Eng verbunden mit den Kämpfen um Verdun ist der Name des ca. 30 km entfernten, südlich gelegenen, kleinen Städtchens St. Mihiel und des gleichnamigen Frontbogens. Hier hatten deutsche Kräfte im September 1914 einen tief nach Westen, über die Maas reichenden Keil in die französische Front getrieben. Über nahezu 4 Jahre veränderte sich der Verlauf der beiderseitigen Schützengräben nur wenig. Erst im September 1918 drängten frische amerikanische Truppen die schwachen und abgekämpften deutschen, sowie österreichischen Kräfte zurück.
Die Höhen ostwärts der Maas zwischen Verdun und St. Mihiel bildeten die erste Linie der französischen Verteidigung, denn als natürliches Hindernis stellten sie sich möglichen Angreifern entgegen. Die Grenze des Deutschen Reiches verlief damals nur etwa 30 km entfernt. Besonders die Combres-Höhe erlangte in den ersten Kriegsjahren eine enorme Bedeutung als nördlicher Schulterpunkt des Frontbogens, nur 20 km südöstlich von Verdun gelegen.
Mit ihrer höchsten Erhebung von 346 Metern, „Punkt C” genannt, gelegen zwischen den Dörfern Les Eparges im Westen und Combres-sous-les-Côtes im Süd-Osten war sie ein strategisch wichtiger Punkt. Sie ließ den Besitzer nämlich weit in die sich ostwärts anschließende Woevre-Ebene blicken. Bei gutem Wetter war sogar der Blick bis hin zum Deutschen Reich möglich.
Nach der verlorenen Marne-Schlacht und dem anschließenden Rückzug räumten die Deutschen die Höhe, die sie während des ersten Vormarschs ohne Probleme hatten einnehmen können. Allmählich erkannten die Franzosen ebenfalls die Vorteile dieses wertvollen Geländepunktes und ließen nicht zu, dass deutsche Truppen sie während erneuter Angriffe im September 1914 wieder komplett einnahmen.
Beide Seiten strebten aber den vollen Besitz der beherrschenden Höhe an. Noch heute zeugen die Spuren des Stellungs- und Minenkriegs sichtbar vom verbissenen Ringen um jeden einzelnen Fußbreit Boden. Sprengtrichter ungeheuren Ausmaßes zerfurchen den Bergkegel, an den Flanken sind heute noch Graben und Trichterreste erkennbar. Ab und zu stolpert man auf der Deutschen Seite über einen betonierten Unterstand oder einen kleinen Bunker.
„Ravin de la Mort”- Todesschlucht, monatelang von deutschen Maschinengewehren unter Feuer gehalten, jede Bewegung französischer Kräfte war dort lebensgefährlich, oder „Cimetière du Trottoir” sind einige Namen, die der französische Poilu dortigen Geländepunkten gab. Die Leichen der Gefallenen mussten des grundlosen Bodens wegen, zunächst auf den Holzrosten abgelegt werden, die sonst als Gehweg genutzt wurden. Daher der Name „Friedhof vom Bürgersteig”. Noch heute befindet sich dort ein französischer Soldatenfriedhof.
Anfang des Jahres 1915 eröffnete die französische Seite einige groß angelegte Angriffe, um die gesamte Höhe in ihren Besitz zu bringen und so den Frontbogen von St. Mihiel zu beseitigen. Bei dieser Teiloffensive schritt man auch hier zum unterirdischen Minenkrieg. Viele tausend Kilogramm Sprengstoff schufen durch ihre Detonationen Trichter in den gegnerischen Stellungen. Mehrere Divisionen beider Seiten wurden in den Kampf geworfen. In dutzenden Angriffen im Februar, März und April 1915 stürmten die französischen Regimenter gegen den Kamm der Höhe an. Nur unter großen Verlusten gewann die französische Seite etwas an Boden, denn der hartnäckige deutsche Widerstand ließ nur ein schrittweises Vorkommen zu.
In stundenlangen Nahkämpfen in Trichtern und Gräben drängte man die Deutschen bis an den Rand der Kuppe. In dieser krisenhaften Situation gingen die deutschen Truppen zu Gegenangriffen über. Sie drängten den Gegner zurück und sicherten so wenigstens den teilweisen Besitz der Höhe.
Im Frühsommer 1915 erlahmten die Angriffe und der Stellungskrieg ließ die Linien der Schützengräben erstarren. Als Folge der Verdun-Schlacht kam im Frühjahr 1916 nochmals Bewegung in den Frontverlauf in der Woevre-Ebene. Dort konnte die Stellung bis an den Ostrand der Höhe vorgeschoben werden. Bis weit in das Jahr 1918 wurden die Infanteristen in ihren Grabensystemen und Stollen durch unterirdische Minensprengungen gefährdet. Jede Sprengung schuf einen neuen Trichter und ließ eine fast durchlaufende Trichterkette auf der Kuppe entstehen. Die Ausmaße des Minenkrieges wie in den Argonnen oder auf Vauquois, wurden hier allerdings nicht erreicht. Nur wegen des verlustreichen Festklammerns der deutschen Verteidiger an jedem Fußbreit Bodens auf der Höhe blieb der Frontbogen von St. Mihiel 4 Jahre in deutscher Hand.
Im September 1918 trafen frische amerikanische Kräfte auf nur noch schwache österreichische Verbände, die sich bereits auf eine planmäßige Räumung des Frontbogens vorbereitet hatten. Die Combres-Höhe fiel in amerikanische Hand und lag von da an bis zum Ende des Krieges im Hinterland der Front.
Geboren am 03. Januar 1872 in Luckenwalde/Brandenburg Gefallen am 08. Januar 1915 an der Haute Chevauchée/Argonnen Verlustliste 353/4680 vom 4. Februar 1915
Friedenstruppenteil: Landwehr-Bezirks-Kommando Kassel Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 83
Bei Aufstellung des LIR 83 am 04. August 1914 in Kassel wurde Koller, damals noch Oberleutnant, die Führung über die 4./ Kompanie übertragen und verlegte am 11. August 1914 nach Frankreich.
Aus einem Bericht des Oberleutnant Koller:
Das Gefecht bei Lanheres am 25.08.1914
„Die 4. Komp. wurde am linken Flügel des Bataillons südöstlich von Lanheres links neben der 2. Komp. in Kompaniekollone angesetzt. Etwa nach ½ Stunde wurde im feindlichen Feuer 1 Zug entwickelt und zu einer rechtseitigen Umfassung herumgeschwenkt. Auf Befehl des Bataillonskommandeurs wurde noch ein weiterer Zug eingeschoben. Bereits nach kurzem Vorgehen zeigten sich am linken Flügel auf rund 1600 m Entfernung feindl. Schützen auf den Höhen südwestl. der Bois Communaux, östlich Aucourt. Der Kompanieführer entwickelte den Reservezug nach links in die neue Richtung und ließ auch einen der bereits entwickelten Züge die neue Richtung aufnehmen. Nachdem auch die 3. und 1. Komp. gegen den flankierenden Feind eingesetzt waren, wurde der Angriff der Komp. gegen die Höhe östl. Aucourt vom Wiesengrunde aus sprungweise durchgeführt. Verluste traten dabei kaum ein, da das feindl. Infanteriefeuer im Wesentlichen über die Angreifenden hinweg ging. Die 2. Komp. blieb liegen und ging nicht mit vor. Über den hinteren, ein gutes Schussfeld bietenden Rand der Höhe hinaus sollte nicht vorgegangen werden. Bei der Schwierigkeit der Befehlsübermittlung preschte jedoch eine Anzahl Leute vor und gelangte in die fast ganz verlassene feindl. befestigte Stellung hinein, ja Gefreiter Lohne darüber hinaus. Unteroffizier Opfermann kroch durch ein Haferfeld vor den ihn begleitenden Mannschaften und Feldwebel Gaßmann vor, erschoß und erschlug die Bedienungsmannschaft eines Maschinengewehrs und versuchte das Gewehr mitzunehmen. Als ihm dies nicht gelang, machte er es mit dem Gewehrkolben unbrauchbar. Er kam unverletzt zur Truppe zurück. Feldwebel Gassmann, der mit dem Gegner ins Handgemenge kam, verteidigte sich erfolgreich. In der Stellung auf dem vorderen Höhenrand wurde die 4. Komp. lebhaft beschossen, besonders von Aucourt aus durch Maschinengewehre. Nachdem die Komp. etwa ½ Std. lang diese Stellung gehalten hatte, machte sich vom linken Flügel her ein starkes, immer weiter um sich greifendes Zurückgehen bemerkbar. Als auch der linke Flügel der 4. Komp. zu weichen anfing, eilte Oberleutnant Koller zu ihm hin, um die Bewegung aufzuhalten. Hauptmann Menk, 2. Kompanie, forderte jedoch zum Zurückgehen auf mit der Begründung, die Stellung sei nicht zu halten. Schließlich befahl auch der Bataillonskommandeur den Rückzug. Dabei erhielt die Komp. aus der Flanke stärkstes Artilleriefeuer, wodurch bedeutende Verluste eintraten. Als auch die feindl. Infanterie nachdrängte, ließ Oberleutnant Koller zur Ordnung des Rückzuges mehrfach im gemischten Verband Front machen, wobei er besonders durch Vize-Feldwebel Brandes unterstützt wurde. Nur mit wenigen Leuten seiner Kompanie erreichte Oberleutnant Koller um die Mittagszeit Lanheres. Der größte Teil der 4. Komp. war bereits östlich Lanheres auf Bechamp zurückgegangen.”
Ab 28. Oktober 1914 wurde Kollers Kompanie am Osson-Bach und auf Höhe 263 in den Ost-Argonnen eingesetzt. Hier wurde sie Anfang Januar 1915 herausgelöst und bezog einen Angriffsstreifen an der Haute Chevauchée. Am 07./ 08. Januar sollte von dort aus gegen die Höhe 285 vorgegangen werden. Neben Teilen des Landwehr-Infanterie-Regiments nahmen noch Jäger-Bataillon 5 und 6, die Infanterie-Regimenter 98 und 130, sowie Landwehr-Infanterie-Regiment 22 am Angriff teil.
Gefechtsbericht der 4./ Kompanie:
Am 08.01. um 9 Uhr 30 brachen die rechts von uns stehenden Jäger (6), sowie die vom IR 130 bestimmten Kompanien vor und warfen den Gegner aus seinen Stellungen. Auftragsgemäß besetzte 1 Zug/ 4. Komp. sofort den vor seiner Front geräumten 1. frz. Graben. Da der Angriff der 130er vor dem linken Flügel der 4. und dem rechten Flügel der 11./ 83 stockte, befahl Hauptmann Koller das Vorgehen des 2. und 3. Zuges sofort hinterher. Der 2. Halbzug des 3. Zuges kam dabei vor den noch nicht aufgerollten französischen Graben und erhielt hier derartig heftiges Gewehrfeuer, daß er sich unter Verlust von 3 Toten und 2 Verwundeten zurückziehen musste. Der Halbzug ging dann in Höhe des 2. Zuges erneut vor und schloß sich ihm in dem von der Komp. besetzten franz. Graben an. Hierbei fiel Hauptmann Koller vor der Front der Kompanie. Die Führung übernahm Feldwebel-Leutnant Fischer.
Koller wurde am 11. Januar 1915 in Châtel erstbestattet. Mit ihm beerdigt wurde der ebenfalls am 08. Januar gefallene Bataillonskommandeur II./ LIR 83, Oberstleutnant von Holleben, der den Angriffsstreifen führte. Wilhelm v. Holleben wurde später nach Cheppy überführt.
