Tagebuch eines Heilbronner Landsturm-Mannes im Weltkrieg
Weg des Josef Reiß in 1917
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Wavrille 01. Juli 1917 – Ruhetag im Ortsquartier
Mit Gott im Jahre 1917
– 1. Juli 1917, Sonntag
Nach ruhigem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden, 9 Uhr Besprechung über das letzte Gefecht durch Lt. Gix, die aber nicht nobel ausfiel. Um 10 Uhr Amt & Predigt, dabei die hl. Kommunion empfangen. Es regnete ganz leicht, aber von keiner Bedeutung. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch, sowie Mischobst. Dann an die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft Ober-Elsass einen Brief geschrieben, sowie einen am lb. Bräutchen. Dann Zeitung gelesen, heute ging Gefr. Haag & Scholderer, sowie Gleinser in Urlaub, bis zum 13. des Mts. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern, Karte vom lb. Bruder & Gregor Kiebler erhalten. Dann Tagebuch geschrieben.
– 3. Juli, Dienstag
Es war alles anwesend & wir marschierten um 12.30 Uhr in Wavrille ab, über Crépion, Moirey, Flabas, Müllerplatz, hier hatte der Franzmann die ganze Straße mit Granaten aufgewühlt. Unser Fuhrwerk fuhr bis Pionierpark „Hoffman“, dann gings lautlos Gewehrstand 16 zu, kamen alle gut an, ohne ein Schuß in die Nähe zu kommen. Es waren heute bei mir: Schütze Erath, Gutbrod, Leger, Gengenbach, Staudenmaier & Gihr vom 9. Gewehr als Ersatz der Reserve-Mann, zur Arbeit. Von Gefr. Strohle der II./M.G.K. den Stand übernommen, war in Ordnung. Dann meinen Tee von Wavrille gewärmt & eine Meldung von der Übernahme an Komp.-Führer geschrieben & die Posten eingeteilt & Instruktion erteilt. Legte mich dann schlafen bis 7 Uhr & nach dem Kaffee trinken wieder dasselbe bis 10 Uhr. Dann am lb. Bruder einen Brief, eine Karte an Gregor Kiebler & mein Tagebuch geschrieben. Der Franzmann war heute Vormittag schon recht lebhaft in der Gegen(d) Toter-Mann. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Setzten dann Bettruh oder Fallenschlauch an bis 4 Uhr. Dann unsere Patronengurte gesonnt & gereinigt. Nach dem Abendbrot gelesen. Mit der Post nichts erhalten. Ging um ½ 11 Uhr zu unseren Nachbarn auf Stand 13, 14, & 15 in Granat-Tal die von 111er (Anm. Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 111) besetzt sind. Dann um ½ 10 Uhr zur Ruhe gelegt.
– 8. Juli, Sonntag – in Stellung bei Beaumont
Wachte um ½ 2 Uhr durch unheimliches Trommelfeuer auf & ging an M.G.-Stand zum Posten, war aber nichts bei uns & ich legte mich wieder schlafen. Um ½ 5 Uhr machte ich dann mit Gengenbach einen Erkundigung-Gang auf die Höhe & bis zum M.G.-Stollen 17 in der Beaumontschlucht, Rückkehr über die alten französischen Unterstände auf der Höhen-Kuppe. Da lagen noch die toten Franzosen zusammengefault in den Unterständen wie dieselben im Febr. 1916 beim Sturm ums Leben kamen. Es war schauerlich anzusehen, wie da Schädel, Knochen, Helme, Schuhe, Kochgeschirr, Uniformen & Steine beisammen lagen & standen. Nach dem Kaffeetrinken lag alles bis auf den Posten wieder in die Fallen, denn wir wollen heute die Arbeit ruhen lassen, weil Sonntag. Mittagessen: Bohnen & Hammelfleisch. Wir Unteroffiziere mußten um 2 Uhr zum Komp.-Führer & mit einer Ordonanz die Reserve-M.G.Stände ansehen, so daß wir im Falle eines Angriffs dort Aufnahmestellung beziehen können. Hatte 2 Stunden zu gehen & ich kam hungrig & durstig zurück, zum Glück gabs in der Küche Bier, was ich heute recht begrüßte. Dann mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Mit der Post 2 Päckchen vom lb. Bräutchen samt Briefchen mit Freude erhalten, es war Weißbrot & Waffeln, war alles noch recht gut, trotzdem die Pakete 11 Tage unterwegs waren. Ging um 9 Uhr auf die Falle, denn ich war recht müde & es war kalt im Freien.
– 10. Juli, Dienstag
Um 1.10 Uhr kam Lt. Schütz & revidierte & ließ dann Gasalarm ansagen. Er unterhielt sich so eine halbe Stunde. Legten uns dann wieder schlafen bis um 6 Uhr. Es wurde heut Nacht fourragiert & gab Käse, Schmalzersatz & Butter, sowie Zigarren & Zigaretten. Nach dem Morgenkaffee im Stollen weitergearbeitet. Schrieb an Lene Gramling einen Brief. Dann mit Gutbrod einen Erkundigungsgang gemacht bis in die Jäger & FossesSchlucht, denn es war regnerisch & neblig, nach Rückkehr einen Besuch bei Karl Schenk auf Stand 17 gemacht & Erd- & Himbeeren gesucht, waren recht gut, nur war alles recht naß. Als wir um ½ 12 Uhr auf 16 wieder waren, hatte jeder trotz Stiefel naße Socken & Hosen. Mittagessen: Grützensuppe & Ochsenfleisch, war recht gut & wir hatten auch recht Hunger. In den Schluchten sah es trostlos aus & alles war von Granaten durchwühlt, auch ein Friedhof war dort. An den Südabhängen war ein Stollen am anderen & dazwischen Laufgräben, die auf die Höhe führten. Nach dem Mittagessen schlafen gelegt bis 4 Uhr, nach dem Vesper einen Rahmen gesetzt. Dann am lb. Bräutchen einen Kartenbrief geschrieben & mein Tagebuch. Nach dem Abendessen ein wenig Karten gespielt. Mit der Post nichts erhalten. Um ½ 11 Uhr kam Lt. Schütz & sah sich unsere Arbeit an, war zufrieden mit unserer Leistung. Legte mich um 11 Uhr auf die Falle.
– 11. Juli, Mittwoch
Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr von der Falle gekrochen. Nach dem Morgenessen unsere Ofenröhren mit Kartuschenpulver ausgebrannt, denn es war Glanzruß drinnen. Dann am Stollen weitergearbeitet bis 12 Uhr, las Zeitung dazu. Um ½ 10 Uhr setzte der Franzmann uns einen Blindgänger über den Stollen, saß gerade beim Stolleneingang beim Zeitung lesen & verschwand dann im Stollen, um 11 Uhr wurde der ganze Morimontrücken bis zu unserem ersten Stollen mit schweren Kalibern abgetrommelt, ebenso die Morimont-Farm. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch, dann Fallenschlauch bis ½ 4 Uhr. Arbeiteten dann im Stollen bis 7 Uhr, schrieb der lb. Schwägerin einen Brief & mein Tagebuch. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen bis um 10 Uhr. Beim Feuer machen bekamen wir unheimlich Rauch. Der Franzmann war sehr lebhaft mit seiner Artillerie den ganzen Tag über. Unsere Artillerie schoß sich auf dem Pfefferrücken mit Granaten & Schrapnell ein. Um 10 Uhr machte Karl Schenk noch einen Besuch bei uns. Dann kam um 11 Uhr Lt. Schütz & alarmierte uns bezweck Angriff, mußten dann einen Laufwechsel machen & er war zufrieden & ging. Legten uns dann schlafen.
– 15. Juli, Sonntag
Legte mich dann wieder auf die Falle bis um 2 Uhr die Ablösung kam. Dann an Gefr. Strehle den Stand ohne Anstand übergeben. Die 2./ Komp. war auch um 11 Uhr alarmiert worden & kam mit den Gewehrwagen bis an Müllerplatz, dort mußten auch wir verladen. Fuhren von der Straße links ab ins Feld, dann kam ein Gewitterregen & wir wurden auf dem Gewehrwagen ganz naß bis auf die Haut. So mußten wir warten auf weiteren Befehl bis morgens um 4.30 Uhr gings heimwärts nach Wavrille über Flabas, Moirey. Als ich zu Morgen gegessen & umgezogen hatte, brachte mir Gefr. Haag das Paket vom lb. Bräut-chen mitgegeben. Es enthielt: 1 Laib Schwarzbrot, 1 Hartwurst, Rauchfleisch, Käse & Butter, alles in gutem Zustand. Entschädigte Haag für seine Mühe mit Zigarren. Schrieb am lb. Bräutchen einen Brief, dann meine leeren Schachteln zusammengepackt, denn Uffz. Maier, der heute in Urlaub fährt, nimmt mir Brief & Paket für mein lb. Bräutchen mit. Mittagessen: Gerstensuppe & Rindfleisch. Dann am lb. Bruder einen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Mit der Post ein Päckchen von den lb. Eltern mit Honig & Zeitungen erhalten. Nach dem Abendessen mit Freund Gomm zu dessen Bruder gegangen, der zu der 4./ Inf.-Komp. gekommen ist u. eben auch in Ruhe ist. War recht müde & ging um ¾ 10 Uhr zur Ruhe, hatte mir meine Falle recht gut zurecht gerichtet. Das Wetter war gegen Abend wieder trocken. Die 4./ Inf. Komp. hatte heute ihr Waldfest gefeiert, es heißt aber im Batl. nur noch Zirkus Mögling. Der Franzmann war heute ordentlich, funkt nach Crépion.
– 20. Juli, Freitag – Moirey
Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Nach dem Morgenessen mit meinen 9 Mann zu Schießstandbau gegangen, das Wetter war heute gut & trocken. Rückkehr um ½ 11 Uhr. Mittagessen: Eingemachte Bohnen & einen Salzhering. Mußte meinen Hering mit einem Lt. Bier Schwimmen lassen. Was Pistolen hatte, mußte zum Schießen, kam mit meinen Leuten zuerst dran & hatte mit 5 Schuß 4 Treffer. Dann zum Schießstandbau, das Wetter war gut, arbeitete auch ein wenig mit. Rückkehr um ½ 6 Uhr. Nach dem Abendessen mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Mit der Post leider wieder keinen Brief erhalten. Unsere Inf.-Komp. wurde heute in Stellung von den 35ern abgelöst & sind seit heute Mittag marschbereit, wir sollen vorerst noch hierbleiben. Gingen um ½ 10 Uhr zur Ruhe.
– 21. Juli, Samstag
Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, um 6 Uhr sei das Batl. abgefahren nach Romagne (Anm. Romagne-sous-Montfaucon) bei Nantillois, wo wir schon mal zwei Tage lagen. Ging um 8 Uhr mit meinen 9 Mann zum Schießstandbau bis ½ 11 Uhr. Mittagessen: Reissuppe & Hartwurst, man mußte gleich Brot dazu essen, um satt zu bekommen. Dann Tagebuch geschrieben & gelesen. Um 2 Uhr mit 2 Mann zum Schießstandbau, denn die anderen hatten Karabinerschießen. Rückkehr um ½ 6 Uhr. Es war heute einem beim Arbeiten recht warm geworden. Dann Löhnung & Postempfang, erhielt ein Päckchen mit Heidelbeermarmelade von der lb. Schwägerin. Nach dem Abendessen mit Rempfer & Gomm Karten gespielt bis ½ 12 Uhr, was mir sonst nie vorkam.
– 24. Juli, Dienstag
Um 2 Uhr wurden in Damvillers 3 Bomben geworfen & etwas später in Romagne einige, hörten die Motoren dreimal über unserer Baracke surren, aber alles blieb in den Fallen & schlief wieder weiter. Um 7 Uhr aufgestanden, nach dem Morgenkaffee zum Schießstandbau gegangen. In der freien Zeit Kamillen gesammelt, die Arbeit ging glatt von statten. Rückkehr um ½ 11 Uhr. Mittagessen: Bohnen & Hartwurst, die Bohnen hatten recht Fasern. Dann mein Tagebuch geschrieben & meine Leibwäsche gewaschen. Um 4.30 Uhr Abmarsch nach Etraye zum Zuggefechtsschießen. Erstes & zweites Gewehr kam zuerst dran, wir hatten eine M.G. & eine Gruppenscheibe zu beschießen auf 50 Meter. Es schoß darauf Gefr. Haag, Schenk, Staudenmaier & Gengenbach. Hatten 27 Rundtreffer & 5 Querschläger in den beiden Zielen, jede Figur war getroffen. 500 Schuß, 32 Treffer = 6,4%. Zuletzt mußten noch die Uffz. schießen, schoß mit Habla, Kofler & Ehrler auf zwei Gruppenscheiben, die quer am Abhang standen, konnte aber leider nicht erfahren, was wir für ein Resultat erzielten. Kamen um ¼ 10 Uhr zurück. Dann Abendessen & anschließend M.G. reinigen. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern erhalten. An der Front wars ruhig.
– 29. Juli, Sonntag
Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, nach dem Morgenkaffee den Gewehrwagen gepackt. 9.30 Uhr Abmarsch zum Gottesdienst, es war Predigt, Amt & Austeilen der hl. Kommunion. Es gingen sehr viel zur hl. Kommunion, auch ich & Uffz. Gomm. Rückkehr um ½ 11 Uhr. Dann Zeitung gelesen, die wir vom Feldgeistlichen erhalten haben. Mittagessen: Reissuppe & Salat mit Büchsenfleisch. Schrieb dann am lb. Bräutchen, mußte aber gleich aufhören, denn ich mußte mit 3 Mann zum Quartier richten nach Färme: Sillon Fontaine bei Sivry. Fuhren mit drei Fuhrwerke über Damvillers & Reville. Als wir dort ankamen waren schon zwei Quartiermacher von der 28ten Bad. Res.-Div. dort, die auch hier einquartiert werden sollen. Dann unseren Wagen abgeladen & im Stall verstaut & auch des Nachts dort geschlafen, doch die Ruhe war klein, da wir immer wieder die ankommenden Wagen abladen mußten. Gegen Abend war ein schweres Gewitter mit großen Hagelkörner bis zu Taubeneigröße, was bald recht kalt machte.
– 01. August, Mittwoch – Sillon Fontaine Ferme
Um ½ 3 Uhr schrien die beiden Geißen zum Erbarmen & als ich hinkam waren beide so zusammengewickelt, daß keine mehr aufstehen & schnaufen konnte. Dann wieder schlafen gelegt bis 6 Uhr. Heute zum Anfang des vierten Kriegsjahres ziehen einem die Schrecknisse des Weltschwindels wieder recht lebhaft am Gedächtnis vorüber. Mittagessen: Nudelsuppe mit Büchsenfleisch. Um 12 Uhr kam Uffz. Hartmann & Fahrer Wanner sowie ein Fuhrwerk der II./M.G.K., brachten uns Verpflegung & holten Bekleidungsstücke & Heu. Machten dann vor Langeweile einen Tapp. Nach dem Abendkaffee Zeitung gelesen, ging dann noch auf die Solférino Farm auf die Höhe. Konnten hier dem Gefecht zusehen, das im Wald von Avocourt & Höhe 304 tobte, gegen 10 Uhr war alles in Pulverdampf eingehüllt. Legte mich dann ins Heu.
– 03. August, Freitag
Nach ordentlichem Schlafe um 6 Uhr aus dem Heu gekrochen & Kaffee getrunken, die 111er sind um 5.10 Uhr wieder ins Schanzen vorgegangen. Blieb bis 10 Uhr im Heu liegen, denn es war heute ordentlich frisch & recht windig in der Scheune. Um 11 Uhr wollte der Feldw. der II./M.G.K. 111 unser Ofenrohr am Kochherd reparieren & sein Lt. den Ofen für unser Dienstzimmer. Ich legte Verwöhnung dafür ein & berief mich aufs Batl., dann ließen sie ab davon. Aber um 11.30 Uhr kam ihr Oberleutnant & befahl den Küchen-Uffz. unser Herdrohr wegzumachen. Er verantworte die Sache beim Batl. Mittagessen: Griessuppe & Büchsenfleisch. Dann noch von den 111ern Haferflockensuppe gefaßt & einen Kaffee gekocht. Um 1 Uhr holten die 1./ & 2./M.G.-Komp. je einen Wagen Heu. Wir erhielten um 4 Uhr den Befehl zur Komp. zurück zu kehren, da wir heute Abend in Stellung müßten. Die zweite M.G.K. übernahm die Wache über unsere Bagage auf der Ferme. Unser Gepäck würde geführt & so meldeten wir uns um 5 Uhr bei der Komp. Erhielten unsere Löhnung & 3 Mark Kantinenüberschuß. Mußten um ½ 6 Uhr unsere Tornister in den Stallbaracken am Fourrage-Uffz. abgeben. Um ¾ 7 Uhr Abmarsch in Stellung über Sivry, Forges, hier hielt das Fuhrwerk & wir mußten noch eine ½ Stunde unseren Krempel tragen. Kamen am weitestens nach rechts, links des Rabenwaldes in die Maisonsappe. Lösten die 24er der 6. Res.-Inf.-Div. ab, die aber noch über Nacht im Stollen blieben, bis Befehl zum Abrücken kommt. Um ½ 11 Uhr kamen wir in Stellung & um 12 Uhr stellte ich den ersten Posten aus. Wir konnten alle liegen, aber wir waren zu naß, um schlafen zu können, trotzdem es ordentlich warm war.
– 04. August, Samstag
Um 4 Uhr Feuer gemacht, denn mich fror unheimlich. Kochte dann einen Kaffee, um 6 Uhr kam Lt. Schütz & revidierte. Er beschrieb mir die Stellung & das Vorgelände. Unser Kaffee kam mit der Feldküche, aber erst um 9 Uhr. Machte zu Mittag eine Nudelsuppe mit Büchsenfleisch, denn unsere Küche soll erst heut Abend kommen. Um 2 Uhr gingen die 24er ab, waren recht froh deswegen. Machten 3 Fallen raus & misteten den Stollen gründlich, so 25 Sandsäcke Dreck gabs beim zusammenkehren. Hatten Arbeit bis 3 Uhr, denn wir machten auch einen Tisch & Bänke. Die Preußen lagen halt den ganzen Tag auf der Falle & schliefen, denn sitzen konnten sie nicht. Unser Mittagessen samt Kaffee faßten wir um 9 Uhr. Um 11 Uhr kam Fourrage: Brot, Butter, Marmelade, Zigarren, Zigaretten, von jetzt ab erhalten wir wieder 1 ½ Pfund Brot pro Tag. Dann zu Ruhe gegangen, denn ich war recht müde. Mit der Post ein Brieflein vom lb. Bräutchen erhalten. Der Tag verlief recht ruhig, nur wenig Artillerietätigkeit.
