. Im Wintersemester 1914/1915 war er an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule zu Aachen für das Studienfach Bergbau/Hüttenkunde/Chemie/Elektrochemie immatrikuliert. Nebenbei war er Mitglied des Corps Montania Aachen.
Laut Stellenbesetzung des 4. GR z. F. wurde er ab Oktober 1917 als Vizefeldwebel und Zugführer in der 2./ Maschinen-Gewehr-Kompagnie M.G.K. eingesetzt. Sein Dienst vorher ist unbekannt. Zwischen Oktober 1917 und Februar 1918 wurde er zum Leutnant der Reserve ernannt und übernahm einen Zug in der 1./ M.G.K. Bis zum 20. September 1918 wechselte er mehrmals den Posten zwischen Kompagnieführer und Zugführer.
Hinselmann fiel bei der Wiedereinnahme des von Amerikanern gehaltenen Montrebeau-Waldes, gelegen zwischen Exermont und Apremont in den Argonnen.
Auszüge aus der Regimentsgeschichte des 4. Garde-Regimentes zu Fuß:
Passy, 1. Juni 1918 Ein Widerstandsnest am Wegeknick, 1 km nordwestlich Punkt 163, machte dem 1. Bataillon Schwierigkeiten. Die 4. Kp., unterstützt von den Zügen der 1. M.G.K., tritt zum Sturm an. Durch das Vorbild der Lts. d. R. Röhl, Hinselmann und Köhler fortgerissen, stürzen die Leute, erschöpft, wie sie waren auf den im Graben sitzenden, erst in nächster Nähe sichtbar werdenden Feind, der außer zahlreichen Toten und Verwundeten über 30 Gefangene in ihren Händen ließ…
La Ferte-Milon, 2. Juni 1918 Gegen Abend wurde Lt. Wagner bei einer Streife durch MG-Schuß am Unterschenkel verwundet. Lt. d. R. Hinselmann mußte die Führung der 3. Kp. übernehmen.
Montrebeau-Wald, 28. September 1918 Südlich Montrebeau-Wald leistete der Gegner erheblichen Widerstand, der sich von Stunde zu Stunde verstärkte. Im Laufe des Vormittages ging der Feind mit mehreren Divisionen von allen Seiten zum Angriff über. Hierbei wurden die beiden Bataillons-Führer, Hauptm. Lüdicke, der älteste 4. Gardist, und Hauptm. Frhr. v. Reißwitz, tödlich verwundet. Lt. d. R. Hermann, der in den letzten Tagen sich so vorzüglich geschlagen hatte, fiel gegen Tanks kämpfend, an der Spitze seiner 4. Kp., ebenso der tüchtige MG-Zugführer, Lt. d. R. Hinselmann, 1 M.G.K.
Fritz Hinselmann wurde in der Familiengruft auf dem ev. Friedhof Halterner Straße in Recklinghausen bestattet.
Träger des Militär-Max-Joseph Ordens und des Eisernen Kreuzes 2. Klasse Leutnant Hopffer erhielt am 02. Oktober 1914 seine erste militärische Auszeichnung während des Bewegungskrieges im Departement Somme.
Auszug aus der Regimentsgeschichte des K.B. 1. IR: 02.10. Im Angriff erreicht I. und II. Bataillon die Straße Dompierre – Foucaucourt. 09 Uhr 30 vormittags führt der Adjutant des III. Bataillons Leutnant Hopffer Teile des III.Bataillons vor und nimmt die Höhen südlich von Fontaine (les Cappy). Er wird später hierfür mit dem Militär-Max-Joseph Orden ausgezeichnet.
Aus der Regimentsgeschichte: Da beschlossen die Führer der 11. und 12. Kompagnie, Olt. von Eder und Lt.d.R. Lang auch ihrerseits das 150m vor ihnen liegende sehr stark befestigte frz. I-Werk und die anschließende Batteriestellung wegzunehmen. Die 10. Kp. schloß sich an. Im heftigsten Handgranatenkampf rollte ein Zug der 11. Kp. den feindl. Graben auf, schneidige Stoßtrupps aller drei Kompagnien drangen unterstützt von MG von allen Seiten gegen das I-Werk und die Batteriestellung vor und trieben die Besatzung von dem Eingang in das Innere. Handgranatensalven erzwangen die Übergabe der tapferen Verteidiger. Das gesamte frz. Bataillon, etwa 370 Mann einschließlich des Stabes wurde gefangen genommen, drei MG erbeutet. Die siegreichen Kompagnien stießen etwa 100m über das Werk vor und gruben sich dort ein. Zum Festhalten des Errungenen und zur Unterstützung der sehr schwachen Kompagnien schob sich auf eigenen Entschluß hin die bisherige Reservekompagnie (9.) durch heftigstes feindliches Sperrfeuer hindurch auf der ganzen Linie ein; kurz darauf wurde ihr tapferer Führer, Max-Joseph-Ritter Lt. von Hopffer, tödlich verwundet.
Kurt Ritter von Hopffer erleidet einen Schuss in den linken Arm und in das Gesicht, er verstirbt am 02. Juni 1916 um 11 Uhr 45. Seine Leiche wird kurze Zeit später in seinen Wohnort München überführt. Heute findet man sein Grab auf der erst 1960 errichteten Kriegsgräberstätte am Waldfriedhof-München.