Heute findet sich die Grabstätte von Hermann Koller im Familiengrab auf dem Friedhof der St. Georgen Gemeinde in Berlin Mitte.
5./ Kompanie 4. Magdeburgsches Infanterie-Regiment Nr. 67
Hauptmann Julius Schwarz, Führer der 5./ Kompanie geriet am 9. – 10. September 1914 während eines Nachtangriffes oder dem folgenden morgendlichen Angriff bei Deuxnouds, ca. 20 km südlich von Aubreville, in französische Gefangenschaft.
Auszug aus der Regimentsgeschichte des IR 67:
“Vermisst wurde Hauptmann Schwarz. Erst später erfuhr man, dass er in französische Gefangenschaft geraten war.”
Das Grab von Hauptmann Julius Schwarz ist heute auf dem Jerusalem-Kirchhof vor dem Halleschen Tor in Berlin zu finden, es wurde durch die Kämpfe im 2. Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen. Laut Ehren-Rangliste des ehemaligen Deutschen Heeres verstarb Julius Schwarz nach Austausch aus französischer Gefangenschaft am 17. Oktober 1915 in Göttingen
Aktualisierung Nov 2015: Nach den Kriegsgefangenen-Akten des Roten Kreuzes wurde Julius Schwarz in den Nervenheilanstalten Montpellier und Perpignan behandelt. Das erkärt seinen Austausch. Langfristig verwundete und kranke Kriegsgefangene wurden oftmals mit Hilfe des roten Kreuzes ausgetauscht.
Das auf einem Hügel gelegene Dorf Montfaucon wurde schon im September 1914 von den Deutschen besetzt und zu einem der bekanntesten Beobachtungsstände der ganzen Front vor Verdun ausgebaut.
Von dieser Höhe aus reichte der Horizont von den Argonnen bis zu den Maashöhen bei Douaumont.
In den Ruinen des Dorfes wurden Beobachtungsstände für die Artillerie eingebaut. 1918 wurden die Stellungen auf dem Hügel im Rahmen der Umgliederung zur Vorfeld Taktik, zur zweiten Linie bzw. Etzel-Stellung umgeordnet. Die Höhe von Montfaucon wurde somit zum wichtigen Bindeglied zwischen den Argonnen und den westlichen Maashöhen.
Am 26. September 1918 unternahm die amerikanische 79. US Infanterie-Division einen Angriff auf die Höhe von Montfaucon. Da es zuvor den amerikanischen Einheiten nicht gelang die Artillerie nachzuziehen, stürmten die unerfahrenen US-Truppen ohne Artillerie Unterstützung gegen zwar abgekämpfte, jedoch im Stellungskrieg sehr erfahrene deutsche Truppen der 117. Infanterie Division an. Die MG-Bunker auf der Höhe wehrten alle Angriffe ab und so musste der Angriff zunächst eingestellt werden.
1937 wurde hier ein imposantes amerikanisches Denkmal durch die American Battle Monuments Comission errichtet. Dabei wurden unter den Trümmern des Dorfes Überreste einer mittelalterlichen Siedlung gefunden. Das Denkmal, knapp 60 m hoch, in Form einer dorischen Säule zeigt eine Freiheitsstatue. Es ist das größte amerikanische Denkmal in Europa. Von hier aus hat man bei klarer Sicht einen fantastischen Rundblick über die ganze Gegend. Im Winter ist der Turm nicht zugänglich. Im Norden sieht man von den Romagne-Höhen bis nach Dun-sur-Meuse, im Westen von Vauquois bis zu den Nord-Argonnen, im Süden von Höhe 304 bis zum Cheppy-Wald und im Osten vom Wald von Brieulles bis zum Douaumont.
Hinter dem Denkmal führt ein kleiner Pfad in die Ruinen des ehemaligen Dorfes. Die große Ruine der Kirche steht eindrucksvoll auf dem höchsten Punkt des Hügels. Überall um die Kirchenruine herum, finden sich mehrere Beton-Beobachter für die Artillerie.
Im Nordosten der historischen Stadt Verdun liegen zwei weitere interessante Sehenswürdigkeiten, lohnenswert für eine Besichtigung. Zum einen ist es die betonierte Artilleriestellung des 38 cm Geschützes „Langer Max” im Wald von Warphemont und zum anderen das Camp Marguerre im nahen Bereich von Loison. Beide Besichtigungspunkte liegen nahe Spincourt und sind größtenteils ausgeschildert und touristisch erschlossen.
Der “Lange Max” war eine 38 cm Schiffskanone, die auch von einer Eisenbahnlafette aus eingesetzt werden konnte. Es war möglich, dass Geschütz auf ein Nebengleis zu transportieren, um von dort aus ein paar Schüsse abzugeben. Normalerweise wurde es aber auf einer festen Bettung eingesetzt. Dazu hob man ein großes Loch für den Unterbau (Bettungsschießgerüst) aus, errichtete dieses mit Stahl und Beton, schob das Geschütz auf Gleisen über den Unterbau und befestigte das Geschütz auf diesem. Diese Vorbereitungen dauerten natürlich viele Wochen, so dass die “Langer Max Geschütze” weit hinter den Linien in Stellung gebracht wurden.
Wozu wurden jedoch diese riesigen Geschütze eingesetzt? Die Notwenigkeit zur Entwicklung von Langrohrgeschützen (von 17 cm an aufwärts) ergab sich, als der Stellungskrieg an der Westfront immer größere Schußweiten verlangte. Die ersten Geschütze wurden aus Dringlichkeit aus den Beständen der Marine entnommen. Die Marinekanonen waren aber in ihren Schiffslafetten an Land nicht verwendbar. Ein geeigneter Unterbau musste deshalb neu gefertigt werden. Die Bewegungsfähigkeit war dementsprechend gering. Vollbahnwagen brachten sie bis in die Stellung, deren Herrichtung mehrere Wochen brauchte. Diese Vorbereitungen und die hohen Aufzüge der Geschütze erschwerten es, die Stellungen vor Fliegersicht zu schützen. Beim Schießen erschwerte die starke Feuer- und Raucherscheinung, sowie der über 10 km hörbare trompetenartige Knall, die Tarnung. Auch Scheinstellungen, starkes Einnebeln und gleichzeitiges Mitfeuern von Nachbarbatterien brachten nicht den gewünschten Erfolg. Wurde die Stellung jedoch erkannt, begann das planmäßige feindliche Vernichtungsfeuer. Nur beschleunigtes Räumen der Stellung konnte das kostbare Material und die Truppe noch retten.
Die Munition bestand zunächst aus den von der Marine übernommenen Sprengranaten. Auch hier gab es rasch Weiterentwicklungen. Den Sprenggranaten wurden Hauben aufgeschraubt, mit denen sie den Luftwiderstand besser überwanden und eine um 8 km größere Schussweite erzielten.
Die hier gezeigte Stellung bestand aus dem Unterstand der Feuerleitung, den Munitionstunneln, Geschützstand und dem Gleisanschluss.
Insgesamt gab es 16 Exemplare des 38cm “Langer Max” Geschützes.
Standorte der 38 cm Geschütze “Langer Max” 1915 – 1917
Leutnant der Reserve und Kompanie-Offizier Hans Albert Eugen de Gruyter
Geboren am 10.August 1889 in Duisburg-Ruhrort Gefallen am 27.Februar 1917* zwischen Vaux-Kreuz und Ornes
2. Badisches Grenadier-Regiment Kaiser-Wilhelm I. Nr. 110 2./ Kompanie
Hans, Sohn von Walter de Gruyter, dem Dr. Phil. und Verlagsbuchhändler, später Inhaber des noch heute existierenden De Gruyter Wissenschaftsverlages, wuchs in Berlin-Lichterfelde auf. Vor dem Krieg wohnte er in Heidelberg nah der Universität in der Grabengasse und studierte Philosophie.
Aus der Regimentsgeschichte des GR 110 über seinen Tod, der ihn durch Granatsplitter am Kopf ereilte:
„In den ersten Tagen des März* schossen sich die Artillerie, die Minen- und Granatwerfer für das Unternehmen „Kleiner Balkan“ ein. Bei der dadurch einsetzenden lebhafteren Gefechtstätigkeit fiel Lt. d. R de Gruyter.“
*Die Abweichungen des Todestages konnten nicht geklärt
werden.
Hans de Gruyter wurde neben seinem Bruder Georg de Gruyter (5. Garde-Regiment zu Fuß, gefallen 1916 bei St. Eloi) in der Familiengruft auf dem Parkfriedhof Lichterfelde in
Berlin beigesetzt. Er hinterließ Ehefrau und Kind.
Im Nordosten der historischen Stadt Verdun liegen zwei weitere interessante Sehenswürdigkeiten. Sie sind sehr lohnenswert für eine Besichtigung. Zum einen ist es die betonierte Artilleriestellung des 38 cm Geschützes „Langer Max” im Wald von Warphemont und zum anderen das Lager Marguerre im nahen Bereich von Loison. Eine detaillierte Wegbeschreibung erfolgt in den einzelnen Beschreibungen. Beide Besichtigungspunkte liegen nahe Spincourt und sind größtenteils ausgeschildert und touristisch erschlossen.
In der Etappe bei Verdun:
Das Camp Marguerre gehört zum Etappenabschnitt und liegt mehr als 10 km hinter der Front oder der vordersten Linie. In der Etappe leben und arbeiten die Soldaten, sie ruhen sich aus zwischen ihren Einsätzen an der Front. Hier haben sie feste Unterkünfte und nutzen die Ruhe zur weiteren Ausbildung oder zur Auffrischung der Truppenstärke mit Ersatz. In der Etappe wird Verpflegung und Munition bereitgestellt und große Materiallager angelegt. Das Camp Marguerre ist eines der vielen Lager im Etappenabschnitt. Hier gibt es Material- und Munitionslager, Unterkunftslager, Feldbahnhöfe und Abschnitte für die schwere Artillerie.
Das Lager Marguerre errichtet 1915, benannt nach seinem Erbauer Major Hans Marguerre von der Spezialabteilung “Beton Fabrik” der 5. Armee, erfüllte mehrere Zwecke. Zum einen diente es als verkehrstechnisch leicht zu erreichender Knotenpunkt zwischen Front und Etappe, zum anderen als Material- und Erprobungslager. Das Hauptaugenmerk wurde hier auf Studien in der Produktion von Beton- und Stahlbeton, sowie in der Anlegung verschiedener Schutzbauten durch die Truppe gelegt.
Das Lager Marguerre oder im Soldaten-Jargon scherzhaft „Negerdorf” genannt, zeichnet sich durch seine vielseitigen Bauwerke aus.
Zum Entwickeln neuer Bauarten und Formen wurden dort zahlreiche Objekte vom Beton-Blockhaus über betonnierte Unterstände, bis hin zu Wohnhäusern und Truppen-Kasinos errichtet. Für den ständigen Vorrat von Baustoffen wurde eigens ein dafür vorgesehenes Beton-Werk im Lager erbaut.
Die unterschiedlichen Bauten sind heute bequem über einen Besichtigungspfad zu erreichen und zahlreiche Schautafeln informieren über deren unterschiedliche Zwecke.
Die Höhe 304 war der höchste Punkt auf dem westlichen Maasufer und bot ausgezeichnete Möglichkeiten zur Beobachtung auf die Höhe Toter Mann und als Stellung für die Artillerie.
Das Denkmal auf der Höhe 304 wurde 1934 errichtet. Auf den Seitenwänden des Denkmals stehen die französischen Divisionen, welche auf dem Höhenzug eingesetzt waren. Ein Pfad, der die Parzellen 221 und 222 voneinander trennt, führt zur vordersten deutschen Linie. Diese läßt sich jedoch nur noch schwer erkennen.