– 05. August, Sonntag
Nach ruhigem Schlafe um 4 Uhr Feuer gemacht, denn es war recht kalt im Stollen, dann wieder schlafen gelegt. Um ½ 6 Uhr kam Lt. Schütz. Den Kaffee erhielten wir um 7 Uhr. Dann mal richtig mit warm Wasser gewaschen. Mußte um 9 Uhr mit Lt. Dobler in die Sappe vor. Mittagessen: Grützensuppe & Schweinefleisch. Dann am lb. Bräutchen & den lb. Eltern einen Brief geschrieben, sowie mein Tagebuch. Gegen Abend war das Wetter heller & warm, so daß man im Freien schreiben konnte. Um ½ 8 Uhr erhielten wir den Abendkaffee. Dann Zeitung gelesen bis 9 Uhr, mußte mit Haag nach Eintritt der Dunkelheit einen Granat-Trichter suchen links der Sappe & vom M.G.-Stand. Fanden ein Granat-Trichter von einem 28er mit 5 m Durchmesser & 2 m Tiefe. Mit der Post einen Brief von der lb. Schwägerin & eine Karte von L. Gramling erhalten.
– 06. August, Montag
Heute vor 3 Jahren mußte ich mich am Bezirkskommando Gmünd stellen. Mittags um 2 Uhr. Welche Erinnerungen sind dies nach den jetzigen Erlebnissen noch. Um ½ 6 Uhr nach ordentlichem Schlafe aufgestand, nachher Kaffee gefaßt. Ging mit 3 Mann in den Pionierpark & holte: Stollenrahmen, Dachpappe, Schalbretter, Nagel, Wassereimer & Sandsäcke. 25 Stück für die Liegestatt, Rückkehr um ¼ 12 Uhr, mußten 3mal gehen. Mittagessen: Bohnen & Rauchfleisch, war recht gut & reichlich. Dann einen Brief der lb. Schwägerin & einen Kartenbrief an L. Gramling, der in Urlaub ist, geschrieben, sowie mein Tagebuch. Ging mit einem Mann in den Rabenwald zum Brennholz holen, füllten uns den Magen mit Brombeeren, denn es gab dort sehr viele. Dann M.G. reinigen, 1 Mann mußte in der Küche arbeiten & 2 Mann in der Schulzensappe. Mit der Post das Päckchen von den lb. Eltern erhalten, welches am 5. Juli in Salach abgeschickt worden war, war noch recht gut & ohne Schimmel. Der Franzmann befunkte heute Nachmittag den Rabenwald & unser Stellung kräftig mit Granaten großen Kalibers. Ein Granatsplitter flog auch auf unsere Stollentreppe. Sehr rege Fliegertätigkeit.
– 07. August, Dienstag
Nach ordentlichem Schlafe um 4 Uhr von der Falle gekrochen & Feuer gemacht, denn es war bei uns kalt geworden. Um 5 Uhr mußten wieder 2 Mann in die Schulzensappe zum Schanzen bis 8 Uhr. Es war recht neblig & wir mußten den Nachtposten auch noch bis 10 Uhr stehen lassen in der Sappe. Dann Deckleisten gemacht für die Dachpappenverschalung im Stollen. Mittagessen: Reissuppe & Schinken. Dann die alte Dachpappe im Stollen runtergerissen & neu mit Dach-Pappe verschalt, war eine harte & dreckige Arbeit & hatten bis 7 Uhr Arbeit damit. Mit der Post eine Karte von J. Ehrat erhalten. Um 10 Uhr fourragiert, Marmelade & Leberwurst.
– 08. August, Mittwoch
Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr von der Falle gekrochen & Feuer gemacht, dann mal richtig mit warm Wasser gewaschen. Nach dem Morgenkaffee ein Hemd, Handtuch & 1 Paar Socken gewaschen. Bis 10 Uhr war es recht neblig, dann stand die Sonne glänzend am Himmel & ich konnte meine Wäsche bleichen im Grase ober dem Stollen. Mittagessen: Gerstensuppe & Büchsenfleisch. Dann geschlafen bis 3 Uhr, schrieb dann am lb. Bräutchen einen Kartenbrief, Karte an Joh. Abt, Eugen Reiss & Rudolf Uebelhoer, sowie mein Tagebuch. Der Franzmann setzte heute sehr schwere Granaten in den Rabenwald & auf die Höhe links von uns. Nach dem Abendkaffee Zeitung gelesen & um ½ 10 Uhr mit Gleinser einen Erkundungsgang ins Maastal gemacht, dabei Gasmaske & Mantel gefunden. Mit der Post nichts erhalten.
– 09. August, Donnerstag
Unsere Artillerie machte heut Früh zwei Feuerüberfälle, wobei zwei Munitionslager des Feindes in die Luft gingen. Nach ordentlichem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden & Feuer gemacht, war über Nacht kalt im Stollen geworden. Nach dem Morgenessen mit Haag in Rabenwald Brombeeren gepflückt, als wir eine halbe Stunde dort waren setzte uns der Franzmann ein paar schwere Granaten in unsere nächste Nähe, so daß nur der Dreck so über uns weg flog. Nahmen dann ein paar dürre Äste mit & verschwanden in unseren Stollen. Mittagessen: Nudelsuppe & Büchsenfleisch. Legte mich dann schlafen bis 4 Uhr, dann eine Karte an Frau Abt & eine an Kamerad Erath geschrieben sowie mein Tagebuch. Heute war Lt. Gix, Lt. Spang sowie die Zug- & Gewehrführer der II./ M.G.-Komp. in unserer Stellung zum Orientieren, bezweck der Ablösung. Gegen Abend & bei Einbruch der Dunkelheit nahm die franz. Artillerie die Straße unter Feuer. Wir besetzten den Granattrichter.
– 09. August, Donnerstag
Die Nacht war sehr unruhig & gegenseitige Feuerüberfälle. Ging um 6 Uhr von der Falle. Nach dem Morgenkaffee einen Erkundigungsgang bis an das Maasufer links von uns gemacht beim Dorf Regneville (Anm. -sur-Meuse) auf dem Rückweg die Stollen von Dast, Rempfer, Gomm, Haller & Maier angesehen. Mußte dann zum Komp.-Führer bezweck der morgigen Ablösung. Mittagessen: Hafergrützensuppe & Büchsenfleisch. Dann ein paar Holzschuhe gemacht aus einem alten Mantel, Holzsohlen & Dachpappestifte. Mit der Post eine Karte vom lb. Bruder erhalten. Nach dem Abendkaffee Zeitung gelesen. Wurden um ½ 11 Uhr durch Lt. Schütz revidiert, in Ordnung. Der Tag war verhältnismäßig recht ruhig.
– 10. August, Freitag
Die Nacht war sehr unruhig & gegenseitige Feuerüberfälle. Ging um 6 Uhr von der Falle. Nach dem Morgenkaffee einen Erkundigungsgang bis an das Maasufer links von uns gemacht beim Dorf Regneville (Anm. -sur-Meuse) auf dem Rückweg die Stollen von Dast, Rempfer, Gomm, Haller & Maier angesehen. Mußte dann zum Komp.-Führer bezweck der morgigen Ablösung. Mittagessen: Hafergrützensuppe & Büchsenfleisch. Dann ein paar Holzschuhe gemacht aus einem alten Mantel, Holzsohlen & Dachpappestifte. Mit der Post eine Karte vom lb. Bruder erhalten. Nach dem Abendkaffee Zeitung gelesen. Wurden um ½ 11 Uhr durch Lt. Schütz revidiert, in Ordnung. Der Tag war verhältnismäßig recht ruhig.
– 11. August, Samstag
Nach unruhigem Schlafe um ¼ 6 Uhr von der Falle gekrochen & in die Sappe vorgegangen, denn unsere rechten Anschlußtruppen die 24er machten eine gewaltsame Erkundigung am Cumièresrücken. Die Minenwerfer setzten zuerst ein, dann Vernichtungsfeuer, danach Sperrfeuer & zuletzt Handgranaten, um ¾ 6 Uhr setzte dann die feindl. Artillerie ein & um ¼ 7 Uhr war die Sache abgeschlossen. Die 24er machten 2 Gefangene, hatten selbst 7 Tote & 15 Verwundete bekommen. Dann nach dem Morgenkaffee die Holzschuhe fertig gemacht, sind gut gelungen. Dann Tagebuch geschrieben. Mittagessen: Gerstensuppe & Rauchfleisch. Ging nach dem Essen in Rabenwald & holte Brombeeren, in 1 ½ Stunden 1 Kochgeschirr voll gepflückt. Kochte dieselben unter die gefaßte Marmelade, was recht gut wurde. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen bis 10 Uhr. Dann auf die Falle gelegt. Um ¾ 11 Uhr kam Lt. Schütz & wir gingen vor in die Trichterstellung. Als wir zurück gingen setzte der Franzmann einige Granaten in nächster Nähe.
– 12. August, Sonntag
Nach Mitternacht löste die 2./Inf.-Komp. die erste in unserem Abschnitt ab & immer schrie wieder einer in unsere Stollen herein, so daß man keine Stunde Ruhe hatte. Blieb dann liegen bis ½ 8 Uhr. Immer sehr schweres Artilleriefeuer auf der Stellung, so daß man nicht in Graben konnte. Schrieb am lb. Bräutchen einen großen Brief. Heute ists Sonntag, aber keiner hatte Stimmung dafür. Gleinser holte das Mittagessen: Hafergrütze & Rindfleisch. Es wollte aber keinem so recht schmecken, denn beim Essen holen wurde ein Mann der 2./Inf.Komp. schwer verwundet & Gleinser, der dabei war, mußte die Sanitätsmannschaften holen. Nach dem Essen schlafen gelegt bis 4 Uhr, dann der lb. Schwägerin ein Brieflein geschrieben, denn ich erhielt heuer (?) Päckchen von ihr, das am 3. August aufgegeben wurde. Nach dem Abendkaffe mein Gepäck für die Ablösung gerichtet.
– 13. August, Montag – Reservestellung Forges-Wald
Die ganze Nacht schweres Artilleriefeuer auf die Stellung, konnte nicht schlafen. Um 3 Uhr kam unsere Ablösung der II./M.G.-Komp. von der Reservestellung, ohne Anstand übergeben. Mußten dann warten bis ¾ 6 Uhr bis alles abgelöst war. So mußten wir beim hellen Tag in die Reservestellung abmarschieren & der Franzmann hatte schon seine Fesselballons oben & drei Flieger kreisten über uns. War mir nicht ganz wohl dabei & wir schwitzten unheimlich, kamen aber gottlob alle um ½ 8 Uhr wohlbehalten in unserem alten Unterstand von 1915 an. Waren froh, wieder ein Dach über uns zu haben, obwohl uns auch hier das Wasser auf den Kopf tropfte. Uffz. Fischer & Gefr. Seidel kamen gerade mit uns vom Fourragieren. Dann einen Kaffee gemacht & unser Lager sowie das Gepäck zusammengerichtet. Mittagessen: Gerstensuppe & Rauchfleisch, war gut gekocht. Dann schlafen gelegt bis 4 Uhr, schrieb dann am lb. Bruder einen Brief, den Gleinser, der sich krank meldete, mit ins Ruhelager nahm, Post erhielten wir keine. Nach dem Abendessen mit U. Fischer das Gelände & unsere neuen angefangenen Stollen besichtigt. Dann verlangte unsere Artillerie Sperrfeuer, das auch sofort einsetzte, wir beide sahen dem Trubel zu, bis rechts & links die Granaten einschlugen. Liefen dann aber im Laufschritt dem Stollen zu. Legte mich trotz stärkstem feindl. Artilleriefeuer schlafen, denn ich hatte die beiden letzten Nächte nur sehr wenig geschlafen & war auch recht müde.
– 14. August, Dienstag
Nach ordentlichem Schlafe um 6 Uhr von der Falle gekrochen, dann Zigarren & Zigaretten, Brot, Wurst, Marmelade sowie unsere Verpfl. gefaßt auf 2 Tage. Dann noch für jedes M.G. 2000 Patronen, Gefr. Haag brachte uns dieselben. Kochten dann zu Mittag: Griessuppe & Rauchfleisch, sowie einen Kaffee. Gegen 12 Uhr setzte dann wieder sehr schweres Artilleriefeuer ein, auch wurden diesen Morgen Gasgranaten geschossen. Gegen 3 Uhr kam eine Granate in unseren Graben & nahm die Deckung vom 2. Stolleneingang mit, wo wir beiden Gewehrführer & zwei Mann arbeiteten. Der Dreck & die Steine flogen uns vor die Füsse. Schaden erlitt von uns keiner, nur gibt’s auf heute Nacht viel Arbeit bis alles wieder in Ordnung ist. Nach dem Abendkaffee kamen 4 Mann von Gewehr 5 & holten ihre Munition. Wir arbeiteten erst von Mitternacht an, denn es marschierten immer Truppen durch den Graben & traten uns den Dreck wieder fest. Erhielten keine Post, aber vom Franzmann sehr viel Granaten & Schrapnell.
– 15. August, Mittwoch
Heute Mariä Himmelfahrt, wir spüren freilich nichts davon. Um ½ 3 Uhr aufgestanden & die Arbeit beaufsichtigt. Die Artillerie war sehr lebhaft. Dann den Kaffee dabei gekocht. Das Wasser dazu mußten wir vom Granatloch holen, da die Wasserleitung auch zus. geschossen ist. Arbeiteten bis ½ 7 Uhr. Erhielten heute morgen die Post & auf einen Tag Brot. Leider hatte ich wieder keine Nachricht von den Lieben von zu Hause erhalten. Dann im Wohnstollen weitergearbeitet. Mittagessen: Hafergrütze & Rauchfleisch, sowie Kaffee. Dann am lb. Bräutchen einen Kartenbrief, einen der lb. Schwägerin, Karte den lb. Eltern & mein Tagebuch geschrieben. Der Franzmann setzte den ganzen Nachmittag recht schwere Granaten in die Nähe vom Stollen, so daß der ganze Kasten erbebte & der Humor war nicht besonders gut. Nach dem Abendkaffee kam Lenk & brachte uns die Post, sowie Fleisch für Morgen. Arbeitete mit meinen Leuten von 10 Uhr am zus. geschossenen Graben. War eine recht schwere Arbeit, das Artilleriefeuer ließ ein wenig nach. Ach sind dies Festtage, es war mir heute recht schwer ums Herz.
– 16. August, Donnerstag
Arbeiteten bis 3 Uhr morgens, dann kam die zweite Gewehr-Bedienung bis 7 Uhr. Wir legten uns 4 Stund schlafen, war aber nicht besonders ruhig, denn um 5 Uhr kam der Fahrer Heinselmann, brachte uns nochmals eine eiserne Portion Fleisch. Er erzählte uns, daß die II./M.G.K. 11 Tote & zwei Schwerverwundete gestern in der ersten Stellung hatte, wo wir die 10 Tage waren. Die 11 Mann sollen in einem Stollen gewesen sein, in den ein Volltreffer einschlug. Nach dem Morgenkaffee den Graben vertieft, denn gestern kam uns das Wasser in den Stollen, so daß wir alle 1 Stunde Wasser tragen müssen. Mittagessen: Gerstengrütze & Rindfleisch. Nach dem Schlafen gelegt bis 4 Uhr. Dann Stand für Fliegerabwehr gesucht, Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Nach dem Abendtee brachte uns Heinselmann Verpflegung auf drei Tage & die Post, leider keinen Brief für mich. Bis alles verteilt war & die Sandsäcke sowie die Stollenrahmen geholt waren, war es 12 Uhr Mitternacht. Heute brachte Heinzelmann wieder die Nachricht, daß die II./ M.G.K. wieder einen Toten & 1 Verwundeten hatten. Wir waren bis jetzt mit Gottes Hilfe verschont geblieben. Heute auch fast immer geregnet.
– 17. August, Freitag
Um 6 Uhr aufgestanden, hatte ordentlich schlafen können. Dann kamen die drei anderen Gewehre & holten ihre Verpflegung bei uns. Staudenmaier war auf dem Weg beim Einschlagen einer Granate auf einen Stein gefallen & hat das Knie verstaucht, so daß ihn Gihr & Gutbrot mit einer Tragbahre in Sanitätsstollen tragen mußten. Der Diensthabende Arzt sagte, er komme nach Maasbergen ins Etappenlazarett. Heute erst um ¼ 10 Uhr den Morgentee getrunken. Kaffee faßten wir keinen. Die Verpflegung von Gleinser war abgezogen & ich stand mit meiner Wurstportion zurück. Dann mein Tagebuch geschrieben. Die 35er wollten uns heute schon vom Stollen vertreiben. Das Wetter ist sehr schön & rege Gefechts- & Fliegertätigkeit beiderseits. Mittagessen: Nudelsuppe & Büchsenfleisch. Machten auf 2 Uhr noch einen Tee. Dann schlafen gelegt bis 6 Uhr. Hatten heute wieder den ganzen Graben mit 35er voll, die sich lausten & sonnten, frech wie Preussen. Dann Zeitung gelesen. Zum Abendessen eine Griessuppe mit der halben Büchsenfleischportion gemacht. Arbeiteten am neuen Stollen von: Von 10 Uhr an konnten uns aber vor Artilleriefeuer nicht halten & gingen zurück. Um 11 Uhr kam Lenk & Gleinser mit der Post. Hatte gottlob ein Brieflein vom lb. Bräutchen dabei sowie eines von Frau Abt. Legte mich dann um ½ 12 Uhr schlafen.
– 18. August, Samstag
Nach ordentlichem Schlafe um ½ 5 Uhr am zweiten Stolleneingang weitergearbeitet & den Morgentee dabei gekocht. Konnten nach dem Morgenessen nicht mehr arbeiten, denn es war zu helle & immer franz. Flieger ober unserem Stollen, sowie eine Unmenge Fesselballons. Um ½ 9 Uhr kamen von Deutschland her 18 franz. Flieger, von uns waren nur zwei oben & die zogen aus. Legte mich dann schlafen bis 12 Uhr. Mittagessen: Reissuppe & Büchsenfleisch, war recht gut gekocht. Dann kam Lenk & brachte am Lt. Schütz einige Befehle. Schrieb bis zu seiner Rückkehr am Lb. Bräutchen einen Brief & gab denselben sofort mit ins Lager. Dann mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Zum Abendessen eine Griessuppe gekocht, die recht gut war. Dann mit mit meinen Leuten den Graben ausgeschaufelt. Um 11 Uhr kam Gefr. Haag & brachte Hilfslafettenzubehör & die Post, leider war nichts für mich dabei. Habe von den lb. Eltern schon 18 Tage keine Nachricht mehr & bin auch recht in Sorge. Heute Abend sehr lebhaftes Artilleriefeuer auf der ganzen Stellung.