Die Erinnerungstafel an seinen Bataillonskameraden Olt. von Eder (+13. Juni 1916, Chauffour-Schlucht), der für die Erstürmung von TD 3 posthum mit dem Militär-Max-Joseph Orden ausgezeichnet wurde, findet sich unweit am Familiengrab der von Eder. Eder selbst ruht auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt. “Mit Jubel in die Hölle” ist der Name einer ZDF Dokumentation anlässlich des 100. Jahrestags des Beginn des Ersten Weltkriegs, die anhand von Hopffers Tagebüchern sein Soldatenschicksal nachzeichnet.
Geboren am 28. September 1856 als Sohn eines Pastors in Mohrungen/Ostpreußen Korpsarzt im Sanitätsamt V. Armeekorps
Dr. Korsch studierte von 1877 – 1881 Medizin am „Medizinisch-Chir. Friedrich-Wilhelm-Institut”, (später Kaiser-Wilhelm-Akademie) in Berlin, wurde 1881 zur Nervenklinik der Charite kommandiert, 1882 zum Assistenzarzt und 1883 zum Stabsarzt ernannt. Auf dem Gebiet der Kriegschirurgie publizierte er über die Verbandlehre.
Von März 1891 – November1892 erhielt er ein Kommando an der Chirurgischen Klinik der Charité. Mit Beginn des Weltkrieges zog er ins Feld.
Dr. Korsch wurde am 23. September 1914 auf der Fahrt im Kraftwagen zum Hauptverbandplatz Dommartin auf den Maashöhen, ca. 35 km südöstlich von Verdun durch Granatsplitter tödlich verletzt (Verlustliste 94/1121 vom 10.11.1914). Er folgte der Meldung seines Adjutanten, nach der am vergangenen Tage Sanitätsmannschaften auf einer Verwundetensammelstelle von französischen Truppen zusammengeschossen und der Hauptverbandplatz mit Artillerie beschossen wurde. Er hatte, auf Anraten des kommandierenden Generals v. Oven, vorgesehen, den Hauptverbandplatz und das Feldlazarett Dommartin aus dem Bereich der vorderen Linie zurückzunehmen und dieses selbst zu überwachen.
Dr. W. Groth , Stabsarzt bei der Sanitäts- Kompagnie der 10. Infanterie-Division über Korpsarzt Dr. Korsch:
…Überall war auch unser K.A. (Gen-Arzt Korsch) zur Stelle, dem wir alle mit dem aus gemeinsamer Friedensarbeit gewonnenen hohen Vertrauen folgten; er griff persönlich ein, wo die Not am größten und die Aufgaben am schwersten waren. Wir denken an jene wildbewegte Nacht, als wir bei Notbeleuchtung, auf dem Stroh die Anzahl der noch unversorgten Verwundeten vor uns, mit Schrecken unser Verbandsmaterial zu Ende gehen sahen. Der K.A. erschien in der Not, in seinem Kraftwagen soviel Verbandmaterial, wie der Raum erlaubte. Als unser Korps sich dem Höhenzug der CÈte Lorraine näherte, sollten wir auf dem Vormarsch eine größere Anzahl Schwerverwundeter versorgen und mitnehmen, die als zurückgebliebene im Dorfe Woël-en-Woëvre vom K.A. aufgefunden waren. Noch einmal zeigte er uns den von ihm angegebenen, sehr zweckmäßigen und sehr schnell anzulegenden Gipsschienenverband für Oberschenkelbrüche, der einen schonenden Transport sicherte und dem wir während des ganzen Weltkrieges treu blieben. Unserm K.A. war es das Liebste, wenn er sich selbst ärztlich betätigen konnte; er dachte wie jener San.Offz., dem ein Marinegeneralarzt in China in die Gruft nachrief:
Arzt und Soldat- Von früh bis spat- Stets bereit zur Tat”
Wie sein Leben, war sein Heldentod. Nachdem wir seine sterblichen Überreste auf den Heldenfriedhof beim Dorf St. Maurice zunächst beigesetzt hatten, ruht er jetzt auf dem stillen Friedhof in Dahlem. In Stolz, in Verehrung, in Liebe halten wir sein Bild in uns lebendig.
Aus einem Feldpostbrief seines Adjutanten Dr. E. Müller:
…Am 23.9. hatte ich meinen Geburtstag, mein K.A., Gen.-Arzt Korsch, der tags vorher zum Armeearzt der Armee-Abtlg. von Strantz ernannt war, dachte daran und beglückwünschte mich…
…Der K.A. mußte also persönlich nach Dommartin hinaus! Kleinlichen Regungen war er unzugänglich, grade durch überlegte und ruhige Entschlossenheit wirkte er, wie im Frieden so auch hier. In aller Frühe des 23. Sept. fuhr er mit mir auf dem kleinen eroberten Auto hinaus auf die Maashöhen. Hinter uns die Woëvre-Ebene, in der Ferne im Morgennebel die Höhen von Metz und vor uns im lachenden Sonnenschein der Höhenweg, der von Nancy nach Verdun durch dichte Wälder führt. Plötzlich mußten wir halten. Infanteriefeuer von allen Seiten. Die Besatzung und die Sicherung der österreichischen Mörser waren angegriffen. Bald aber war der Angriff zurückgeworfen, es ging weiter. Dommartin kam in Sicht, einige einstöckige Lehmhäuschen an einem Abhang. Plötzlich gewaltiger Blitz und Donner, der Luftdruck trifft uns wie ein Schlag. Zur Rechten der Straße ein Hügel scheint zu einem feuerspeienden Berg verwandelt, gleich darauf zur Linken dieselbe Eruption eines feuerspeienden Kraters. Das sind ganz schwere Kaliber der Festungsgeschütze von Verdun, sogenannte Rimaglio-Granaten. Die Schrapnells gestern scheinen ein Spielzeug gegen diese heulend durch die Luft sausenden Massen.