Wo zu finden:
Frankreich
Der Angriff auf Höhe 304
Am 22. März 1916 beschloss das VI. Reservekorps die Höhe 304, anschliessend die Blockhäuser auf dem Toten Mann, das Les-Caurettes-Wäldchen und Dorf Cumières dem Gegner wegzunehmen. Somit wollte die deutsche Führung die Front auf Höhe Wald von Avocourt, Höhe 304, Totermann und den Höhen nördlich Chattancourt schließen.
Der Angriff auf Haucourt, der für den 31. März geplant gewesen war, musste verschoben werden, da das Wiesengelände des Forges-Baches überschwemmt war.
Am 01. April wurde östlich von Haucourt schwach verteidigte französischen Gräben nördlich der “Wasserstelle”, am 02. diese selbst besetzt, in der folgenden Nacht durch Handstreich die weiter südwestliche gelegene Wassermühle genommen. Die französische Stellung nördlich Haucourt – Bethincourt war somit in deutscher Hand.
Am 05. April um 02.30 Uhr nachmittags legten 17 schwere Batterien ihr Feuer auf Haucourt, sieben weitere auf den Stützpunkt östlich davon. Um 05.30 Uhr dreißig nachmittags brachen zwei Bataillone der 192. Infanterie-Brigade vor und nahmen im Handgranatenkampf, von Flammenwerfern wirksam unterstützt, das Dorf. 550 Mann wurden gefangen genommen und neun Maschinengewehre erbeutet.
Am 06. April abends gelang der 12. Reserve-Division die Einnahme der Grabenstücke südlich Bethincourt am Wege nach dem Toten Mann, so daß das Dorf nunmehr auch von Süden umklammert war. 200 Gefangenen und 2 Maschinengewehre wurden erbeutet.
Am 07. April stieß das VI. Reservekorps südlich von Haucourt vor. Um 03.15 Uhr nachmittags begann planmäßig das Wirkungsschießen von 17 schweren Batterien auf die französischen Anlagen an den Termiten Hügeln und nördlich davon. Drei Stunden später nahm in erbitterten Kämpfen die 11. bayerische Infanterie-Division die Gräben südwestlich der Hügel, die 11. Reserve-Division diese selbst und die beiden Stützpunkte an der Straße. Außer sehr starken blutigen Verlusten verloren die französischen Truppen über 600 Mann an Gefangenen. Ein französischer Gegenangriff am Morgen des 08. April wurde abgewiesen; abermals blieben fast 100 Gefangene in deutscher Hand.
Beim XXII. Reservekorps blieb das Ergebnis hinter den Angriffserwartungen bei Bethincourt zunächst zurück. Unter Abriegelung des Dorfes sollten südlich des Forges-Baches die Wiesenburg von Osten, die Bärentatze von Norden genommen werden. Erstere fiel im Laufe des Nachmittags. Einige Maschinengewehr und Gefangene wurden erbeutet. Die deutschen Verluste betrugen wenig über 150 Mann.
Für den Angriff von Norden gegen die Bärentatze hatte die 12. Reserve-Division zwei von rückwärts anmarschierende völlig frische Bataillone der 43. Reserve-Division bestimmt. Da diesen aber Zeit für Vorbereitung und Erkundung gefehlt hatte, gelang es ihnen erst nach Einbruch der Dunkelheit den Forges-Bach zu überschreiten und schließlich am 10. April mittags nach nochmaliger zweistündiger Artillerievorbereitung die Bärentatze zu nehmen. Weiter rechts drang gleichzeitig der linke Flügel der 11. Reserve-Division in die Gräben südwestlich davon ein. Die Verluste der deutschen Truppen betrugen 550 Mann, 330 Mann Gefangene und 11 Maschinengewehre wurden eingebracht.
An der Front war mit dem Abklingen der Kämpfe vom 09. – 11. April bei trübem Wetter mit vielen Regenschauern etwas Beruhigung eingetreten. Starke Artilleriefeuerüberfälle lagen aber trotzdem immer wieder auf Stellungen und Hintergelände.
Als am 18. April bei schon aufgeweichtem Boden Sturm und Regen anhielten, mußte General von Gallwitz den Angriff um einige Tage herausschieben.
Am 22. April begann gegen 02 Uhr nachmittags bei trübem Wetter und Regenschauern das Wirkungsschießen. Auf die zunächst wegzunehmenden vorderen Linien vom Vogelherd bis dicht an die Kuppe des Toten Mannes vereinigten 40 Steilfeuer Batterien ihr Feuer, während die anschließenden und dicht dahinter liegenden Gräben durch weitere schwere und Feldbatterien beschossen wurden. Um 05.10 Uhr nachmittags brach die Infanterie gegen ihre Sturmziele vor. Die der 11. Reserve-Division drang vorübergehend in den Vogelherd ein, ein zweiter Versuch um 10 Uhr abends hatte kein besseres Ergebnis. Die Truppen gingen schließlich in die Sturmausgangsstellungen zurück. Der rechte Flügel der 12. Reserve-Division geriet sofort in schweres Maschinengewehr- und Infanteriefeuer von Höhe 304 und mußte ebenfalls in seine Ausgangsstellungen zurückkehren, der linke Flügel stieß vor der französischen Stellung und konnte nur an einer Stelle zeitweise in die französischen Gräben eindringen. Am Abend wurden auch alle Teile der 12. Reserve-Division in die Ausgangsstellung zurückgenommen.
Die 43. Reserve-Division arbeitete sich durch sofort einsetzendes Sperrfeuer vor, überrannte drei Gräben, blieb aber dann vor starkem und nicht zerstörten Drahthindernissen liegen, da die feindlichen Maschinengewehre nicht ausgeschaltet werden konnten.
Als General von Gallwitz am Morgen des 23. April die Meldung erhielt, daß die 43. Reserve-Division in die Gräben westlich des Toten Mannes eingedrungen sei, befahl er, den Angriff des VI. Reservekorps gegen die Gräben südlich der Termiten-Hügel an diesem zweiten Anfriffstage planmäßig durchzuführen und auf den inneren Flügeln der beiden Korps die Gräben am Hecken Grunde um 06.00 Uhr abends in gleichzeitig erfolgendem Einbruch zu stürmen. Zu diesen beiden Angriffen sollte es indessen nicht mehr kommen. Die Meldung der 43. Reserve-Division über erkämpfte Erfolge erwies sich als irrig. Die 11. bayerische Infanterie-Division meldete, daß die Flammenwerfer nicht in die Sturmstellung hätten vorgebracht werden können, weil sie im tiefen Boden stecken geblieben seien. Auch waren ihre Sturmtruppen erst teilweise in den Ausgangsstellungen eingetroffen und durch die Anstrengungen sehr mitgenommen; einige Leute waren buchstäblich im Schlamm versunken. Ähnlich lagen die Dinge bei der 12. Reserve-Division, wo die Sturmtruppen bis zu den Knien im Morast standen und völlig erschöpft waren. So mußte General von Gallwitz den Angriff mittags absagen.
Mit der Zuteilung der 4. Infanterie-Division bekam General von Gallwitz die Möglichkeit, eine frische Truppe gegen Höhe 304 einzusetzen. Am 24. April übertrug er den Angriff auf den Kopf der Höhe 304 dem XXII. Reserve-Korps, auf dessen rechtem Flügel die 4. Infanterie-Division einzusetzen war. General von Gallwitz entschied am 28. April, dass der Angriff auf Höhe 304 an drei aufeinander folgenden Tagen durchzuführen sei, nachdem sich inzwischen der Zustand der Wege und Gräben bei trockener und warmer Witterung gebessert hatte.
Der Zeitpunkt des Angriffs aber mußte trotz des Drängens der Angriffsgruppe hinausgeschoben werden, denn neben dem Ausbau der Sturmstellungen mußten weitere Übergänge über den Forges-Bach hergestellt und südlich des Baches Nahkampfmittel und Verpflegung niedergelegt werden, um bei einsetzendem französischen Sperrfeuer vom Nachschub unabhängig zu sei.
Währenddessen hatte sich seit dem 20. April am Toten Mann durch fortgesetzte französische Angriffe ein Brennpunkt heftiger Kämpfe herausgebildet, der umso unerwünschter war, als die Kampf- und Lebensbedingungen der Truppe wegen der hinter der Front entlang führenden breiten, versumpften und vom Gegner einzusehenden Forges-Niederung besonders schwierig waren. Munition und Verpflegung hatte zeitweise nur durch Tragtiere vorgebracht werden können. Da die festen Wege und Brücken über den Abschnitt völlig zerschossen waren, bat die 43. Reserve-Division für das Nachziehen der schweren Batterien um Gerät für drei schwere Kolonnenbrücken und um den Bau von Bohlenbahnen. Bei den anderen Divisionen lagen die Dinge ähnlich, es war auch dort über den Bach kaum etwas vorzubringen.
An der Höhe 304 hatte das XXII. Reserve-Korps schon am 26. April den Befehl bis zum Vogelherd übernommen. Am 3. Mai begannen um 03 Uhr nachmittags 26 schwere Batterien das Schießen gegen die Eckstützpunkte der Vorstellung. Zur Beschäftigung und Täuschung des Gegners wurden außerdem die feindlichen Gräben südlich der Termiten-Hügel sowie nach Osten bis Cumières beschossen. Die lebhaft antwortende französische Artillerie wurde mit Grünkreuz vergast. Planmäßig um 05.45 nachmittags wanderte das deutsche Feuer von der Vorstellung auf die Randstellung ab.
Die 4. Infanterie-Division und, rechts von ihr, zurückgelassene Teile der 12. Reserve-Division traten an. Eine Dichte Rauch- und Staubwolke hüllte sie ein und verbarg in den entscheidenen Minuten den Einbruch der gegnerischen Infanterie und Artillerie. Rechts drangen sie in den Vogelherd ein, weiter links überrannten sie die französische Vorstellung und stürzten sich dann gegen die Randstellung, aufgehalten im wesentlichen nur durch das Feuer der eigenen Artillerie, das noch bis 6 Uhr nachmittags auf dieser lag. Dann wurde aber auch diese Stellung im Handgranatenkampf genommen, und der Angriff bis auf den halben Hang der Höhe 304 vorgetragen. Der Angriff des linken Flügels und des gegen die Gräben im Hecken-Grund angesetzten rechten der 43. Reserve-Division war weniger durch Rauch und Staub begünstigt; die französischen Truppen zwangen ihn schon beim Antritt nieder. Somit war das Angriffsziel nur in der Mitte erreicht. Rechts war es nicht gelungen, über den Vogelherd hinaus Gelände zu gewinnen, links war sogar die gegnerische Vorstellung unbezwungen. Die stürmenden Truppen aber meinten, in breiter Front bis dicht an die Kuppe herangekommen zu sein und meldeten dementsprechend. Über 650 Gefangene wurden eingebracht.
Den nächsten Stoß plante General von Gallwitz über die Höhe 304 selbst und westlich zu führen. Zunächst sollte am 05. Mai nachmittags der nordöstliche Teil des Camard-Waldes und die Höhenkuppe 304, abends der französische Stützpunkt hart südlich der Termitenhügel an der Straße genommen werden.