– 19. August, Sonntag
Um ¼ 1 Uhr Schlafen gelegt bis ½ 5 Uhr, konnte aber sehr schlecht schlafen, denn es schüttelte den ganzen Stollen. Dann mit meinen Leuten einen Stutzen oder Pflock eingebaut für Fliegerbeschießung samt Gewehr & Munitions-Nische. Um 8 Uhr Tee getrunken & dann weiter gearbeitet bis 10 Uhr. Ach, heute ists ja Sonntag, aber leider nicht für uns. Legte mich dann schlafen. Mittagessen: Nudelsuppe & Büchsenfleisch, was recht gut gekocht war. Dann Briefe an Möckmühler Onkel, Vetter Eugen Reiß, Schwager Rudolf & Karten an Gregor Kiebler, Joh. Abt & Tante Anna, Talheim geschrieben. Zum Abendessen eine Nudelsuppe von der ersparten Verpflegung der Lions-Farm-Wache gekocht. Dann Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Heute den ganzen Tag sehr schweres Artilleriefeuer & rege Fliegertätigkeit gegenseitig. Morgens wurde ein deutsches v. Art.Feuer & nachm. ein Franz. Flugzeug v. einem Deutschen Flieger abgeschossen. Beide vor unserer Stellung, das franz. Flugzeug ging brennend nieder, der Flieger im Fallschirm. Um 9 Uhr mit meinen Leuten eine Gewehrnische eingebaut, bis ½ 11 Uhr waren wir fertig damit, mußten oft in Graben liegen, denn die Granaten kamen dicht angeflogen. Um 11 Uhr brachte Gefr. Walter Verpflegung auf 3 Tage. Bis alles da war, wars auch Mitternacht & immer Trommelfeuer.
– 20. August, Montag
Mit Uffz. Fischer die Verpflegung für die 5 Gewehre vermessen & verteilt, waren um ½ 4 Uhr fertig damit. Kaum saßen wir bei einem Stück Brot, als der Post. Gas meldete, das auch sofort im Stollen war. Hatten ein Feuer, daß fast der Unterstand brannte & doch mußten wir die Gasmaske aufsetzen, so stark war die Wirkung. Dann mit der Gasmaske auf die Falle gelegt, konnte aber nicht einschlafen. Um ½ 6 Uhr dann Kaffee gekocht, derzeit verlangten unsere Kameraden in erster Stellung dreimal Sperrfeuer, das aber nicht folgen konnte, da die meisten Batt. schwere Verluste hatten. Dann folgte der feindliche Angriff, der bis in die dritte Stellung durchgebrochen sein soll, wie uns zwei Verwundete berichteten. Legte mich dann auf die Falle, konnte aber keinen Schlaf finden, denn der Franz. legte stärkstes Feuer, sehr schwere Granaten in & hinter unseren Graben. Von den anderen Gewehren kamen nur 4 Mann zum Verpflegung holen, die anderen 4 Mann haben den Weg verfehlt. Heute mal nichts zu Mittag gekocht, denn es war uns doch zu waghalsig. Die einen sagten Kochen & die anderen bleiben lassen. Dann mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Gegen 3 Uhr wurde es ein wenig ruhiger, aber sehr helle & lebhafte Fliegertätigkeit gegenseitig. Bei Einbruch der Dunkelheit Bohnen gekocht, die bis Mitternacht noch nicht fertig waren. Mit der Post nichts erhalten. Zur Ruhe wollte keiner sich legen.
– 21. August, Dienstag
Um 1 Uhr die Bohnen gegessen, denn ein jeder hatte recht Hunger, waren aber auch recht gut gekocht. Dann den Kaffee auf gleich gekocht. Es kam dann ein Lt. Lempke, Offz. vom M.G.-Stand der Scharfschützen Nr. 52 mit 3 Gewehren in unseren Stollen, sowie ein Lt. von den 266ern, der bei Staab sein soll. Die beiden sagten uns: Hagen Süd (Anm.Höhe 304), wo wir jetzt sind, ist erste Linie & muß unter allen Umständen gehalten werden, was von Vorne zurück kommt, muß ein Posten in den Graben holen. Uffz. Fischer ging dann nach rechts & links wegen Infanterie-Anschluß, fand aber den Graben überall leer. Die Scharfschützen erhielten den Befehl, sich zum Regimentsgefechtsstand zurückzuziehen. Fischer ließ uns Gewehrführer kommen & fragte uns, was er machen soll. Wir wurden dann einig zum Stellungswechsel auch nach der hinterliegenden Höhe. Es ging alles glatt von statten, mußten aber bis zum Tagesanbruch schwer schanzen. Als um 7 Uhr der Nebel verschwand, hatten wir uns 1 ½ Meter tief eingegraben & waren vom Fesselballon nicht zu erkennen. Ging um 11 Uhr suchen nach Wasser, denn alles hatte recht Durst, fand auch welches im Tal in einem Steinernen Brunnen. Als ich zurück kam, hatte sich Uffz. Fischer beim Pistolen nachsehen eine Kugel in den linken Fuß geschossen, Seidel hatte ihn schon verbunden. Fischer übergab mir den Zug & Gutbrod führte ihn nach Gercourt zum Verbandsplatz. Hinter unserer Stellung war sehr viel Artillerie & der Franzmann schickte sehr schwere Granaten in unseren Abschnitt, oft sehr nahe in unsere Nähe. Bekam auch mal zwei auf den Rücken, aber ohne Wirkung. Gengenbach, der heute früh durch einen Granatsplitter eine leichte Verletzung am linken Fuß erhielt, schickte Fischer mit einer Meldung zur Komp. zurück. Ich schrieb um 2 Uhr eine Meldung an Lt. Schütz & meine Leute brachten den Befehl zurück, daß wir in der kommenden Nacht abgelöst werden, die Gewehre an der Maas seien schon zurück in Sivry. Das war eine freudige Nachricht, dann mal wieder was gegessen, zum Ersten Mal seit heute Morgen um 3 Uhr. Schickte meine Leute in alten Stollen, zum Patronen holen nach den Regts-Gefechtsstand. Die Leute kamen um 7 Uhr zurück, mußten aber im schweren Granatfeuer vor & zurück & ich war recht in Sorge um sie. Um 9 Uhr gingen wir unserer Ausrüstung nach Gercourt in den Fernsprech-Unterstand. Seidel & ich gingen in den Feldern vor zum Regts.-Gefechtsstand, auf der Straße konnte man nicht passieren vor Feuer. Um 10 Uhr kam dann Lt. Schütz mit seinen Leuten. Er rief mich & hatte ein ganz bubenhaftes Geschwätz an mich hin, so daß ich mich recht ärgerte. Unter anderem sagte er: Die Zug- & Gewehrführer hätten bei uns ganz versagt, die kann man höchstens noch als Schütze fünf brauchen. Werde ihm dies nicht so bald vergessen. Lagen dann vor dem Sanitätsstollen & warteten auf den Wagen. Um 10.15 Uhr setzte unsere Artillerie neben uns Sperrfeuer ein & sogleich schickte der Franzmann Gasgranaten zu uns herüber. Konnten nirgends hin & mußten im Gas- & Granatfeuer liegen bleiben. Seidel hatte eine schlechte Gasmaske & rief mich zu Hilfe, bis ich zu ihm kam, mußte ich über etliche Mann hinübersteigen, denn alles lag voll Lebenden & Toten. Fielen auch zweimal miteinander über Handgranatenkisten. Der Arzt war noch recht grob, als ich wieder im Freien war, erhielt ich eine Ladung Dreck gegen die Gasmaske geschleudert von einer Granate, die ganz in der Nähe platzte. Legte mich dann ganz nahe zum Sanitätsstollen an die Wand. Ach, was da für Verwundete gebracht wurden & meistens ohne Gasmaske, welch trauriger Anblick. Auch ich habe mit dem Leben abgeschlossen Es war ein gar zu ereignisreicher Tag, um alles aufschreiben zu können.
– 22. August, Mittwoch – Gercourt
Gegen 3 Uhr ließ das Gas nach & Lt. Schütz ging mit den Leuten nach Sivry, mir befahl er, ich solle mit Bernhardt, Missel & Mehrer auf das Fuhrwerk warten & alles aufladen. Suchten uns dann, als die meisten Truppen weg waren einen Unterschlupf. Das Feuer ließ auch nach & so kam unser Fuhrwerk, das in Dannevoux seit Mitternacht wartete, vor; es war Fahrer Heinzelmann. Verladen war bald alles, denn es kamen noch Pfeiffer, Sicks & Heidenweg mit zurück von Sivry. Fuhren ohne Zwischenfall nach Gercourt, hier waren noch meine Leute mit den beiden M.G. Alles schleunigst verladen, denn der Franzmann beschoß das Ort & abgefahren Dannevoux zu. Ehe wir den Berg hinab fuhren, war die Straße gesperrt durch eine Mun.-Kollonne, die einen Volltreffer erhielt. Wir mußten rechts auf das Feld fahren & alle nach dem besten Fahrweg suchen gehen. Als wir wieder auf der Straße über Dannevoux waren, aufgesessen zum Fahrer. Schlief aber vor Müdigkeit ein, trotz schlechtesten Weges.. Um ½ 6 Uhr kamen wir alle gesund zurück in Lager von Sivry. Doch auch dies sah recht verschossen aus & war bis auf uns geräumt. Dann mal richtig gefrühstückt, denn ich hatte seit 12 Stunden nichts mehr genossen. Meine Sachen vom Fahrzeug geholt & die Leibwäsche gewechselt, sowie die schmutzige trotz aller Müdigkeit gewaschen, denn wir sollen hier auch wegkommen. Es war recht warm & die Wäsche war bald fertig. Mittagessen: Nudelsuppe & Büchsenfleisch. Kaum hatte ich meine Wäsche fertig, als der Befehl zum Packen kam. Rückten um 3 Uhr ab über: Solverino-Farm, Haraumont & Fontaines (Anm. -Saint-Clair), hier bezogen wir ein Waldlager. Hatten Bretterbaracken mit recht vielen Flöhen. Legte mich um 9 Uhr schlafen, denn ich war zum Umfallen müde.
– 23. August, Donnerstag, Fontaines-Saint-Clair
Nach ruhigem Schlafe um 8 Uhr vom Strohsack gekrochen. Nach dem Kaffee M.G. gereinigt & Inventur gemacht über sämtl. Gerät & die Ausrüstungsgegenstände. Mittagessen: Gerstensuppe & Büchsenfleisch. Kam mit Gutbrod, Gleinser & Füssel auf Fahrzeugwache & hatte zugleich Komp.-Dienst. Dann am lb. Bräutchen ein Brieflein geschrieben, ebenso den lb. Eltern & mein Tagebuch. Mußte auch zu Lt. Gix wegen dem Stellungswechsel & wegen Fischer. Die Offz. meinten, er habe sich die Verwundung mit Absicht beigebracht. Nach dem Abendkaffee meine Sachen zusammengerichtet, denn wir sind keinen Augenblick vor dem Abmarsch sicher. Legte mich um 10 ½ Uhr auch trotz Wache zur Ruhe. Mit der Post nichts erhalten. An der Front noch recht lebhaftes Artilleriefeuer den ganzen Tag & dies steigerte sich noch gegen Abend. Feindl. Flieger kamen bis zu uns zurück.
– 24. August, Freitag
Nach ordentlichem Schlafe um 6 ½ Uhr aufgestanden, 7 Uhr wecken der Komp. ½ 8 Uhr Kaffee fassen. 8.30 Uhr M.G.-Reinigung & die Fahrzeuge packen. Dann gelesen, hatte aber kein Interesse dabei, denn es war alles im Bericht anders, wie ich es erlebt habe, die wo davon gelaufen sind, wurden noch als tapfer bezeichnet. Mittagessen: Dörrgemüse & Rindfleisch. Ging dann mit Nagel Brombeeren holen im Wald oberhalb unserer Baracken, es gab sehr schöne Beeren & wir hatten bald den Magen & das Kochgeschirr voll. Dann davon eingekocht, was recht gut wurde. Abends kam Uffz. Gomm vom Urlaub, brachte uns ein gebratenes Fleisch mit. Nach dem Abendkaffee mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Mit der Post ein Päckchen vom lb. Bräutchen & eines von den lb. Eltern erhalten, sowie von der lb. Schwägerin. Heute war es sehr lebhaft an der Front gegen Abend ließ das Feuer etwas nach.
– 25. August, Samstag
Nach gutem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. 8.30 Uhr Appell feldmarschmäßig & Aufnahme der Gegenstände die fehlen. Anschließend Gasmaskenappell, der bis Mittag dauerte. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Ging dann mit Nagel in die Brombeeren, wo wir auch gestern waren. Kamen um 2 ½ Uhr zurück & jeder hatte den Magen & das Kochgeschirr spannend voll. Von 3 – 4 Uhr Unterricht durch Lt. Schütz über das letzte Rückzugsgefecht. Er wollte auch mal mit mir sich besprechen & dabei sich ein wenig entschuldigen über seine Maßregelung beim Abbauen. Ich gab mir aber keine Mühe & stellte mich ganz gleichgültig dabei. Dann meine Beeren mit dem Zucker eingekocht, den ich gestern vom lb. Bräutchen erhielt, was recht viel Zeit kostete, wurde aber auch recht gut. Dann unseren Gewehrwagen gepackt, denn morgen geht’s zum Batl. Mit der Post nichts erhalten.
– 26. August, Sonntag, Unbekanntes Lager
Heute Sonntag, um 5 Uhr aufgestanden, unser Schlafzeug verpackt & Kaffee getrunken. Dann rückten wir vom Lager ab zum Batl. über Fontaine zurück. In unser Lager kam das Inf.-Regt. Nr. 143 samt Regt.-Stab. Waren um 8 Uhr beim Batl. in einem Wald ohne Baracken. Unseren M.G.-Wagen mußten wir gleich maskieren & dann ein Lager im Freien richten für die Nacht. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann einen Tisch & Bank gemacht zum Schreiben & gleich am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben, sowie mein Tagebuch. Nach dem Abendkaffee ein Zelt in Busch gebaut für Schenk, Staudenmaier & mich. Leger & Gleinser kamen nach. Dun ins Feldlaz. Der Tag war recht warm, aber gegen Abend regnete es & wurde recht frisch. Ging um 9 Uhr unter das Zelt. An der Front war es heute ein wenig stille, nur die Lager hinter der Front nahm der Franzmann unter schweres Art.-Feuer. Wir erhielten bis vor unser Lager Lufttorpedos.
– 27. August, Montag
Gegen Morgen bekam ich recht kalte Füsse im Zelt, um ½ 8 Uhr wecken. 9.15 – 10.15 Uhr Unterricht durch Lt. Schütz über M.G., anschließend M.G. Reinigung. Mittagessen: Griessuppe & Rindfleisch. Mußte um 1 Uhr mit 20 Mann im Walde Stangen hauen zu einer Baracke. Dann kam der Major & ließ noch von jeder Comp. 10 Mann holen zum Barackenbau, denn er wünsche, daß die Baracke heute noch von unserer Comp. bezogen werden soll. Das war ein Durcheinander & er ging nicht vom Platz bis 8 Uhr. Dann Kaffee getrunken, als ich wieder hinkam, war er schon wieder anwesend. Zum Glück regnete es ganz kräftig & unsere Offz. machten es am Major klar, daß man doch so die Leute ohne Dachpappe auf dem Dach nicht herein legen könne. Dann sagte er: Jetzt stehe ich schon 4 Stunden selbst hier & nun soll die Sache doch nicht fertig werden. Durften uns dann glücklich um 9 Uhr in unser Zelt verkriechen. Mit der Post nichts erhalten. Heute kam Gengenbach & Staudenmaier ins Lazarett, wohin nicht bekannt. Um 9 Uhr war an der Front ein unheimliches Trommelfeuer von allen Kalibern, so daß unser Waldboden zitterte & bebte. Konnte zu Glücke recht bald einschlafen, denn ich war sehr müde & hatte den ganzen Tag kalt gehabt.
– 28. August, Dienstag
Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Nach dem Kaffee an der Baracke weitergearbeitet. Mußten um ½ 10 Uhr nach Liny (Anm. -devant-Dun) in Stinkraum zum Gasmasken verpassen & Probe, Rückkehr um 12 Uhr. In Liny liegen die 221er in Ruhe, die beim Angriff so davonliefen. Da kann man sehen, der Preusse bekommt Ruhe & wenn er auch keine verdient hat & der dumme Schwabe kann ruhig im Biwak liegen & Schanzen, nachdem er 19 Tage in Stellung war & ½ Batl. verlor. Mittagessen: Bohnen & Büchsenfleisch, war gut & recht reichlich gekocht. Von 1 bis 3 Uhr mußten die arbeiten, die um 7 Uhr zum Schanzen mußten. Dann mein Tagebuch geschrieben. Heut kam Gutbrod ins Lazarett. Er nahm am K. Leger sein Paket mit. Der Fuhrmann brachte dasselbe aber wieder zurück mit dem Bescheid, daß Leger schon nach Deutschland gekommen sei. Der Feldwebel sagte mir dann ich soll das Paket aufmachen & die Esswaren unter die Gewehrbedienung verteilen. Teilte es unter Schenk, Lämle, Fricker & mich, sonst haben wir niemand, alles andere im Lazarett. Im Paket war: Wurst 1 Pfund, Butter 1 Pfund, Weißbrot ½ Pfund, Schnitzbrot 2 Pfund. 1 Hemd, 1 Unterhosen, 2 Paar Socken, Tabak & Zigaretten, sowie Bonbons wieder in die Schachtel verpackt. Um 6 Uhr Tee getrunken, umgezogen in die neue Baracke & um 7 Uhr Abmarsch zum M.G.-Stand & Stollen anfangen, hatte: Dast, Schenk, Hinderberger, Reuter, Kraußhaar & Bernhardt zur Arbeit. Gingen über Vilosnes, Sivry bis vor Consenvoye an der Maas, hatten 1 ½ Stund zu gehen & es regnete die ganze Arbeitszeit, hatte zum Glück einen Mantel mit. Mit der Post nichts erhalten. An der Front nur mäßiges Artilleriefeuer, schossen nicht in unsere Nähe, aber Sivry & Vilosnes sahen böse aus.
– 30. August, Donnerstag
Nach recht schlechtem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden, mich fror die halbe Nacht. Nach dem Kaffee die M.G.-Wagen gepackt & um ½ 8 Uhr Abmarsch. Die M.G.-Wagen & die Bagage fuhren über Liny (-devant-dun), Dun, Aincreville, Cunel ins Waldlager von Romagne s. Montfaucon. Wurden in einer Stallbaracke untergebracht, die mit Dachpappe & Roßmist gebaut ist. Dies ist bis jetzt minder wie alles seitherige. Mittagessen: Reissuppe & Büchsenfleisch. Dann die Baracke ausgeräumt & Fallen eingebaut, auf das Leben. Nach dem Abendessen den lb. Eltern einen Kartenbrief geschrieben, sowie mein Tagebuch. Um ½ 10 Uhr zur Ruhe gegangen. Der Tag war an der Front recht ruhig, aber gegen Abend recht naß & kalt dabei. Mit der Post nichts erhalten, wird alles wieder liegen bleiben.