Ohne Pause heult es in den Lüften und endet mit nervenzerrüttenden Krach, jetzt kurz vor uns ein Einschlag, der das Auto beschädigt. Wir müssen aussteigen. Der Gen.-Arzt steigt vom Wagen, gleich darauf ein neuer, ganz naher Einschlag und der schwer Getroffene, den ich meinen zweiten „Vater” nennen möchte, sinkt nieder. Eingeweide werden zwischen den Knöpfen des Waffenrockes sichtbar, ich fange ihn auf und trage ihn mit Hilfe des Sanitätsunteroffiziers, der zugleich unser Chauffeur ist, zu dem nächsten kleinen Häuschen, einer einstöckigen Lehmhütte. Der Sterbende ist Arzt, ein guter Arzt, dessen Name jedem Chirurgen bekannt ist. Er kennt sein Schicksal und hat keine Hoffnung, nur um Morphium bittet er. Ich suche Morphium heraus, die letzte Liebesgabe, die ich meinem väterlichen Freunde geben kann, er dankt aufatmend und spricht dann die letzten Worte „Grüßen sie meine Lieben im Felde und in der Heimat!”-(seine beiden Söhne standen in unmittelbarer Nähe bei der 9. Und 10. Division im Felde).
Noch immer dauert die schwere Beschießung an, die wir bisher im Bewegungskriege nicht derart erlebt. Wehrlos und ohne Deckung steht man dem unsichtbaren Feind gegenüber. Kein lebendes menschliches Wesen ist mehr sichtbar, seitdem der Chauffeur – alias -Sanitätsunteroffizier- versucht, den Hauptverbandsplatz am anderen Dorfende zu benachrichtigen. Er ist aber nicht hingekommen. Ein Telephonist wollte mir helfen, den Gen.-Arzt weiter zu tragen, er fiel im Hausflur von einem Granatsplitter getroffen. Seither war ich allein mit dem Sterbenden, der den Eindruck eines ruhig Schlafenden machte. Der Puls ließ an Stärke nach, äußerlich war keine Blutung zu finden, trotzdem mußte eine innerliche Verblutung eingetreten sein, wie ja bei der Art der Verletzung keine Hoffnung auf Rettung bestand. Trotzdem mußte alles versucht werden, der Hauptverbandsplatz muß erreicht werden und zwar schnellstens. Da endlich kommt Hilfe. Ein deutscher Flieger erscheint über uns und bringt die feindlichen Batterien zum Schweigen. Der Feind weiß, daß der deutsche Flieger die Batteriestellungen am Mündungsfeuer erspäht und photografiert, daher läßt er das Feuer einstellen, solange das deutsche Flugzeug in der Nähe ist. Gleich darauf erscheinen Krankenträger der San.Komp. und brachten den K.A. zum H.V.Pl., wo nur noch der Tod festgestellt werden konnte; die große Bauchschlagader war getroffen und somit jede Hilfe ausgeschlossen. Der Tod war schnell und leicht gekommen – nach etwa 12 Minuten.
Unser Gen.-Arzt Korsch war nicht nur ein vorbildlicher Arzt, nicht nur Offizier im besten Sinne des Wortes, er war ein Charakter, an dem man sich aufrichten konnte, ritterlich, streng und doch wohlwollend und edel in seiner Denkungsart. Vielleicht gehörte dieser Heldentod bei mutiger Pflichterfüllung zum Bilde dieses seltenen Menschen, das wir alle, die wir ihn kannten, von ihm im Herzen tragen.
Seine letzten Anordnungen zur Entlastung und Zurückziehung der San.-Formationen aus Dommartin wurden von mir weitergegeben und ihre restlose Durchführung brachte den Verwundeten die lang ersehnte Hilfe…
Dr. Korsch wurde auf dem Friedhof bei St. Maurice erstbestattet, später begrub man ihn auf dem Friedhof in Berlin-Dahlem.
Major und Batallionskommandeur Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 51 Friedenstruppenteil Infanterie-Regiment von Winterfeldt ( 2. Oberschl.) Nr. 23 *10. März 1872 in Exin/Schubin (Posen) Verwundet am 02. September 1914 bei Cierges-sous-Montfaucon +16. September 1914 im Lazarett Saarburg
Witte unterstellte man zur Mobilmachung das I. Bataillon/RIR 51. Mit diesem trat er wenige Tage später den Vormarsch ins Kriegsgebiet an. Nachdem durch die 11. und 12. Reserve-Division am 01. September 1914 kämpfend bei Dun-sur-Meuse die Maas überschritten wurde kam es am 02./03. September 1914 zur Schlacht Varennes- Montfaucon. Das RIR 51 lag in Clery-Le-Petit und trat mit der 12. Reserve-Division die Verfolgung der Franzosen in Richtung Cunel an und erreichte schließlich den Bois de Cunel nordöstlich von Cierges. Hier stoppte es den Vormarsch und ging zur Verteidigung gegen einen zahlenmäßig überlegenen Gegner über.