Am 05. Mai um 12 Uhr mittags setzte das Feuer von 27 schweren und schwersten Batterien auf die ersten Angriffsziele ein, während die Stellungen dahinter und daben von starker schwerer und Feldartillerie beschossen wurden. Um 05.15 Uhr nachmittags gab die Artillerie den Raum zum Sturm frei. Die Sturmtruppen der 11. Reserve-Division und der 4. Infanterie-Division traten an. Am Camard-Walde gelang es nur an der Nordwestspitze, vorübergehend in den Wald einzudringen. Der Sturm gegen die Kuppe der Höhe 304 sollte nach den von vorn kommenden Meldungen die Kammlinie erreicht haben. Ein starker französischer Gegenangriff wurde abgewiesen. Elf Kompanien gruben sich während der Nacht an der Höhe ein. Weiter rechts hatte die 11. bayerische Infanterie-Division um 09 Uhr abends den Stützpunkt südlich der Termitenhügel zu nehmen. Aber seit Stunden hatte schwerstes Feuer auf ihrer Ausgangsstellung gelegen und große Verluste verursacht; fast alle zugeteilten Flammenwerfer waren zerschlagen. So kam der Angriff hier über erste Versuche nicht hinaus.
Das gegnerische Feuer auf das Angriffsfeld bei der Höhe 304 schwoll am Abend des 06. Mai zu äußerster Stärke an. Um 04.30 Uhr nachmittags hatte auch die eigene Artillerie das Feuer wieder aufgenommen. In der Nacht schwiegen nur die Mörser. Die 4. Infanterie-Division schob frische Kräfte nach vorn und ordnete sich zum Angriff. Bei Tagesanbruch des 07. Mai setzte das Wirkungsschießen aller Kaliber mit voller Wucht von neuem ein. Als dann um 08 Uhr vormittags die Infanterie vorzugehen versuchte, stellte sich heraus, daß die Beobachtung des Divisionskommandeuers vom Tage zuvor richtig gewesen, die vorderste französische Linie daher vom deutschen Artilleriefeuer gar nicht gefaßt worden war. General Freyer entschloß sich zur Wiederholung des Angriffs um 06 Uhr abends. Die jetzt endlich genauer erkannten, stark besetzten französischen Gräben wurden von 03 bis 06 Uhr nachmittags von 28 schweren Batterien und Feldartillerie der 04. Infanterie-Division unter Feuer genommen. Um 06 Uhr abends brach die Infanterie vor. Rechts drang sie in den Ostzipfel des Camard-Waldes ein und arbeitete sich schließlich bis an dessen Südrand vor. Links anschließend setzte sie sich auf der Kuppe der Höhe 304 fest.
Der für 11 Uhr vormittags angesetzte Angriff der 11. bayerischen Infanterie-Division auf den Stützpunkt südlich der Termitenhügel aber war nicht durchgeführt worden, weil die Angriffstruppe schon vorher zu starkes Feuer erhielt. Erst am 08. Mai gelang es dort, in den Stützpunkt einzubrechen und bis dicht an die Straße hervorzukommen.
Damit waren die Kämpfe um die Höhe 304 zunächst abgeschloßen. Die Kuppe war erreicht, mit einzelnen Posten überschritten, die besonders lästige französische Artillerie-Beobachtung ausgeschaltet.
Fortführung der Stellungskämpfe um Höhe 304
Gegen die Höhe 304 hatten die französischen Truppen seit dem 08. Mai eine Reihe sehr heftiger Vorstöße unternommen, ohne Vorteile zu erringen. Fast dauernd lag die Höhe unter schwerem Artilleriefeuer. In der mondhellen Nacht zum 18. Mai steigerte es sich immer mehr, gegen 04 Uhr vormittags hatte es äußerste Heftigkeit erreicht. Dann griffen die Franzosen in breiter Front mit starken Kräften an und drückte die auf den höchsten Punkt vorgeschobenen Posten der 38. Infanterie-Division auf die Hauptstellung zurück. Eigene Gegenstöße trafen auf erneute französische Angriffe. Den ganzen Tag dauerte unter ständigem Sperrfeuer beider Artillerien der Kampf an, doch gelang es nicht mehr, die höchste Kuppe wieder in die Hand zu bekommen.
Der Raum weiter westlich, in dem für diesen Tag, den 18, Mai, der Vorstoß der 54. Infanterie-Division beiderseits der Straße Haucourt – Esnes vorgesehen war, hatte die Nacht gleichfalls unter schwerem französischen Feuer gelegen. Ein französischer Angriff im Morgengrauen gegen den äußersten rechten Flügel dieser Division war zusammengebrochen. Um 02 Uhr nachmittags begann befehlsgemäß das eigene Wirkungsschießen. 19 schwere Batterien legten ihr Feuer auf die Sturmziele, andere schwere und Feldbatterien hielten die Anschluß- und die dahinter liegenden Gräben nieder. Um 05.30 Uhr nachmittags brachen die Sturmkompagnien zweier Regimenter, unterstützt von Flammenwerfern, beiderseits der Straße in die französische Stellung ein, stießen noch über die Sturmziele, den von den Franzosen besetzte Südteil des Camard-Waldes und die Stützpunkte westlich davon vor, und gruben sich ein.
Die Kämpfe im Jahr 1917
Nach gründlicher Vorbereitung führte die 5. Armee Ende Juni noch einige Unternehmungen zur Verbesserung der Stellungen vor allem bei der Maas-Gruppe West des Generals von François durch. Am 28. Juni abends erstürmten zwei Regimenter der 10. Reserve-Division des Generalleutnants Dallmer südwestlich der Höhe 304 beiderseits der Straße Haucourt – Esnes französische Gräben in 2 1/2 km Breite und in mehreren Hundert Meter Tiefe. Am 29. früh nahmen Sturmtruppen der 2. Landwehr-Division des Generals der Artillerie Franke in 300 m Breite und etwa 150 m Tiefe die französischen Gräben am Südrand des Waldes von Malancourt. Schließlich wurden am Abend des 29. am Osthang der Höhe 304 weitere Stellungen in 1000 m Breite und 150 m Tiefe genommen und mit dem tags zuvor erreichten Angriffsziel verbunden. Auch östlich davon gelang der 6. Reserve-Division eine kleinere Unternehmung. Die Gegenwirkung dauerte bis zum 02. Juli an, ohne indessen wesentliche Erfolge zu erzielen. Die Maas-Gruppe West hatte fast 900 Gefangene, 6 Minenwerfer und 19 Maschinengewehre bei einem eigenen Verlust von 1200 Mann. Die Tiefengliederung des vorderen Grabensystems war besonders bei Höhe 304 verbessert.
Am 09. Juli berichtete die 5. Armee, daß “überraschende französische Angriffe auch bei Großkämpfen an anderen Fronten unter Ausnutzung der Festung immer möglich sind und Verdun mit Sicherheit nie ruhige Front werden wird… Unterstände wie Batteriestellungen stehen so zahlreich zur Verfügung, daß Verstärkungen sehr leicht möglich sind. Verkehrswege, Lager und Munitionsdepots im Hintergelände erlauben jederzeit den Aufmarsch starker Kräfte, deren Bereitstellung zum Angriff in den Schluchten ohne mögliche Einsicht erleichtert wird, zumal die Artillerie des gesamten Festungbereiches jederzeit an beliebiger Stelle beiderseits der Maas zusammenwirken kann.”
Andererseits waren die deutschen Stellungen immer noch sehr mangelhaft, da die Fronttruppen durch Abwehr stark in Anspruch genommen und sonstige ausreichende Arbeitskräfte nicht vorhanden waren. Rückwärtige Stellungen fehlten fast ganz.
Die deutsche vordere Linie verlief westlich der Maas – für die Abwehr wenig günstig – über die Höhen 304 und Toter Mann. Mit dem breiten und meist sumpfigen Tal des Forges-Baches im Rücken konnte sie nach Ansicht der Heeresgruppe “einem Großangriff nur schwerlich standhalten.” Eine Zurücknahme der Stellung auf die Höhen nördlich des Baches hätte aber die bereits früher zurückverlegte deutsche Linie östlich der Maas gefährdet. Dazu kam der weiterhin bestehende Wunsch der obersten Heeresleitung, nach den Rückschlägen von 1916 aus moralischen Gründen “östlich der Argonnen unter keinen Umständen Gelände aufzugeben.”
Mitte Juli wurde die 29. Infanterie-Division bei Maas-West eingeschoben. Noch bevor dies beendet war, hatte sie am 17. Juli einen größeren Teilangriff französischer Truppen dicht westlich der Höhe 304 abzuwehren, bei dem die am 28. Juni gewonnenen Gräben wieder verloren gingen. Der feindliche Einbruch reichte soweit nach Norden, daß die Höhe 304 im Rücken bedroht war, die Heeresgruppe befahl daher den sofortigen Gegenangriff. Er fand am 01. August statt und brachte die Wiedereinnahme des ganzen verlorenen Geländes. Darüber hinaus nach Süden vorzustoßen hatte die Oberste Heeresleitung angesichts der Kräftelage nicht gestattet. Gegenangriffe der französischen Truppen blieben im flankierendem Maschinengewehrfeuer von Höhe 304 und vom Avocourt-Wald aus liegen. Ihre Vorbereitung durch Artillerie zeigte aber, wie schon am 17. Juli, eine starke Vermehrung der französischen Batterien, schwerste Eisenbahngeschütze griffen in einem Ausmaß wie nur vor Großangriffen ein. Nach Gefangenenaussagen war der französische Angriff Mitte August zu erwarten. Dies hatte die Heranführung weiterer Abwehrkräfte, insbesondere schwerer Artillerie zur Folge. Bei Maas-Ost war bereits am 25. Juli eine vierte Division in die Front eingeschoben worden.
Die französische Artillerie-Vorbereitung gegen die deutsche Nord-Front von Verdun begann am 10. August, flaute dann aber bei plötzlich einsetzendem Regenwetter wieder ab, um vom 13. August ab mit voller Stärke die deutschen Stellungen zwischen Avocourt und Bezonvaux zu treffen. Das von tagelangen Regen aufgeweichte Erdreich war in grundloses Trichterfeld verwandelt. Unterstände waren verschüttet, die Verbindungswege nach rückwärts einschließlich der Brücken über den Forges-Bach zerstört.
Am 20. August um 05 Uhr vormittags begannen beiderseits der Maas die französischen Angriffe, zu denen acht Divisionen und 30 Infanterie-Regimenter gegen reichlich sechs deutsche Divisionen mit nur 19 Regimentern angesetzt waren. Bei der Maasgruppe West wurde die deutsche Linie dicht westlich der Höhe 304 bis an den “Termitenhügel” (Punkt 287 südlich Malancourt) zurückgedrückt. Östlich davon drangen die französischen Truppen in den “Heckengrund” (Schlucht südlich Béthincourt) ein und versuchten von hier aus, die Höhe 304 zu umgehen, auf der die 213. Infanterie-Division alle Angriffe abweisen konnte. Sofort einsetzende Gegenstöße führten zu erbitterten Nahkämpfen, die bis in den Abend anhielten. Im Laufe des Vormittags meldete die Gruppe Maas-West, daß die Angriffe beiderseits der Höhe 304 zum Stehen gebracht seien; im Abschnitt der 6. Reserve-Division am Toten Mann wäre die Lage anscheinend kritisch. Das Armeeoberkommando zog daraufhin alle verfügbaren Kräfte der Eingreif-Divisionen, soweit sie nicht schon im Kampf standen, hinter dem Forges-Bach zusammen und befahl, diesen Abschnitt unbedingt zu halten. Das Ergebnis aller bisherigen Maßnahmen war erst um 05 Uhr nachmittags annähernd zu übersehen: Beiderseits der Höhe 304 hatten die Gegenstöße den gegnerischen Ansturm gebrochen, Geländegewinn nach vorwärts war nicht erzielt.