– 31. August, Freitag, Romagne-sous-Montfaucon
Nach recht schlechtem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, der Franzmann schoß heute Nacht nicht gar weit weg von unseren Räudeverdächtigen-Stallbaracken. So richtig warm hatte ich die ganze Nacht nicht bekommen. Hatten den Vormittag M.G.-Reinigung & Baracke & Ausrüstung reinigen. Machte dann am Karl Leger sein Paket zusammen & gab es Kahlmann mit, der in Urlaub ging. Mittagessen: Haferflockensuppe & Büchsenfleisch. Schrieb dann einen Brief an Frau Leger wegen dem Paket das Kahlmann mitnahm. Die Mannschaft mußte eine Baracke abbrechen, wo bei uns dann aufgestellt werden soll, zu einer Mannschafts-Baracke. Uffz. Renz wurde heute zum Vizfdw. befördert. Mittagessen: Grützensuppe & Hammelfleisch. Rempfer & ich holten einen Ausweis zu den 246ern, wo wir Besuch machen wollten. Gingen nach Romagne, wo alles zusammengeschossen & verlassen ist. Füllten uns den Magen mit Pflaumen & Birnen & gingen dann ins Waldlager Dresten (Anm. Dresden bei Sommerance), Lui Gramling war leider in Stellung, suchten dann am Rempfer seinen Bruder, der bei der Bagage ist. Blieben dort bis ½ 7 Uhr, denn es regnete derzeit recht stark. Auf dem Rückweg in Romagne Äpfel & Birnen mitgenommen & kamen um 9 Uhr trocken, aber recht hungrig & müde nach unserer Stallbaracke. Ging dann nach dem Abendessen sogleich auf die Falle & schlief gleich ein.
– 03. September, Montag
Nach recht gutem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle gekrochen. Nach dem Kaffee trinken Arbeitseinteilen. Schenk ist von heute ab Komp.-Führer-Bursche. Erhielt dann die fünf Mann die gestern als Ersatz kamen, namens Bauknecht, Raich, Scholpp, Stuber & Stegmüller, die beiden ersten waren schon im Felde. Mußten heute einen Abort machen & das Holz dazu im Wald erst hauen. Mittagessen: Bohnen & Büchsenfleisch. um 1 Uhr mit der Arbeit weitergemacht, waren um 5 Uhr fertig damit. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern & eine Karte von Gutbrod & Leger erhalten, die in Waiblingen im Vereinslazarett sind. Nach dem Abendbrot den lb. Eltern & dem lb. Bruder einen Kartenbrief geschrieben, sowie mein Tagebuch. An der Front war es heute recht ruhig. Wurden heute auch dem Generalleutnant der 54. Württ.Res.Div. (Anm. Adolf von Wechner) vorgestellt.
– 04. September, Dienstag
Nach recht gutem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, es waren diese Nacht wieder zahlreiche feindl. Flieger über unserem Lager, die dann in Dun Bomben warfen. Nach dem Morgenessen gings zum Entlausen & Baden nach Cunel, mußten zuerst warten & kamen dann wie neugeboren um 12 Uhr ins Lager zurück. Mittagessen: Kraut & Rindfleisch. Um 2 Uhr Material & M.G.-Zubehör faßen, was bei der Schweinerei verloren ging. Erhielt dann noch 1 Hemd & Unterhose. Dann M.G. reinigen & Fahrzeug. Dann Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Mit der Post einen Kartenbrief von Karl Leger erhalten. Erhielt heute 5 Mann Ersatz von Deutschland zum ersten Gewehr, denn 6 Mann sind Laz.-Krank & Schenk ist Komp.-Führer-Bursche geworden. Nach dem Abendbrot am Karl Leger einen Kartenbrief geschrieben. Der Tag war ruhig.
– 07. September, Freitag
Nach gutem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, es hatte fast die ganze Nacht geregnet. Von 8 – 9 Uhr Unterricht durch Gewehrführer übers M.G. Derweil kam der Komp.-Führer, Lt. Dobler & sagte: Uffz. Reiß, ich überreiche Ihnen das E.K. II als Anerkennung für Tapferkeit vor dem Feinde, tragen Sie diese Auszeichnung in Ehren & noch recht lange, ich gratuliere ihnen. Nahm das ganze Bündel in die Rocktasche & machte mit dem Unterricht weiter. Dann gratulierten mir die Kameraden, auch der Feldwebel wünschte mir Glück & übergab mir die Urkunde oder Besitz-Zeugnis. Dann war Patronengurten bis 11 Uhr. Mittagessen: Griessuppe & Büchsenfleisch. Dann der lb. Schwägerin ein Brieflein geschrieben & mein Tagebuch. Von 2 – 5 ½ Uhr Patronen gurten. Mit der Post ein Päckchen von der Anna Tante erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Der Tag war recht schön. Gegen Abend sehr schweres Artilleriefeuer.
– 08. September, Samstag
Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden, die Nacht war recht ruhig. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über das M.G. durch die Gewehrführer. Anschließend exerzieren bis ¾ 11 Uhr, aber recht kräftig, daß alles in Schweiß kam. Mußten mit aufgesetzter Gasmaske über Gräben & Drahtverhaue, auch wir Uffz. waren dabei & dann noch Komp. Exerz. durch den Komp.-Führer. Kamen recht mit Dreck zurück, Humor schlecht. Mittagessen: Bohnen & Büchsenfleisch, die recht gut gekocht waren. Dann der lb. Tante Anna ein Brieflein geschrieben. Von 2 – 5 Uhr Patronen gegurtet, aber die Ruhe nicht verloren & nichts dabei angeregt. Meine Gedanken sind heute zu Hause. Es ist ja heute Mariä Geburt & der lb. Vater feiert heute seinen 66. Geburtstag. Trank aufs Wohl vom lb. Vater ein Kochgeschirr Bier. Das Wetter war recht schön. Mit der Post ein Brief von lb. Bruder & ein Paket mit Weißbrot von Lene Gramling erhalt. Dann Tagebuch geschrieben.
– 11. September, Dienstag
Nach gutem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über Schloßwechsel & Laufwechsel durch die Zugführer. Von 9.15 – 11.15 Uhr exerzieren im Gelände. Mittagessen: Gerstensuppe & Hammelfleisch. Ging mit Dangelmaier Nach Romagne & dann auf der Straße nach Gesnes (Anm: -en-Argonne) vor bis zum Franzenhof, hier sind Bayer. 15er, die ein gutes Bier haben. Dann im S W (?)Wald nach dem Grab von Bernh. Trenkle (Anm. Trünkle ist der richtige Name) gesucht & auch Gott sei Dank gefunden. Es war hier die Sanitäts-Komp. 2, auch Bayern. Da war ein Photograf, der uns das Grab aufnahm, hinterlegte für ein Dutzend Bilder 4 Mark. Auf dem Rückweg hatten wir Glück & konnten fahren bis Romagne mit einem Bregg. Dann in Romagne Aepfel geholt & am Friedhof am Emil Mühlberger (Anm. +28.8.17) sein Grab gesucht & auch unter den letzten gefunden. Konnten dann wieder bis Cunel mit einem Lastauto fahren & von hier mit dem Comp. Fuhrwerk bis zu unserem Barackenlager. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern, einen von L. Gramling & eine Karte von Joh. Gutbrod erhalten. Nach dem Abendessen Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. An der Front war der Tag recht ruhig in unserem Abschnitt.
– 13. September, Donnerstag
Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über die Tätigkeit des Schlosses am M.G. Von 9 – 11 Uhr Gefechts-Exerzieren im Gelände, aber recht kräftig, so daß ich den Wasserkessel samt Spaten weit fortwarf in Graben. Hätte am liebsten die ganze Kluft ausgezogen & fortgeworfen, so hatte ich heute den Schindel satt bis an Hals herauf. Mittagessen: Kraut & ein ganz klein wenig Büchsenfleisch darinnen. Wo ist wohl wieder das übrige hingekommen? Es wird alle Tage besser, legte mich vor Zorn auf die Falle, denn solche Zustände gehen mir doch über den Horizont, o Schwindel. Dann in den Sonntagsblättern gelesen bis 2.15 Uhr. Rückte dann mitsamt dem Dreck an den Kleidern von heute Morgen aus. Der Komp.-Führer stellte mich deshalb zur Rede, war aber nicht erschrocken deshalb. Tat bis 4 Uhr überhaupt nichts. Mit der Mannschaft dann M.G Reinigung. Mit der Post ein Brieflein von Rud. Uebelhör erhalten, der in Rumänien aber ist. Schrieb ihm dann nach dem Abendessen Antwort & mein Tagebuch. Heute kam Serg. Grestenlauer, Untffz. Köhler & Gefr. Seidel vom Urlaub mit einem Tag Verspätung zurück. An der Front war der Tag recht ruhig.
– 16. September, Sonntag
Heute Sonntag, nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Ging mit Freund Gomm um 8 Uhr zur Beicht & Kommunion, sowie einer hl. Messe beigewohnt. Ein Feldgeistlicher der Sanitäts-Komp. 25 bereitete uns dies Glück. Rückkehr um 10 Uhr, dann im Batl. noch einen Photographen gesucht, der am Emil Mühlberger sein Grab in Romagne aufnehmen sollte, fand aber keinen, der dies heute tun wollte. Mittagessen: Gerstensuppe & Rindfleisch. Ging dann mit Dangelmaier nochmals einen Photographen suchen, bei der Sanitäts-Komp., aber auch vergebens. Dann am lb. Bräutchen einen Brief geschrieben, sowie einen an Lui Gramling. Nach dem Abendbrot Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Mit der Post leider nichts erhalten. Erhielten heute einen Sanitäts-Uffz. von Bietigheim gebürtig. An der Front alles ruhig.
– 17. September, Montag (Anm. Ende der Sommerzeit)
Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über Schießlehre durch Lt. Jakober. 9 – 11 Uhr Exerz. im Gelände, wurden ordentlich mit Dreck, Rückkehr durch den Wald. Mittagessen: Erbsen & Rindfleisch. Kam auf Wache & hatte zugleich Komp. Dienst. Von ½ 2 Uhr ab Reinigungsarbeiten & dann mußte alles nach Cunel zu Desinfekzieren & Entlausen. Nach Rückkehr wurde jeder auf Temperatur gemessen. Hatte auch 37.8 Grad & viele noch mehr. In der Baracke ist während unserer Abwesenheit alles abgewaschen worden & die Strohsäcke frisch gefüllt. Dann nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & Tagebuch geschrieben. Mit der Post leider wieder nichts erhalten. Ging dann um 10 Uhr auch zur Ruhe, war recht müde & konnte gleich schlafen.
– 18. September, Dienstag
Nach gutem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden & dann meine Wäsche eingeweicht & gleich Feuer gemacht. 7 Uhr wecken, ½ 8 Uhr Kaffeefassen & die Post zus.nehmen. Von 8 Uhr ab Arbeitsdienst & reinigen. Ich machte meine Wäsche fertig, denn die Sonne schien recht warm. Um 8 Uhr kamen die beiden Ärzte & wir wurden vorgestellt & gemessen wegen Temperatur, hatte 37.9 Grad. Alles, was über 37 Grad hatte, kommt zur Beobachtung. Packte meine Sachen zus., meine Wäsche war bald trocken. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch. Machte meine Sachen voll in Ordnung & das übrige abgegeben. Auch 1 Teppich, Kochgeschirr, Mantel, Zelttuch & Hausschuhe in Gewehrwagen verpackt. Hatte immer noch zu viel Gepäck & schickte deshalb 4 Pfund Päckchen den lb. Eltern & eines mit Tabak nach Heinsheim. Um 4 Uhr gingen wir zur Sanitätskomp. 25. Hier erhielten wir gleich Kaffee, um ½ 5 Uhr gings dann mit dem Sanitätsauto nach Dun zur Krankensammelstelle. Erhielten Tee, Brot, Käse, zwei Zigarren & Zigaretten. Legte mich um 8 Uhr auf den Strohsack & schlief bis ¾ 12 Uhr.
– 19. September, Mittwoch, Dun-sur-Meuse
Die Läuse & Flöhe plagten mich, so daß ich nicht mehr schlafen konnte. Um 5 Uhr als die feindl. Flieger sich verzogen hatten & man wieder Licht machen konnte, aufgestanden. Zuerst gelaust & dann als ich sah, daß keinen Wert hat, die Leibwäsche gewechselt. Dann bekam ich wieder Ruhe, habe mich ganz wund gescheiert. Um 6 Uhr Kaffee & Marmeladebrot bekommen. Um 8 Uhr kamen die ersten mit dem Auto weg. Ich schrieb dann am lb. Bräutchen & den lb. Eltern ein Kartenbrieflein, sowie mein Tagebuch. Dann vor Langeweile Karten gespielt & Zeitung gelesen. Um ½ 11 Uhr mußten wir an Kanal marschieren & hier wurden wir nach langem Warten in ein Motorboot eingeladen. Dann ging in lustiger Fahrt nach Stenay, hier verlesen in dem großen Lazarett bei der Kommandantur. Die Darmkranken kamen in die Artilleriekaserne. Leider war Schenk & Wanner sowie Nagel von Dun nicht mit uns gekommen. Wurden in einen Pferdestall gelegt. Um 4 Uhr erhielten wir zum Vesperbrot Leberwurst und Kakao. Dann wieder Karten gespielt bis 6 Uhr, erhielten dann Kaffee, Suppe & Brot. Um 8 Uhr zur Ruhe gelegt & auch gleich geschlafen.
– 20. September, Donnerstag – Stenay
Konnte heute Nacht gut schlafen, denn ich spürte keinen Floh & auch keine langsam kriechende Laus. Um 6 Uhr kamen die wo nach Deutschland kommen mit den Leichtkrankenzug fort, im ganzen 12 Mann. Wir erhielten um 7 Uhr Kaffee & Butterbrot, aber klein. Dann meine Sachen vom Tornister heraus, was mein ist, denn man soll sehr selten seine Sachen wieder bekommen. Spielten dann Karten bis zu Mittag, denn niemand wollte was von uns wissen. Um ½ 11 Uhr erhielt jeder ein Stück Brot sowie Marmelade dazu. Mittagessen: Graupensuppe, Kartoffeln & Rindsbraten, war gut. Dann am lb. Bräutchen & den lb. Eltern eine Karte geschrieben. Um 3 Uhr Tee & Brot mit Blutwurst, dann gings zum Aufnahmezimmer. Hier unsere Militärsachen abgegeben, gebadet & frische Wäsche erhalten. Mußten dann in Hemd & Unterhose über den Hof in unsere Bude, die 3 Stock hoch unter dem Dach ist. Es sind hier 28 Mann untergebracht & ist recht voll. Leider bekamen wir keine frische Bettwäsche & so hatten wir in der frischen Wäsche gleich wieder Flöhe & wahrscheinlich auch Läuse, denn ich mußte gleich kratzen als ich in der Falle lag. Zum Abendbrot Tee, Suppe & Brot mit Leberwurst. Meine Gedanken sind heute immer bei den Lieben in der Heimat.
– 21. September, Freitag
Konnte gut schlafen bis 1 Uhr, dann ging das Kratzen an & der Schlaf wollte nicht mehr kommen. Um 4 Uhr aus der Falle gekrochen. Zum Kaffee: Brot, Butter & Marmelade. Dann mein Tagebuch geschrieben, sowie einen Kartenbrief an Feldwebel & eine an Uffz. Gomm. Dann Karten gespielt bis 11 Uhr. Mittagessen: Riebelessuppe, Rauchfleisch & Kartoffeln, war recht gut. Dann im Hof spazieren gegangen & anschließend Karten gespielt. Von uns wollte kein Mensch etwas. Zum Vesperbrot Marmelade erhalten. Erhielten heute 11,20 Mark Friedenslöhnung, die Mannschaft 3,30 Mark. Das Wetter ist recht schön & von der Front hört man bei Tag nichts. Heute kam wieder kein Arzt zu uns. Nach dem Abendessen gelesen. Legte mich um ¼ 10 Uhr ganz nackt ins Bett, um vor den Läusen besser Ruhe zu haben, was auch richtig so war. Das ist noch ein Leben, wenn man die Sache so ansieht. Sind jetzt 4 Tage von der Komp. weg & kein Arzt gesehen.
– 25. September, Dienstag
Nach gutem Schlafe um ½ 7 Uhr von der Falle gekrochen & Kakao getrunken. Dann im Hof spazieren gegangen. Es kamen heute wieder 248er von unserem Ruhelager, vom Ldst.-Batl. war leider keiner dabei. Vesperbrot um 9 Uhr mit Marmelade. Dann gelesen in der heutigen Zeitung. Mittagessen: Gerstensuppe, Gulasch & Kraut. Dann im Hof spazieren gegangen. Zum Vesper Butterbrot & Kaffee. Um 4 ¼ Uhr mußten alle die zur Genesungskompagnie kommen aufs Geschäftszimmer II. Erhielten hier unsere Soldbücher, sowie 84 Pfennig zur Kriegslöhnung nachbezahlt von Morgen ab. Zum Abendessen: Grützensuppe & einen Fleischknödel, sowie Brot, Marmelade & Kaffee. Mit der Post leider wieder nichts empfangen. Der Tag verlief am ganzen recht ruhig, das Wetter war recht schön & warm.
– 26. September, Mittwoch
Nach ordentlichem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden, die Nacht war ruhig. Nach dem Kaffee … im Hof spazieren gegangen. Um 8 Uhr am Geschäftszimmer II antreten zum Abmarsch zur Genesungs-Komp. Hier erhält jeder sein Zimmer angewiesen, kam mit Wörner aufs Uffz.-Zimmer No. 18. Dann auf der Kammer Rock, Hose, Hemd, Unterhose & ein paar Socken erhalten. Mittagessen im Lazarett: Griessuppe, Nudeln & Rindsbraten. Ging mit meinem Tornister zur Genesungs-Komp. Auf dem Rückweg in die Stadt gegangen. Zum Vesper: Brot, Butter, sowie Kaffee, dann Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Zum Abendessen: Reissuppe mit Zwieback, Rindfleisch & Tee. Ging um 7 Uhr zum Post holen & war auch ziemlich da, die nachgeschickt wart von der Komp. Erhielt einen Brief vom lb. Bruder, 1 von Joh. Abt, Karten von der lb. Schwägerin, L. Gramling, Joh. Gutbrod, A. Gleinser. In der Genesungs-Komp. bekamen wir auch unser Abendbrot mit Leberwurst. Dann gelesen bis 10 Uhr & legte mich dann in die Falle.
– 27. September, Donnerstag
Als ich nach Mitternacht wach wurde, war ich am Halse schon ganz aufgefressen, erwischte gerade noch eine Wanze mit der Taschenlampe, sowie eine Mass Läuse. Mit dem Schlaf war es vorbei, zog mich an & legte mich so auf die Teppiche. Mußte aber immer wieder Wanzen & Läuse fangen, um nur ein wenig Ruhe zu bekommen. 6 Uhr antreten & Einteilen der Komp. Dann den Kaffee getrunken, erhielten Zucker dazu. Um 9 Uhr antreten zur Untersuchung, es ging sehr rasch, ich meldete mich zu meiner Komp. Der Arzt sagte nichts darüber. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch, gab genug. Dann bei den Kameraden nach der Post geschaut. Um 1 Uhr antreten der Kameraden. Wörner, Blumenstock & Gregg wurden verlesen zur Truppe, ich fragte den Feldwebel, warum ich nicht dabei sei, ich sei noch nicht K.V. geschrieben. Schrieb dann an die Comp. wegen Urlaub & zugleich am Feldwebel sowie mein Tagebuch. Dann meine Falle abgebaut & die Wanzen, so zirka 50 Stück, gemartert. Nach dem Abendbrot mit Wörner & Gölz in die Cantine gegangen. Dann noch gelesen bis ¼ 11 Uhr. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern & einen von Freund Gomm erhalten. Der Wetter war recht schön heute.