Auszüge aus der Regimentsgeschichte des RIR 51: “Gegen Mittag hielt Oberstleutnant v. Kameke den Einsatz des I. Bataillons für notwendig. Der Bataillonskommandeur Major Witte zog die Kompagnien, Reihenfolge 2./, 3./, 4./ in Reihenkolonne gedeckt an das schmale Waldstück 500 m südwestlich des Bois de Ogon entlang heran. An der südöstlichen Ecke des Waldstückes befahl Witte der 2./ Kp. in Richtung auf Bois de Beuge die linke Flanke des Bataillons, gleichzeitig Regimentes zu decken.” Es war inzwischen gegen 3 Uhr nachmittags geworden. Schwer verwundet wird zu dieser Zeit Major Witte durch Infanterie-Geschoß (Halsschuß und Verletzung der Wirbelsäule). Sein treuer Adjutant Lt. d. R. Ritzka leiste ihn die erste Hilfe in schwerem feindlichem Feuer!! Der Kdr. des I. Btl. Major Witte wurde an Armen und Beinen infolge der Schußverletzung gelähmt, in einer Zeltbahn zurückgetragen.”
Wittes Grabstätte befindet sich heute auf dem „Alten Garnisonsfriedhof” in Berlin.
Geboren am: 26. August 1885 in Rastenburg/Ostpreußen
Artillerie-Flieger-Abteilung 211
Bevor der Beamtenanwärter zur Fliegertruppe wechselte war er Angehöriger der 2./ Schlesisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 42. Leutnant d. R. Kuthe verlor sein Leben im Luftkampf als er sich am 03. April 1916 nach einem Aufklärungseinsatz über der Front auf dem Rückflug befand (Verlustliste 947/12192 vom 19.4.1916).
Ein Auszug aus dem Kriegstagebuch der Abteilung: (mit frdl. Genehmigung von T.Pietsch)
Leider trifft die Abteilung ein schwerer Verlust. Mit Flugzeug C 110 fliegen am 3. April Vfw. Becker / Lt. d. R. Kuthe zur Front, um eine schwere Feldhaubitze gegen eine fdl. Batterie einzuschießen und eine Lichtbilderkundung durchzuführen. Das Einschießen gelingt, ein Volltreffer im Ziel kann beobachtet werden. Ferner macht Lt. Kuthe noch 16 ausgezeichnete Aufnahmen. Nach Beendigung der gestellten Aufgaben wird die Besatzung auf dem Rückflug von Nieuport-Jagdeinsitzern angegriffen, wobei Lt. Kuthe durch einen Hals- und einen Kopfschuß tödlich verwundet wird.
Als Todesort wird die Chassogne-Ferme angegeben. Diese befand sich an der Grenze Meuse/Champagne-Ardenne ca. 6 km nördlich Romagne-sous-Montfaucon sowie 6 km westlich von Dun-sur-Meuse und war Standort eines Flugfeldes.
Kuthe wurde schon wenige Tage nach seinem Tod am 13. April 1916 auf dem Ehrenhain in Stahnsdorf bei Berlin beigesetzt.
Friedenstruppenteil: Adjutantur VII. Armee-Korps, Uniform Infanterie-Regiment 26 Kommandeur 8. Lothringisches Infanterie-Regiment Nr. 159 (Garnison Mülheim a. d. Ruhr)
Geboren am 10. November 1867 in Pietzkendorf/Danzig Gefallen am 15. März 1916 auf dem Pfefferrücken/Verdun
Otto v. D. Gablentz übernahm die Führung des IR 159 am 09. Juli 1915. „Major v. D. Gablentz gewann als Mensch und als Soldat rasch die Achtung der 159er. Er war ein Edelmann im besten Sinne des Wortes, ein wahrer Vater seines Regiments. Rastlos tätig, ununterbrochen unterwegs, sah, hörte und übersah er alles; seine Maßnahmen waren klar und bestimmt, so gewissenhaft und von solch soldatischem Ernst getragen, dass ihn das Vertrauen aller trug. Nicht nur sorgte er für jeden, er lud auch in der Ruhezeit seine Offiziere zu sich, wo er sich mit ihnen nicht nur als Vorgesetzter, sondern auch ganz als Mensch gab und mit Geschick und Erfolg daran arbeitete, das Offizierkorps, das bereits im Sommer 1915 zum großen Teil aus Kriegsoffizieren bestand, zusammenzuschweißen und in ihm den Geist großzuziehen, der nötig war, um in einen mehrere Jahre währenden Krieg durchzuhalten. Das er den Kompanieführern Gelegenheit gab und sie verpflichtete, sich die Anfangsgründe der Reitkunst anzueignen, verstand sich von selbst, und mancher von ihnen mag sich noch mit Weh und Wonne der schönen Bilder entsinnen, die die Reitbahn in Chermizy unter der sicheren Aufsicht von Oblt Zehnpfennig sah. Auch des Offiziernachwuchses nahm sich der neue Regimentskommandeur eifrig an, indem er die Aspiranten zusammenfassen und theoretisch und praktisch unterweisen ließ.”