Am Abend des 20. August herrschte beim Armee-Oberkommando der Eindruck, daß der Gegner östlich der Maas über Anfangserfolge nicht hinausgekommen war. Westlich der Maas war der Tote Mann hingegen verloren, seine sofortige Wiedernahme kam angesichts des Fehlens frischer Kräfte nicht in Betracht. Die Höhe 304 war durch Einbrüche westlich und östlich von ihr stark gefährdet. Ihre Räumung wurde erwogen, da das ganze Gelände auch von dem jetzt in französischer Hand befindlichen Talou-Rücken einzusehen war.
Nach neuer Artillerie-Vorbereitung, die während der Nacht zum 21. August die Neuordnung der deutschen Verbände sehr erschwerte, setzten die französischen Truppen ihre Angriffe fort. Westlich der Maas scheiterten sie an der heldenmütigen Abwehr der neugebildeten Front beiderseits der Höhe 304, die selbst wiederum nicht frontal angegriffen wurde. Weiter östlich waren die Angriffe schwächer. Hier standen zwischen Béthincourt und Forges noch deutsche Sicherungen südlich des Forges-Baches, nachdem auch Regnéville nachts geräumt worden war. Die Reste der 6. Reserve-Division hatten mit Teilen der 48. Reserve-Division nördlich des Baches die Stellung “Hagen-Süd” bezogen.
Westlich der Maas begann in der Nacht zum 22. August die Räumung der Höhe 304, deren Besetzung vorgetäuscht blieb. Erst nach neuem starken Artilleriefeuer besetzten die Franzosen am 24. August das südliche Ufer des Forges-Baches.
Damit hatte die dritte große Abwehrschlacht vor Verdun im wesentlichen ihren Abschluß gefunden. Bei Maas-West beruhigte sich die Lage. Der französische Angriff hatte etwa 14.000 Mann Verluste gekostet, davon gegen 6000 Vermißte. Die französischen Truppen wollten 7500 Gefangene gemacht und 24 Geschütze erbeutet haben. Abermals war vor Verdun trotz gründlicher Abwehrvorbereitungen – soweit solche angesichts der Gesamtkräftelage überhaupt möglich waren – ein sehr ernster Rückschlag eingetreten. Der Gegner hatte mit dem Angriff vom 20. August, den man seit langem hatte kommen sehen, seine ersten Ziele im wesentlichen erreicht.
Der Name “Toter Mann” soll ursprünglich aus dem Mittelalter von einem Reisenden stammen, der sich in einem winterlichen Sturm verirrte und dort umkam.
Der Name Toter Mann steht auch für einen der am heftigsten umkämpften Höhenzüge auf dem westlichen Maasufer. Zahlreiche Schützengräben und Unterstände findet man noch in dem von Trichtern und Kratern durchzogenen Gelände. Diese Höhe, die sich hervorragend als Beobachtungspunkt und Stellung der Artillerie eignete, war Schauplatz monatelanger harter Kämpfe mit Dreck und Schlamm in armseligen Trichterstellungen.
Auf dem Parkplatz steht das bekannte “Skelett-Denkmal”. Es stammt von der 69. französischen Infanterie-Division und wurde 1922 eingeweiht. Das Skelett – Symbol für die gefallenen französischen Soldaten, dass sich aus dem Leichentuch erhebt, umfasst mit einer Hand die französische Flagge – Symbol der Nation, mit der anderen Hand schwenkt es die Fackel des Sieges. Die Inschrift lautet: “Ils n’ont pas passé” – zu deutsch: “Sie kamen nicht durch”.
Ein kleineres Denkmal aus Granit an der Wegegabelung stammt von der 40. französischen Infanterie-Division.
Lokale deutsch-französische Initiativen haben, den Behörden zum Trotz, gemeinsame Steinkreuze zur Erinnerung an die deutschen und französischen Gefallenen errichtet.
Der Rundweg der Konrad-Adenauer-Stiftung:
Folgen sie an der Wegegabelung zu Anfang des Parkplatzes dem rechten Weg. Nach wenigen hundert Metern erreichen sie eine Wegekreuzung, geradeaus drüber hinweg finden den Beginn des Rundweges. Die Tafeln wurden von der Kommunal-Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung gemeinsam mit französischen und deutschen Studierenden, sowie mit französischen Kommunalverantwortlichen erarbeitet. Sie informieren die Besucher jeweils in französischer, deutscher und englischer Sprache über die Geschichte der Schlacht von Verdun und ihre Bedeutung für die deutsch-französische Freundschaft. Dieser Weg führt durch einen wieder hergerichteten Stellungsteil über die Höhe 286 in Richtung Forges-Bach und wieder zurück. Er ist nicht länger als 45 Minuten.
Aktuelles 2021: Borkenkäferplage im Department Meuse
Durch den Klimawandel befeuert, breitet sich die Borkenkäferepidemie mittlerweile auf fast alle Fichtenwälder aus, von der Nordhälfte Frankreichs (Bourgogne-Franche-Comté, Hauts-de-France, Normandie) bis zur Auvergne Rhône-Alpes und natürlich auch in anderen mitteleuropäischen Ländern. Diese Insekten, die zwischen zwei und sieben Millimeter groß sind, kommen in unserem Ökosystem natürlich vor. Der Buchdrucker ist der Borkenkäfer, der in Fichtenwäldern, insbesondere in der Region Grand-Est, die größten Schäden anrichtet. Indem die Weibchen Gänge in das Kambium (eine dünne Schicht unter der Rinde) bohren, um dort ihre Eier abzulegen, werden Tausende von Bäumen dem Untergang geweiht.
Überall dort, wo die Epidemie zuschlägt, ist mit einer Veränderung des Landschaftsbildes zu rechnen. Abgesehen von außergewöhnlichen Einschlägen verändert das Fichtensterben auch das Erscheinungsbild des Waldes. Denn vom Borkenkäfer befallene Bäume sind leicht daran zu erkennen, dass sich die Farbe ihrer Nadeln von grün nach braun verändert und sie schließlich ganz verschwinden.
Im Jahr 2020 sind in der Region Grand Est schätzungsweise 3,3 Millionen m3 deklassiertes Holz (Anm. d. Red.: Holz, das an Wert verloren hat, von einem Insekt befallen wurde oder aus einem anderen Grund abgestorben ist) angefallen, davon 1,8 Millionen m3 Fichtenholz. Die ONF plant, den Wald von Fichten-Monokulturen hin zu Mischformen mit standortgerechten Bäumen umzustrukturieren.
Während der schweren Kämpfe östlich der Maas war seit Anfang März auch auf dem Westufer erbittert gerungen worden. Dort stand um die Jahreswende 1915/16 das VI. Reservekorps mit der 11. und 12. Reserve-Division und der zugeteilten 2. Landwehr-Division in rund 20 km messender Front, die vom Walde von Avocourt zunächst um fünf Kilometer bis nördlich des Forges-Grundes zurücksprang und dann erst nach Osten zur Maas verlief.
Am 24. Februar – 3 Tage nach dem Angriff auf Verdun – schien sich die Oberste Heeresleitung mit dem Gedanken des Angriffs auf dem Westufer vertraut zu machen. Am 28. Februar hatte sich General von Falkenhayn doch zur Freigabe von Kräften zum Angriff auf das Westufer entschlossen.
Die letzten Tage waren an der Front ruhig verlaufen, nur zeitweise war das Artilleriefeuer aufgelebt.
März 1916
An der Maas hatten Pioniere des VII. Reservekorps Laufstege des den Fluß östlich begleitenden Kanals bereitgelegt und für den späteren Stromübergang zahlreiche Pontons und Kähne bis an das feindseitige Kanalufer vorgebracht. Das mit dem Übergang beauftrage Regiment der 77. Infanterie-Brigade hatte seine Sturmkompagnien noch bei Dunkelheit an den Kanal vorgeschoben. Dunstig und trübe zog der Morgen des 06. März auf. Zeitweise fiel Schnee. Die Sicht war schlecht. Planmäßig um 08 Uhr vormittags begann das Wirkungsschießen der Artillerie. Wenige Minuten vor 12 Uhr mittags erhob sich die Infanterie zum Sturm aus den Gräben der 12. und 22. Reserve-Division, Teile der 77. Infanterie-Brigade begannen den Kanal zu überschreiten.
Die Regimenter der 12. und 22. Reserve-Division überrannten die französischen Gräben und brachen im Dorf Forges erbitterten Widerstand. Sie wurden dabei von einem auf nächste Entfernung heranfahrenden österreichischem Panzerzug unterstützt. Bald hatten die inneren Flügel beider Divisionen das Wäldchen südlich von Forges erreicht. Die über den Fluß gesetzten Teile schlossen sich dem linken Flügel der 22. Reserve-Division an oder wandten sich gegen Regnéville, das eingeschlossen wurde, aber erst am 07. März morgens fiel. Der Sturm gegen Höhe 265 erlitt eine Unterbrechung. Auf die irrtümliche Meldung von der Wegnahme der Höhe löste sich das eigene Artilleriefeuer von den dortigen Gräben. Die dadurch zu Atem kommende starke französische Besetzung zwang den deutschen Angriff nieder. Erst nach längerer Zeit klärte sich die Lage. Als dann von 05.40 Uhr nachmittags an das Feuer zahlreicher Batterien auf die zu einem starken Stützpunkt ausgebaute Höhe vereinigt war, gelang bald nach 06 Uhr abends Teilen der 22. Reserve-Division und der 77. Infanterie-Brigade der Sturm. Die hereinbrechende Dunkelheit verhinderte das Weitertragen des Angriffs. Auf seinem rechten Flügel hatte unterdessen die 12. Reserve-Division und Teile der 11. schon um 04 Uhr nachmittags die französischen Gräben bis zur Mühle Raffécourt genommen.
Der erste Angriffstag auf dem Westufer der Maas hatte den deutschen Truppen 10 Geschütze, einige Maschinengewehre und mehr als 1000 Gefangene gebracht. Am Morgen des 07. März wurde bei abermals sehr schlechter Sicht das Artilleriefeuer befehlsgemäß wieder eröffnet. Um 12 Uhr mittags trat die Infanterie an. In zum Teil schweren Kämpfen arbeitete sich die 22. Reserve-Division durch den kleinen Cumières-Wald vor und erreichte bald nach 01 Uhr dessen Südrand. Vom Raben-Wald aber konnte nur der östliche Teil genommen werden. Nördlich anschließend drangen die 12. und 11. Reserve-Division noch über die befohlenen Linie hinaus vor.
Das anfänglich schnelle Vorwärtskommen der 22. Reserve-Division veranlaßte das Oberkommando, dem VI. Reservekorps die Wegnahme auch der Höhe Toter Mann, des Waldstückes Les Caurettes und des Dorfes Cumières in Erwägung zu stellen. General von Goßler entschloß sich zur Weiterführung des Angriffs. Er nahm dabei an, daß der ganze Rabenwald in deutscher Hand sei. Gegen 2 Uhr nachmittags befahl er für 04.30 Uhr nachmittags den Sturm gegen das ausgedehnte Grabensystem auf dem Nordhange des Toten Mannes. Das gesamte Artilleriefeuer wurde vereinigt. Auf die Nordkuppe (285), in das Caurettes-Wäldchen und nach Cumières sollten nur Posten vorgeschoben werden. Zum Infanterieangriff aber kam es nicht mehr. In den zerschossenen Wäldern waren die Truppen im Kampfe durcheinandergeraten; starkes französisches Artilleriefeuer verursachte schwere Verluste. Die Nachrichtenverbindungen waren größtenteils zerstört. Der Sturmbefehl traf daher um Stunden verspätet ein. Inzwischen kündigten sich schon Gegenstöße der Franzosen an; von 06 Uhr nachmittags ab rannten die Franzosen vom Süden her mehrmals gegen den kleinen Cumières-Wald an. Ihre Angriffe wurden abgeschlagen.