– 29. September, Samstag
Nach ordentlichem Schlafe um ¾ 6 Uhr aus der Falle gekrochen. 6 Uhr einteilen, bekam eine Patrouille. Nach dem Kaffee essen im Gefangenenlager einen Ausweis geholt & dann gings nach Laneuville, Maison-Blanche-Ferme, Cesse & Bahnhof Stenay. Als ich aus Gefangenen-Geschäftszimmer zurück kam, war es 11 Uhr. Mir schmeckt heute das Mittagessen recht gut, es gab: Nudelsuppe & Rindfleisch. Legt mich dann auf die Klappe, denn ich war recht müde vom Gehen. Dann Tagebuch geschrieben & gelesen. Um 6 Uhr gab die Rgts. Musik der 69er ein Konzert auf dem Marktplatz. Münch & ich gingen auch dorthin bis 7 Uhr. Zum Abendbrot Kaffee & Leberwurst. Ging um 8 Uhr zur Beicht in die Stadtkirche. Legte mich bald zur Ruhe, denn ich war recht müde heute. Mit der Post einen Brief vom lb. Bruder, einen von Gregor Kiebler erhalten.
– 30. September, Sonntag
Heute Sonntag, konnte heute schlecht schlafen, in der Kantine machten die Herren vom Stamm einen solchen Spektakel & nach Mitternacht warfen sie mit Bierfässer nach einander. Um ½ 6 Uhr aufgestanden & gerichtet, 6 Uhr Einteilen, kam auf Stadtwache. Dann zur hl. Kommunion, sowie zum Besuch einer hl. Messe mit Predigt gegangen, Rückkehr um 9 Uhr. Dann gefrühstückt & meine Wachleute für den Verpflegungsunteroffizier aufschreiben. 10 Uhr Instruktion der Wache bis ½ 11 Uhr. Mittagessen: Kraut & Rindfleisch. Um ½ 12 Uhr Antreten der Wachen, Ehrenbezeugungen & Anzug nachgesehen, in Ordnung. Um ¾ 12 Uhr auf die Stadtwache aufgezogen. Schrieb dann Briefe, einen an mein lb. Bräutchen, einen am lb. Bruder, einen an Feldwebel Schiller, einen an Freund Gomm & eine Karte an Gregor Kiebler, dann Wacht & Tagebuch. Zum Abendbrot Hartwurst & Kaffee. Dann Zeitung gelesen. Mit der Post eine Karte von der Komp. erhalten, mit der Nachricht, daß ich zur Komp. kommen soll, da dort meinen Urlaub erhalten werde. Der Tag war recht warm & schön. Von der Front nur sehr wenig zu hören. Wurde um 11 Uhr durch Offz.-Stellv. Oechsle Regt. 121 revidiert, sowie auch die Posten. Der Verkehr in der Stadt war sehr lebhaft & der Auto Posten hatte sehr nötig. Heute auch Karl Schenk getroffen, der in Inor ist & sich zugleich hier vom Zahnarzt behandeln läßt. Er hat auch bei er Komp. Urlaub eingegeben.
– 01. Oktober, Montag
Wurde um 1.30 Uhr samt Posten durch Offz.-Stellv. Hait von den 111er revidiert & in Ordnung gefunden. Hab aber auch die ganze Nacht gewacht, denn die Lagerstätten waren mir doch zu verdächtig & dreckig. Zum Frühstück Kartoffeln & Kaffee. Schrieb dann eine Meldung an die Zt. Kommandantur & eine an die Genesungsabteilung. Dann Zeitung gelesen & eine Karte an Joseph Gregg geschrieben. Um ¼ 1 Uhr ohne Neuigkeit von Wache abgelöst. Mittagessen: Grützensuppe & ein wenig Fleisch, kaum 50 Gramm. Legte mich dann schlafen bis ½ 6 Uhr. Nach dem Abendbrot in die Stadt gegangen & dabei Rosenkranz Andacht beigewohnt, war recht besucht & erbaulich. Nach Rückkehr zur Ruhe gegangen. Denn ich hatte recht Schlaf. Mit der Post leider nichts erhalten. Der Tag war recht warm.
– 02. Oktober, Dienstag
Nach recht schlechtem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden, die Wanzen ließen mir keine Ruhe, hab so zirka 20 Stück zusammengedrückt, die Schweinerei. Kam kaum mehr zum Antreten, so spät aufgestanden. Dann nach dem Morgenkaffee eine hl. Messe besucht. Ging dann auf den Bahnhof wegen den Zügen & traf dabei Karl Schenk, der beim Zahnarzt war. Redeten so eine Stunde miteinander, die haben es reinlicher als wir hier in der Kaserne. Mittagessen: Kraut & wieder kein Fleisch, oh du lieber Komiß, da vergeht einem der Mut hier zu bleiben bei der Kost. Um 1 Uhr antreten, weil sich von den U’offz. keiner freiw. zur Patrouille meld., mußten alle rübergehen aufs Gefangenen-Depot, was sich so ein U’ffz. vom Dienst nicht alles heraus nimmt, der noch nie den Graben & die Stellung gesehen hat. Mußte die Gefangenen der Fliegerschaft 222, 254 & 274, sowie die der Ortskommandantur revidieren & kam um 4 Uhr zurück. Mit der Post nichts erhalten. Ging um ½ 8 Uhr in den Rosenkranz. Das Wetter war heute recht warm.
– 03. Oktober, Mittwoch
Schlief diese Nacht mit den Kleidern, doch plagten mich wieder die Wanzen an Hals & den Armen. Um ½ 6 Uhr aus der Falle gegangen & gerichtet, 6 Uhr zum Einteilen angetreten, dann Kaffee getrunken. ½ 7 Uhr nach Inor weg gegangen, mußte die ganze Strecke laufen, Schenk kam mir entgegen & wir gingen Pouilly zu nach Äpfeln. Von der Grenze ab gab es welche & wir hatten bald unsere Sandsäcke voll. Auf dem Rückweg Ernst Haller besucht, der hat auch recht abgesponnen. Kam dann um 12 Uhr in die Kaserne zurück & war recht müde, mußte wieder alles zu Fuß gehen. Mittagessen: Nudelsuppe & ein wenig Büchsenfleisch darinnen. Um 1 Uhr antreten, bekam aber keinen Dienst & legte mich auf die Falle bis 3 Uhr. Dann Dampf-Äpfel gekocht, was recht gut war zum Abendbrot. Mit der Post eine Karte vom lb. Bruder erhalten, der in Urlaub ist & auf mich wartet. Nach dem Abendbrot mein Tagebuch geschrieben & die Rosenkranzandacht besucht. Nach Rückkehr sogleich zur Ruhe gegangen, denn ich war recht müde.
– 04. Oktober, Donnerstag
Nach leidlichem Schlafe um ¼ 6 Uhr aufgestanden, die Wanzen ließen mich trotz Müdigkeit keinen ruhigen Schlaf finden. Bekam beim Einteilen die Gefangenen den Orts-Kdtr. Stenay Feldlazarett & die der Fliegerstaffeln 222, 254, 274 zu revidieren. Wollte dabei einer hl. Messe beiwohnen, war aber leider keine, dann bei den Kameraden im Handwerkerheim Besuch gemacht. Die sind noch alle beisammen, die der zweiten M.G.K. kommen morgen, 3 nach Spa. Mittagessen: Kraut & ein wenig Rindfleisch darinnen. Legte mich dann auf die Falle. Um ¼ Uhr kam Gölz zu mir auf die Bude, denn er soll heute zur Komp. zurück, ich hab ihm aber auf morgen geraten. Dann Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Mit der Post leider nichts erhalten. Nach dem Abendessen in die Rosenkranzandacht gegangen. Wurde auf dem Rückweg gut naß, denn es regnete zum ersten Mal seit langer Zeit, was für alles recht gut ist. Legte mich bald schlafen, denn ich war müde & von der Front war den ganzen Tag nichts zu hören.
– 07. Oktober, Sonntag
Nach gutem Schlafe um ¾ 6 Uhr aufgestanden. Mein Paket auf die Bahnhofswache getragen. Ging dann zur hl. Kommunion & habe dann bei den Kameraden im Lazarett Kaffee getrunken. Konnte auf den Bahnhof fahren & mußt dort eine Stunde auf den Zug warten, der Verspätung hatte. Als ich in Dun ausstieg, traf ich Heinrich Neuwirt von Biberach, der vom Urlaub kam. Wir fuhren dann miteinander nach Romagne. Er erzählte mir das neueste von Biberach. Konnte nach unserem Lager mit einem Fuhrwerk von den 148ern fahren, was recht angenehm war. Als ich mich bei der Komp. dann meldete, sagte mir dann der Feldwebel: Mit Urlaub müssen sie noch einige Tage warten, bis die Sache geregelt ist, denn sie soll zum Ausbildungskurs mit Lt. Jakober kommen. Mittagessen: Bohnen & Rindfleisch. Dann meine Sachen ausgepackt. Mußte mich um ½ 3 Uhr beim Lt. Gix melden, um über einen gemauerten Ofen mein Urteil abzugeben. Ich sagte Ihm dann auch anschließend die Sache wegen meinem Urlaub. Bekam die Antwort: Will die Sache am Major vortragen. Schrieb dann eine Karte an Joh. Abt & Witwe Abt sowie mein Tagebuch. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen, um 9 Uhr zur Ruhe gegangen & konnte auch bald einschlafen. Es regnete heute sehr viel & war kalt dabei. Von der Front war heute wenig zu hören.
– 08. Oktober, Montag – Romagne-sous-Montfaucon
Nach recht gutem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Mußte nach dem Morgenkaffee zum Feldwebel, der sagte mir, daß ich vorerst zum Ausbildungskurs komme zum Lt. Jakober. Begannen um 8 Uhr & erhielten 1 Sergeant, gedienter Kavallerist & 10 Mann Infanterie dazu vom Batl. Hatten zuerst Unterricht & dann Exerzieren bis 11 Uhr. Mittagessen: Kohlraben & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & meine Sachen gerichtet. Der Lt. Gix sagte mir heute, daß ich vorerst 7 Tage Urlaub erhalte. Von 2 – 4 Ex. 4 – 5 Uhr M.G. reinigen. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Dann kam Schuhmachermeister Hiebner & besuchte mich. Er ist bei der zweiten Inf. Komp. & eben auch im Revier. Nach dem Abendessen mein Tagebuch geschrieben & ein wenig gelesen. Mit der Post leider nichts erhalten. Das Wetter war recht naß & dabei kalt.
– 11. Oktober, Donnerstag
Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aus der Falle, um 7 Uhr ließ mich der Feldwebel kommen & sagte mir, daß ich heute wahrscheinlich in Urlaub fahren dürfe. Er habe nach den neuesten Bestimmungen für mich eingereicht & auch durchgedrückt, daß ich 14 Tage bekomme. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über M.G. durch Lt. Jakober. Fragte dann den Lt. ob ich meine Sachen zum Urlaub fahren richten dürfe, statt mit zum Exerz., was er mir bewilligte. Mittagessen: Griessuppe & Rindfleisch. Dann mit Weibert nach Cunel & einen Entlausungsschein geholt. Waren um 2 Uhr schon zurück, aber unsere Urlaubspässe waren noch nicht vom Bataillon zurück. Wir kamen dann erst um 4 Uhr vom Lager weg & mußten laufen, da der Zug um 4 Uhr in Richtung Romagne abfahrt. Gingen über Cunel – Bantheville, hier konnten wir mit einem Last-Auto bis nach Doulcon fahren. Um 6.15 Uhr ging der Zug in Dun ab, über Stenay, Carignan, Montmedy, Longwy, Audun le Roman, Fensch (Anm. heute Fontoy), bis Metz.
– 12. Oktober, Freitag
Hier hatten wir Aufenthalt von 2.17 – 5.20 Uhr. Dann gings über Zabern (Anm. heute Saverne, Unter-Elsaß), Straßburg, Rastatt, Karlsruhe, Bietigheim. Hier wieder Aufenthalt von 12.00 – 1.20 Uhr. Traf hier Hermann Wacker von Biberach, der auch mit nach Heilbronn fuhr. Kam auch von den 248ern in Heimat-Urlaub. Waren um ½ 3 Uhr in Heilbronn, hier blieb ich bei der Schwägerin & Franz bis 6 Uhr. Der lb. Bruder war in Salach. Kam um 7 Uhr in Heinsheim an & freute mich, Alle gesund anzutreffen, auch Magdalene & Wilh. Uebelhör waren da & holten sich ihr Obst & Kartoffeln. Mein lb. Bräutchen freute sich recht herzlich des Wiedersehens, leider ist der Schwager Rudolf als Ruhrkrank im Res.-Laz. I in Heilbronn. Nach dem Abendessen mit Magdalene & Wilhelm in die Krone gegangen & den neuen Wein versucht. Nahm dann Fleisch mit nach Hause. Mein Liebling erwartete mich & wir erzählten uns unsere Erlebnisse bei Kuchen & neuem Most bis 1 Uhr.
– 25. Oktober, Donnerstag
Nach ruhigem Schlafe um ½ 10 Uhr aufgestanden, wollte es heute zum letzten Mal noch recht lange im Bette mir wohlsein lassen. Nach dem Morgenessen Angersen abgeladen. Mittagessen: Griessuppe, Rindfleisch, Salat & Kartoffelnstücke. Dann im Keller einen Bretterboden gelegt für die Zuckerrüben. Um 4 Uhr sagte ich meiner lb. Braut, daß ich jetzt meine Sachen richte & mit dem 7 Uhr-Zug abfahren werde. Sie fing zu weinen an & bat mich, doch wenigstens bis morgen früh zu bleiben. Luise war recht traurig & ich mußte sie beim Einpacken immer wieder aufheitern, so schwer es mir selbst ums Herz war. Dann zum letzten Mal am Tische gegessen, Abschied genommen von Allen. Roman & Anton führten meine Sachen an die Fähre. Mein lb. Bräutchen begleitete mich zum Bahnhof. An der Fähre mußten wir recht lange warten, denn der 6 Uhr-Zug kam erst mit sehr viel Verspätung. Auch wir mußten noch lange auf den Zug warten & konnten ruhig miteinander reden. Als der Zug kam, stand er nochmals ¼ Stund am Heinsheimer Bahnhof, bis der Zug von unten durchgefahren war. Dabei sangen einige Mädchen darinnen das Lied: „Eh daß wir scheiden müssen laßt uns noch einmal küssen, sehr wohl, sehr wohl mein teures Lieb“. Dies alte Lied, das auch ich schon oft gesungen, machte einen tiefen Eindruck auf mich. War ich nicht daran von meinen Liebsten zu scheiden ohne tiefere Hoffnung uns je wieder zu sehen. Noch einen Kuß, ein inniger Blick & der Zug ging unter unserem Abschiedswinken davon. Jetzt erst kam der ganze Jammer des Krieges über mich, ach welch ein Leben wird jetzt wieder beginnen. In Neckarelz mußte ich aussteigen & hatte auch sofort Anschluß mit dem Schnellzug von Würzburg, der bis nach Metz geht. Von hier aus gings flott vorwärts, waren um 1.30 Uhr in Metz.
– 26. Oktober, Freitag
Um 2.48 Uhr sollte ein Zug nach Dun abgehen, standen 2 Stunden am Bahnsteig 5 & es kam kein Zug. Dann im Wartesaal gewärmt, denn es waren meine Füße so kalt wie Eis geworden. Um 5.29 Uhr sollte wieder ein Zug nach Dun fahren, gingen wieder auf den Bahnsteig 5 & mußten nochmals bis 7.30 Uhr warten bis der Zug kam. Fuhren im Personenzugstempo weiter über Fensch, Audun de Roman, Carignan, Stenay bis Dun. In Dun mußten wir warten, bis der Personenzug von Charleville, Sedan ankam. Dann gings um ½ 4 Uhr ab nach Romagne. Von hier aus konnte ich mit einem Artilleriefuhrwerk bis ins Lager fahren. Der Feldwebel sagte, ich habe lange ausgehalten, als ich ihm sein Paket von zu Hause brachte & lachte dazu, als ich sagte, man habe überall Verspätung erhalten mit den Zügen. Packte dann aus & faßte meine Verpflegung. Ging meine Post holen & erhielt einen Brief von Frau Abt, Joh. Abt, Rudolf Uebelhör & Karte von Eugen Reiß. Das Wetter war gut & der Franzmann war mit seiner Artillerie schwer tätig. Ging um 8 Uhr zur Ruhe, denn ich war sehr müde von der Fahrt.
– 27. Oktober, Samstag – Romagne-sous-Montfaucon
Nach schlechtem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Alle Rippen tun mir weh von dem harten Strohsack, ach das Kriegsleben & kein Ende. Als ich am Georg Nagel sein Paket abgeben wollte zur Beförderung, sagte mir der Feldwebel ich komme heute Mittag auf die Fliegerabwehr-Station Doulcon & kann es ihm selbst in Brieulles abgeben. Das Fuhrwerk fahre um 11 Uhr weg & ich solle meine Sachen zusammen richten. Xaver Dangelmeier holte sein Paket selbst ab, er wartete schon gestern darauf. Um 11 Uhr fuhr Boger ab über Brieulles, Clery-le-Petit, Doulcon. In Doulcon mußte ich Gefr. Roye ablösen. Es waren dort: Lt. Schütz, Uffz. Ehrler, Gefr. Salm, Seidel, Frank, Schütze Pfeiffer, Weißschuh, Frick, Scholl, Konig, Theis, Missel. Mittagessen: Gerstensuppe & Rindfleisch. Kam dann gleich auf Wache mit Salm, Pfeiffer & Frank. Hatten M.G.-Reinigung & Waffen-Revision. Es stimmte alles & wir waren um 5 Uhr fertig. Um 8 Uhr zur Ruhe gegangen.
– 28. Oktober, Sonntag – Doulcon
Nach unruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 bis 9 Uhr Unterricht & Zielübungen. Weil heute Sonntag sonst kein Dienst weiters. Mittagessen: Drahtverhau & Büchsenfleisch, war aber gut gekocht. Spielten dann Karten & nach dem Abendessen einen Brief am lb. Bräutchen, den lb. Eltern & am lb. Bruder geschrieben. Der Tag war recht schön & auch warm dabei. Mit der Post nichts erhalten. Ging um 9 Uhr zur Ruhe.