Am Chemin des Dames 1915, Major von der Gablentz besichtigt den Kampfgraben
„Wie der Regimentskommandeur bei dem Angriff auf Haumont unmittelbar hinter den Stürmenden schritt, so beabsichtigte er auch jetzt, sogleich am 15. März sein Regiment in der neuen Stellung aufzusuchen. Er mochte wohl den sehr bescheidenen Annäherungsgraben, der über den Rücken führte, nicht benutzen wollen, um sich einen Gang durch knietiefen, zähen Morast und ebenso hohes Schlammwasser zu ersparen. So traf ihn denn auf dem Weg zur zur Stellung über das freie Feld gegen 4 Uhr nachm. das tödliche Geschoß.Seine letzten Worte, bevor er das Bewusstsein verlor, waren an seine Ordonnanz, den Gefreiten Brill gerichtet. Sein Tod war ein überaus harter Verlust nicht nur für das Regiment. Man hatte, solange er an der Spitze stand, bis zum letzten Mann das Gefühl gehabt, von sicherer, überlegener Einsicht geführt zu sein. Nun war uns dieser tapfere, edle Kommandeur für immer genommen.” (Aus der Regimentsgeschichte IR 159)
Das schlichte Grab Otto v. der Gablentz findet sich heute auf dem Invalidenfriedhof in Berlin, nur wenige Meter neben der Ruhestätte der Familie Kabisch. Sein Sohn Otto-Heinrich von der Gablentz diente bis zu seiner Verwundung 1917 als Fahnenjunker im Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiments 3 und schloss sich während der NS-Diktatur dem Kreisauer Kreis an.
Der französische Schriftsteller Henri Alain Fournier fiel am am 22. September 1914 als Leutnant des 228. RI bei Grande Tranchée de Calonne.
Alain Fournier (1886-1914), Sohn eines Lehrerehepaares, brach die Ausbildung an der Schifffahrtsschule in Brest ab, um sich am Gymnasium Lakanal in Paris für die Aufnahmeprüfung der “Ecole Normale Superieure” vorzubereiten. Er bestand jedoch nicht. Nach einiger Zeit in London, wo er sich für Stevenson, Hardy und die Präraffaeliten begeisterte, arbeitete er als Literaturkritiker für die von seinem Schulfreund und Schwager Jacques Riviere herausgegebene “Nouvelle Revue Francaise” und schloss Bekanntschaft mit Gide, Charles Peguy und Paul Claudel. 1913 veröffentlichte er den Roman “Der große Meaulnes”.
Werke von Alain Fournier:
Le grand Meaulnes, 1913 Colombe Blanchet, 1914
Zweifellos war der frühe, so mysteriöse wie tragisch und gut glorifizierbare Tod Alain-Fourniers nicht unbeteiligt an der enormen Verbreitung, die “Der Grand Meaulnes” in der Zwischenkriegszeit und auch danach noch erfuhr, wo er zum Kultbuch von Generationen junger Leser avancierte. In Deutschland wurde er ebenfalls viel gelesen und ist er noch heute bei mehreren Verlagen erhältlich.
Fundstätte Alain Fournier
Jahrzehntelang galten Alain-Fournier und ein Teil seiner Soldaten als vermisst, nachdem sie am 22. September 1914 bei der Aufklärung am Grande Tranchée de Calonne in ein Gefecht mit deutschen Truppen verwickelt wurden. Vor Ort wurden sie beerdigt. Spätere Versuche Fourniers Grab zu finden blieben allesamt erfolglos.
Erst Vergleiche von Aussagen der Kampfteilnehmer und der Darstellungen der Kampfhandlungen dieses Tages, welche man aus der Regimentsgeschichte des kurz vorher bekannt gewordenen deutschen Gegners (1. Westpreußisches Grenadier-Regiment Graf Kleist von Nollendorf Nr. 6) entnahm, ließen auf den näheren Bereich der Kämpfe schließen (Ostrand des Bois de St.-Rémy). Mit diesen Informationen begab man sich erneut auf die Suche.
1991 wurden daraufhin 21 gefallene Poilus in einem Massengrab entdeckt und identifiziert, darunter auch Alain Fournier. Sein Leichnam wurde auf dem französischen Soldatenfriedhof Saint-Remy-la-Calonne beigesetzt.
Grab Fournier
Soldatenfriedhof Saint-Remy-la-Calonne
Bericht des Grenadier-Regiments Nr. 6
Am Ostrand des Bois de St.-Rémy hatte Stabsarzt Dr. Kahle den Verbandsplatz des F.-Bataillons eingerichtet. Er hatte alle Hände voll zu tun, um den vielen Verwundeten die ersten Verbände anzulegen. Aus allen Ecken pfiffen die feindlichen Geschosse aus dem Wald, man wußte überhaupt nicht, wo der Gegner in dem dichten Wald saß. Schrapnells und Granaten krepierten ganz in der Nähe, die Schwerverwundeten stöhnten. Mit eiserner Ruhe tat er seine Pflicht, verband jeden und schickte alle die, die noch laufen konnten, nach Dommartin zurück. Aber auf dem Weg dorthin bekamen die Verwundeten noch Feuer von versprengten Franzosen.