Die nächsten Tage galtem dem Kampf um die Nordkuppe des Toten Mannes. Für den 08. März hatte das VI. Reservekorps erneut den Sturm befohlen. Von 08 Uhr vormittags ab sollte die Artillerie die französische Stellung sturmreif schießen. Aber schon vorher lag auf dem Südrand des Raben- und kleinen Cumières-Waldes Trommelfeuer, wenig später griffen starke französische Kräfte vom Toten Mann und Les Caurettes an. Südwestlich von Chattancourt stand eine lange feuernde Artillerielinie. Das VI. Reservekorps stellte darauf seine gesamte Artillerie auf Abwehr um, Batterien des VII. Reservekorps beschossen den Gegner flankierend. Die 22. Reserve-Division aber war durch die Kämpfe bereits starkt geschwächt. Um das Festhalten des bisher Gewonnenen zu gewährleisten, und weil es zur Zeit ausgeschlossen schien, die Stellungen des Toten Mannes sturmreif zu schießen, wurde der Angriff abgesagt.
Der 12. Reserve-Division wurde befohlen, die ihrem linken Flügel unmittelbar gegenüberliegende nördlichste Linie des französischen Grabensystems zu nehmen. Als dann um 07 Uhr abends die 12. Reserve-Division beim Angriff gegen die Nordfront der Toten-Mann-Stellung Flankenfeuer aus dem Rabenwald erhielt, erfuhr das Generalkomando, dass dessen Westteil noch in französischer Hand war. Trotzdem gewann die 12. Reserve-Division die befohlene Linie, die 11. Reserve-Division säuberte die Gräben nördlich und nordwestlich von Béthincourt. Über 250 Gefangene und 2 Geschütze wurden abgeliefert. Die 22. Reserve-Division sollte am darauffolgenden Tage bis 11.00 Uhr vormittags den Westrand des Rabenwaldes säubern.
Die Division arbeitete sich am 09. März in erbitterten Kämpfen vor, ohne das es gelang, den Wald völlig zu nehmen. Weiter westlich scheiterte ein Angriff, den Teile der 11. Reserve-Division von Norden und Osten auf Bézhincourt führten. Ohne den Besitz dieses Dorfes und des gesamten Raben-Waldes schien aber der für den folgenden Tag vorgesehene Sturm auf den Toten Mann nicht durchführbar.
Clever Weg mit Blick auf Toter Mann und auf den Hohen Gänserücken
Die 22. Reserve-Division, die noch bis gegen Mitternacht im Raben-Wald gekämpft hatte, trat am 10. März morgens, unterstützt von Teilen der 12. Reserve-Division, von neuem zur Säuberung des Rabenwaldes an. In Unterständen und festen Stützpunkten wehrte sich hartnäckig der über Nacht verstärkte Gegner, nach späteren Gefangenenaussagen 4 Bataillone. In erbittertem Kampf wurde er bis mittag geworfen. Die Division grub sich am Waldrande ein. Französische Gegenangriffe wurden abgewehrt. Der Angriff der 11. Reserve-Division auf Béthincourt wurde nicht erneuert.
Die eigenen Verluste waren schwer gewesen. Seit den ersten Tagen des März hatten die drei am Angriff beteiligten Divisionen und das über die Maas vorbrechende Regiment der 77. Infanterie-Brigade fast 6400 Mann verloren, davon die 22. Reserve-Division fast 4000 Mann.
Am 12. März befahl General von Goßler den Angriff auf die Nordkuppe des Toten Mannes. Dabei war bedeutsam, daß zwar eine Vorstellung nördlich der Kuppe genommen war, daß jedoch seit dem 08. März neue französische Stellungen auf der Nordkuppe selbst und auf der Caurettes-Höhe entstanden und ein neuer Artillerie-Aufmarsch vom Hessen-Wald über Montzéville bis zum Borrus-Wald erkannt war. Am 14. März, gegen 12 Uhr mittags, begannen bei guter Sicht 15 schwere Batterien das Wirkungsschießen gegen die Nordkuppe des Toten Mannes. Um 04 Uhr nachmittags brach die Infanterie vor, bis 05 Uhr nachmittags war die 12. Reserve-Division, zusammen mit Teilen der 22. Reserve-Division, im Besitz aller Gräben vor der Nordkuppe und dieser selbst. Auch Batterieanlagen südwestlich der Nordkuppe und südlich des Raben-Waldes wurden genommen. 1050 Mann wurden gefangen abgeführt. Im Gegenstoß vorgehende französische Reserven blieben im Sperrfeuer der Artillerie liegen. Das gesteckte Ziel war erreicht. In bewußter Beschränkung hatte die Führung von vorherein auf den Besitz der südlichen Kuppe verzichtet.
Die Festsetzung der 12. Reserve-Division auf dem Toten Mann bedeutete eine ernste Gefährung aller französischen Stellungen zwischen dieser Höhe und dem Wald von Avocourt, die nun von drei Seiten umschlossen und eingesehen waren. Die französische Führung mußte alles dran setzen, um den Toten Mann wieder zu gewinnen. In der Nacht und am 16. März folgten französische Teilangriffe gegen die Nordkuppe, die vorübergehend den höchsten Punkt erreichten, aber schließlich sämtlich abgewiesen wurden.
April 1916
Am 06. April befahl General von Gallwitz auf der ganzen Front des Westufers einheitlich anzugreifen. Dem ersten Angriff auf breiter Front auf dem Westufer sah der Chef des Generalstabs des Feldheeres, General von Falkenhayn, mit besonderen Erwartungen entgegen. Er erschien am 9. April persönlich bei General von Gallwitz und beobachtete später die Kämpfe aus den Wäldern von Consenvoye und Haumont. Nach ruhiger Nacht begann um 09.15 Uhr das Wirkungsschießen.
Beim VI. Reservekorps kamen die Angriffsversuche der 11. Reserve-Division und der 11. bayerischen Infanterie-Division, deren Truppen durch die vorhergegangenen Kämpfe bereits erschöpft waren, am 09. April über erste Anfänge nicht hinaus. Die Verluste betrugen über 200 Mann.
Auch beim XXII. Reservekorps blieb bei Bethincourt das Ergebnis zunächst hinter den Erwartungen zurück. Unter Abriegelung des Dorfes sollten südlich des Forges-Baches die Wiesenburg von Osten, die Bärentatze von Norden genommen werden. Einige Maschinengewehre und Gefangene wurden erbeutet. Die eigenen Verluste betrugen wenig über 150 Mann. Auch das Dorf Bethincourt selbst wurde aus eigenem Entschluss der Truppe genommen. Rund 550 Gefangene, einige Maschinengewehre, zwei Revolverkanonen zählte dort die Beute. Für den Angriff von Norden gegen die Bärentatze hatte die 12. Reserve-Division zwei von rückwärts anmarschierende völlig frische Bataillone der 43. Reserve-Division bestimmt. Da diesen aber Zeit zur Erkundung und Vorbereitung gefehlt hatte, gelang es ihnen erst nach Einbruch der Dunkelheit den Forges-Bach zu überschreiten und schließlich am 10. April mittags nach nochmaliger zweistündiger Artillerie-Vorbereitung die Bärentatze zu nehmen.
Beim Angriff auf den Toten Mann und östlich davon zerflatterte die Artillerie- und Minenwerferwirkung, weil man nur von einigen wenigen Grabenteilen Einblick in die französischen Stellungen hatte. Die französischen Grabenbesatzungen wurden nicht erschüttert, die Maschinengewehre nicht ausgeschaltet und besonders die mit allem Nachdruck ausgebauten Drahthindernisse nicht zerstört. Auch waren die Franzosen, wie sich später herausstellte, durch zwei Überläufer über den bevorstehenden Angriff genau unterrichtet. Als die Sturmtruppen um 01.15 Uhr nachmittags antraten, setzte sofort vernichtendes Infanterie- und Maschinengewehrfeuer von vorn und den Flanken ein. Nur Teilen glückte es, in die französischen Stellungen einzudringen. Auf dem Toten Mann war schließlich der vorderste französische Graben im Sattel zwischen den beiden Kuppen in der Hand hier eingesetzter Teile der 12. Reserve-Division, doch hielt sich noch hartnäckig ein von starkem Hindernis umgebenes französisches Blockhaus. Weiter östlich war es der Infanterie nur an einzelnen Stellen gelungen einzubrechen. Der Erfolg des mit großem Schneid durchgeführten Angriffs war somit recht gering und konnte an vielen Stellen nicht einmal festgehalten werden, weil die am gegnerischen Hindernis liegenden Gruppen nachts wieder zurückgingen.
Im Rabenwald
Östlich des Toten Mannes ging der Angriff am 10. April weiter. Nach sorgfältiger Vorbereitung brachen um 10 Uhr abends Sturmtrupps mit Handgranaten und Flammenwerfern vor, die Artillerie riegelte die französischen Gräben ab, und nach kurzer Gegenwehr waren die beiden vorderen Gräben nordwestlich Les Caurettes durchlaufend in deutscher Hand. Weiter westlich wurde der Graben hart östlich des Toten Mannes in heftigen Handgranatenkämpfen am frühen Morgen des 11. April ebenfalls genommen.
Die weiteren Angriffsabsichten sahen vor, daß das französische Grabensystem östlich des Toten Mannes, Les Caurettes und Cumières allmählich abgeschnürt und von Westen eingedrückt werden sollte.
Am 21. April meldete jedoch General von Goßler, daß auch bei der 11. und 12. Reserve-Division die Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften des alten Stammes körperlich und seelisch überanstrengt seien. Allgemein hatten sie außer unter dem gegnerischen Feuer auch durch die andauernd nasse Witterung schwer zu leiden. Die Leute standen in den Gräben teilweise bis zu den Knien im Wasser und Schlamm, der Gesundheitszustand verschlechterte sich um so mehr, als es nicht möglich war, warme Kost nach vorne zu bringen.
Als am 18. April bei schon aufgeweichtem Boden Sturm und Regen anhielten, mußte General von Gallwitz den Sturm um einige Tage hinausschieben. Am 20. April, einem endlich trockenen Tage, lagen nachmittags der Tote Mann, der Raben- und Cumières-Wald unter heftigem französischen Feuer, der Forges-Grund unter Gas-Granaten. Nach stärkster Feuersteigerung brachen die französischen Truppen gegen die 43. Reserve-Division und den rechten Flügel der 22. Reserve-Division in dichten Wellen vor. An den meisten Stellen wurde er in schwerem Kampfe abgeschlagen, an einigen drang er ein. Auch auf der Vorkuppe selbst setzte er sich fest. Seine Artillerie, besonders im Borrus-Walde, schien wesentlich verstärkt. Am 21. steigerte sich ihr Feuer gegen die ganze Front der Gruppe. Um 05 Uhr nachmittags setzte Trommelfeuer auf die 43. Reserve-Division ein. In Vorbereitung der Abwehr wurden Ansammlungen westlich und südlich des Toten Mannes bis südlich von Les Caurettes unter Vernichtungsfeuer genommen. Zweimal versuchten die französischen Truppen gegen die ganze Front der Division vorzukommen, blieben aber im Artilleriefeuer liegen. Auch bei einem dritten Anlauf um 08 Uhr abends wurden sie unter schweren Verlusten abgewiesen.
