Eine Familiengeschichte in Briefen und Postkarten während des Weltkriegs 1914 – 1918
Seine Geschichte lässt sich durch zahlreiche Fotos, Briefe, Feldpostkarten und Notiz- und Tagebucheinträge nachvollziehen. Nach seinem Tode wurde durch seine Eltern ein Gedenkbuch angelegt, in welchem alle Dokumente und Fotos gesammelt wurden, ebenso die seines Bruders Karl. Dieser wurde ebenfalls Opfer des Krieges. Das Gedenkbuch nutzte die Enkelin Gustavs für die weitere Aufarbeitung seiner und damit ihrer Geschichte. Seit 1967 war sie auf der Suche nach der Grabstelle ihres Großvaters. Erst 1984 wurde sie auf der Kriegsgräberstätte Cheppy fündig. Sie stellte uns die vorhandenen Dokumente zur Verfügung. Wir haben diese gesichtet, transkribiert und durch weitere Recherchen neue Informationen beigefügt.
Zur Feldpost von Gustav Schmidt
Die Geschichte von Gustav Schmidt:
Gustav Heinrich Martin Schmidt wurde am 07. April 1889 als Sohn eines Küsters in Bonn geboren und wuchs mit seinen Geschwistern in Weidenau/Siegen auf. Die Brüder sind Albrecht, Heinrich, Karl und Wilhelm, sowie die Schwestern Adeline, Berta und Klara. Ganz vorne im Bild das Pflegekind Erna.
Wehrdienst
Seinen zweijährigen Wehrdienst versah er von 1909 – 1911 beim 2. Nassauischen Pionier-Bataillon Nr. 25 in der Mudra-Kaserne in Mainz. Von dort stammen zahlreiche Feldpostkarten, welche er an seine spätere Frau Pauline schrieb.
Arbeiten bei der Hoesch AG
Bei der Eisen- und Stahlwerk Hoesch AG lernte er den Beruf des Monteurs und Brückenbauers. Wie dieses Foto mit Arbeitskollegen zeigt, war er dort 1913 angestellt.
1913 heirateten Gustav und Pauline, Trauzeuge war der Bruder Albrecht, noch im gleichen Jahr wurde Tochter Anna geboren.
Einsatz im Weltkrieg
August 1914 kam der Krieg auch über die kleine Familie Schmidt. Trotz einer Rückenverletzung meldete sich Gustav nach Ermutigung durch seine Eltern freiwillig. Er wurde als Gefreiter der Reserve in das Pionier-Regiment 20, das ehemalige 2. Lothringische (Festungs-) Pionier-Bataillon Nr. 20 in Metz eingezogen und marschierte mit der 3. Feldkompanie in Frankreich ein.
Pauline trug gerade das zweite Kind aus, welches er nur einmal während eines Heimaturlaubes sehen durfte.
Einsatzgebiet war der Raum nördlich von Verdun und die nördlichen Argonnen. Feldpostkarten und Beschriftungen zufolge, war er dort im Bereich des Brückenbaus eingesetzt. Die Kronprinzenbrücke in Sivry-sur-Meuse wurde von ihm mit erbaut. Die alte Brücke war von den Franzosen zerstört worden, um den deutschen Vormarsch zu verlangsamen.
Bilder von ihm sind mit „Eisenbahntrupp” beschriftet, seine Aufgabe lässt sich zu Beginn des Krieges im Gleis- und Brückenbau während des Vormarsches finden.
Der Ort Varennes-en-Argonne liegt einige Kilometer hinter der Frontlinie jedoch auf der östlichen Seite der Argonnen. Dort befand sich ein größerer Pionier-Park.
Zu den Postkarten aus dem Weltkrieg von Gustav Schmidt
Auszeichnungen:
Schon am 26. Januar 1915 schmückte ihn das Eiserne Kreuz II. Klasse.
Kameradschaftlich vereint…
Mit ihm in der 3./ Feldkompanie des Regiments diente Unteroffizier Hermann Wolpmann, ein Schiffszimmerer aus Bremen-Seehausen, der zum treuesten Kameraden, Weggefährten und Freund Gustavs avancierte.
Hermann Wolpmann wurde Taufpate und Namensgeber des im März geborenen Sohnes Gustav-Hermann. Er wollte sich im schlimmsten Falle um Pauline und die Kinder kümmern, so hatten es die beiden unter sich ausgemacht.
Zu den Briefen von Hermann Wolpmann an Pauline
Anmerkung der Autoren:
Hermann Wolpmann fiel am 8. Mai 1916 während der Schlacht um Verdun. Er ruht heute auf der von den Franzosen 1920 angelegten Kriegsgräberstätte Hautecourt-lès- Broville. Wo sich sein Kriegsgrab befand ist nicht bekannt.
Die Herbstschlacht in der Champagne
Am 24./25. September 1915 wurde die 3./ Kompanie in den Bereich Servon-Melzicourt in die westlichen Argonnen verlegt, um dort die Gräben der Stellung wieder herzustellen. Ein Schuss in die Brust während der Abwehr eines französischen Angriffs am Vormittag zwischen 10 und 11 Uhr setzte Gustav Schmidts Leben ein Ende. Dieser Angriff war der Auftakt der Herbstschlacht in der Champagne – sie endete am 06. November 1915 ohne nennenswerte Geländegewinne für die französischen Truppen. 145.000 französische Soldaten waren gefallen, verwundet oder vermißt, sowie 72.000 deutsche Soldaten. Einer von ihnen war Gustav Schmidt…
Auch die Kirche in Servon wurde durch zahlreichen Artilleriebeschuß zerstört.
Dies wurde oft für Propaganda, beispielsweise auf Feldpost genutzt.
Gustav Schmidt wurde durch die Kompanie, nachdem man ihn ins Lager brachte, hinter einer Anhöhe mit anderen Pionieren beerdigt. Leider ist die Lage seines Kriegsgrabes nicht mehr nachzuvollziehen. Der deutsche Soldatenfriedhof in Servon wurde bereits während des Krieges angelegt und liegt von den Truppenlagern aus gesehen “hinter einer Anhöhe”. Ob dort auch das Kriegsgrab war, bleibt für uns weiter im Nebel der Geschichte verborgen …
Der Soldatenfriedhof von Cheppy
Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde das Grab aufgelöst und die sterblichen Überreste wurden auf den Soldatenfriedhof Cheppy verbracht und dort in einem Kameradengrab beerdigt.
Die Gebrüder Schmidt
Seine beiden Brüder Albrecht und Karl dienten ebenfalls. Während über Albrecht nichts bekannt ist, wurde Bruder Karl als Angehöriger des Reserve-Infanterie-Regiment 223 am 13. Juli 1917 auf der Höhe 304 im Bereiche des Abschnittes „Hindenburg” vermisst.
An diesem Tage lag sehr starkes französisches Feuer auf den Gräben der Kompanie. Karl wurde mit weiteren Kameraden im Unterstand verschüttet und konnte nicht geborgen werden, da es das Artillerie-Feuer nicht zuließ und der Graben nebst Unterstand von der Rettungsmannschaft nicht mehr geortet werden konnte. Dieses belegen mehrere Briefe, sowie die Aufzeichnungen des Regiments. Er gehört somit zu den heute noch Vermissten aus den Kampfgebieten des westlichen Maasufers.
Zu den Briefen über Karl Schmidt
Vielen Dank an Nura Ursula für die Bereitstellung des Materials zu dieser Familiengeschichte und der Erlaubnis dieses alles hier zu veröffentlichen.