Nach Zurücknahme der Bataillone auf den Ostrand des Bois de St.-Rémywar eine Gefechtspause eingetreten. Ein Zug der 2./ Sanitätskompanie erhielt daher den Befehl, die Verwundeten auf dem Gefechtsfeld zu sammeln. Er erhält plötzlich aus dem Walde Feuer und als die “Sanitäter” Deckung suchten, stürzte sich ein Trupp von einigen 20 Franzosen, geführt von 2 Offizieren, unter dem Ruf: “Vive la France!” auf sie und schoß auf 50 m auf Krankenträger wie Verwundete. Und dies geschah durch reguläre französische Infanterie, die von Offizieren geführt wurde, und obgleich jeder Krankenträger deutlich sichtbar die weiße Binde mit dem roten Kreuz trug, auch an den Krankenwagen weithin sichtbar die Genfer Flagge flatterte. So wurden 8 Mann getötet und 16 verwundet. Das Personal des einen Wagens, indem gerade ein Verwundeter eingeladen werden sollte, wurde mit ihm niedergeschossen. Niemand wäre dem Blutbade entgangen, wenn nicht zufällig eine Streife der 4./ Kompanie unter Führung des Oberleutnants Nicolay, dem sich Leutnant von Frankenberg angeschlossen hatte – er wollte gerade eine Meldung nach rückwärts überbringen – dazu gekommen wäre.
Lt. v. Frankenberg schreibt: “Bei einer Waldlichtung stießen wir auf etwa 40 Franzosen, die unser Sanitätspersonal überfallen hatten. Es gelang uns, sie durch Feuerüberfall auf 30 bis 40 Schritt zu überraschen und ihnen schwerste Verluste beizubringen. Der Rest floh.”
Ein ähnliches Vorkommnis hat sich noch an anderer Stelle zugetragen. Hptm. Koeppel berichtet: “Als das Regiment an den Waldrand von St. Rémy zurückgenommen war, hörte ich durch Stabsarzt Dr. Kahle von einem unerhört feigen Überfall der Franzosen auf Sanitätspersonal. Ich sagte mir, daß, der Gefechtslage nach, dieser französische Trupp noch nicht entkommen seien könnte, nahm daher meinen Feldwebel Schädler und mehrere Gefreite mit und begab mich, da ja das Regiment zur Zeit ruhte, in den Wald auf die Suche. Nach längerer Zeit stieß ich auf zwei französische Offiziere und etwa zehn Mann, die sofort die Gewehre wegwarfen und um “Pardon” flehten. Da sie zugaben, Verwundete und Sanitäter überfallen zu haben, wurden sie erschossen. Nach Rückkehr meldete ich den Vorfall und erhielt die Zustimmung des Regiments- und Brigadekommandeurs.”
Im Jahr 1915 verschob sich die Front auf den Maashöhen weiter nach Westen und der Bereich wurde rückwärtige Front. Einige Betonbauten und Feldbahntrassen zeugen von der Nutzung als Artillerie-Abschnitt. Der Weg oder die alte Feldbahntrasse führen direkt zur Fundstelle Fourniers.
Artillerie-BefehlsstelleFeldbahn-TrasseDeutsche rückwärtige Anlagen am Tranchée de Calonne
Eng verbunden mit den Kämpfen um Verdun ist der Name des ca. 30 km entfernten, südlich gelegenen, kleinen Städtchens St. Mihiel und des gleichnamigen Frontbogens. Hier hatten deutsche Kräfte im September 1914 einen tief nach Westen, über die Maas reichenden Keil in die französische Front getrieben. Über nahezu 4 Jahre veränderte sich der Verlauf der beiderseitigen Schützengräben nur wenig. Erst im September 1918 drängten frische amerikanische Truppen die schwachen und abgekämpften deutschen, sowie österreichischen Kräfte zurück.
Die Höhen ostwärts der Maas zwischen Verdun und St. Mihiel bildeten die erste Linie der französischen Verteidigung, denn als natürliches Hindernis stellten sie sich möglichen Angreifern entgegen. Die Grenze des Deutschen Reiches verlief damals nur etwa 30 km entfernt. Besonders die Combres-Höhe erlangte in den ersten Kriegsjahren eine enorme Bedeutung als nördlicher Schulterpunkt des Frontbogens, nur 20 km südöstlich von Verdun gelegen.
Das Dorf Combres
Unterstand auf der Combreshöhe: Bataillons-Geschäftszimmer
Mit ihrer höchsten Erhebung von 346 Metern, „Punkt C” genannt, gelegen zwischen den Dörfern Les Eparges im Westen und Combres-sous-les-Côtes im Süd-Osten war sie ein strategisch wichtiger Punkt. Sie ließ den Besitzer nämlich weit in die sich ostwärts anschließende Woevre-Ebene blicken. Bei gutem Wetter war sogar der Blick bis hin zum Deutschen Reich möglich.