Nach dem 20. April hatte sich am Toten Mann durch fortgesetzte französische Angriffe ein Brennpunkt heftiger Kämpfe herausgebildet, der um so unerwünschter war, als die Kampf- und Lebensbedingungen der Truppe wegen der hinter der Front entlang führenden breiten, versumpften und vom Gegner einzusehenden Forges-Niederung besonders schwierig waren. Munition und Verpflegung hatten zeitweise nur durch Tragetiere vorgebracht werden können. Da die festen Wege und Brücken über den Abschnitt völlig zerschossen waren, bat die 43. Reserve-Division für das Nachziehen der schweren Batterien um Gerät für drei schwere Kolonnenbrücken und um den Bau von Bohlenbahnen. Bei den anderen Divisionen lagen die Dinge ähnlich; es war auch dort über den Bach kaum etwas vorzubringen.
In der Nacht zum 24. April stieß starke französische Infanterie östlich des Toten Mannes gegen die deutschen Linien vor. Südlich des Rabenwaldes drang sie in etwa 200m Breite in die völlig zerschossene deutsche Stellung ein. Ein Gegenangriff am Abend führte nur zur Rückeroberung eines besonders festen Betonblocks. So blieb die deutsche Truppe hinter den Kamm zurückgedrückt. Nach weiteren vergeblichen Vorstößen führte der Gegner am 28. April abends nach äußerster Steigerung seines Artilleriefeuers mehrere Angriffe in zahlreichen Wellen gegen die noch auf der Nordkuppe des Toten Mannes haltenden Posten der 43. Reserve-Division und östlich, wo tags zuvor die 44. Reserve-Division den Befehl über ihre inzwischen eingeschobenen Truppen übernommen hatte. Doch kam er nicht vorwärts. Bei einer Wiederholung am 29. April abends wurde nach den Meldungen der Infanterie die Nordkuppe selbst gehalten, doch gingen auf ihrem Osthang einige Gräben verloren. In nächtlichem Gegenangriff gelang es Teilen beider Divisionen, wieder Boden zu gewinnen, doch erhielt die Führung den Eindruck, daß die Nordkuppe verloren sei. Das Oberkommando befahl die sofortige Rückeroberung; nur der volle Besitz der Kuppe verhindere die gegnerische Beobachtung. Nach tagsüber andauernden Handgranatenkämpfen und schwerem französischen Feuer setzte um 05 Uhr nachmittags das Wirkungsschießen der deutschen Artillerie ein. Um 07.30 abends brachen die Sturmtrupps der 43. Reserve-Division mit Falmmenwerfern über die Nordkuppe selbst vor, die der 44. Reserve-Division gegen die verlorengegangenen Gräben. Erstere kamen hart südlich der Kuppe vor unzerstörte französische Hindernisse, konnten sich aber dort nicht halten. Beim Abschluß der Kämpfe befand sich die Nordkuppe in der Hand des Gegners, auch die Trupps der 44. Reserve-Division waren über den Höhenrand nicht vorgekommen. Die 22. Reserve-Division hatte das am 09. April genommene Grabenstück nordwestlich von Cumières am 29. April ebenfalls aufgeben müssen. Somit war nicht nur der Gewinn des 09. – 11. April, sondern auch die Nordkuppe des Toten Mannes verloren gegangen. In den Tagen vom 21. – 30. April hatte die Angriffsgruppe wieder rund 5000 Mann verloren.
Mai 1916
Am Toten Mann gingen die Kämpfe weiter. Am 10. Mai nachmittags war ein von den Franzosen nach starkem Artilleriefeuer am Westhang vorgetragener Angriff im deutschen Maschinengewehrfeuer zusammengebrochen. Für den erneuten Angriff am Toten Mann begann am 19. Mai planmäßig um 12 Uhr mittags das Feuer von 44 schweren Batterien auf die rückwärtige französische Stellung zwischen der Höhe 304 und Chattancourt und gegen die Gräben südlich des Toten Mannes. Von 06 Uhr abends ab legte sich auf diese Ziele starkes Dauerfeuer der Feldartillerie, um Wiederherstellungsarbeiten und Verkehr zu verhindern, in der Nacht abgeläst durch ein neues Verfahren mit Gasmunition, von 01.30 bis 02 Uhr morgens überschütteten 22 Feldkanonen-Batterien die Stellung mit 13.000 Grünkreuz-Granaten, andere gleichzeitig mit Splittermunition. Die schwere Artillerie hatte ihr Feuer von 06 Uhr abends bis zur Dämmerung gegen die Sturmziele des Toten Mannes und westlich verlegt und setzte es mit den Haubitzen auch die Nacht hindurch fort. Am 20. Mai bei Tagesabruch nahm sie es mit aller Stärke gegen die gleichen Ziele wieder auf und zog es von 10 Uhr vormittags ab auf die vorderste Linie zusammen. Der Gegner erwiderte heftig. Von 01 Uhr nachmittags ab schlugen auch noch die Langgranaten zweier 30,5 cm Mörser-Batterien auf der Südkuppe des Toten Mannes ein. Gegen die Anlagen auf der Nordkuppe und die Randstellung südlich des Raben-Waldes schossen seit dem Vormittage 16 Minenwerfer im ganzen etwa 1600 Wurfminen. In weiten Bogen um die Angriffsziele legten sich zahlreiche Feldbatterien, die beim Sturm und später bei Gegenangriffen das Kampffeld durch rollendes Feuer völlig abschließen sollte. Zur Niederhaltung der französischen Artillerie standen weitere Feld- und schwere Batterien zur Verfügung. Zur Ablenkung begann um 10 Uhr vormittags auch im Abschnitt des Generals Franke starkes Feuer auf die französischen Linien im Walde von Avocourt, dass sich allmählich zum Trommelfeuer steigerte.
Um 04 Uhr nachmittags trat die Infanterie der 43. und 44. Reserve-Division zum Sturm auf den Toten Mann an und brach in die gegnerischen Linien ein. Wo sich noch Widerstand regte, besonders auf der Nordkuppe, wurde er mit Handgranaten und mit Unterstützung von Pionieren und Flammenwerfern gebrochen. Vorübergehend durch das Feuer der eigenen Artillerie aufgehalten, stieß die Infanterie über beide Kuppen, rechts bis in die Mulde südwestlich davon vor. In einem zweiten Stoß um 07.30 Uhr abends drängte der rechte Flügel die Franzosen im Heckengrund zurück. Vor die eroberte Stellung legte sich die ganze Nacht über ein Feuerkranz der Artillerie.
Am 21. Mai hatten französische Truppen dreimal heftige, aber vergebliche Angriffe aus Chattancourt und westlich geführt. Am 22. Mai um 06 Uhr abends begannen 22 schwere Batterien die Gräben südlich des Toten Mannes bis zum Nordrand von Chattancourt in ruhigem Feuer zu zerstören. Um 09 Uhr abends legte sich die Feldartillerie auf all diese Ziele, um für die ganze Dauer der Gefechtshandlung darauf zu bleiben. Nachdem in der Nacht zum 23. Mai mehrere französische Vorstöße südlich des Toten Mannes im wesentlichen abgewiesen worden waren, setzte um 09 Uhr vormittags das Wirkungsschießen von 28 schweren Batterien ein, zunächst auf Cumières und die Stellungen nordwestlich davon, die späteren Sturmziele der 22. Reserve-Division, während sich 25 schwere Batterien auf die rückwärtigen Gräben legten. Um 02 Uhr nachmittags schwenkte das Feuer um. Auf den vorderen Linien südlich des Raben und Cumières-Waldes, der sogenannten Randstellung, bis einschließlich Cumières blieben 12 schwere Batterien und einige Minenwerfer liegen, 33 schwere Batterien wandten sich gegen Caurettes-Höhe und -wäldchen. Starke gegnerische Ansammlungen südlich des Toten Mannes wurden rechtzeitig erkannt und niedergehalten. Um 07.30 Uhr abends trat die erste Sturmgruppe der 44. Reserve-Division an. Inzwischen hatte sich aber das französische Artilleriefeuer, das schon seit Tagen auf den neuen Stellungen am Toten Mann lag, von Mittag an zu äußerster Heftigkeit gesteigert. Keine Bewegung auf dem zur französischen Seite abfallenden Hang konnte ihnen entgehen. Schon während sich die zum Vorgehen gegen die Caurettes-Höhe bestimmten vier Bataillone zum Sturm zurechtschoben, hatten sie schwere Verluste erlitten. Alle vier Bataillonskommandeure waren ausgefallen. Als die Angriffswellen vorstürzten, setzte schlagartig nicht nur das gegnerische Artillerie-Sperrfeuer ein, sondern von links her flankierend auch stärkstes Maschinengewehrfeuer aus der Randstellung südlich des Raben- und Cumières-Waldes, wo sich französische Kräfte in festen Betonunterständen hielten, die aus der deutschen Stellung nicht zu erkennen und zu bekämpfen gewesen waren. Der Angriff brach unter schweren Verlusten nieder. Auch der Stoß der rechten Angriffsgruppe um 09 Uhr abends blieb liegen, obgleich sieben Mörser-Batterien seit 07.30 Uhr abends die Sturmziele beschossen hatten.
Der Sturm auf Cumières verlief glücklicher. Bald nach dem Sturmbeginn bei der 44. Reserve-Division war das Feuer der schweren Artillerie in gleicher Stärke wie schon am Vormittag wieder auf die Sturmziele der 22. Reserve-Division umgeschwenkt. Am 24. Mai um 03.30 Uhr morgens brachen die Sturmtrupps vor. Rechts, am steilen Hange südlich des Cumières-Waldes, hatten die Unterstände nicht ausreichend gefasst werden können. Die Stürmenden drangen an einzelnen Stellen trotzdem ein, mußten aber schließlich zurück, da die rückwärtigen Angriffswellen durch das sofort einsetzende französischen Sperrfeuer nicht folgen konnten. Weiter westlich jedoch brachen die vier Angriffsbataillone von Norden, Osten und Südosten – hier hatten schwache Teile der Division über die Maas bei Champ ausgeholt – in Cumières ein. In schwerem Kampf, von Flammenwerfern unterstützt, wurde der Ort genommen. Mehr als 300 Mann wurden gefangen abgeführt.
Die Wegnahme der Randstellung südlich des Rabenwaldes wurde auf den 28. Mai 1916 festgelegt.
Am 25. Mai um 09 Uhr vormittags setzte bei ausgezeichneter Beobachtung das Feuer von sieben schweren und vier leichten Steilfeuerbatterien gegen die Randstellung südlich des Rabenwaldes ein. Ununterbrochen dauerte es die nächsten Tage an.
Am 26. Mai nachmittags wurde Cumières von französischen Truppen mit größter Heftigkeit beschossen. In der Nacht zum 27. griffen sie das Dorf von Süden und Westen erbittert an und drangen in den Südteil ein. Sie wurden wieder hinaus geworfen. Eine Wiederholung des Angriffs am späten Abend dieses Tages scheiterte, ebenso wie französische Versuche, südlich des Toten Mannes Boden zu gewinnen. Seit dem Morgen des 29. Mai regnete es in Strömen, die Artillerie konnte sich nicht einschießen, sogar das Zerstörungsschießen gegen die Randstellung hatte sie vorübergehend unterbrechen müssen.