– 29. Oktober, Montag
Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht & Zielübungen. Dann an unserer Küche gearbeitet. Mittag kamen zirka 100 Schwangänse & wir schoßen mit dem M.G. 2 mal 4 Schuß darauf, aber leider nichts getroffen. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Von ½ 3 Uhr ab arbeiteten wir an unseren Küchenbau. Heute nur eigene Fliegertätigkeit, vom Franzmann nichts zu sehen. Gegen Abend wurde es recht kalt, sonst war der Tag recht schön. Mit der Post nichts erhalten. Um 8 Uhr erhielten wir unsere Verpflegung: Wurst, Butter, Schmalz, Marmelade, Brot, Zigarren & Zigaretten. Legte mich um 9 Uhr zur Ruhe.
– 30. Oktober, Dienstag
Nach gutem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht am M.G. & Zielübungen. Dann an unserer Küche weitergearbeitet. Ich schrieb heute mein Tagebuch, mußte vom Urlaub viel nachholen, was Arbeit machte. Mittagessen: Kraut & Hammelfleisch, war gut gekocht. Dann einen Brief der lb. Schwägerin geschrieben & mein Tagebuch. Von ½ 3 Uhr ab an unserem Küchenbau gearbeitet. Das Wetter war recht schön. Um 3.30 Uhr kam unser Feldwebel uns zu besuchen. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen, es kamen aber die Siege von Italien. Mit der Post nichts erhalten. Wurden von 9 bis 10 Uhr 4 mal alarmiert & nie kam ein Flieger zu uns, obwohl in Brieulles die M.G. klapperten.
– 31. Oktober, Mittwoch
Nach unruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. 7 Uhr wecken, nach dem Morgenessen mußten 5 Mann Bretter holen. Die anderen machten das Brennholz klein. Von 9 – ½ 11 Uhr Unterricht & Zielübungen. Die ev. Mannschaft ging mit dem Lt. zum Gottesdienst. Ich stopfte meine zerrissenen Socken derweil. Mittagessen: Nudelsuppe & Büchsenfleisch. Dann Tagebuch geschrieben & eine Karte an Eugen Reiß, sowie einen Kartenbrief am lb. Bräutchen. Von ½ 3 Uhr ab arbeiteten wir am Küchenbau. Mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Der Tag war recht trübe, keine Fliegertätigkeit. Ging um 10 Uhr zur Ruhe & war auch müde.
– 01. November, Donnerstag
Heute Allerheiligen, um ½ 7 Uhr aufgestanden. Hatten von 8 – ½ 10 Uhr Unterricht & Zielübungen in der Baracke & gegen Deutsche Flieger. Dann am Küchenbau weitergearbeitet. Mittagessen: Kraut & Büchsenfleisch. Nach dem Essen einen Kartenbrief an Frau Abt & Lene Gramling geschrieben. Um 3 Uhr kam unser Feldwebel & brachte die Löhnung, war gut aufgelegt. Dann von ½ 3 Uhr ab die Kücheneinrichtung fertig gemacht. Um 7 Uhr kam unsere Verpflegung auf drei Tage, denn von morgen ab kochen wir selbst unser Essen. Leider bekommen wir von heute ab nur pro Tag 600 Gramm Brot. Das Wetter war heute schön. Lebhafte eigene Fliegertätigkeit. Meine Gedanken sind heute immer zu Hause & es ist gar nicht wohl dabei. Legte mich um 9 Uhr zur Ruhe, war mir immer so heiß.
– 02. November, Freitag
Nach unruhigem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Nach dem Morgenessen hatten die Infanteristen exerzieren, wir andere Arbeitsdienst. Um ½ 11 Uhr kam Lt. Gix & beide Offz. gingen nach Dun hinein. Mittagessen: Maccaronisuppe & Salzfleisch, dazu Kartoffel gekocht. Dann eine Karte an L. Gramling & Hugo Danner geschrieben, sowie mein Tagebuch. Von ½ 3 Uhr an Arbeitsdienst & Brennholz machen. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen & Karten gespielt bis 9 Uhr, mit der Post leider nichts erhalten. Das Wetter war recht naß, keine Fliegertätigkeit. Habe heute Wache, ging aber deshalb um 10 Uhr doch auch zur Ruhe.
– 03. November, Samstag
Nach gutem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 ½ Uhr Flieger-Zielübungen. Dann Unterricht über Schießlehre beim M.G. Die Art.-Fuhrpark-Kol. ging um 10 Uhr ab & wir holten, was sie zurück ließen. Mittagessen: Griessuppe & Büchsenfleisch. Dann Karte an Gregor Kiebler & mein Tagebuch geschrieben. Von ½ 3 – 5 Uhr Unterricht & Arbeitsdienst, sowie M.G. reinigen. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen & dann noch Karten gespielt bis 10 Uhr. Mit der Post nichts erhalten. Das Wetter war recht neblig & kalt. Ging um 10 Uhr auch zur Ruhe.
– 04. November, Sonntag
Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Gingen um ¾ 8 Uhr auf die Ortskommandantur wegen dem kath. Gottesdienst. Da hieß es wir müssen nach Dun, fragten dort an & erhielt den Bescheid um 10 Uhr ist Gottesdienst & zwar in der Stadt unten in der Kapelle bei der Maasbrücke. Gingen dann in unsere Behausung zurück & frühstückten. Missel, Frank & ich gingen dann um 10 Uhr zum Gottesdienst nach Dun zurück, es war Amt mit Predigt. Gingen anschließend zu den hl. Sakramenten & kamen um 12 Uhr zurück, es war nur eine kleine Kapelle, der Gottesdienst aber recht erbaulich. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch, war recht dünn. Schall, der 1 Tag zu spät vom Urlaub zurückkehrte, erhielt einen Tag Arrest & ich mußte ihn hineinführen ins Ortsarrest nach Doulcon um 1 Uhr. Dann am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben, sowie einen den lb. Eltern & mein Tagebuch. Zum Abendessen Kartoffeln geröstet. Dann gelesen, um 7 Uhr kam unsere Verpflegung auf drei Tage sowie Schnaps. Mit der Post leider wieder nichts erhalten. Legte mich um 9 Uhr zur Ruhe, es war heute schönes Wetter.
– 05. November, Montag
Nach gutem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über M.G., 9 – 10 Uhr Flieger-Zielübungen, 10 – 11 Uhr Schießlehre des M.G. Dann gelaußt & auch 2 Stück gefunden, die Ersten seit ich vom Urlaub zurück bin. Mittagessen: Süßkraut, Büchsenfleisch & Kartoffeln, war recht gut gekocht. Mußte um 1 Uhr Schall vom Arest holen, der behauptet recht gut geschlafen zu haben. Von 2 – 3 ½ Uhr Schießlehre & Lauf- und Schloßwechsel. Dann mein Tagebuch geschrieben, sowie ein Brieflein am Schwager Rudolf. Nach dem Abendessen Karten gespielt & Zeitung gelesen. Der Lt. ging um ½ 8 Uhr ins Kasino & wir zogen den Posten ein. Als er um ½ 10 Uhr zurück kam & keinen Posten fand machte er mir eine Standrede zurecht. Mit der Post leider nichts erhalten. Ging aber um ½ 11 Uhr trotz Wache in die Falle.
– 06. November, Dienstag
Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht, 9 – 10 Uhr Hemmungen beseitigen, 10 – 11 Uhr Fliegerzielübungen mit dem M.G. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann meine Leibwäsche gewaschen. Von 2 Uhr an M.G. reinigen & anschließend Brennholz zerkleinern. Mit der Post wieder nichts erhalten. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen & Karten gespielt bis 11 Uhr. Es regnete heute den ganzen Nachmittag & recht windig & kalt dabei.
– 07. November, Mittwoch
Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. 8 – 9 Uhr Unterricht über M.G., 9 – 10 Uhr Fliegerzielübungen, 10 – 11 Uhr Schießlehre über M.G. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch & ein Brieflein am lb. Bräutchen geschrieben. Dann Flickarbeit & gelesen. Um 4 Uhr sollten wir baden, als wir aber in die Badeanstalt kamen, wars da so kalt & naß vom Regen, daß wir gerne wieder ohne gebadet zu haben abzogen, denn so kann man auch im Regen baden. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern & einen vom lb. Bruder erhalten. Um 7 Uhr kam unsere Verpflegung auf 3 Tage mit der Nachricht, daß ich morgen ins Lager muß zur Ärztl. Untersuchung wegen meinem Unfall, in Zivil. Dann Karten gespielt, ging um 9 Uhr zur Ruhe, denn ich war müde. Das Wetter war recht schlecht.
– 08. November, Donnerstag
Nach unruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Nach dem Morgenessen per Fuß nach dem Lager gegangen. War um 9.40 Uhr dort, der Arzt sagte, ich soll morgen wieder kommen, denn sowas wolle er zuvor angemeldet haben. Ich sagte ihm, daß ich von Fliegerwache komme & seit früh schon zwei Stunden gelaufen sei. Auf dies hin untersuchte er mich dann aber recht genau. Fünfmal fragte er mich doch, an welchem Fuß & als er fertig war & ich die Strümpfe an hatte, sagte er noch einmal ziehen sie nochmals den Strumpf aus & drückte den Fuß mit Gewalt aufwärts bis ich stöhnte, dann sagte er: Dies kann doch nicht weh tun, oder doch? Zum Friseur gegangen & mich rasieren lassen, dadurch kam ich zu spät zum Mittagessen. Schrieb dann an Georg Nagel ein Brieflein, denn er soll am 11. in Urlaub fahren dürfen. Als ich um ½ 3 Uhr die Postsachen erhielt, war leider nichts für mich dabei. Machte mich dann auf den Heimweg über Cunel, Bantheville, hier wartete ich an der Straße, dann mit einem Jagdwagen, der nach Dun fuhr, konnte ich bis vor unsere Baracke fahren, was mir recht lieb war, denn ich war sehr müde. Nach dem Abendessen, das sie mir vom Mittagessen aufgehoben haben, nämlich Maccaroni & Rindfleisch, hielt der Lt. einen Vortrag über die Kriegslage & die unüberbrückbare Kluft, die eben zwischen Offz. & Mannschaften bestehe. Die unheilvolle Lage in unserem Heere sei aber unserer Führung größte Sorge. Legte mich um 9 Uhr zu Ruhe, denn ich bin sehr müde geworden vom Laufen. Das Wetter war heute recht schön & auch warm dabei.
– 09. November, Freitag
Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden & geweckt. Von 8 – 9 Uhr Lauf – & Schloßwechsel, 9 – 10 Uhr Fliegerbeschuß-Uebungen, 10 – ½ 11 Uhr Unterricht über Flugzeuge. Mittagessen: Kraut & Büchsenfleisch, war recht ordentlich. Dann am lb. Bruder einen Brief geschrieben, sowie mein Tagebuch. Dann Arbeitsdienst bis 5 Uhr. Mit der Post leider wieder nichts erhalten. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen & Karten gespielt bis 10 Uhr. Heute gab es mit dem Lt. Schütz einen Wortwechsel, er wollte zum Abendessen geröstete Kartoffeln & da waren keine mehr da, denn wir hatten dieselben diesmal selbst gegessen & sind Ihm somit zuvorgekommen. Das Wetter war heute recht naß & kalt. Legte mich um ½ 11 Uhr zur Ruhe, nachdem ich mir vorher Kartoffeln geschmort hatte.
– 10. November, Samstag
Nach ruhigem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden, die Nacht war ruhig, denn es regnete die ganze Nacht. Von 8 – 9 Uhr Lauf- & Schloßwechsel in der Baracke, 9 – 10 Uhr Fliegerübungszielen. Dann den lb. Eltern einen Brief geschrieben. Mittagessen: Süßkraut & Büchsenfleisch, war gut gekocht. Schrieb dann am lb. Bräutchen einen großen Brief, sowie mein Tagebuch. Dann M.G. reinigen & Brennholz zerkleinern. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen & Karten gespielt. Um ½ 7 Uhr kam unsere Verpflegung auf drei Tage. Die Urlauber durften leider heute nicht fahren, da man von jetzt an auf der Bahnfahrt Platzkarten haben muß, die bei uns noch nicht da sind. Ging um 10 Uhr zur Ruhe. Das Wetter war heute naß & kalt.
– 11. November, Sonntag
Nach ruhigem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden. Nach dem Morgenkaffee meine Ausrüstung gerichtet & einen Brief an Frau Abt geschrieben. Mittagessen: Griessuppe & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben, hatten aber keine Ruhe dazu, denn der Lt. ließ bei jedem Deutschen Flieger Alarm ansagen & wir mußten immer raus springen & nach dem Flieger zielen. Dann auf die Falle gelegen & gezielt mit den Gedanken nach der Heimat. Kochte mir eine Nudelsuppe zum Abendessen. Nach demselben Karten gespielt bis 10 Uhr. Das Wetter war naß & kalt, nur geringe eigene Fliegertätigkeit. Von der Front nur geringe Artillerie Wirkungen zu hören. Mit der Post den so lange erwarteten Brief vom lb. Bräutchen erhalten & einen von den lb. Eltern. Manchmal ist es hier recht langweilig, aber immer noch besser wie in Graben & Granatfeuer.
– 12. November, Montag
Nach ruhigem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden, von 8 – 9 Uhr Lauf- & Schloßwechsel. Von 9 – 10 Uhr Fliegerzielübungen in der Baracke. Dann noch Unterricht über Flugzeuge. Mittagessen: Süßkraut ohne Fleisch. Dann Zeitung gelesen, von 2 Uhr ab Arbeitsdienst & Pistolen reinigen. Um 2 Uhr kamen Popp, Frank, Erhardt, Feil, Fick, Sauter. Abgelöst wurden König, Theiß, Missel, Frick, hatten also einen Mann für den Koch bekommen, der heute mal auf der Ofenbank schlief. Mit der Post einen Brief von Frau Abt erhalten, mit der Nachricht daß Johannes zu den Bayr. 9ern gekommen ist ins Feld. Nach dem Abendessen Karten gespielt & Zeitung gelesen. Das Wetter war heute schön helle, aber gegen Abend kalt.
– 13. November, Dienstag
Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, heute Nacht ist es recht kalt geworden, denn es war alles Erdreich feste gefroren. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über Fliegerbeschuß mit dem M.G. 9 – 10 Uhr Fliegerzielübungen in der Baracke, 10 – 11 Uhr Zielübungen auf Deutsche Flieger im Gelände. Mittagessen: Erbsen & Büchsenfleisch. Dann einen Brief an Frau Abt & mein Tagebuch geschrieben. Von 2 Uhr ab Arbeitsdienst, Fallenbau & Brennholz zerkleinern. Um 5 Uhr kam Nagel, der heute in Urlaub fahren darf bis zum 29. Nov. Dann noch ein Päckchen für die Eltern samt Brief Ihm mitgegeben. Schrieb dann noch einen Brief am lb. Bräutchen. Nach dem Abendessen kam Fourage auf drei Tage, mit der Post einen Brief von Joh. Abt erhalten. Dann Karten gespielt & Zeitung gelesen. Der Tag war recht schön, sehr lebhafte eigene Fliegertätigkeit & sehr schweres Artilleriefeuer an der Front vor uns, sonst aber recht ruhig. Heute ging die Kinderschule beim Unterricht so recht wieder an.
– 14. November, Mittwoch
Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über Flieger beschießen, 9 – 10.30 Uhr Fliegerzielübungen in der Baracke. Dann die Zeitung gelesen. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann nach dem Essen einen Brief an Joh. Abt & mein Tagebuch geschrieben. Von 2 Uhr ab M.G. Reinigung. Dann Brennholz zerkleinert. Heute mal wieder eine Laus gefangen & dann gleich meine Leibwäsche gewaschen. Das Wetter war heute schön, mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & Karten gespielt. Von der Front nur sehr schweres eigenes Artilleriefeuer.
– 15. November, Donnerstag
Nach unruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über M.G., dann von 9 – 10 Uhr Fliegerziel-Übungen in der Baracke & im Gelände auf Deutsche Flieger, die zur Front fahren. Mittagessen: Bayrisch-Kraut & Büchsenfleisch. Dann Tante Anna einen Brief & mein Tagebuch geschrieben. Von 2 Uhr ab Handwaffen reinigen & Appell damit. Dann mit Lattenrosten einen Weg gemacht. Nach dem Abendessen hielt Lt. Schütz einen Vortrag über Hindenburg & seine Taten, sowie die jetzigen Sieger in Italien. Ging um 9 Uhr zur Ruhe, mit der Post nichts erhalten. Das Wetter war heute recht veränderlich & kalt dabei.
– 16. November, Freitag
Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über M.G., von 9 – 10 Uhr Fliegerziel-Übungen. Dann meine Socken gestopft. Mittagessen: Wirsingkraut & Büchsenfleisch. Dann einen Brief nach Möckmühl & mein Tagebuch geschrieben. Um 2.30 Uhr Appell mit Stiefeln, alles in Ordnung. Nach dem Abendkaffee Zeitung gelesen. Mit der Post einen Brief vom Schwager Rudolf & eine Karte vom Talheimer Hugo erhalten, sowie die Zeitungen von den lb. Eltern. Um ½ 8 Uhr kam Fourage. Spielten dann noch Karten, um 8 Uhr ließ uns der Lt. in seine Bude kommen & wir sprachen uns über verschiedenes aus. Auch wegen Ausgang des Nachmittags in der Umgegend. Das Wetter war heute recht ordentlich.
– 17. November, Samstag
Um 7 Uhr nach ordentlichem Schlafe aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über die Pistole 08, 9 – 10 Uhr Fliegerziel-Übungen in der Baracke. Um ½ 11 Uhr kam unser Major & ließ alarmieren, es klappte alles & Er zog befriedigt wieder ab. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Spinat mit Hammelfleisch. Dann gelesen. Um ½ 2 Uhr die M.G. mal wieder angeschossen, gaben je 25 Schuß ab & alles in der Umgebung kam aus den Baracken gesprungen & sah gegen die Front, wo doch kein Flieger zu sehen war. Dann M.G. Reinigung, ich ging nach Dun zum Friseur, auf dem Rückweg Schreibmaterial in der Feldpost mitgenommen sowie in der Buchhandlung einige Ansichtskarten. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen & Karten gespielt. Mit der Post nichts erhalten, das Wetter war ordentlich. Von der Front nur sehr schweres Artilleriefeuer zu hören in der Richtung auf Höhe 344.
– 18. November, Sonntag
Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Ging mit Feil & Erhardt nach Ober-Dun zum Gottesdienst. Konnte die hl. Sakramente empfangen & anschließend war ein Amt mit Predigt. Kamen um 10 Uhr in unsere Baracke zurück. Mittagessen: Grützensuppe & Hammelfleisch. Dann einen Brief den lb. Eltern, einen an Schwager Rudolf, Karte an Talheimer Hugo geschrieben, sowie mein Tagebuch. Dann in den Sonntagsblätter gelesen. Mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Der Tag war recht schön & wir hatten keinen Dienst. Ging um 8 Uhr zur Ruhe.