Nach der verlorenen Marne-Schlacht und dem anschließenden Rückzug räumten die Deutschen die Höhe, die sie während des ersten Vormarschs ohne Probleme hatten einnehmen können. Allmählich erkannten die Franzosen ebenfalls die Vorteile dieses wertvollen Geländepunktes und ließen nicht zu, dass deutsche Truppen sie während erneuter Angriffe im September 1914 wieder komplett einnahmen.
Beide Seiten strebten aber den vollen Besitz der beherrschenden Höhe an. Noch heute zeugen die Spuren des Stellungs- und Minenkriegs sichtbar vom verbissenen Ringen um jeden einzelnen Fußbreit Boden. Sprengtrichter ungeheuren Ausmaßes zerfurchen den Bergkegel, an den Flanken sind heute noch Graben und Trichterreste erkennbar. Ab und zu stolpert man auf der Deutschen Seite über einen betonierten Unterstand oder einen kleinen Bunker.
„Ravin de la Mort”- Todesschlucht, monatelang von deutschen Maschinengewehren unter Feuer gehalten, jede Bewegung französischer Kräfte war dort lebensgefährlich, oder „Cimetière du Trottoir” sind einige Namen, die der französische Poilu dortigen Geländepunkten gab. Die Leichen der Gefallenen mussten des grundlosen Bodens wegen, zunächst auf den Holzrosten abgelegt werden, die sonst als Gehweg genutzt wurden. Daher der Name „Friedhof vom Bürgersteig”. Noch heute befindet sich dort ein französischer Soldatenfriedhof.
Anfang des Jahres 1915 eröffnete die französische Seite einige groß angelegte Angriffe, um die gesamte Höhe in ihren Besitz zu bringen und so den Frontbogen von St. Mihiel zu beseitigen. Bei dieser Teiloffensive schritt man auch hier zum unterirdischen Minenkrieg. Viele tausend Kilogramm Sprengstoff schufen durch ihre Detonationen Trichter in den gegnerischen Stellungen. Mehrere Divisionen beider Seiten wurden in den Kampf geworfen. In dutzenden Angriffen im Februar, März und April 1915 stürmten die französischen Regimenter gegen den Kamm der Höhe an. Nur unter großen Verlusten gewann die französische Seite etwas an Boden, denn der hartnäckige deutsche Widerstand ließ nur ein schrittweises Vorkommen zu.
In stundenlangen Nahkämpfen in Trichtern und Gräben drängte man die Deutschen bis an den Rand der Kuppe. In dieser krisenhaften Situation gingen die deutschen Truppen zu Gegenangriffen über. Sie drängten den Gegner zurück und sicherten so wenigstens den teilweisen Besitz der Höhe.
Im Frühsommer 1915 erlahmten die Angriffe und der Stellungskrieg ließ die Linien der Schützengräben erstarren. Als Folge der Verdun-Schlacht kam im Frühjahr 1916 nochmals Bewegung in den Frontverlauf in der Woevre-Ebene. Dort konnte die Stellung bis an den Ostrand der Höhe vorgeschoben werden. Bis weit in das Jahr 1918 wurden die Infanteristen in ihren Grabensystemen und Stollen durch unterirdische Minensprengungen gefährdet. Jede Sprengung schuf einen neuen Trichter und ließ eine fast durchlaufende Trichterkette auf der Kuppe entstehen. Die Ausmaße des Minenkrieges wie in den Argonnen oder auf Vauquois, wurden hier allerdings nicht erreicht. Nur wegen des verlustreichen Festklammerns der deutschen Verteidiger an jedem Fußbreit Bodens auf der Höhe blieb der Frontbogen von St. Mihiel 4 Jahre in deutscher Hand.
Im September 1918 trafen frische amerikanische Kräfte auf nur noch schwache österreichische Verbände, die sich bereits auf eine planmäßige Räumung des Frontbogens vorbereitet hatten. Die Combres-Höhe fiel in amerikanische Hand und lag von da an bis zum Ende des Krieges im Hinterland der Front.
Geboren am 03. Januar 1872 in Luckenwalde/Brandenburg Gefallen am 08. Januar 1915 an der Haute Chevauchée/Argonnen Verlustliste 353/4680 vom 4. Februar 1915
Friedenstruppenteil: Landwehr-Bezirks-Kommando Kassel Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 83
Bei Aufstellung des LIR 83 am 04. August 1914 in Kassel wurde Koller, damals noch Oberleutnant, die Führung über die 4./ Kompanie übertragen und verlegte am 11. August 1914 nach Frankreich.