Die Kampfverhätnisse wurden bis zum 29. Mai nicht günstiger. Durch das andauernde schwere feindliche Feuer schmolzen die Kampftruppen zusammen, die Mannschaften waren infolge übermenschlicher, dauernder Anspannung der Nerven, durch blutige Verluste und viele Verschüttungen völlig erschöpft. Trotz aller mit Nachdruck betriebenen Maßnahmen blieb der Nachschub an Verpflegung, Munition und Pioniermaterial zum Stellungsausbau unzureichend, da die Zugangswege nur in kurzen unregelmäßigen Feuerpausen benutzbar waren. Gewehre und Maschinengewehre wurden zerschlagen, litten besonders auch durch Steinsplitter und Staub; bei einem der vorwärts des Toten Mannes eingesetzten Regimenter waren am 25. Mai von 18 Maschinengewehren nur noch drei verwendungsfähig in der Front. Die in den ersten Nächten nach dem 20. Mai in harter Arbeit geschaffenen vordersten Gräben waren durch das feindliche Feuer wieder eingeebnet, Unterstände und Hindernisse nirgends vorhanden, die Verbindungsgräben nach rückwärts verschüttet. Zum Ausbau standen keine Kräfte zur Verfügung, die vorhandenen mußten zum Halten der Stellung eingesetzt werden. Ähnliche Kampfbedingungen bestanden gewiß auch an manchen anderen Stellungen der Kampffront vor Verdun. Am Toten Mann aber wurden sie als besonders schwer empfunden.
Stellung am Toten Mann
Am 28. Mai hatten die Hänge des Toten Mannes und Cumières wieder unter zeitweise anschwellendem gegnerischem Feuer gelegen. Das eigene Zerstörungsschießen gegen die Randstellung südlich des Raben-Waldes war zunächst wie bisher fortgesetzt worden. Von 06 bis 09 Uhr abends steigerte es sich zu äußerster Kraft. Während der Nacht dauerte das Feuer abgeschwächt an. Am 29. Mai um 03.40 Uhr morgends trat die linke Angriffgruppe der 44. Reserve-Division (10 Kompagnien) gegen die Randstellung an. Es gelang zunächst nur, in der Mitte einzudringen. Im Laufe des Vormittags aber glückte es, in erbitterten Grabenkämpfen unter Mitwirkung von Flammenwerfern die französische Stellung nach beiden Seiten aufzurollen. Einige Hundert Gefangene wurden gemacht. Von 09 Uhr vormittags ab legten einige Mörser-Batterien ihr Feuer auf die Caurettes-Höhe, doch schien ein Sturm vorläufig nicht möglich. Um 08.50 Uhr abends brachen die Sturm-Bataillone des rechten Flügels der 44. Reserve-Division, die tagsüber bereits schwere Verluste erlitten haben, von Westen gegen die Caurettes-Höhe vor, überrannten fast ohne Verluste die französischen Linien und nahmen die Höhe voll in Besitz. Die Sturmtruppen der 22. Reserve-Division traten zur gleichen Zeit an, nahmen die Gräben nordöstlich des Caurettes-Wäldchens und drangen auch in dieses ein. Schließlich ging es auf der ganzen Front weiter. Bei Abschluß der Kämpfe war die Linie zwischen dem Südhang des Toten Mannes und dem Südrande von Cumières geschlossen. Rund 1350 Mann waren gefangen, 12 Maschinengewehre und eine lange 14 cm Kanone erbeutet. Der Angreifer hatte an 850 Mann verloren.
Am 30. Mai säuberte die 22. Reserve-Division noch die südlich von Cumières gelegenen Hecken und Büsche und machte fast 100 Gefangene. Somit verlief der Tag bei schlechter Sicht ruhig; der Ausbau der Stellung begann.
Lagerbereich im Rabenwald
Der August 1917
Bereits ab dem 17. Juli 1917 zeigte sich auf dem westlichen Maasufer ein vermehrter Einsatz der französischen Artillerie. Nach Gefangenenaussagen war ein französischer Angriff ab Mitte August zu erwarten.
Die französische Artillerie-Vorbereitung gegen die deutsche Nordfront von Verdun begann am 10. August, flaute dann aber bei plötzlich einsetzendem Regenwetter wieder ab, um vom 13. August ab mit voller Stärke die deutschen Stellungen zwischen Avocourt und Bezonvaux zu treffen.
Das französische Artilleriefeuer – nach dem 18. August zu Trommelfeuer ansteigend – ging weiter. Tag für Tag in unverminderter Stärke anhaltend, verbunden mit Vergasung der Schluchten und Täler sowie Fernfeuer auf rückwärtige Lager und Ortschaften, hatte es allen Anlagen, besonders dem vorderen Stellungssystem, stark zugesetzt. Das von tagelangem Regen aufgeweichte Erdreich war in grundloses Trichterfeld verwandelt. Unterstände waren verschüttet, die Verbindungswege nach rückwärts einschließlich der Brücken über den Forges-Bach zerstört. Besonders schwer lag das Feuer auf dem Abschnitt der 6. Reserve-Division in der Gegend der großen Tunnels unter dem Toten Mann, wo bei zunehmender Ansammlung von Verwundeten und Gaskranken das Äußerste getan werden mußte, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Trotz schwerster Verluste versahen die Posten der vorderen Linie, zum Teil tagelang ohne warme Verpflegung und fast dauernd in verschlammten Trichtern dem französischen Artilleriefeuer ausgesetzt, ihren Dienst. Die deutsche Artillerie antwortete mit Vernichtungsfeuer auf alle Bereitstellungsräume, Truppenansammlungen und wichtige Punkte des Hinterlandes.
Die Runkelbrücke über den Forges-Bach
Am 20. August um 05 Uhr vormittags begannen beiderseits der Maas die französischen Angriffe, zu denen acht Divisionen mit 30 Infanterie-Regimentern gegen reichlich sechs deutsche Divisionen mit nur 19 Regimentern angesetzt waren. 2150 Geschütze, also fast die doppelte Übermacht, hatten den Angriff vorbereitet.
Östlich der Höhe 304 drangen die französischen Truppen in den Heckengrund ein und versuchten diese zu umgehen. In Richtung Toter Mann wurde die im Mai aus dem Osten herangeführte 6. Reserve-Division überrannt. In den Mittagsstunden war der Nordhang des Toten Mannes in den Händen der französischen Truppen. Marrokanische Kolonialtruppen drangen von Cumières aus im Schutze des steil abfallenden Hohen Gänserückens längs der Straße nach Forges vor, wo sie an der Höhe 205 von sich tapfer wehrenden Landsturm-Truppen aufgehalten wurden.
Die höheren deutschen Kommandostellen konnten sich über die Ereignisse zunächst nur an der Hand von Lichtsignal- und Fliegermeldungen ein ungefähres Bild machen, da alle Fernsprechkabel zerstört waren. Brieftauben und Meldehunde waren meist gasvergiftet, Fernbeobachtung durch Nebel und Rauch stark behindert. Gegen 10 Uhr vormittags meldete die Gruppe Maas-West, daß die Angriffe beiderseits der Höhe 304 zum Stehen gebracht seien; im Abschnitt der 6. Reserve-Division am Toten Mann wäre die Lage anscheinend kritisch. Das Armee Oberkommando zog daraufhin alle verfügbaren Kräfte der Eingreif Divisionen, soweit sie nicht schon im Kampf standen, hinter dem Forges-Bach zusammen und befahl, diesen Abschnitt unbedingt zu halten. Das Ergebnis aller bisherigen Maßnahmen war erst um 05 Uhr nachmittags zu übersehen: Beiderseits der Höhe 304 hatten die Gegenstöße den gegnerischen Sturm gebrochen, Geländegewinn nach vorwärts war aber nicht erzielt. Am Toten Mann hatten alle Gegenangriffe keine Entlastung bringen können, da sich der Gegner am Nordhang bereits eingenistet hatte. Nach neuer Artillerievorbereitung, die während der Nacht zum 21. August die Neuordnung der deutschen Verbände sehr erschwerte, setzten die französischen Truppen am Morgen ihre Angriffe fort. Westlich der Maas scheiterten sie an der heldenmütigen Abwehr der neugebildeten Front beiderseits der Höhe 304, die selbst wiederum nicht frontal angegriffen wurde. Weiter östlich waren die Angriffe schwächer. Hier standen zwischen Béthincourt und Forges noch deutsche Sicherungen südlich des Forges-Baches, nachdem auch Regnéville nachts geräumt worden war. Die Reste der 6. Reserve-Division hatten mit Teilen der 48. Reserve-Division nördlich des Baches die Stellung Hagen Süd bezogen. Weiter südlich wurde erbittert um die Tunnel gekämpft, deren Besatzungen abends zur Übergabe gezwungen wurden.
Minieren auf dem Gänserücken
Angesichts der Entwicklung der Lage hatte General von Gallwitz 10.15 Uhr vormittags befohlen, auf dem Westufer die Hagen-Süd-Stellung als neue Hauptverteidigungslinie zu besetzen und das Nordufer des Forges-Baches mit Vorposten zu halten. Hiermit war jedoch die Heeresgruppe nicht einverstanden; um 10.50 Uhr vormittags empfahl sie das Gelände südlich des Forges-Baches nicht sofort zu räumen, da es “sonst eine verlorene Schlacht” sei. Dieser Auffassung war auch die oberste Heeresleitung, die sich nur schwer von der Notwendigkeit der von General von Gallwitz getroffen Maßnahme überzeugen ließ. General Ludendorff willigte schließlich ein, betonte aber, daß für die Truppen der “Eindruck des freiwilligen Rückzuges” erhalten bleiben müsse.
Damit hatte die dritte große Abwehrschlacht vor Verdun ihren Abschluß gefunden.
Nachdem sich die Front in den Argonnen zum Jahresende 1914 weitestgehend stabilisiert hatte, begannen auch dort umfangreiche Baumaßnahmen um die Front zu verstärken. Neben Feldbahnen und Truppenlagern wurden auch Gefechtsstände für die höhere Führung angelegt.
Im Dezember 1916 begann die 1./Feldkompanie des Pionierbataillons 16 mit dem Bau des Kronprinz-Unterstandes nahe der Varenner Straße. Es handelt sich hier jedoch nicht um einen einzelnen Unterstand, sondern um zwei Gruppen von Unterständen. Gelegen am abfallenden Hang einer Höhenwelle, gedeckt durch hohe Bäume, bot sich hier auch eine ausgezeichnete Beobachtungsstellung durch Baumbeobachter. Diese Baumbeobachter saßen auf hölzernen Plattformen in den Baumwipfeln, die durch Leitern zu erreichen waren und beobachteten in Richtung Höhe 285.
Die Bauweise der Unterstände war für die damaligen Verhältnisse sehr umfangreich. Jeder Unterstand steht tief in der Erde und wurde mit mehreren Schichten als Deckung versehen. Dazu dienten Eisenbahn-Schienen sowie die dazugehörigen Schwellen, Erd-, Holz- und Sandsackschichten. Die Unterstände waren untereinander mit verdeckten Laufgräben verbunden.
Wie der Name Kronprinz-Unterstand zu Stande kam, ist unbekannt. Es ist nicht bekannt, dass Kronprinz Wilhelm, der Führer der 5. Armee, jemals da war. Eine Nutzung als Brigade Gefechtsstand ist da eher wahrscheinlich. Den Namen “Kronprinz-Unterstand” findet sich in der Gegend um Verdun mehrere Male. Den “Kronprinz-Unterstand” gibt es demnach nicht. So gibt es dementsprechende Gebäiude in den Argonnen, in den Ardennen, bei Verdun und auf den Maas-Höhen bei Combres.
Die Unterstände wurden luxuriös ausgestattet. So ist nach Einnahme durch die Amerikaner im September 1918 von vorgefundenen Badewannen, Konzertflügeln, Spiegeln, Wein- und Schnapsvorräten die Rede.
Die Unterstände befinden sich am Ende der geschotterten Forststraße.