Über Karl Schmidt, den jüngeren Bruder von Gustav, ist nicht viel bekannt. Er diente im Reserve-Infanterie-Regiment 223 als Unteroffizier. Dieses Regiment gehörte zur 48. Reserve-Division, einem Truppenverband aus dem Rhein-Main Raum.
Nachdem das Regiment 2 1/2 Jahre an der Ostfront gefochten hatte, verlegte es ab dem 18. Mai 1917 an die Westfront. Hier sollten die Kompanien zunächst mit der Kampfweise an der Westfront vertraut gemacht werden und durchliefen für mehrere Wochen ein Ausbildungsprogramm in Stenay und Dun sur Meuse. Ab dem 22. Juni stellte das Regiment Arbeitskompanien im Abschnitt Quelle und Hindenburg bei Höhe 304 zur Verfügung.
Über den Sommer 1917 vor Verdun schreibt das Reichsarchiv: Stellungskämpfe vor Verdun. Angriffsabsichten beim Gegner erkennbar.
Für das Reserve-Infanterie-Regiment 223 stellte sich die Situation folgendermaßen dar:
11. Juli 1917
Seit den frühen Morgenstunden fand dauernde, systematische Beschießung der Gräben mit allen, auch schweren Kalibern unter der Leitung von Fliegern statt. Dabei wurden auch die noch vorhandenen Grabenreste eingeebnet. Die Truppen in den Trichtern leisteten im Ausgraben und Ausharren in schwerstem Feuer Ungeheures. I/223 sandte noch am Abend Meldung, daß Verstärkung noch in der Nacht dringend erforderlich sei. Die 1., 2. und 3. Linie bestanden überhaupt nicht mehr; es war nur ein Trichterfeld. Die meisten Stollen waren verschüttet und die Verluste groß.
Die 3./ Kp rückte als Verstärkung vor, und Pioniere wurden zum Ausgraben der Verschütteten eingesetzt.
Auf dringende Anforderung von Ablösung für I/223 durch den Abschnitts-Kommandeur wurde das II/37 zur Ablösung vorgezogen.
12. Juli 1917
Um 05.30 Uhr früh waren am 12. Juli 1./, 2./ und 4./ Kp abgelöst. Diese marschierten nach Nantillois und dann nach Liny, wo sie Ortsunterkunft bezogen. Die 3./ 223 und 1. MGK verblieben zunächst noch in Stellung. 7./37 wurde dem Abschnitt II zur Verfügung gestellt, und 5./ 223 rückte ebenfalls nach Liny. Das Artilleriefeuer hielt den ganzen Tag in wechselnder Stärke. Vergeltungsfeuer unserer Artillerie auf Anfordern unseres Abschnitts fand statt. Um 11 Uhr vormittags waren ein deutscher und ein französischer Flieger über dem Abschnitt. In der Richtung nach Südwest wurden 2 französische Fesselballons gesichtet. Das III. Bataillon im Abschnitt “Quelle” hatte unter denselben Verhältnissen wie auch das Bataillon im Abschnitt “Hindenburg” auszuhalten. Es hatte hier Anschluß nach rechts mit II. LIR 125 und nach links mit I. IR 222. Auch beim III. Bataillon war von der alten Stellung nichts mehr zu erkennen; auch hier gab es nur ein Trichterfeld und große Verluste durch Verschüttungen. Bergungsversuche blieben dabei meistens erfolglos.
13. Juli 1917
Die systematische Beschießung unserer Linien wurde auch am 13. Juli fortgesetzt. Gräben waren jetzt überhaupt keine mehr da. Nur noch ganz vereinzelt konnten Stollen genutzt werden. Das Feuer lag hauptsächlich auf der 1. und 2. Linie und auf dem Camard-Grund. Große Anstrengungen erforderte es in dem durch das Artillerie-Feuer täglich umgestalteten Gelände, die Verbindung innerhalb des Abschnitts aufrecht zu erhalten. Anschluß und Posten wurden bei Tag und Nacht häufig durch Offiziere geprüft. Eine Neuregelung der Abschnittsverhältnisse durch die Division wurde bekannt. Vorkommandos von III/21 trafen zur Ablösung von II/37 ein.
14. Juli 1917
Am 14. Juli kamen auch Vorkommandos von II/113 zur Ablösung von II/223 an. Beim Abschnitt “Quelle” kam Befehl, daß III./223 durch II./142 in der Nacht vom 14./15. Juli abgelöst werde. Das Artillerie-Feuer dauerte auch am Tag mit unvermindeter Stärke an. Gegen Nachmittag und Abend verstärkte sich das feindliche Feuer derart, daß mit einem baldigen Angriff gerechnet wurde. Die 77. Brigade befahl daher, daß II. und III./223 nach Ablösung nicht abrücken, sondern bis auf weiteren Befehl bei Bahnhof Scheune – Malancourt bereitstehen sollten.In der Nacht vom 14./15 Juli erfolgte die Ablösung von II./223 und III./223, und am Morgen konnten dieselben nach Halles abrücken. Dort wurden die alten Unterkünfte bezogen.
Die folgenden Briefe zeugen vom Schicksal von Karl Schmidt. Der Großteil seiner Feldpost wurde mit ihm im Stollen verschüttet.
Feldpostkarte von Karl vom 01. Juli 1917
Letzte Feldpostkarte von Karl vom 05. Juli 1917
Brief des Kompanieführers Leutnant d. Reserve Güttler 16. Juli 1917
Auszug aus einem Briefe an meine Schwiegertochter Maria 25. Juli 1917
Brief von Musketier Sinner Ernst aus Tonndorf 19. Juli 1917
Brief von Karl Kleinbronn 19. Juli 1917
Brief von Paul Heek 05. August 1917
Zweiter Brief von Musketier Sinner vom 24. August 1917
Feldpostkarte des Gefreiten Krahl