Aus einem Bericht des Oberleutnant Koller:
Das Gefecht bei Lanheres am 25.08.1914
„Die 4. Komp. wurde am linken Flügel des Bataillons südöstlich von Lanheres links neben der 2. Komp. in Kompaniekollone angesetzt. Etwa nach ½ Stunde wurde im feindlichen Feuer 1 Zug entwickelt und zu einer rechtseitigen Umfassung herumgeschwenkt. Auf Befehl des Bataillonskommandeurs wurde noch ein weiterer Zug eingeschoben. Bereits nach kurzem Vorgehen zeigten sich am linken Flügel auf rund 1600 m Entfernung feindl. Schützen auf den Höhen südwestl. der Bois Communaux, östlich Aucourt. Der Kompanieführer entwickelte den Reservezug nach links in die neue Richtung und ließ auch einen der bereits entwickelten Züge die neue Richtung aufnehmen. Nachdem auch die 3. und 1. Komp. gegen den flankierenden Feind eingesetzt waren, wurde der Angriff der Komp. gegen die Höhe östl. Aucourt vom Wiesengrunde aus sprungweise durchgeführt. Verluste traten dabei kaum ein, da das feindl. Infanteriefeuer im Wesentlichen über die Angreifenden hinweg ging. Die 2. Komp. blieb liegen und ging nicht mit vor. Über den hinteren, ein gutes Schussfeld bietenden Rand der Höhe hinaus sollte nicht vorgegangen werden. Bei der Schwierigkeit der Befehlsübermittlung preschte jedoch eine Anzahl Leute vor und gelangte in die fast ganz verlassene feindl. befestigte Stellung hinein, ja Gefreiter Lohne darüber hinaus. Unteroffizier Opfermann kroch durch ein Haferfeld vor den ihn begleitenden Mannschaften und Feldwebel Gaßmann vor, erschoß und erschlug die Bedienungsmannschaft eines Maschinengewehrs und versuchte das Gewehr mitzunehmen. Als ihm dies nicht gelang, machte er es mit dem Gewehrkolben unbrauchbar. Er kam unverletzt zur Truppe zurück. Feldwebel Gassmann, der mit dem Gegner ins Handgemenge kam, verteidigte sich erfolgreich. In der Stellung auf dem vorderen Höhenrand wurde die 4. Komp. lebhaft beschossen, besonders von Aucourt aus durch Maschinengewehre. Nachdem die Komp. etwa ½ Std. lang diese Stellung gehalten hatte, machte sich vom linken Flügel her ein starkes, immer weiter um sich greifendes Zurückgehen bemerkbar. Als auch der linke Flügel der 4. Komp. zu weichen anfing, eilte Oberleutnant Koller zu ihm hin, um die Bewegung aufzuhalten. Hauptmann Menk, 2. Kompanie, forderte jedoch zum Zurückgehen auf mit der Begründung, die Stellung sei nicht zu halten. Schließlich befahl auch der Bataillonskommandeur den Rückzug. Dabei erhielt die Komp. aus der Flanke stärkstes Artilleriefeuer, wodurch bedeutende Verluste eintraten. Als auch die feindl. Infanterie nachdrängte, ließ Oberleutnant Koller zur Ordnung des Rückzuges mehrfach im gemischten Verband Front machen, wobei er besonders durch Vize-Feldwebel Brandes unterstützt wurde. Nur mit wenigen Leuten seiner Kompanie erreichte Oberleutnant Koller um die Mittagszeit Lanheres. Der größte Teil der 4. Komp. war bereits östlich Lanheres auf Bechamp zurückgegangen.”
Ab 28. Oktober 1914 wurde Kollers Kompanie am Osson-Bach und auf Höhe 263 in den Ost-Argonnen eingesetzt. Hier wurde sie Anfang Januar 1915 herausgelöst und bezog einen Angriffsstreifen an der Haute Chevauchée. Am 07./ 08. Januar sollte von dort aus gegen die Höhe 285 vorgegangen werden. Neben Teilen des Landwehr-Infanterie-Regiments nahmen noch Jäger-Bataillon 5 und 6, die Infanterie-Regimenter 98 und 130, sowie Landwehr-Infanterie-Regiment 22 am Angriff teil.
Gefechtsbericht der 4./ Kompanie:
Am 08.01. um 9 Uhr 30 brachen die rechts von uns stehenden Jäger (6), sowie die vom IR 130 bestimmten Kompanien vor und warfen den Gegner aus seinen Stellungen. Auftragsgemäß besetzte 1 Zug/ 4. Komp. sofort den vor seiner Front geräumten 1. frz. Graben. Da der Angriff der 130er vor dem linken Flügel der 4. und dem rechten Flügel der 11./ 83 stockte, befahl Hauptmann Koller das Vorgehen des 2. und 3. Zuges sofort hinterher. Der 2. Halbzug des 3. Zuges kam dabei vor den noch nicht aufgerollten französischen Graben und erhielt hier derartig heftiges Gewehrfeuer, daß er sich unter Verlust von 3 Toten und 2 Verwundeten zurückziehen musste. Der Halbzug ging dann in Höhe des 2. Zuges erneut vor und schloß sich ihm in dem von der Komp. besetzten franz. Graben an. Hierbei fiel Hauptmann Koller vor der Front der Kompanie. Die Führung übernahm Feldwebel-Leutnant Fischer.
Koller wurde am 11. Januar 1915 in Châtel erstbestattet. Mit ihm beerdigt wurde der ebenfalls am 08. Januar gefallene Bataillonskommandeur II./ LIR 83, Oberstleutnant von Holleben, der den Angriffsstreifen führte. Wilhelm v. Holleben wurde später nach Cheppy überführt.
Hauptmann Koller
Heute findet sich die Grabstätte von Hermann Koller im Familiengrab auf dem Friedhof der St. Georgen Gemeinde in Berlin Mitte.