– 19. November, Montag
Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 bis 9 Uhr Unterricht über Fliegerbeschuß, 9 – 10 Uhr Fliegerzielübungen in der Baracke, anschließend Schloß- & Laufwechsel. Mittagessen: Süßkraut & Büchsenfleisch. Dann am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Von 2 Uhr ab Brennholz zerkleinert. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern erhalten. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Um ½ 8 Uhr kam unsere Fourage auf drei Tage. Das Wetter war heute ordentlich hell, nur kalt dabei. Von der Front vor uns nur sehr schweres Artilleriefeuer.
– 20. November, Dienstag
Nach gutem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, von 8 – 9 Uhr Unterricht über M.G., 9 – 10 Uhr Fliegerziel Übungen in der Baracke, anschließend bis 11 Uhr Schloß- & Laufwechsel. Mittagessen: Reissuppe & Hammelfleisch. Dann meine Leibwäsche gewaschen. Von 2 Uhr ab – 4 Uhr ein Schutzwall für Fliegerbomben um unsere M.G.-Stände gemacht. Mußten den Blechkarren zuerst auf Diebswegen holen. Unsere Jugend war heute vom Karrenfahren recht bald müde. Dann meine Wäsche fertig gemacht. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Mußten von heute ab auf Befehl von Batl. von abends 6 Uhr bis Morgen 6 Uhr einen Doppelposten bei den M.G. stellen. Ging um ½ 11 Uhr zur Ruhe, denn ich habe heute zwar Wache. Der Tag war kalt, aber trocken. Mit der Post nichts erhalten.
– 21. November, Mittwoch
Nach ruhigem Schlafe um ¼ 8 Uhr aufgestanden, ½ 8 Uhr Wecken des Zuges. Von 8 ½ Uhr bis 9 ½ Uhr Unterricht über Beschwerde-Weg & dessen Folge. 9 ½ – 10 ½ Fliegerzielübungen in der Baracke & zugleich Belehrung darüber. Mittagessen: Sauerkraut & Büchsenfleisch. Dann meine Leibwäsche geflickt & mein Tagebuch geschrieben. Von 2 – 4 Uhr am Erdwall gearbeitet. Ging dann um ½ 5 Uhr nach Clery-le-Petit um die Post zu holen. Konnte auf dem Rückweg fahren. Bei der Post war auch ein Brief vom lb. Bruder. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Das Wetter war heute sehr naß. Ging um 9 Uhr zur Ruhe, denn ich war von dem Dreck recht müde geworden.
– 22. November, Donnerstag
Nach ruhigem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. ½ 8 – ½ 9 Uhr Unterricht & Kriegsartikel verlesen. Dann am Erdwall gearbeitet bis 11 Uhr. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch. Dann am lb. Bruder einen Brief geschrieben & mein Tagebuch. 2 – 4 Uhr am Erdwall weitergearbeitet. Flickte dann meine Hausschuhe. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Um ½ 8 Uhr kam unsere Fourage auf drei Tage. Mit der Post einen Brief von Joh. Abt, Karten von Lui Gramling, Alois Sprang & Gregor Kiebler erhalten. Der Tag war ordentlich, nur recht neblig den ganzen Tag. Von der Front war heute nichts zu hören.
– 23. November, Freitag
Nach gutem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Von ½ 9 – 10 Uhr am Erdwall gearbeitet, von 10 – 11 Uhr Unterricht über Schießlehre & Schußverfahren. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann meine Hausschuhe geflickt. Von 2 – 4 Uhr Brennholz zerkleinert. Dann mein Tagebuch geschrieben. Mit der Post leider nichts erhalten. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen & Karten gespielt. Legte mich um 10 Uhr zur Ruhe, trotzdem ich Dienst & Wache hatte. Der Tag war ruhig in unserer Gegend, aber in Flandern sollen wir nach einem umgehenden Gerücht 4 – 5000 Mann an die Engländer verloren haben.
– 24. November, Samstag
Nach ruhigem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Von ½ 9 – ½ 11 Uhr am Erdwall weitergearbeitet. Unserem Leutnant ging die Sache zu langsam & er meinte, man solle statt 2 Meter-Stück nur 1 Meter machen. Als wir aber anfingen, wollte er zuerst 3,50 Meter stark haben. Kochte mir zum Vesperbrot eine Nudelsuppe. Mittagessen: Griessuppe & Büchsenfleisch. Dann Karten geschrieben an Alois Sprang, Kiebler Gregor, Briefe an Lui Gramling & Joh, Abt, sowie mein Tagebuch. Von 2 – 4 Uhr Brennholz zerkleinert. Ging dann in die Stadt um mich rasieren zu lassen. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen, gegen Abend wurde es recht windig. Heute kam die Nachricht, daß der Urlaub auf zehn Tage gesperrt sei. Von der Front nichts zu hören.
– 25. November, Sonntag
Heute Sonntag, um 9 Uhr aufgestanden, die ganze Nacht war es sehr stürmisch, so daß man glaubte, der Wind nehme unsere Baracke fort, deshalb unruhig geschlafen. Nach dem Morgenessen am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben. Mittagessen: Kohlkraut & Büchsenfleisch. Dann 1 Brief den lb. Eltern & einen der lb. Schwägerin geschrieben, sowie mein Tagebuch. Die 98er Geschütze auf den Bahngleisen redeten den Nachmittag eine kräftige Sprache. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen & Karten gespielt. Um ½ 8 Uhr kam unsere Verpflegung auf drei Tage, aber leider keine Post. Der Tag war recht naß & sehr windig & kalt.
– 26. November, Montag
Nach ruhigem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden, von ½ 9 – ½ 10 Uhr Unterricht über Gefecht, ½ 10 – 10 Uhr Fliegerziel-Übungen in der Baracke. Dann am Erdwall gearbeitet bis 11 Uhr. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch. Dann meine Strümpfe geflickt & Tagebuch geschrieben. Von 2 – 3 Uhr M.G. reinigen. Dann kam Ablösung für Erler, Fick, Sauter & Scholl. Es kamen: Gefr. Mappus, Schütze König, Theis, Mansberger, Salm wurde Gew.-Führer. Nach dem Abendessen Karten gespielt & Zeitung gelesen. Der Tag war ruhig, aber naß & kalt.
– 27. November, Dienstag
Nach ruhigem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Von ½ 9 – ½ 10 Uhr Unterricht & Fliegerziel-Übungen in der Baracke bis ½ 11 Uhr. Mittagessen: Griessuppe & Büchsenfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & gelesen. Von 2 Uhr ab Brennholz zerkleinert & das Barackendach repariert, da wir heute Nacht in den Fallen naß bekamen. Mit der Post leider wieder nichts erhalten. Es regnet heute den ganzen Tag & heute früh hat es zum erstenmal Schnee gehabt, der über Mittag weg war. Nach dem Abendessen Karten gespielt & Zeitung gelesen.
– 28. November, Mittwoch
Nach ruhigem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Von 8.30 – 9.30 Uhr Unterricht über M.G., 9.30 – 10 Uhr Fliegerzielübungen in der Baracke. Dann Arbeitsdienst am Erdwall. Mittagessen: Süßkraut & Büchsenfleisch. Dann meine Hausschuhe geflickt. Von 2 – 4 Uhr Arbeitsdienst am Erdwall. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Um ½ 8 Uhr kam unsere Verpflegung auf drei Tage. Mit der Post leider wieder nichts erhalten. Der Tag war recht neblig & naßkalt, von der Front nur schwaches Artilleriefeuer zu hören.
– 29. November, Donnerstag
Nach gutem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Von ½ 9 – ½ 10 Uhr Fliegerziel-Übungen, von ½ 10 – 10 Uhr Unterricht über Flugzeuge. Dann Arbeitsdienst bis 11 Uhr am Erdwall. Mittagessen: Buchstabensuppe & Rindfleisch. Dann meine Hausschuhe geflickt. Von 2 – 4 Uhr Erdarbeit am Erdwall. Heute recht schönes Wetter & auch warm dabei. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Mit der Post leider nichts erhalten. Heute war Lt. Gix hier.
– 30. November, Freitag
Nach ruhigem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Die Nacht war sehr starkes Artilleriefeuer von der Front rechts zu hören. Von ½ 9 – ½ 12 Uhr Arbeitsdienst am Erdwall. Mittagessen: Sauerkraut & Kartoffeln & Büchsenfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Von 2 – ½ 5 Uhr Arbeitsdienst, wurden heute mit einem Erdwall fertig, das Wetter war auch recht günstig dazu & schön warm. Unser Lt. wollte dann noch M.G. Reinigung ansetzen, aber ich redete ihm dies aus. Mit der Post leider wieder nichts erhalten. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Dann hielt der Lt. Schütz einen Vortrag über U-Boote. Legte mich um 9 Uhr zur Ruhe, denn ich war müde.
– 01. Dezember, Samstag
Nach ordentlichem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. ½ 9 Uhr Appell mit Leibwäsche, dann Unterricht & Fliegerziel-Übungen bis ½ 11 Uhr. Anschließend Brennholz zerkleinern bis ½ 12 Uhr. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Dann meine Socken geflickt & Tagebuch geschrieben. Ging um ½ 2 Uhr zum Rasieren nach Dun. Hatten dann M.G. Reinigen, samt Handwaffen. Dann noch Brennholz gemacht für die Küche. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen & Karten gespielt. Der Tag war naß & kalt, gegen Abend recht windig. Legte mich um 10 Uhr zur Ruhe. Um 2 Uhr brachte der Feldwebel unsere Löhnung. Mit der Post leider nichts erhalten. Unsere Verpflegung erhielten wir für drei Tage um ½ 8 Uhr.
– 02. Dezember, Sonntag
Heute Sonntag, um ¾ 1 Uhr nachts kam Lt. Gix & revidierte. Unser Posten namens Locher war auf Befehl von Lt. Schüz eingezogen worden & wachte in der Baracke. Wir lagen alle in bestem Schlafe & wurden alarmiert. Seidel der Wache hatte, vergaß die Küche aufzuschließen, wo unsere Munition war. So wollte jeder laden & hatte keine Munition. Seidel & Salm meldeten ohne geladen zu haben, fertig & wurden von Gix recht angeschissen. Ich ging selbst zurück & brach die Küchentüre auf. Unser Lt. wurde zuerst recht abgebogen wie er den Posten gegen Batl. Befehl einziehe. Dann mußten wir antreten & bei uns kamen dann die Kraftausdrücke wie hundsgemein & so weiter. Wie wir in der Eile nur notdürftig angekleidet, unser Lt. kam barhäuptig, Unterhosen & Mantel. Er fror wie ein Lausbub von 80 Jahren uns aber nicht viel minder. Legten uns dann wieder schlafen, aber man war doch zu kalt geworden & konnte lange nicht einschlafen. Bei jedem Geräusch rief der Lt. am Post., ob was los sei. Denn er meinte, Gix komme nochmals zurück. Blieben dann bis ½ 9 Uhr in der Falle liegen. Der Lt. ist heute ganz weg, das Weinen steht ihm immer am nächsten. Wollte auch heute in die Kirche, da es doch erster Adventssonntag war. Doch ich erhielt vom Lt. keine Erlaubnis dazu. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch. Schrieb dann den lb. Eltern einen Brief & mein Tagebuch. Spielten dann Karten bis zum Abendessen. Anschließend damit weiter gespielt, denn ich wollte mir Vergessen vorspielen. Doch es wollte mir nicht gelingen. Mit der Post leider nichts erhalten. Ging um 9 Uhr zur Ruhe, konnte aber lange nicht schlafen, denn der ganze Schwindel ging mir im Kopf herum von heute Morgen.
– 03. Dezember, Montag
Nach unruhigem Schlafe um 2 Uhr durch Lt. Schüz alarmiert, bracht mich aber nicht aus dem Gleichgewicht, denn es pressierte mir nicht, zog mich heute ganz an samt dem Mantel. Unser Bubi fror wie ein Lausbube & wir durften schnell wegtreten. Dann wieder in die Falle gegangen bis früh um ½ 8 Uhr. Von ½ 9 Uhr Unterricht bis ½ 10 Uhr über M.G. Dann den zweiten Erdwall angefangen & gearbeitet bis ½ 12 Uhr. Mittagessen: Griessuppe & Büchsenfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Von 2 – 4 Uhr am Erdwall gearbeitet, denn das Wetter war ordentlich. Von 5 Uhr ab Holz zerkleinert, ich ging nach Dun zum Baden. Konnte in der Badeanstalt ein Wannenbad bekommen, das mir recht gut tat. Auf dem Rückweg Zeitungen mitgenommen. Mit der Post ein Päckchen vom lb. Bräutchen erhalten mit Äpfel & Brödchen. Leider war kein Brief dabei. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Um ¾ 7 Uhr kam unsere Verpflegung auf drei Tage. Das Artilleriefeuer an der Front war recht stark.
– 04. Dezember, Dienstag
Nach ordentlichem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Von ½ 9 – ½ 10 Uhr Unterricht über M.G. in der Baracke, anschließend Fliegerzielübungen im Gelände. Dann am Erdwall gearbeitet bis ½ 12 Uhr. Mittagessen: Saure Kartoffelstücke & Büchsenfleisch. Dann meine Leibwäsche gewaschen. Von 2 – 4 Uhr Arbeitsdienst am Erdwall. Dann mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Nach dem Abendessen Karten gespielt. Mit der Post leider nichts erhalten. Das Wetter war recht kalt, trotz Sonnenschein. Legte mich um 11 Uhr zur Ruhe, denn so lange spielten wir.
– 05. Dezember, Mittwoch
Um 12.05 Uhr durch Bomben-Explosion zwischen Dun & Liny (Anm. -devant-Dun) alarmiert. Ging so leicht-hin angezogen ans M.G., doch mit Stahlhelm auf. Um 12.20 Uhr warf der Flieger die zweite Bombe auf den Rangierbahnhof Dun. Jetzt war er auf Schußweite herangekommen & wir nahmen ihn unter Feuer. Die Schrappnelsprengstücke von den beiden Flakbatterien flogen auch über uns weg. Glücklicherweise aber nicht zu uns her. Blieben bis 1 Uhr bei den M.G.-Ständen. Unser Lt. kam wieder halb in den Unterhosen & Strümpfen herausgesprungen. Legte mich um 2 Uhr wieder in die Falle & schlief bis 8 Uhr, war auch bei dem Alarm recht verfroren. Von ¾ 9 Uhr an M.G. reinigen. Dann Brennholz zerkleinert. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch. Lt. Gix besuchte uns heute Vormittag auch, heute war bei ihm alles recht. Dann meine Socken geflickt. Von 2 – 4 Uhr Arbeitsdienst am Erdwall. Mit der Post leider wie-der nichts erhalten. Nach dem Abendbrot mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Heute brachte die Zeitung die Nachricht, daß Rußland Waffenstillstand mit uns geschlossen habe. Ging um 8 Uhr zur Ruhe, denn ich hatte Schlaf.
– 06. Dezember, Donnerstag
Um ½ 1 Uhr wurden wir von unserem Lt. geweckt. Er wollte heute warten, bis ein feindlicher Flieger kommt. Doch es wurde um 2 ½ Uhr wieder trübe & wir legten uns angezogen auf die Falle. Um ½ 8 Uhr nach unruhigem Schlafe aufgestanden & geweckt, denn ich hatte Dienst. Von 8.30 – 9.30 Uhr Unterricht über die Sperrfeuerzonen an unseren M.G.-Ständen. Dann Arbeitsdienst an dem Erdwall bis 11.30 Uhr. Mittagessen: Sauerkraut & Kartoffel, war gut gekocht mit Büchsenfleisch. Dann meine Socken besetzt. Um 2 Uhr kam von der Comp. der Befehl, daß wir uns marschbereit halten sollen, denn wir sollen abgelöst werden. Jeder packte seine Sachen zusammen, gearbeitet wurde nicht mehr, wie Zeitung gelesen. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & Karten gespielt. Ging um ½ 10 Uhr zur Ruhe. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern, einen von R. Uebelhör & einen, den ich an Gustav geschrieben hatte, kam an mich zurück. War beim aktiven Regt. 124, aber die Adr. war richtig geschrieben gewesen. Das Wetter war ordentlich. Eben sind hier an der Front Truppenverschiebungen.
– 07. Dezember, Freitag
Nach ruhigem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden. Von 9 Uhr ab M.G. & Handwaffen reinigen. Mittagessen: Erbsen & Büchsenfleisch. Dann am lb. Bruder & an R. Uebelhör einen Brief geschrieben. Dann unsere Sachen zusammen gerichtet. Einen Brief am lb. Bräutchen & eine Karte an Tante Anna, sowie mein Tagebuch geschrieben. Um 7 Uhr kam der Befehl, daß wir erst morgen früh abgelöst werden. Nach dem Abendessen Karten gespielt bis ½ 10 Uhr. Mit der Post einen Brief von der lb. Schwägerin & eine Karte von Tante Anna erhalten. Das Wetter war heute recht trübseelig, hier immer Truppentransporte hin & her, alle Waffengattungen.
– 08. Dezember, Samstag
Nach ruhigem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Nach dem Morgenkaffee unseren Krempel zusammengerichtet. Zum Glücke regnete es auch. Es wurde Mittag & immer war noch kein Fuhrwerk & keine Ablösung da. Zum Mittagessen: Drahtverhau ohne Fleisch gekocht im Kochgeschirr, so plagte uns der Hunger. Um 9 Uhr kam Ablösung von M.G. Flak-Komp. 519 & mit Ablösung auch unser Fuhrwerk. Wir marschierten über Aincreville, Cunel, Madeleine-Ferme. Kamen dort an um 5.15 Uhr. Als Mittagessen: Kartoffelsuppe & Rindfleisch. Dann unsere Verpflegung für drei Tage gefasst. Packte dann noch meine Sachen auf Morgen, denn es soll weiter gehen. Mit der Post leider nichts erhalten. Dann mit Scholderer unterhalten. Legte mich um 11 Uhr recht müde zur Ruhe.
– 09. Dezember, Sonntag – Madeleine Ferme
Nach gutem Schlafe um ½ 6 Uhr aufgestanden. Dann meine Sachen auf den Gewehrwagen verpackt. Mußten um ¾ 8 Uhr in Stinkraum zum Leder-Gasmasken verpassen antreten. Von hier aus auch gleich Abmarsch um ¾ 10 Uhr über Cunel, Romagne, Franzenhof, Exmorrieu-Ferme. Machten zweimal Rast, denn die Mannschaft mußte ihr ganzes Gepäck selbst mitschleppen. Kamen 1 Uhr bei der Comp. an. Mittagessen: Sauerkraut & Rindfleisch, war recht gut gekocht. Wurden in einer Bretterbaracke untergebracht 32 Mann. Mußten zuerst ausmisten & nach Öfen laufen & Bänke zimmern. Mit der Post leider nichts erhalten, um 8 Uhr zur Ruhe, denn unsere Behausung war recht mint.
– 10. Dezember, Montag – Exmorieux-Ferme
Nach recht ordentlichem Schlafe um ½ 8 Uhr aus der Falle gekrochen. ½ 9 Uhr antreten der ganzen Komp. zum Einteilen der M.G.-Bedienungen. Erhielt wieder die erste Bedienung mit 2 Gefr. 9 Mann. Dann mein Tagebuch geschrieben. Kam um 1 Uhr auf Wache mit Hartmann, Schweitzer & Scholl. Heute bekamen wir unser Mittagessen recht spät, denn es gab Erbsen & die wollten nicht weich werden. Dann meine Sachen ausgepackt. Die Mannschaft mußte Dürrgras holen zu Streu für die Pferde. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Ging um 9 Uhr trotz Wache in die Falle. Mit der Post nichts erhalten.
– 11. Dezember, Dienstag
Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr aus der Falle. Mußte um 7 Uhr wecken & die Comp. liegt eine halbe Stunde weit auseinander in 6 Baracken. ½ 8 Uhr Kaffee faßen, ½ 9 Uhr antreten der ganzen Komp. zum Arbeitsdienst einteilen. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch, dann mein Tagebuch geschrieben & den lb.Eltern einen Brief. Georg Nagel der gestern Nacht vom Urlaub zurück kam, bracht mir heute Mittag mein Paket. Um 2 Uhr Komp. antreten zum Arbeitsdienst einteilen. Ich hatte dienstfrei & packte mein Urlaubspaket aus, in dem Äpfel & Schnitzbrot, sowie einige Zwiebeln waren. Mit der Post leider wieder nichts erhalten. Nach dem Abendessen gelesen. Ging um 9 Uhr zur Ruhe, denn von dem Dreck im Lager wird man recht müde. Das Wetter ist trocken, aber des Nachts echt kalt.
– 12. Dezember, Mittwoch
Nach ruhigem Schlafe um 5 Uhr aufgestanden, ½ 6 Uhr Kaffee fassen & um 6 Uhr Abmarsch über Very zum Reserve-Stellung bauen. Fangen heute 3 Stollen an für je zwei Gewehre. Mußten arbeiten bis ½ 1 Uhr, dann löste uns die zweite Abteilung ab, die bis 5 Uhr arbeitet. Konnten auf dem Rückweg mit einem Württb. Kraftwagenfahrer heimfahren & waren um 2 Uhr im Lager. Mittagessen: Erbsen & Rindfleisch. Dann Zeitung gelesen, nach dem Abendessen Karten gespielt. Ging um ½ 10 zur Ruhe, denn ich war auch recht müde. Mit der Post leider wieder nichts erhalten.
– 13. Dezember, Donnerstag – Exmorieux-Ferme
Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, um ½ 9 Uhr antreten & einteilen zum Arbeitsdienst. In meiner freien Zeit meine Leibwäsche gewaschen. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch. 2 Uhr Arbeitsdiensteinteilung, mußte mit vier Mann einen Schuppen abbrechen zu Brennholz & Schalbretter, dann zwei Wagen Bretter abladen lassen. Kamen bei Nacht zurück. Heute recht naßkaltes Wetter. Mit der Post eine Karte von Gregor Kiebler erhalten. Nach dem Abendessen Karten gespielt bis ½ 9 Uhr. Der Tag war recht ruhig, einige Schuß kamen zur Artillerie rechts vom Lager.
– 14. Dezember, Freitag – Exmorieux-Ferme
Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, ½ 9 Uhr Antreten & Einteilen zum Arbeitsdienst. Dann meine Wäsche geflickt. Mittagessen: Bohnen & Rindfleisch. Um 11 Uhr Abmarsch zum Stollenbau, kamen um ½ 1 Uhr in die Stellung zur Ablösung. Arbeiteten im Stollen bis 5 Uhr & kamen ½ 7 Uhr in unsere Baracke zurück. In der Stellung war es ruhig. Mit der Post nichts erhalten. Legte mich um ½ 9 Uhr zur Ruhe. Das Wetter war heute schön, nur die Straße war aufgetaut & ein richtiges Dreckbad wohin das Auge sieht.
– 15. Dezember, Samstag – Exmorieux-Ferme
Nach unruhigem Schlafe um 5 Uhr aufgestanden, 6 Uhr Abmarsch zum Stollenbau, waren um 8 Uhr am Arbeitsplatz. Der Franzmann war heute sehr lebhaft & schoß in unser nächste Nähe, so daß die Splitter über unsere Köpfe wegflogen. Wurden um ½ 1 Uhr ab-gelöst & kamen um 2 Uhr ins Lager zurück. Mittagessen: Kraut, Kartoffel & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Nach dem Antreten zum Arbeitsdienst einteilen. Da zirka 20 Mann auf Weihnachten Theater spielen müssen für unsere Herren, müssen wir Morgen & die folgende Woche jeden Tag Morgends zur Arbeit. Mit der Post leider nichts erhalten. Nach dem Abendessen Karten gespielt bis 9 Uhr. ging um ½ 10 Uhr zur Ruhe, denn ich war recht müde.
– 16. Dezember, Sonntag – Exmorieux-Ferme
Nach recht schlechtem Schlafe um 5 Uhr aus der Falle gekrochen & der Humor war schlecht. 6 Uhr Abmarsch zum Stollenbau trotz Sonntag. Da hat alles so an richtige Stimmung. Es war sehr stark gefroren & recht schlecht laufen. Arbeiteten am Stollen bis 12 ¼ Uhr, um 10 Uhr wurden wir durch Lt. Dobler revidiert. Gingen heute etwas bälder heim. Mittag-essen: Bohnen & Rindfleisch. Dann einen Brief geschrieben an die lb. Eltern & mein Tagebuch. Nach dem Abendessen Zeitung gelesen. Verpflegung gefasst für drei Tage & verteilt. Legte mich bald zur Ruhe, denn der Sonntag wird mir noch lange gedenken. Der Franzmann war heute recht unruhig, am Stollen 1 setzte er 1 Granate vor den Stolleneingang, war zum Glück niemand dort beschäftigt. Mit der Post leider nichts erhalten.
– 17. Dezember, Montag – Exmorieux-Ferme
Nach ruhigem Schlafe um 5 Uhr aufgestanden. Es war über Nacht 10 cm Schnee gefallen & ist recht kalt. Um 6 Uhr Abmarsch, waren um 8 Uhr im Stollen & arbeiteten bis ½ 1 Uhr, waren wieder keine Stollenrahmen angekommen. Auf dem Rückweg gingen wir über Berg & Tal & waren somit um ½ Stunde bälder im Quartier. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann Briefe geschrieben an Joh. Abt, Lui Gramling & Eugen Reiß. Karten an Alois Sprang & Gregor Kiebler. Mit der Post einen Brief vom lb. Bruder erhalten. Nach dem Abendessen ein wenig Karten gespielt bis ½ 10 Uhr. Heute wars recht kalt & windig.
– 18. Dezember, Dienstag – Exmorieux-Ferme
Nach ordentlichem Schlafe um 5 Uhr aufgestanden, 6 Uhr Abmarsch zum Stollenbau. Arbeiteten von 8 – ½ 1 Uhr & setzten 4 Rahmen. Der Franzmann verhielt sich sehr ruhig & konnten auf dem Rückweg über die Höhe von Very gehen. Mittagessen: Kraut, Kartoffeln & Rindfleisch. Dann meine Tuchhosen geflickt & mein Tagebuch geschrieben. Mit der Post leider nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Karten gespielt bis ½ 10 Uhr. Der Tag war ruhig, aber echt windig & kalt dabei.
– 19. Dezember, Mittwoch – Exmorieux-Ferme
Nach unruhigem Schlafe um 5 Uhr aus der Falle gekrochen. 6 Uhr Abmarsch zum Stollenbau, setzten unsere 4 Rahmen. Der Franzmann verhielt sich ruhig & wir konnten auf dem Rückweg über die Höhe von Very gehen. Waren somit schon um ½ 2 Uhr im Lager. Mittagessen: Sternlessuppe & Büchsenfleisch. Dann am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben, da ich schon 4 Wochen keine Nachricht erhielt. Sodann mein Tagebuch geschrieben. Fassten heute unsere Verpflegung auf drei Tage. Nach dem Abendessen Karten gespielt bis ½ 10 Uhr. Der Tag war ruhig aber echt kalt. Mit der Post eine Karte von Joh. Abt & eine von Hugo Danner erhalten.
– 20. Dezember, Donnerstag – Exmorieux-Ferme
Nach unruhigem Schlafe um 5 Uhr aufgestanden, da ich aber eine rechte Atemnot hatte, legte ich mich wieder in die Falle & meldete mich krank. Um ½ 10 Uhr ins Revier gegangen. Da die 88er einen Übungsmarsch hatten, war aber der Arzt dort dabei & wir konnten wieder heim gehen. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann Brief geschrieben an die lb. Schwägerin, Karten an Hugo Danner & eine dem lb. Bruder, sowie mein Tagebuch. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & Karten gespielt. Der Tag war recht neblig & kalt. Mit der Post leider nichts erhalten.
– 21. Dezember, Freitag – Exmorieux-Ferme
Nach recht schlechtem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Ging um ½ 10 Uhr ins Revier, erhielt Asperin Tabletten & Tee & soll am Sonntag wieder kommen. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Büchsenfleisch. Dann Briefe geschrieben an Wilh. Lepple, Lene Gramling, Möckmühler Onkel, Karten an Familie Uebelhör, Familie Danner, Tübingen & Tante Anna, Talheim, sowie mein Tagebuch- Mit der Post ein Päckchen vom lb. Bräutchen erhalten, leider aber ohne ein Brieflein darinnen zu finden. Erhielten heute zum ersten Mal die große Löhnung & zwar der Schütze 7 M, der Gefreite 8, der Unteroffizier 16 M & s. w. Nach dem Abendbrot ein wenig Karten gespielt & Zeitung gelesen. Der Tag war recht schön, aber auch ordentlich kalt.
– 22. Dezember, Samstag – Exmorieux-Ferme
Nach ordentlichem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden. Nach dem Morgenessen meine Leibwäsche gewaschen. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Dann Socken geflickt bis 5 Uhr. Unsere Nachbarn, die 88er haben heute Nacht Weihnachtsfeier & üben schon den ganzen Nachmittag. Nach dem Abendbrot unsere Verpflegung auf drei Tage. Dann Karten gespielt & Zeitung gelesen bis 11 Uhr. Mit der Post leider nichts erhalten. Bei unseren Nachbarn gings ganz lustig her. Der Tag war recht schön & kalt, sehr lebhafte Fliegertätigkeit gegenseitig. Ein Franzose schoß vom Flugzeug aus einen unserer Beobachtungsflieger ab, der dann bei Montfacon (Anm. wahrsch. Montfaucon-d’Argonne) landete im Gleitflug. Abends schoß unsere Artillerie ein französisches Flugzeug ab.
– 23. Dezember, Sonntag – Exmorieux-Ferme
Nach unruhigem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden, unsere Nachbarn waren nämlich sehr heiter bis gegen Morgen. Ging um ½ 10 Uhr zum Arzt. Er fragte mich nach der Untersuchung, ob ich rauche, denn das sei mir sehr schädlich bei dem Kathar, soll in 2 Tagen wieder kommen. In der Zeit soll ich recht warm halten & viel heiß trinken. Mittagessen: Erbsen & Rindfleisch zur Genüge. Dann meine Socken besetzt, Tagebuch geschrieben & den lb. Eltern einen Brief. Heute um 11 Uhr ging unsere Theatergesellschaft nach Cunel zu den Proben. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & Karten gespielt. Mit der Post ein Päckchen von Lene Gramling erhalten mit drei Würste vom Schlachtfest. Das Wetter war heute recht schön, aber auch rege Fliegertätigkeit gegenseitig. Um 11 Uhr nachts schwirrten noch deutsche Flieger über unsere Baracke, schlief aber dessen ruhig.
– 24. Dezember, Montag – Exmorieux-Ferme
Nach ruhigem Schlafe um ½ 9 Uhr aufgestanden. Dann Zeitung gelesen & mein Tagebuch geschrieben. Mit-tagessen: Gerstensuppe & Büchsenfleisch. Dann einen Spaziergang gemacht im Wald & dabei nach Brennholz geschaut. Nach Rückkehr mein Tagebuch geschrieben. Die Mannschaft, die um 2 Uhr von Stollenbau zurückkam, mußte um 3 Uhr wieder abmarschieren nach Cunel zum Zirkus oder Theater, wie sies nennen. Jeder schimpfte, der mit mußte. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Mit der Post nichts erhalten. Legte mich um ½ 8 Uhr zur Ruhe, denn ich war in Gedanken bei den Lieben zu Hause & dabei recht niedergeschlagen. Leider konnte ich nicht schlafen, denn unsere Nachbarn, die 88er, machten einen Heidenspektakel & als die Kameraden von Cunel zurück kamen, gings nochmal los. Ach, ist dies ein gar trauriger hl. Abend, es wird doch mit Gottes Hilfe der letzte im Felde sein.
– 25. Dezember, Dienstag – Exmorieux-Ferme
Christtag, nach recht schlechtem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden. Heute zum Kaffee einen weißen Stollen erhalten. Um ½ 10 Uhr ins Revier, der Arzt sagte nach der Untersuchung ich solle in 2 Tagen wieder kommen. Dann auf dem Dienstzimmer einen Geldbeutel samt 8 Mark Inhalt geholt als Weihnachtsgeschenk der Comp. & des Batl. Mittagessen: Nudelsuppe, Rindsbraten & Kartoffelbrei, war reichlich. Dann gelesen, zum Vesper & Abendbrot erhielt jeder Mann ein schönes Stück Wurst. Die zweit Abteilung mußte um 3 Uhr nach Cunel zum Zirkus. U’offz. Hartmann & Gefr. Seitel ( Anm. Seidel?) erhielten heute das EK II. Nach dem Abendbrot zum Zeitvertreib Karten gespielt. Es schneite heute ganz leicht, mit der Post einen Brief von der Gemeinde erhalten mit dem Bescheid, daß uns 5 Mark von der Gemeindekasse überwiesen worden sind. Ging um 8 ½ Uhr zur Ruhe, meine Gedanken waren heute bei den Lieben zu Hause & das Herz war so sorgenschwer.
– 26. Dezember, Mittwoch – Exmorieux-Ferme
Nach ruhigem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden, dann nach dem Kaffee am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben, sowie einen an Lene Gramling. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch. Dann Karten ge-schrieben zum Jahreswechsel an Alois Sprang, Gregor Kiebler, Joh. Abt, Lui Gramling & Eugen Reiß, sowie mein Tagebuch. Dann Zeitung gelesen. Der Tag war recht ruhig, aber auch kalt. Nach dem Abendbrot gelesen, mit der Post einen Brief von Frau Abt erhalten. Ging um 9 Uhr zur Ruhe.
– 27. Dezember, Donnerstag – Exmorieux-Ferme
Nach gutem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden. Mußte heute wieder zum Arzt, soll in 2 Tagen wieder kommen & mit Tee & Tabletten weitermachen, waren heute schon unsere 6 Kranke. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Dann meine Leibwäsche gewaschen, die gleich auf dem Seil zusammen fror, denn es war recht kalt heut. Dann am lb. Bruder ein Brieflein geschrieben & mein Tagebuch. Nach dem Abendessen gelesen, um 8 Uhr ging unser Licht aus & ich legte mich zur Ruhe, obwohl es erst 8 Uhr war. Mit der Post leider nichts erhalten. Den Offizieren ist gestern ihr Casino weggebrannt, es sollen einige hundert Flaschen Wein & viel Zigaretten mit verbrannt sein. Gerettet wurde nichts, recht so.
– 28. Dezember, Freitag – Exmorieux-Ferme
Nach recht schlechtem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden. Die 88er nebenan hatten Weihnachtsfeier & da dauerte das Gejohl bis heute Morgen 3 Uhr, wie die Narren führten die Kerle sich auf. Man könnte meinen es sei schon Faßtnacht. Dann meine Sachen gerichtet. Heute ist es windig & sehr kalt. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Büchsenfleisch. Dann meine Wäsche geflickt, sowie Karten geschrieben an Hugo Danner, Anna Danner, Peter Danner & mein Tagebuch. Nach dem Abendbrot Verpflegung auf drei Tage gefasst & Zeitung gelesen. Der Tag war recht hell & kalt. Mit der Post leider nichts erhalten.
– 29. Dezember, Samstag – Exmorieux-Ferme
Nach ruhigem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden. Mußte heute zum Arzt ins Revier, als wir um ½ 10 Uhr hin kamen, war der Arzt in die Stellung vorgerufen worden & wir gingen wieder in unsere Baracke zurück & ließen uns wohl sein. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Nach dem Abendbrot Karten gespielt bis 10 Uhr. Der Tag war ruhig, aber recht kalt & windig. Mit der Post einen Brief von der lb. Schwägerin erhalten.
– 30. Dezember, Sonntag – Exmorieux-Ferme
Heute Sonntag. Ging um 8 Uhr aus der Falle. Bei der Ärztlichen Visite war heute der Stabsarzt anwesend, Er sagte zu mir noch einige Tage Schonung. Als ich zurück war, ließ der Feldwebel mich rufen & sagte mir, daß er einen U’offz. kommandieren müsse nach Gesnes (Anm. -en-Argonne) mit 3 M.G. als Materalien-Verwalter. Er habe mich vorgeschlagen, ich bekomme es dort 14 Tage recht schön, das sei so gut wie Schonung, denn ich brauch nicht mit ausrücken. Ich sagte dann auch zu. Mittagessen: Sauerkraut & Kartoffeln & Rindfleisch. Dann ein Paket zusammengepackt & durch Gefr. Mappus, der in Urlaub fuhr, den lb. Eltern geschickt. Meine Sachen zus. gepackt & um ½ 2 Uhr fuhr das Fuhrwerk weg nach Gesnes, konnte meine Sachen verladen & auch aufsitzen. Mußte mich bei der 5./ Batt. Fußartillerie Batl. 68 melden. Die M.G. wurden im Schulhaus abgeladen & ich bekam daselbst mein Quartier bei einem U’offz. von der 118er, der auch mit 3 M.G. hier betätigt ist. Das Quartier ist nicht gerade schön, aber doch recht warm. Nach dem Abendbrot ins Kino gegangen. Rückkehr um ½ 10 Uhr. Mit der Post nichts erhalten.
– 31. Dezember, Sonntag – Gesnes-en-Argonne
Nach ruhigem Schlafe um ½ 9 Uhr aufgestanden, meldete mich beim Lt. Busch, der Kursusführer ist, der fragte mich, ob ich mit dem M.G. ausgebildet & vertraut sei. Dann einen Schacht gemacht für meine Sachen zum Aufbewahren. Mittagessen: Sauerkraut & Kartoffeln sowie Rindfleisch, aber reichlich. Dann meine Sachen ausgepackt. Mußte aber auch gleich Läuse fangen, die ich heute Nacht vom Strohsack bekommen habe. Zum Abendbrot geröstete Kartoffeln gerichtet. Dann gelesen, mit der Post nichts erhalten.